𝖑. Freds Definition eines Geschenks








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KAPITEL FÜNFZIG
Freds Definition eines Geschenks
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       ELOISE ERKANNTE DIE ANKUNFTSHALLE DES MINISTERIUMS SOFORT, als sie aus den grünen Flammen des grün-schwarz gekachelten Kamins trat. Automatisch drehte sie den Kopf zu der jungen dunkelhaarigen Frau, die selbstbewusst durch die Gänge schritt. Dann hatte der Junge aus der ersten Vision recht gehabt — sie begann im Ministerium zu arbeiten.

Es war ihr erster Tag, das war anhand der Reaktion des Zauberers, der sie empfing, deutlich geworden. Sie musste warten, gemeinsam mit einer blonden und einer dunkel gelockten Hexe in ihrem Alter. Scheinbar begannen sie in der Abteilung für Magische Internationale Zusammenarbeit.

„Warten Sie noch ein paar Augenblicke", bat der kleine, glatzköpfige Zauberer, der die drei Mädchen in den fünften Stock geführt hatte. „Jemand kommt gleich, um Ihnen alles Wichtige zu zeigen."

Und tatsächlich kam jemand — aber nicht irgendjemand. Es war der Mann von der Feier aus der ersten Erinnerung und die junge Frau erblickte ihn erst, als er schon neben ihnen in seiner Ministeriumsrobe stehenblieb. Ihr stand die Ungläubigkeit und Gereiztheit ins Gesicht geschrieben, während die beiden anderen Mädchen einen verlegenen Blick austauschten. Eloise konnte es ihnen nicht verdenken.

„Was machst du denn hier?", fragte die Frau, die scheinbar nicht zu glauben schien, dass er mit einem plausiblen Grund hier auftauchte.

„Ich bin hier, um Sie drei einzuweisen", verkündete er. „Und für Sie, Miss Fawley, ist es Mr Lestrange. Danke, Oswald, ich übernehme ab hier." Er nickte dem anderen Zauberer zu, während Miss Fawley (was sie allem Anschein nach zu Eloises Verwandter machte) Blicke in ihn bohrte.

Mr Lestrange unterdrückte ein Lächeln und ließ seine Augen erhaben über die drei gleiten. „Kommen Sie."

Und Eloise beobachtete, wie er sie durch die Abteilung führte und ihnen die Arbeitsabläufe grob schilderte, vom Handelsstandardausschluss bis zum Büro für Magisches Recht, in dem sie heute anfangen würden. Scheinbar arbeitete Mr Lestrange hier.

„Miss Parkin, Sie werden von Mrs. Bishopper eingearbeitet, Miss Wilkins von Mr Selwyn."

„Und ich?", fragte Miss Fawley, als er nichts weiter sagte.

„Von mir", antwortete Lestrange mit dem Anflug eines triumphierenden Lächelns.

Eloise merkte schnell, wie wenig ihr das passte, aber er schien das genau zu wissen. Sie war intelligent und nicht umsonst Jahrgangsbeste geworden, doch Lestrange behandelte sie, als wäre sie zu nichts in der Lage, was ihr zunehmend die gereizte Röte in die Wangen trieb. Er war nervtötend arrogant.

„Internationales Recht ist sehr kompliziert", erklärte er ihr. „Ich will Sie nicht überfordern, Sie werden genug davon in Ihren Theoriestunden lernen."

Miss Fawley knirschte mit den Zähnen bei seinen knappen Erklärungen, die er wählte, um sie nicht zu überfordern. Sie kannte ihn kaum, aber sie verabscheute ihn.

Es ging ein paar Tage so weiter, auch wenn er ihr nun ein wenig mehr zutraute. „Was dachten Sie denn? Dass Sie gleich einen Sitz in der Internationalen Vereinigung von Zauberern bekommen?", erwiderte er spöttisch auf ihre höfliche Beschwerde.

An diesem Nachmittag lief sie mit Polly und Jocelyn, ihren neuen jungen Kolleginnen, durch den Gang zum Fahrstuhl. Sie hatten endlich Feierabend, was gleichzeitig bedeutete, dass sie nicht mehr in Lestranges nerviges Gesicht schauen musste.

„Jocelyn und ich würden heute gerne in den Pub gehen. Willst du mitkommen?", fragte Polly sie und Fawley zuckte mit den Schultern. Warum auch nicht.

Doch eine bitterböse Überraschung wartete im Pub auf sie. Lestrange war auch dort. Anhand Pollys und Jocelyns leuchtenden Augen und ihrem Kichern nahm sie an, dass sie ihn eingeladen hatten. Merlin, sie hasste Menschen. Warum musste sie überhaupt Zeit mit jemandem verbringen? Sie selbst war eine viel bessere Gesellschaft und eine wesentlich bessere Unterhaltungspartnerin.

Sie war viel zu stolz, um jetzt nach Hause zu gehen. Die Genugtuung würde sie ihm mit seinem dummen Grinsen nicht geben.

„Hättest du nicht damit rechnen müssen, dass ich hier bin?", fragte er, als sie sich widerwillig neben sie setzte und Jocelyn und Polly losgingen, um Getränke zu bestellen. „Und auch, dass ich mit dir arbeiten würde?"

„So funktioniert das nicht", zischte sie gereizt.

„Wie dann?", fragte er, begierig, mehr über diese Gabe herauszufinden. In ihm brodelte es. Er wollte wissen, wie sie ihnen nutzen konnte.

„Es ist nicht so, dass ich kontrolliere, die Zukunft zu sehen. Die Zukunft kontrolliert, was ich sehe, und das ist nicht immer viel", erklärte sie knapp. Manchmal gab es monatelang nichts, aber das ging ihn nichts an. „Woher weißt du davon?"

„Gerüchte", antwortete Lestrange knapp. Sie kniff die Lippen zusammen. „Es ist etwas Besonderes, das weißt du, oder?"

„Erklär das den Zauberern, die Seher damals gejagt haben." Fawley hob stolz den Kopf und sah sich in dem gut besuchten Pub um. An der Theke standen mehrere Sabberhexen, die verschwörerisch flüsterten und sie könnte schwören, dass der Hexenmeister in der Ecke auf einer Schokofroschkarte zu sehen war.

„Sie haben Angst", meinte Lestrange schlicht. „Sie hätten sogar noch mehr Angst vor dir als vor allen anderen."

„Und warum ist das so?", fragte sie fast schon gelangweilt und drehte ihren Kopf zu ihm.

„Weil du eine der intelligentesten Hexen bist, die es gibt, weil du die Gabe hast, die Zukunft zu sehen... wenn sie dich lässt", fügte er mit einem galanten Lächeln hinzu, um zu bezeugen, dass er zugehört hatte. „Weil dich diese Kombination zu einer der mächtigsten Hexen machen könnte, die es gibt."

Ihre Lippen öffneten sich, als sie ihn betrachtete, das erste Mal mit etwas anderem als Verachtung. Sie mochte Anerkennung, sehr sogar, vielleicht weil es so schwer war, sie von ihrem Vater zu bekommen. Es hatte sie in der Schule beflügelt, zu hören, wie überragend ihre Leistungen waren und wie viel Begabung sie in sich trug.

Es war nicht nur ihre Gabe als Seherin, die es ihr möglich machte, Dinge zu erkennen, die andere nicht sahen. Sie achtete auf mehr, bemerkte mehr, analysierte mehr. Und dann war da dieser Instinkt, diese Stimme in ihr, die ihr manchmal Worte in den Mund legte, ohne dass sie wusste, woher die Erkenntnisse kamen, die da aus ihr strömten, wie als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Doch oft war es einfach nur ihr eigenes Wissen.

Sie fand schon lange, dass sie über vielen anderen Menschen und Zauberern stand, und sie mochte es, wenn jemand das genauso sah. Der Großteil der Menschheit sehnte sich nach Führung, nach jemandem, der ihnen den Weg angab und über sie bestimmte, weil sie selbst zu bequem zum Denken waren. Doch sie betrachtete sich nicht als einer von ihnen; sie betrachtete sich als diejenige, die führte.

Zumindest um die Tatsache, dass er das anerkannte, befand sie ihn bereits als intelligent genug, um sympathischer zu werden.

„War das ein Kompliment?", fragte sie herausfordernd und er schien etwas sagen zu wollen, bis Polly und Jocelyn mit den Getränken zurückkamen.

Sie konnte seinen Blick auf sich spüren, während sie Polly und Jocelyn bei ihren dämlichen Belanglosigkeiten zuhörte, und Lestrange erwischte sich dabei, wie herzlich wenig es ihn interessierte, dass Polly eine traumhafte Figur hatte und Jocelyn ihn ansah, als würde sie sich ihre Kleider vom Leib reißen, sobald er ein Wort zu ihr sagte. Es war ihm egal.

Er ging ihr zwar weiterhin auf die Nerven, aber für Lestrange änderte sich seit diesem Abend einiges: Er begann sein Ziel aus dem Auge zu verlieren. Sie wuchs ihm ans Herz zu, so anstrengend sie auch war. Denn er bewunderte sie. Sie hatte eine schnelle Auffassungsgabe, übersprang schnell die Theoriestunden und befasste sich schon nach zwei Monaten mit dem Stoff des 2. Lehrjahrs. Sie konnte sich gut ausdrücken und nahm schnell das ganze Büro von sich ein, spätestens als sie ein neues Sortiersystem eingeführt hatte, das ihnen das Leben erheblich einfacher machte.

Bald schon teilten sie sich die Arbeit, statt einen Konkurrenzkampf zu führen, und sie befasste sich mit ihrem ersten Auftrag alleine. Während Polly und Jocelyn noch viele Erklärungen benötigten, lief sie wie von selbst. Vor der Internationalen Vereinigung von Zauberern sollte ein Entwurf vorgelegt werden, internationale Richtlinien für das Vergeben einer Apparierlizenz festzulegen. In England war der Unterricht zum Apparieren streng geregelt, in anderen Ländern musste man nicht einmal eine Prüfung ablegen oder erlernte es Zuhause. Sie wollte den Vorschlag machen, einheitliche Regelungen zu erarbeiten, da das Apparieren schließlich weltweit möglich war und England in letzter Zeit mit unangenehm vielen Splinterfällen von nicht genügend ausgebildeten ausländischen Zauberern zu tun gehabt hatte.

Der Leiter der Abteilung, Nolan Bridges, war dagegen, einer neuen Mitarbeiterin wie ihr solch eine verantwortungsbewusste Aufgabe zu geben. „Vor der gesamten Vereinigung sprechen lassen! Ein junges unerfahrenes Ding wie sie!" Er schüttelte den Kopf, als Lestrange ihm den Vorschlag machte. Sie war gerade von der Mittagspause zurückgekommen und hielt neben der Tür inne. Er hatte nicht einmal die Diskretion die Stimme zu senken und Fawley verengte finster die Augen. Eines Tages würde er das bereuen, schwor sie sich.

„Sie ist die fähigste Person, die Sie hier haben", hörte sie Lestrange antworten und aus irgendeinem Grund klopfte ihr Herz schneller, als sie gespannt darauf wartete, was er sagen würde. „Sie ist mehr als geeignet, dieses Anliegen vorzubringen — sie ist vielleicht zwanzig Jahre jünger, aber wesentlich redegewandter und kompetenter als Sie."

Schweigen folgte darauf und sie hörte Bridges schweigend umkehren. Sie bewunderte die Art, wie Lestrange mit ihm redete, als ob er nicht seinen Vorgesetzten vor sich hatte, aber er war ein Lestrange... Niemand würde es wagen, etwas gegen ihn zu sagen, wenn man neben seinem Vater im Ministerium bestehen wollte.

Sie wartete ein paar Minuten, bis sie den Raum betrat, und tat so, als hätte sie nichts von dem vorherigen Gespräch mitbekommen. „Du darfst deinen Entwurf vorstellen", sagte er ihr ruhig und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Hat ein wenig Überredungskunst gebraucht."

„Ich habe euch gehört", erwiderte sie schlicht.

Er sah sie an und setzte ein Lächeln auf. „Gut", meinte er nur.

Dieser Tag änderte alles. Er hatte sich ihren Respekt verdient,

Und so fing etwas an, das sie hasste: Etwas Unerklärbares. Etwas, das sie nicht kontrollieren konnte. Sie begann, ihn zu mögen.

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Lestrange.

Eloise versuchte alles, was sie über diesen Namen wusste, in ihrem Kopf zusammenzukratzen. Sie waren ein Mitglied der Unantastbaren Achtundzwanzig und sehr stolz darauf. Wegen Grace wusste Eloise genau, dass sie Todesser gewesen waren. Die Lestranges hatten Alice und Frank Longbottom in den Wahnsinn gefoltert und saßen dafür nun in Askaban ein.

Und das war die Verbindung, die Eloise gebraucht hatte. Marissa hatte recht gehabt. Die Person, die den anderen Ring besaß, war ein Häftling im Zauberergefängnis — und hochwahrscheinlich der Nachfahre des Mannes aus der Erinnerung. Ein Mörder.

Seit sie sich mit der Magie des Rings verband, trug sie ihn nicht mehr, aber der Gedanke, dass sie jahrelang eine Verbindung zu einem Mörder gehabt hatte, behagte ihr nicht. Er war es, dessen Stimme sie am Anfang ihres 5. Schuljahres im Hogwarts-Express gehört hatte. Aber wieso hatte er dann ihren Namen gekannt? Wie viel hatte er von ihr mitbekommen? Vielleicht war die Verbindung beidseitig gewesen...

Und die Frau war eine Fawley... Vielleicht tatsächlich eine Großtante? Oder... Was war mit der Schwester ihrer Mutter?

Es laugte sie aus, diese Visionen zu sehen, also würde sie bis nach ihrem Geburtstag mit jeglichen weiteren Nachforschungen warten. Sie brauchte Energie — außerdem klappte nicht jeder Versuch und sie musste die Zeit für Hausaufgaben nutzen.

Eloise war vor ein paar Tagen zu Professor Trelawney gegangen, um sie zu fragen, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn sie sich wieder in ihre Stunden setzen würde. Scheinbar hatte sie schon damit gerechnet gehabt, zumindest hatte sie so etwas angedeutet. Sie erwartete nicht, dass es auf ihrem Zeugnis notiert wurde, sie wollte einfach nur üben. Trelawney hatte sie darin bestärkt. Das Innere Auge sei wie ein Muskel — wenn man ihn nicht trainierte, konnte man auch keinen Hochleistungssport erwarten.

Es hatten nur zwei weitere Sechstklässler Wahrsagen weitergewählt, ein Junge aus Ravenclaw und die Slytherin, die sie beim Weihnachtsball kennengelernt hatte. Rhiannon Marquez, Grahams Ex-Freundin. Sie interessierte sich hauptsächlich für Astrologie und das Handlesen.

Tatsächlich fühlte Eloise, dass es ihr guttat, sich mehr mit ihrer Gabe bewusst auseinanderzusetzen und bedacht darauf zu achten, welche Vorahnungen ihr im Alltag begegneten. Doch es war auslaugend.

Sie las viele Bücher, kümmerte sich um ihre Hausaufgaben, verbrachte Zeit mit ihren Freunden und natürlich auch mit Fred — letztens war sie so müde gewesen, dass sie einfach neben ihm eingeschlafen war, während er von den geplanten Nasch- und Schwänzleckereien erzählte. Zum Glück war er bereit, diese Innovation noch einmal genauer zu erläutern.

Meistens jedoch taten sie das Gegenteil von schlafen. Fred zu küssen hatte etwas süchtig machendes. Manchmal konnte sie kaum anders, als es einfach selbst zu tun, wenn es ihr zu lange dauerte. Nicht lange nach ihrem ersten Kuss hatte Fred damit begonnen, ihren Hals zu küssen, und Eloise schwor, dass sie jedes Mal innerlich fast starb, wenn sie seine Lippen an dieser empfindlichen Stelle spürte. Am Anfang war sie so empfindlich gewesen, dass sie manchmal in Gelächter ausgebrochen war, weil es so gekitzelt hatte. Generell hätte Eloise nicht damit gerechnet, wie oft sie von Lachanfällen unterbrochen wurden, wenn sie sich küssten. Doch wenn man währenddessen plötzlich auf das Thema kam, dass Dumbledore so etwas auch schon einmal gemacht hatte, war es auch äußerst schwer, wieder ernst zu werden.

Was sie auch nicht erwartet hätte, war, wie vorsichtig Fred mit ihr umging. „Wenn du irgendwas nicht willst, sag mir das, okay?", sagte er öfters zu ihr. „Du kannst meine Hand immer wegschieben, wenn was zu viel ist. Und nur weil du einmal gesagt hast, dass es okay ist, heißt das nicht, dass du nicht mehr sagen darfst, wenn du was nicht willst."

Aber Eloise hatte zu ihrer eigenen Überraschung gar nichts einzuwenden, wenn er mit seiner Hand unter ihr Shirt wanderte, um sie am Rücken zu streicheln und näher an sich heran zu ziehen, wenn sie kuschelten. Sie hatten letztens über ihre Unsicherheiten gesprochen, was ihre Körper anging. Irgendwie eröffnete es Eloise eine völlig neue Welt, dass sich nicht nur Mädchen Gedanken über so etwas machten. Scheinbar mochte Fred seine Nase nicht, wobei ihr noch nicht so ganz klar war, wieso. Außerdem war er sich wohl oft nicht sicher gewesen, ob seine roten Haare und die Sommersprossen für viele Mädchen unattraktiv wären.

Als Eloise angesprochen hatte, sich manchmal dick zu finden und ihren Bauch nicht zu mögen, nachdem sie gegessen hatte, war Fred erstaunt. Nach einer Weile, als sie begonnen hatten, sich weiter zu küssen, hatte Fred plötzlich ihre Bluse aufgeknöpft und sie dabei aufmerksam angesehen, um ihre Reaktion einzuschätzen. Anschließend küsste er ihren Hals, ihr Dekolleté, sparte vorsichtig den Bereich ihres BHs aus und sprang stattdessen zu ihrem Bauch weiter, um ihn zu küssen. „Ich finde dich wunderschön", sagte er dabei mit einem sanften Lächeln. „Und deinen Bauch auch."

Die Schmetterlinge in ihrem Magen vereinnahmten ihren Körper so sehr, dass sie kaum antworten konnte. Selbst wenn sie im Nachhinein daran dachte, wurde ihr fast schon schwindlig, vor lauter Wärme, die ihre Brust überkam. Mit Fred verschwamm die Zeit nur so.

Und dann stand der 3. Februar vor der Tür. Genau wie an ihrem sechzehnten Geburtstag dachte Eloise an Fred, sobald sie aufwachte, diesmal jedoch aus anderen Gründen. Sie war sicher, dass es ein toller Tag werden würde. Es war ein Freitag, was bedeutete, dass sie heute Abend nicht früh ins Bett gehen mussten, um den morgigen Schultag zu überleben. Alle hatten zugesagt, einen entspannten Abend im Gemeinschaftsraum zu verbringen, Robin hatte gefragt, ob er Marissa mitbringen konnte, und Cedric wollte Cho an seiner Seite haben, und da sie damit sechzehn Leute sein würden, musste Eloise auch keine Sorge haben, dass jemand starb. Ein wundervoller Geburtstag also.

Zumindest würde er wundervoll sein, wenn Fred auf sie hörte. Eloise hatte ihn gezwungen, ihr zu versprechen, nichts Auffälliges anzustellen oder eine große Show abzuziehen. Es musste nicht jeder davon erfahren, dass sie siebzehn wurde. Seit sie mit Fred zusammen war, war ihr nämlich erneut klar geworden, wie beliebt und bekannt Fred in dieser Schule überhaupt war.

Die Leute schenkten ihr plötzlich Aufmerksamkeit. Wenn sie sich vorher beschwert hatte, war das nichts gegen den jetzigen Zustand. Es hieß nicht „Eloise Fudge ging mit Fred Weasley", es war immer (ohne Ausnahme) „Fred Weasley ging mit Eloise Fudge". Man könnte meinen, darin gäbe es keinen Unterschied, aber das war nicht die Wahrheit. Sie war Freds Freundin und es gab sogar Mädchen, die ihr das regelrecht übelnahmen, zumindest warfen sie ihr hin und wieder finstere Blicke zu.

Und Fred hatte sich unsicher gefühlt, weil sie die Tochter des Ministers war oder weil er rote Haare hatte? Spätestens jetzt sollte ihm auffallen, dass das ganz und gar nicht nötig gewesen wäre, aber ihm schien nichts daran ungewöhnlich vorzukommen.

Sie hoffte sehr, dass er sich an sein Versprechen halten würde. Gestern Abend hatte er ihr einen Umschlag gegeben und ihr aufgetragen, um sechs Uhr dreißig aufzustehen. Das war Folter. Normalerweise ging Eloise um viertel nach acht zum Frühstück, wenn sie zur ersten Stunde um neun musste. Das hieß, sie stand um halb acht auf, nicht um halb sieben. Scheinbar verstand Fred die Definition eines Geschenks nicht...

Trotzdem stellte sie ihren Wecker und griff murrend nach dem Brief, den er ihr gegeben hatte. Sie blinzelte angestrengt, um die Schrift zu lesen, die ihr nun entgegenblickte und seufzte.

Einen wunderschönen guten Morgen,

ich hoffe, du bist wach... STEH AUF.

Komm um sieben in den dritten Stock zur Statue der buckeligen Hexe.

Ich warte, sei nicht zu spät.

(Steh auf.)

Happy Birthday, Wüstenröschen. Jetzt bist du volljährig, wie aufregend...

Darunter folgte die sich bewegende Zeichnung eines simpel gemalten Gesichts, das sich kichernd die Hand vor den Mund hielt.

„Irgendwann...", murmelte sie drohend mit der Aggression, die man nur aufbrachte, wenn man aus seinem Schlaf gerissen wurde — und das auch noch an ihrem siebzehnten Geburtstag. Und wo war diese buckelige Hexe? Er glaubte auch, jeder trieb sich heimlich herum und erkundete dubiose Gänge — oder hatte eine magische Karte als Hilfsmittel. Sie hoffte, dass er einen guten Grund dafür hatte.

Müde schleifte sie sich so leise sie konnte aus ihrem Schlafsaal und war froh, dass sie ihren blauen Poncho angezogen hatte, um sich warm zu halten. „Entschuldigen Sie", murmelte sie verschlafen, als sie vor dem Kamin stehenblieb, und verzog entschuldigend das Gesicht, als das Gemälde von Helga Hufflepuff erwachte, ihre Schlafmaske abzog und sie aus erschöpften Augen anblickte. „Es tut mir leid, dass ich störe", fuhr Eloise fort.

„Nein, mein Kind", winkte Helga Hufflepuff sofort ab und richtete ihre freundlichen Augen besorgt auf sie. „Kann ich dir helfen? Geht es dir gut?"

„Ja", sagte Eloise dankbar. „Ich habe nur eine Frage — wissen Sie, wo die Statue der buckeligen Hexe ist?"

„Die Statue der buckeligen Hexe", murmelte Helga Hufflepuff nachdenklich, bevor sie ausrief: „Aber natürlich! Wenn du die Treppe aus der Eingangshalle in den dritten Stock zum Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste nimmst und an dem Klassenraum vorbeigeht, weiter zu der Treppe, die... ach, du weißt vermutlich nicht, wohin Godric seinen Gemeinschaftsraum gelegt hat..."

„Doch", antwortete Eloise erleichtert.

Helga Hufflepuffs Augen hellten sich froh auf. „Perfekt! Wenn du am Klassenraum vorbei Richtung der Treppen gehst, die zu den Gryffindors führen, sollte die Statue irgendwann auf deiner linken Seite auftauchen."

„Vielen Dank." Eloise war froh, dass es so viele Gemälde gab, die das Schloss kannten. Und wer kannte es schon besser als eine der Gründerinnen?

„Warum möchtest du zu der Statue?", fragte Helga Hufflepuff, aber ihre Stimme klang nicht skeptisch, sondern ehrlich interessiert.

„Oh." Eloise überlegte kurz. „Ich habe Geburtstag und mein... ähm... Freund, er plant irgendetwas und meinte, ich soll dorthin kommen."

„Wie schön." Die Augen der älteren Hexe funkelten verzückt. „Alles Gute zum Geburtstag! Und viel Spaß", fügte sie zwinkernd hinzu und Eloise lächelte freundlich, bevor sie sich auf den Weg machte.

Das Frühstück hatte noch nicht begonnen, also gab es streng genommen keinen Grund für sie herumzustromern. Die Nachtruhe war jedoch vorbei. Außerdem hatte sie sich ja genauso früh aus dem Schloss begeben, wenn sie mit Cedric für das Turnier geübt hatte.

Trotzdem zuckte sie fast zusammen, als ihre Schritte so laut auf den Treppen widerhallten und sah sich vorsichtig um. Niemand schien hier zu sein. Doch gerade als sie innehielt, fiel ihr auf, dass da immer noch ein Geräusch war. Sehr leise, als würde sich jemand wirklich bemühen, die Treppe herunterzuschleichen, aber... da war definitiv etwas. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Alles war leer. Selbst die Geister schliefen.

„Hallo?", fragte sie skeptisch. Nichts.

Und dann tauchte Harrys Kopf in der Luft auf.

Eloise musste sich davon abhalten, leise aufzuschreien.

„Ich bin's nur", sagte er hastig, doch Eloise klappte sprachlos der Mund auf.

„Du", begann sie um Worte ringend. „Aber— Wo ist dein Körper?"

„Ist noch dran", gab Harry schlicht zurück und sah sich um.

„Sicher?", fragte Eloise entgeistert.

„Sonst wäre es ein bisschen schwer zu... naja... leben", meinte Harry entspannt. „Ist ein Tarnumhang."

„Du hast einen Tarnumhang?", entfuhr es Eloise und sie zuckte bei ihrer lauten Stimme, die im Treppenhaus widerhallte, selbst zusammen. „Wie cool", fügte sie leise hinzu. „Aber die Nacht ist doch vorbei, was hast du vor?"

„Ich geh zur Bibliothek", antwortete Harry und hielt kurz inne, bevor er sagte: „Wegen der zweiten Aufgabe."

„Hast du sie schon gelöst?", fragte sie, doch Harry betrachtete sie auf diese Frage hin nur skeptisch. „Ich frag nicht wegen Cedric."

„Schon gut", murmelte Harry. „Ja", gab er dann zu. „Aber das macht's nicht leichter."

Eloise nickte. Bisher hatte Cedric nicht verlauten lassen, worum es bei der nächsten Aufgabe ging. „Hat die Bibliothek denn schon auf?", fragte sie weiter.

„Nein, deswegen der Umhang", erklärte Harry mit dem Anflug eines Grinsens.

„Ah", gab Eloise zurück. Er musste nervös sein, wenn er jetzt schon frühmorgens in die Bibliothek schlich, um eine Lösung zu finden. „Ganz schön früh."

„Du auch", erwiderte Harry nur. „Wohin gehst du eigentlich?"

„Zu — ähm—" Eloise deutete stammelnd nach oben, während Harry leicht die Augenbrauen hob.

„Unserem Gemeinschaftsraum?", fragte er dann.

„Nein, zu — ähm — Fred", antwortete sie. „Er will, dass ich zu irgendeiner Statue im dritten Stock komme, keine Ahnung wieso."

„Ah." Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf Harrys Gesicht ab.

„Weißt du was?", fragte sie misstrauisch.

„Nein nein", sagte Harry schnell.

Sie sahen sich eine Weile schweigend und unbeholfen an. Irgendwie kannten sie sich, aber irgendwie auch nicht so gut, dass sie offen miteinander reden würden. Andererseits wusste Eloise, dass die Weasleys Harry wie einen eigenen Sohn aufnahmen und er Fred am Herzen lag, also würden sie vermutlich irgendwann bei einem Familienessen zusammensitzen.

Und auch ihr Dad behandelte Harry spätestens seit dem Ausbruch von Sirius Black mit einer gewissen väterlichen Nachsichtigkeit. Er war ja auch der Grund dafür, dass Du-weißt-schon-wer tot war. Eloise hatte Heldengeschichten über Harry gehört, bevor sie ihn überhaupt kennengelernt hatte. Das machte die seltsame Unsicherheit jedoch nach wie vor nicht besser. Für Eloise war Harry immer noch ein obskures Konstrukt von dem Wunderjungen, der aus unklaren Gründen einen dunklen Magier als Baby besiegt hatte.

„Okay", ergriff Eloise das Wort. „Dann viel Spaß in der Bibliothek."

„Ja, ähm, dir auch."

Mit einem unbeholfenen Winken, für das sie sich ein paar Sekunden später von der Treppe stürzen wollte, verabschiedete sie sich von Harry, nur um sich drei Stufen weiter wieder umzudrehen. „Harry?", fragte sie.

Überrascht drehte er sich wieder um.

„Ich...", begann sie. „Also, ich habe gehört, dass du dich Moodys Imperio widersetzen konntest."

„Ja", sagte Harry nur, als sie nicht weitersprach.

„Ich hab's auch geschafft", gab sie zu. Wieso waren es eigentlich immer Harry und sie, die in Ohnmacht fielen oder sich dunklen Zaubern widersetzten? „Und ich wollte nur wissen, wie du es geschafft hast?"

Harry zog die Augenbrauen zusammen. „Vermutlich so wie du."

„Ja", sagte Eloise hastig mit einem kleinen Lachen, während sie sich einen Vorwand einfallen ließ. „Es ist nur, ich habe meinen Freunden versucht es zu erklären, aber sie bekommen es trotzdem nicht hin, also dachte ich... vielleicht hattest du eine andere Methode?"

„Na ja", meinte Harry schulterzuckend. „Irgendwann habe ich halt hinterfragt, warum ich Hampelmänner auf einem Tisch machen sollte und mich gewehrt."

Eloise nickte und bemerkte erst nach einigen Augenblicken, dass Harry sie abwartend ansah. „War bei mir auch so", log sie schnell. „Okay, ähm, dann bis später!"

„Ja", erwiderte Harry und nach einem weiteren unangenehmen Moments des Umdrehen und Verabschieden machte sie sich weiter auf den Weg zum dritten Stock. Warum hatte sie gefragt? Hatte sie gehofft, Harry beschrieb den Effekt genauso, wie sie ihn gespürt hatte?

Wie auch immer... Sie war siebzehn, sie brauchte heitere Gedanken! Die Statue... Vorbei am Klassenzimmer für Verteidigung also? Ah ja, es ging weiter geradeaus und da hinten müsste eine Treppe sein, die schneller zum Gryffindor-Turm führte als das Haupt-Treppenhaus.

Stolz leuchteten Eloises Augen auf, als sie die Statue von Gunhilda von Gorsemoor sah. Ha! Helga Hufflepuff sei Dank. Und da war ja auch—

„Du bist spät", waren Freds erste Worte, als er sich grinsend von der Wand hinter der Statue abstieß, sodass er in ihr Blickfeld trat. Er sah nicht so aus, als wäre er schon lange wach. Seine roten Haare hingen ihm unordentlich über die Stirn und sein Lächeln war zwar frech, aber nicht so energetisch wie sonst. „Ich hätte ein wenig mehr Anstand erwartet."

Eloise verengte ihre Augen. „Sei froh, dass ich überhaupt hier bin", murrte sie und blieb neben der Statue stehen.

Fred lachte und lief auf sie zu. „Oh, ist da jemand zu früh geweckt worden?", fragte er, während er ihr belustigt auf die Nase stupste.

„Dünnes Eis, Fred", murmelte sie nur. „Wendy ist es nicht gewohnt, so früh Frühstück zu bekommen."

„Sie wird's überleben."

Sie warf ihm weiter einen finsteren Blick zu, als Fred ein breites Grinsen aufsetzte. „Also...", begann er und vollführte ein verführerisches Zwinkern, das mit seinem verwuschelten Haar sexyer war, als Eloise je zugeben würde. „Wo ist mein Geburtstagskuss?"

„Es ist mein Geburtstag", sagte Eloise, die ihn immer noch ungerührt ansah.

„Nah", erwiderte Fred grinsend und machte noch einen Schritt näher an sie heran, sodass Eloise ihren Blick heben musste, um seine Augen sehen zu können. Sie konnte seine Hände auf ihren Armen fühlen, während sein Mundwinkel zuckte, und erinnerte sich daran, ein- und auszuatmen. Man glaubte es nicht, aber das konnte wirklich sehr schwer sein. „Das heißt, du brauchst einen Geburtstagskuss, und da nur ich das machen darf..."

Sie wusste wirklich nicht, woher die Sturheit kam, mit der sie frech das Kinn reckte, als Freds Mund kurz vor ihrem war, und sagte: „Vielleicht frage ich ja George."

Fred verengte die Augen, als Eloise herausfordernd grinste. „Nur über meine Leiche", murmelte er und als er seine Hände an ihre Wangen legte, vergaß sie alles, was sie hätte sagen können, denn er küsste sie, um sie in seliges Vergessen zu stürzen.

Das einzige, was sich in diesem Moment klar in ihrem Bewusstsein formte, war die Bestätigung dessen, was sie längst gewusst hatte: Es gab nichts Besseres, als morgens an ihrem Geburtstag in Fred Weasleys Armen zu sein.

Freds Augen funkelten, als er sich von ihr löste, während Eloise verstummt war und ihn versöhnlich ansah. „Alles Gute zum Geburtstag", sagte er feierlich, bevor er ihr ein verschwörerisches Zwinkern zuwarf. „Also...", begann er mit einem unheilvollen Gesichtsausdruck. „Wir starten deine Volljährigkeit mit..." Er machte eine Kunstpause. „Etwas Verbotenem!"

„Etwas Verbotenem?", wiederholte Eloise plötzlich hellwach.

Fred grinste. „Dachte ich mir doch, dass dir das gefällt."

„Fred, eigentlich sollte man verantwortungsbewusst werden, wenn man volljährig wird, und keine askabanreifen Straftaten begehen", begann sie, doch während ihres Satzes nickte er nur gelangweilt und verdrehte die Augen, als hätte er das hundertmal gehört.

„Askabanreif würd ich's jetzt nicht nennen", meinte er entspannt. „Nur ein kleiner... Ausflug!"

Sie betrachtete ihn skeptisch. „Ein Ausflug wohin?"

Fred grinste immer breiter. „In den Honigtopf!"

Eloise klappte begeistert der Mund auf. „Du zeigst mir den Geheimgang?", fragte sie aufgeregt.

„Ja", erwiderte er stolz und holte seinen Zauberstab heraus, mit dem er auf die Statue zeigte. „Dissendium!"

Als sich der Buckel der Hexe öffnete und einen Gang freigab, legte sich ein ungläubiges Grinsen auf ihre Lippen. Wie spannend.

„Wir brauchen doch Proviant für heute Abend", meinte er, bevor er voranging und ihr galant eine Hand hinhielt, um ihr in den Gang zu helfen.

„Und du bist sicher, dass wir das... dürfen?", fragte sie kleinlaut.

Fred sah sie lange an und verzog verwirrt das Gesicht. „Nein. Es ist doch der Punkt, dass wir es nicht dürfen", antwortete er langsam.

„Stimmt", antwortete Eloise, atmete tief durch und strich sich über ihre Haare. Okay okay, für so etwas brauchte sie eigentlich seelische Vorbereitungszeit. Sie musste sich darauf einstimmen, etwas Verbotenes zu tun. Sie griff nach seiner Hand und ließ sich von ihm in den Buckel hineinhelfen.

„Achtung, da ist eine—"

Doch bevor er sie warnen konnte, entfuhr Eloise schon ein heller Schrei, als sie wegrutschte.

Fred seufzte. „—Rutsche", beendete er seinen Satz und verzog kurz das Gesicht, als er sie auf dem Boden ankommen hörte. 

„Hmpf", kam von Eloise zurück, die schmollend auf dem Erdboden saß und die Arme verschränkte.

„Vorsicht", hörte sie Freds Stimme und stand gerade noch rechtzeitig auf, bevor er sich ebenfalls von der Erdrutsche nach unten befördern ließ. Eloise sah dabei zu, wie sich der Buckel schloss. „Jetzt müssen wir erstmal ein bisschen laufen."

Eloise duckte den Kopf und hoffte, dass dieses ein bisschen nicht zu lange war, da es sich in dieser Position doppelt so lang anfühlte, durch diesen Gang zu laufen. Die Wände waren sehr eng und Fred musste hinter ihr herlaufen. Angeekelt sah Eloise kurz nach unten, als sie in irgendetwas Schmieriges trat.

„Ist das nicht super aufregend?", fragte Fred in diesem Moment grinsend und fing sich einen finsteren Blick von ihr ein.

„Mega", sagte sie sarkastisch, lächelte aber in sich hinein, als sie gebückt durch den Geheimgang lief. Das war schon ziemlich aufregend... Endlich konnte sie ein kleines Licht am Ende des Tunnels sehen, das scheinbar von der Decke herabzufallen schien. Sie blieb stehen, als der Gang endete und blickte zu Fred hinter ihr auf, der die Arme hob, um die Falltür hochzudrücken. Grinsend half er ihr herauf und als Eloise auf der Kante saß, hievte er sich selbst in den Keller des Honigtopfs. Für einen Moment wünschte sich Eloise, dass er keinen Pullover nicht anhätte, weil sie dann einen besseren Blick auf seine Arme haben könnte.

Während sich Eloise mit großen Augen im geräumigen Lagerkeller umsah, der von lauter Kisten vollgestellt war, die einen süßen Geruch verströmten, setzte sich Fred neben sie und sah sie an.

„Das ist echt cool", sagte sie leise, als sie schwungvoll den Kopf zu ihm drehte. Fred nickte, doch dann runzelte Eloise die Stirn. „Aber Fred", fuhr sie fort. „Der Honigtopf hat doch noch gar nicht auf!"

„Jaja", erwiderte er nur. „Wir lassen zwei Galleonen oben liegen."

Das schien Eloise zu beruhigen und Fred lächelte breit. Es war schwer den Blick abzuwenden, wenn er das tat — also tat sie es nicht. Es war leicht, an nichts zu denken, wenn sie bei ihm war. Keine unverzeihlichen Flüche, kein inneres Auge, kein Ring. Nichts schien wichtig zu sein, so als wolle sie an nichts anderes mehr denken, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Welt war heller mit ihm, vor allem wenn er so lächelte, fast wie die ersten goldenen Sonnenstrahlen, die in der Morgendämmerung das Zimmer erhellten.

„Woran denkst du?", fragte Fred mit einem neugierigen Gesichtsausdruck.

„Nichts", antwortete Eloise sanft.

„Das geht doch gar nicht."

Ein leises Schmunzeln entwich ihr und sie sah kurz auf den Boden, bevor sie wieder zu Fred aufblickte. „Ich bin glücklich", sagte sie dann.

„Okay..." Fred kniff forschend die Augen zusammen, grinste aber. „Seltsamer Moment das zu erkennen—"

Sie verdrehte die Augen, aber Fred sah aus, als wüsste er ganz genau, was in ihr vorging, und legte ihr mit einem schiefen Lächeln eine Hand an die Wange, um ihr eine Haarsträhne zur Seite zu streichen.

„Du siehst wunderschön aus", murmelte er gedankenverloren, während ihr ihr durch die Haare strich. Eloise errötete, aber dann begann Fred zu grinsen und fügte hinzu: „Also dafür, dass du so früh aufgestanden bist."

Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, der ihn zum Schmunzeln brachte.

„Komm, lass uns dir Schokofrösche holen", sagte er sanft.

„Und Pfefferkobolde für George, sonst beschwert er sich", fügte sie hinzu.

Fred grinste und hielt ihr eine Hand hin, die sie sofort ergriff. „Und Karamellbonbons", sagte er, während er sie zu einer Kiste führte.

„Oh, ich liebe Karamell", schwärmte Eloise.

„Ich weiß", entgegnete Fred und holte eine Tüte hervor. „Musst du ja auch bei deinem Namen."

Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, als er auf den Schriftzug Caramel Sea Salt Fudge deutete.

Wenig später kehrten sie mit den Taschen voller Süßigkeiten in den dritten Stock zurück und Eloise sah mit ihrer Ausbeute zufrieden aus, als sie neben ihm zurück zu den Treppen lief.

„So, Angelina hat uns schon gestern was zu trinken besorgt, für Süßigkeiten ist gesorgt...", zählte Fred auf. „Alles perfekt — jetzt gebe ich dir nur noch dein Geschenk, bevor wir zum Unterricht müssen."

Bei diesen Worten leuchteten Eloises Augen auf, auch wenn es ihre Gedanken darauf lenkte, dass sie noch einen langen Schultag vor sich hatte, bevor sie endlich feiern konnte. „Es sollte ein Verbrechen sein, am Geburtstag zur Schule zu müssen", jammerte sie mit einem leidenden Unterton.

„Sag mal nichts, letztes Jahr hatte ich Ferien und dieses Jahr nicht", beschwerte sich Fred schwerfällig. „Das wird ein Albtraum."

„Ich habe nie Ferien an meinem Geburtstag."

„Tja." Fred grinste dreist.

„Du bist heute ein bisschen streitlustig, kann das sein?", fragte Eloise und Fred pikste sie so unerwartet in die Seite, dass sie fast in die Luft hüpfte. Als sie ihn empört von sich wegstoßen wollte, griff er nach ihrer Hand und zog sie näher an sich heran, sodass sie fast stolperte und er sie gerade noch so vom Treppenabsatz wegziehen konnte. Lachend rangelte sie mit ihm, bis plötzlich ein Paar auf dem Boden klackender Schuhe sie dazu brachte, voneinander abzulassen. Fred stieß sie förmlich einen Meter von sich weg, als er Professor McGonagall erblickte, die mit einem unleserlichen Ausdruck über ihre Brille von Fred zu Eloise sah.

„Guten Morgen", sagte sie streng und Eloise erwiderte ihre Begrüßung kleinlaut, während Fred erfreut grinste.

„Morgen, Professor", erwiderte er gut gelaunt. „Sind Sie auch auf dem Weg zum Frühstück?"

„Ja, Mr Weasley", antwortete Professor McGonagall und warf den beiden einen skeptischen Blick zu. „Warum sind Sie schon so früh auf den Beinen? Sie haben heute Morgen keinen Unterricht."

„Sie kennen meinen Stundenplan auswendig?", fragte Fred überrascht.

„Ich weiß, dass Ihr Bruder und Miss Fudge morgens in meinem Verwandlungskurs sind, im Gegensatz zu Ihnen."

„Und deswegen darf ich nicht meine Freundin, die übrigens Geburtstag hat, begleiten und sie mit meiner Gesellschaft glücklich machen?"

„Nun, ich schätze, das dürfen Sie", gab die Verwandlungslehrerin zu. „Aber Sie müssen zugeben, dass es normalerweise nichts Gutes bedeutet, wenn Sie im Schloss umherwandern, obwohl Sie keinen Unterricht haben."

„Dann würde es ja fast nie was Gutes bedeuten", erwiderte Fred angegriffen und McGonagalls Mundwinkel zuckten leicht.

„Ganz genau", antwortete sie und Fred öffnete empört den Mund.

„Professor, vermutlich denken Sie immer noch, ich wäre dieser verantwortungslose Unruhestifter, der ich vor vielen, vielen Jahren einmal war, aber ich bin nun ein verantwortungsbewusster Mann geworden."

Eloise konnte das Prusten gar nicht unterdrücken, das sich seinen Weg durch ihre Kehle bahnte und schaffte es gerade noch, es als ein heftiges Räuspern zu tarnen.

„Ja, ganz recht", sagte Fred, der wieder auf sie aufmerksam geworden war und demonstrativ einen Arm um Eloise legte. „Ich habe jetzt eine sehr gewissenhafte Freundin, die niemals etwas Verbotenes tun würde, nicht mal etwas ansatzweise Verbotenes, ja nicht einmal etwas Spaßiges, das erlaubt ist."

Eloise drehte empört ihren Kopf zu ihm herum.

„Dessen bin ich mir sicher", sagte Professor McGonagall mit einem leichten Kopfschütteln, bevor sie mit einem letzten misstrauischen Blick an ihnen vorbei die Treppe herabging. Am Treppenende drehte sie sich noch einmal um. „Und passen Sie, dass Sie es nicht ihren Eltern gleichtun und diese Treppe herunterstürzen."

„Meine Eltern sind die Treppe runtergefallen?", fragte Fred sprachlos.

„Nun, sie hatten auch Schwierigkeiten damit, sich auf den Boden unter ihren Füßen zu konzentrieren anstatt aufeinander." Professor McGonagall drehte sich zu Eloise. „Und alles Gute zu Ihrem Geburtstag, Miss Fudge."

„Danke", murmelte sie mit roten Wangen, als sie fortging, und sah Fred vorwurfsvoll an, der Eloise belustigt folgte, sobald sie weiterging. Sie hoffte, dass er diese Peinlichkeit mit seinem Geschenk  gutmachen könnte, aber Eloise musste in der Großen Halle wieder einmal feststellen, dass es Fred manchmal guttun würde, ihre Eigenschaft zu haben, gewisse Dinge zu durchdenken.

Denn dann hätte er seiner gewissenhaften Freundin sicherlich keinen 10-Sekunden-Pickel-Entferner geschenkt, den er selbst entwickelt hatte. Gut, er war Teil einer dreiteiligen Kollektion, die Fred Wunder-Hexe-Produkte nannte, aber dennoch sah Eloise mit einem Blick an, der dafür sorgen sollte, dass die Galleone bei ihm fiel. Sie fiel aber nicht.

„Ein Pickel-Entferner?", fragte sie.

„Nein nein, er entfernt sie in zehn Sekunden!", verkündete Fred stolz. „Wir haben da ewig dran gearbeitet und du hältst das fertige Endprodukt in den Händen — das reißen uns die Leute irgendwann aus den Händen! Die Liebestränke werden auch Teil der Kollektion, da brauchen wir nur noch ein bisschen mehr Zeit, obwohl du ja schon einen getestet hast—" Bei ihrem Blick korrigierte er sich schnell: „—abgekriegt hast, meinte ich."

„Und der hier?" Sie hielt einen Lipgloss in die Höhe.

„Erstens glitzert der und Angelina meinte, die Farbe würde dir stehen; zweitens hält er zwölf Stunden, bleibt an keinem Glas kleben, geht nicht mal beim Essen — oder Küssen — ab und wirkt sofort gegen trockene Lippen."

„Oh, das ist echt cool", entfuhr es Eloise überrascht und drehte das Produkt in ihren Händen. „Das ist sogar ziemlich genial", stellte sie fasziniert fest.

„Ich weiß", grinste Fred stolz. „Und das—" Er deutete auf das Make-Up. „Das ist transparentes Make-Up, aber wenn du es aufträgst, passt es sich sofort an deinen Hautton an. Ich sag dir, dieses Schminken ist eine halbe Wissenschaft, das ist komplizierter als Arithmantik. Angelina und Katie haben uns diese ganzen Hauttypen erklärt und dann diese Zonen im Gesicht, was man da alles hervorheben kann und diese Contouring-Techniken und was auch immer — auf jeden Fall macht das das hier alles automatisch und die Haut glänzt nicht, also braucht man auch kein Puder, weil es so natürlich aussieht." Stolz nickte er bei Eloises überwältigtem Gesicht. „Außerdem arbeiten wir an einem passenden Rouge, aber wir probieren einen Trank zu entwickeln, der die Wangen natürlich rötet—"

„Fred, das... das ist wirklich beeindruckend", unterbrach sie ihn und vergaß ihre erste Reaktion auf den Pickel-Entferner, der um ehrlich zu sein ja gar nicht so unnütz war...

„Ja?", fragte Fred, den das zu freuen schien. „Ich wollte das unbedingt fertigbekommen, bevor du Geburtstag hast..."

„Ihr müsst auch unbedingt was für die Wimpern machen", schlug sie vor. „Irgendwas, was hält, ohne ständig zu verschmieren und sich dafür einfach entfernen lässt. Und für die Augenbrauen— oh Mann, das ist echt cool."

„Ich weiß, ich weiß", grinste Fred zufrieden. „Ich hab aber noch was für dich gemacht." Er holte etwas aus seiner Tasche hervor und hielt stolz ein kleines zusammengefaltetes Stück Pergament in die Luft, das er Eloise vor die Nase hielt. „Hier."

Neugierig nahm sie es entgegen und öffnete es, doch da war... nichts. Fragend sah sie ihn an, also schob er den Ärmel seines Pullovers zurück, wo er das Lederarmband trug, das Eloise ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. „Der Trick ist", begann er und öffnete den Verschluss, aus dem er etwas schüttelte, das sich vergrößerte, sobald es herausfiel — es war ebenfalls ein Stück Pergament, genau wie das ihre. „Die beiden hier sind verbunden. Wenn du was auf deins schreibst, kann ich es lesen und umgekehrt. Es verschwindet, sobald eine neue Nachricht geschrieben wird. Ich habe es mit meinem Armband verbunden. Wenn du mir schreibst, wird es warm, dadurch merke ich es. Ich will irgendwann eine Feder hinzufügen, aber George und ich planen noch selbstschreibende Federn, von daher kommt das erst später", fuhr er fort, als wäre es nichts Großes, und Eloise konnte nicht anders, als ihn in diesem Moment einfach nur schweigend zu betrachten und diesen Erfindergeist, den er in sich trug, zu bewundern. „Ich dachte mir, wenn du eine Uhr von deinen Eltern bekommst, könnte das bei dir genauso sein."

„Fred", sagte sie, immer noch zu tief beeindruckt. „Das ist so...krass."

Er zuckte mit den Schultern und wenn sie sich nicht irrte, war er doch tatsächlich ein wenig rot um die Ohren geworden.

Sie probierten das Stück Pergament sofort aus und es funktionierte perfekt — natürlich, sie hatte nichts anderes erwartet! Sobald Ophelia, Arwen und Grace zum Frühstück kamen, das endlich serviert wurde, konnte Eloise gar nicht mehr aufhören, von Freds genialen Erfindungen zu sprechen. Normalerweise mochte er diese Aufmerksamkeit ja, aber er schien regelrecht verlegen zu werden, während Eloise einfach nur unglaublich stolz auf ihn war.

Sie konnte es kaum erwarten, die Wunder-Hexe-Produkte endlich auszuprobieren, und fiel fast vom Glauben ab, als sie nach dem Unterricht ins Bad eilte und das Make-Up ausprobierte, um sich für ihre Feier fertigzumachen. „Leute", sagte sie, als sie immer noch mit offenem Mund in ihren Schlafsaal lief. „Ihr müsst euch das angucken."

Grace sah auf, als Eloise sich zu ihr aufs Bett setzte, und runzelte die Stirn, bevor sich auch ihre Augen weiteten. „Das ist das Make-Up der Zwillinge?", fragte sie fasziniert und umfasste Eloises Gesicht mit ihren Händen, um es herumzudrehen. „Man sieht das einfach nicht — also man sieht es, aber du weißt, was ich meine."

Auch Ophelia und Arwen näherten sich nun interessiert.

„Darf ich mal den Pickel-Entferner probieren?", fragte Arwen. „Ich hab da einen fiesen auf der Nase."

Eloise kramte in ihrer Kosmetiktasche und schüttelte den Entferner, bevor sie Arwen zu sich heranwinkte und ihr den Stift auf die Stelle auftrug. Fasziniert beobachteten sie, wie die zuvor gerötete Stelle eine normale Farbe annahm, kleiner wurde und schließlich völlig verschwand.

Ophelia klappte der Mund auf.

„Mein Freund ist ein Genie", entfuhr es Eloise sprachlos.

„Verdammt, ich hätte mir George schnappen sollen", scherzte Grace. „Dann würde ich sowas auch gratis bekommen und ich bin mir sicher, die beiden werden mal sehr reich."

„Was natürlich nebensächlich ist", merkte Ophelia belustigt an.

„Na klar", grinste Grace. „Ich werd ja auch reich."

Arwen, die das Make-Up zwischen ihren Fingern drehte und betrachtete, setzte ebenfalls ein anerkennendes Gesicht auf. „Du solltest wirklich seine Managerin werden", merkte sie amüsiert an.

„Dann würde ich meine Haare verlieren, bevor ich fünfundzwanzig bin." Eloise schüttelte bei der Vorstellung verstört den Kopf.

„Aus Stress oder weil er was erfindet?", fragte Grace.

„Beides vermutlich", gab Arwen zurück.

Daraufhin lachten die vier und begannen schließlich, sich alle mit den Produkten der Zwillinge fertigzumachen, nur um Fred und George mit begeisterten Komplimenten zu überschütten, als sie am frühen Abend in ihren Gemeinschaftsraum kamen.

Schnell kamen auch die anderen dazu und Eloises Gruppe nahm die meisten Sofas im Gemeinschaftsraum ein, die sie alle vor den Kamin gehext hatten, um sich miteinander unterhalten zu können, Süßigkeiten zu essen und Gewürzmet zu trinken. Auch Helga Hufflepuff in ihrem Porträt brachte sich vergnügt in die Unterhaltungen ein, während der Abend voranschritt.

Grace erzählte gerade von ihrem Vorstellungsgespräch mit Percy. Man könnte meinen, dass ein Vorstellungsgespräch kein passendes Thema für eine lustige Geburtstagsfeier war, aber da es Percy involvierte, war es mehr als amüsant. Es war regelrecht zum Totschießen, wie Grace ihn imitierte.

„Hat er dir von den genormten Kesseldicken erzählt, für die er sich als Held, der er ist, diesen Sommer so erbittert eingesetzt hat?", fragte George mit ernster Miene.

„Was würden wir nur ohne ihn machen?", warf Fred ein und wischte sich eine imaginäre Träne weg. „Die Kessel würden sonst noch England erobern."

Grace schlug sich eine Hand vor den Mund. „Merlin, ja", entfuhr es ihr und nun tat auch Eloise der Bauch vor lauter Lachen weh. „Das Schlimmste war, wenn ich sarkastisch war, hat er das ganz ernst genommen und fand es sehr vorbildlich."

Eloise sah vor sich, wie er seine Hornbrille zurechtrückte und verzückt nickte. Ihr Blick wanderte beiläufig zu Cedric, der auf der anderen Seite der Couch saß. Er unterhielt sich mit Angelina, Arwen, Lykke und Finn über etwas, das interessant zu sein schien, zumindest hatte Arwen einen Ausdruck ernsthafter Aufmerksamkeit auf ihrem Gesicht. Angelina wirkte auch interessiert, aber das schien eher an Cedrics Gesicht zu liegen als an seinen Worten.

Robin, Marissa und Lee unterhielten sich (wobei Robin eher zuhörte), während Ophelia neben ihnen Cho lautstark von ihrem großen Traum erzählte, in einer Vollmondnacht ein Mondkalb anzutreffen. Eloise erkannte an diesem Abend, dass Cho sehr gesellig und freundlich war.

„Ach Grace, warum willst du denn nur ins Ministerium zu den ganzen Percys?", fragte George mit einem leidenden Unterton in der Stimme und rieb ihr belustigt über den Oberarm. Alicia beobachtete das mit schmalen Lippen und griff nach Georges Hand, als wolle sie ihn von Grace ablenken.

„Aber das ist doch ein guter Ort zum Arbeiten", warf Alexej, der neben Grace saß und ihre Hand hielt, mit leichter Verwirrung ein. „Zumindest ist das bei uns so."

„Jaja", sagte Fred. „Aber es gibt Spannenderes."

Alexej schien das nicht ganz zu verstehen, während Grace seufzte. „Mein Dad fände es bestimmt toll, wenn ich den Eisladen übernehme, aber irgendwie sehe ich mich da nicht", sagte sie.

„Dabei könnten wir Nachbarn sein!", rief George theatralisch aus.

„Es könnte so schön sein...", stimmte Fred zu.

„Ihr wohnt in der Winkelgasse?", fragte Alexej.

„Ne, aber wir hätten gern einen Laden in der Winkelgasse", erklärte Fred.

Alexej nickte. „Ich war noch nie dort."

„Du musst mal die Eiscreme in ihrem Laden probieren", schwärmte George. „Sowas kriegt man nirgends sonst."

„George", sagte Grace verlegen.

„Ich weiß noch, in unserem zweiten Schuljahr hat Mum uns zum ersten Mal ein Eis bei euch gekauft, nachdem wir aus dem Buchladen nebenan kamen", erzählte Fred. „Wir wollten danach jeden Tag hin — wir durften aber nicht."

„Aber Flourish & Blotts ist doch gar nicht nebenan", warf Eloise verwirrt ein.

„Nein, da ist der Second-Hand-Buchladen." Fred beantwortete ihre Aussage, als wäre es ihm unangenehm. „Wir haben alte Schulbücher verkauft. Ron brauchte ja nur eins für Hogwarts und wir hatten zwei... und seins hat jetzt Ginny."

Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte — ob sie etwas dazu sagen sollte. Es machte es nicht besser, ihm hundertmal zu sagen, wie egal es ihr war, ob er seine Bücher von seinen großen Geschwistern bekommen hatte oder nicht, während sie jedes Stück Pergament und jedes Buch in ihrem Regal Zuhause stehen hatte. Sie wollte es nicht ansprechen und jedes Mal eine Sache daraus machen, weil es keine war.

„Das sind die Nachbarn mit—"

„—dem Muggelstiefsohn, ja", schnitt Grace Eloise das Wort ab, obwohl sie gar nicht darauf hinauswollte. Eigentlich hatte sie von den hübschen Blumen sprechen wollen, die sie am Balkon aufgehangen hatten.

„Ah", sagte Eloise, als hätte sie noch nie zuvor von Will gehört.

Grace räusperte sich und schien sehr erpicht darauf, das Thema zu wechseln. Glücklicherweise übernahm Alexej das, als er auf seine Uhr blickte und überrascht aufsah. „Lykke, Finn", rief er plötzlich zu den beiden anderen Durmstrangs herüber. „Es ist fast zehn, wir müssen gehen."

Eloise hatte überhaupt nicht realisiert, wie schnell die Zeit vergangen war. Sie hatten so viel geredet, dass es tatsächlich schon zehn Uhr geworden war. Freundlich verabschiedete sie sich von den drei Durmstrangs und lächelte Lykke zu, die ihnen vom Ausgang herzlich nachwinkte, bevor sie sich wieder neben Fred setzte.

„Oh nein", sagte er leise, während er sich zu Eloise vorbeugte. „Wir sind dreizehn."

Sie warf ihm einen schmollenden Blick zu. „Bleib ja sitzen", befahl sie ihm streng.

Er hörte auf sie und tatsächlich hatte Eloise schon fast wieder vergessen, daran zu denken, als es eine Stunde später plötzlich so weit war.

„Oh oh", sagte Fred in einem unheilvollen Ton zu ihr.

Ihr Blick glitt zu Cedric, der auf einmal aufgestanden war, und für einen Moment wurden ihre Augen glasig. Ein grünes Licht blitzte hell vor ihren Augen auf. In ihrem Kopf dröhnte etwas, als wolle etwas hervorbrechen, und sie hörte eine Stimme schreien, unheimlich weit weg und schnell verblassend: „Mein Junge, mein Junge—".

„Eloise", hörte sie Fred sagen und als sie schnell den Kopf hob und die Augen öffnete, war es, als wäre nie etwas gewesen. Sie blinzelte, bevor sie schnell durchatmete und zu Fred blickte. „Alles gut?"

„Jaja", erwiderte Eloise hastig und schüttelte den Kopf. Sie war wohl schon müde... oder es war der Met... Aber irgendwie... Ihre Hände waren eiskalt.

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