𝖑𝖎𝖛. Eloises Definition eines Geschenks








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KAPITEL VIERUNDFÜNFZIG
Eloises Definition eines Geschenks
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       ES VERWUNDERTE ELOISE NICHT, dass Fred und George ihren 17. Geburtstag mit mehr Tamtam als sie feiern wollten. Der ganze Gryffindor-Gemeinschaftsraum wusste, dass es am 1. April eine große Party geben würde, nach der sich alle richten mussten. Es gab auch kaum Protest (außer von Ginny, da Fred und George alle Schüler ab der 4. Klasse einladen wollten — nun waren alle Schüler ab der 4. Klasse und Ginny eingeladen, die sogar Freunde mitbringen durfte, wenn sie wollte).

Eloise hatte im Vorhinein Absprachen mit Molly getroffen, was das Geburtstagsgeschenk für Fred anging. Sie wusste allerdings nicht, wie viel seine Eltern von ihrer Beziehung wussten, also hatte sie auch dazugeschrieben, was sie George schenken würde. Erst während des Schreibens war ihr eingefallen, dass Molly vielleicht immer noch glaubte, was in diesem Zeitungsartikel gestanden hatte. Sie hoffte sehr, dass es nicht so war.

Fred jedoch hatte auf ihre Nachfrage hin erzählt, dass er seiner Mutter damals geschrieben hatte, dass Rita Kimmkorn wieder einmal Hexenwochen-Ramsch fabriziert hatte. Seit März lag die Aufmerksamkeit sowieso auf Hermine, die als neue gnadenlose Herzensbrecherin hingestellt wurde. Kimmkorn sollte sich mal was Neues einfallen lassen. Es trieb Eloise die Röte ins Gesicht, wenn sie las, was diese Frau wieder einmal geschrieben hatte — aber nicht aus Scham. Sie war sauer, vor allem weil Kimmkorn immer nur Frauen schlecht zu machen schien.

Als der große Tag gekommen war und Fred (und George) endlich die Volljährigkeit erreichten, ließen sie es jeden im Schloss wissen. Und tatsächlich gratulierten sehr viele Mitschüler den Zwillingen, die wegen ihrer Scherze und Untaten von den meisten geliebt wurden. Die Slytherins taten sich schwerer damit anzuerkennen, dass die beiden lustig waren. Eine gewisse Ravenclaw allerdings auch.

Als an diesem Vormittag eine Hufflepuff vorbeikam, um den beiden zu gratulieren, stand Emeraldine Warbeck daneben und wartete mit einem Gesichtsausdruck, der ausdrückte, dass sie sich gerade sehr unbehaglich fühlte und nicht so recht wusste, wohin sie ihre Arme am besten platzieren sollte. Eloise fand dies auf eine seltsame Art sehr nachvollziehbar und sympathisch. Schließlich verschränkte sie sie abwartend, als die rothaarige Fünftklässlerin Fred und anschließend George herzlich umarmte. „Happy Birthday", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln und Eloise fragte sich, ob sie eigentlich irgendwann an ihrem Ziel ankommen würden, ohne dass jemand den Zwillingen zum Geburtstag gratulierte.

„Ja, ähm", meldete sich Warbeck zu Wort, als ihre Freundin zurücktrat. „Alles Gute."

Georges Augen wanderten zu ihr herüber und für einen kurzen Moment funkelten seine Augen, als wollte er etwas Freches erwidern. Er besann sich jedoch und sagte nur: „Danke". Es klang ziemlich amüsiert. „Keine Umarmung?"

Sie lächelte stolz. „Verdien sie dir", antwortete sie ruhig und Georges Mundwinkel zuckten ein wenig.

Als die beiden weitergingen, runzelte Eloise die Stirn. „George, warum mag sie dich nicht?", fragte sie ernsthaft interessiert, als sie weiterliefen. Irgendetwas musste doch dahinterstecken.

„Ich weiß auch nicht, ich hab ihr nichts getan." George zuckte genervt mit den Schultern. „Sie ist immer so ernst und verbissen, einmal hat sie mir irgendwas vonwegen Moral erzählt."

Ein paar Augenblicke überlegte sie, wie sie ihre nächste Frage formulieren sollte. „Aber Moral ist ja jetzt nichts Schlechtes...", begann sie zögerlich.

„Ja", entgegnete George. „Aber es ging um irgendeinen Streich. Ich meine, wer ist sie? Die Sittenpolizei?"

„Ihre Freundin von eben allerdings...", grinste Fred.

„Du weißt ja nicht, was für einen riesigen Crush Sadie Fawcett mal auf uns hatte", erzählte George, nun deutlich besser gelaunt. „Sie wohnt bei uns in der Nähe."

„Nach dem zweiten Schuljahr kam sie in den Sommerferien jeden zweiten Tag vorbei und hat uns Kekse oder so gebracht — jaja, Hufflepuffs haben was für uns übrig", stimmte Fred mit einem Zwinkern in ihre Richtung zu. Eloises Wangen röteten sich wie am ersten Tag. Verdammt. „Da fanden wir Mädchen aber noch ziemlich nervig."

„Also haben wir ihr daraufhin ziemlich viele Streiche gespielt", schloss George. „Eigentlich etwas fies, einmal musste sie weinen."

Sie unterdrückte den Impuls, sich eine Hand gegen die Stirn zu schlagen. „Wenn das Ophelia gewesen wäre, hätte ich auch ein kleines Problem mit euch gehabt", überlegte sie laut. „Vielleicht mag Warbeck euch deswegen nicht."

„Sie versteht einfach keinen Spaß", schnaubte George abfällig. „Ich meine, das war in der dritten Klasse. Für Sadie zweite."

„Außerdem glaube ich, dass es Georges Kuss wiedergutgemacht hat."

„Du und Warbeck habt euch geküsst?", fragte Eloise leicht schockiert.

Was— Merlin, nein!", rief George angeekelt, als würde er sich lieber die Zunge rausschneiden, als Warbeck zu küssen. „Sadie Fawcett. Letztes Schuljahr."

„Aber wieso weiß ich denn davon nichts?" Eloise sah enttäuscht zu George, der die Stirn runzelte.

„Eloise, als das passiert ist, war ich froh, wenn du nicht vor lauter Schreck davonrennst, weil du von uns angesprochen wurdest", meinte er. „Außerdem hast du Fred so sehr angehimmelt, dass ich nicht wirklich dazu gekommen wäre, selbst wenn ich gewollt hätte."

„So schlimm war es auch nicht", grummelte Eloise, offensichtlich lügend. Sie wusste, dass es durchaus so schlimm gewesen war. „Ich dachte nur, ich wüsste solche Dinge über dich."

„Willst du eine Liste mit allen Mädchen, die ich geküsst habe?"

„Ist die so lang?", fragte Eloise überrascht.

„Nein", erwiderte er amüsiert.

„Wie viele waren es denn?"

Eloise", entfuhr es ihm kopfschüttelnd, bevor er überlegte. „Vier."

„Fünf", korrigierte Fred ihn.

„Hast du Alicia vergessen?", fragte Eloise neugierig.

„Nein, dich."

Eloise warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Ich habe Fawcett auf einer Party geküsst", fuhr George fort, ohne darauf einzugehen. „Wir hatten ein wenig getrunken und sie war so verknallt in mich, dass ich sie geküsst habe. Ich meine, unter normalen Umständen hätte ich sie nicht einfach so geküsst, weil ich wusste, sie steht auf mich, vor allem nicht, wenn es ihr erster Kuss ist, aber... ja, es ist passiert. Ich bin ein Mal mit ihr ausgegangen, weil ich fair sein wollte. Sie war ja auch nett. Und sie hat rote Haare, was immer ein Pluspunkt bei meiner Familie ist. Aber irgendwie hat es einfach nicht gepasst. Sie ist ja fast in Ohnmacht gefallen, wenn ich mit ihr geredet habe."

„Oh", sagte Eloise ein wenig traurig. Das tat ihr leid für Sadie.

„George stiehlt gerne erste Küsse", sagte Fred in diesem Moment mit einem frechen Grinsen und legte einen Arm um Eloise. Sie zog einen Schmollmund, als sie damit aufgezogen wurde. Das war nicht gerade... nett.

„Streng genommen wollte Eloise dich küssen, dementsprechend zählt es nicht als erster Kuss", philosophierte George. Eloise nickte zustimmend. „Außerdem sind wir quasi eine Person."

„Richtig, das ist alles ein großer Streich gewesen", stimmte Fred zu. „Eigentlich ist George ein Zeitreisender mit Verjüngungstrank."

Eloise schüttelte nur mit dem Kopf.

Ansonsten war es ein recht normaler Samstag. Fred und George bereiteten schon am frühen Nachmittag alles für den Abend vor, sodass Eloise ein fortgeschrittenes Werk betrachten konnte, als sie den Jungs abends einen Besuch abstattete. Am Rand des Gemeinschaftsraumes waren einige der Scherzartikel aufgereiht, die sie erfunden hatten. Auch Produkte der neuen Wunder-Hexe-Serie waren präsentiert. Fred und George wollten den Abend nutzen, um ein wenig Werbung zu machen. Sonst war der Raum eher schlicht dekoriert. Hauptsächlich war für Getränke und Musik gesorgt.

„Ihr seid ja schon fertig", sagte Eloise überrascht.

„Ja", erwiderte Fred zufrieden. „Heißt das, es gibt Geschenke?"

Sie legte den Kopf schief, lächelte aber mit einem vorwurfsvollen Blick in den Augen. „Jaja", lachte sie und hielt im gleichen Moment schon eine längliche eingepackte Schachtel hoch. Fred nahm sie neugierig in die Hand und machte sich gleich daran, gierig das Geschenkpapier abzureißen. Eloise hoffte, es würde ihm gefallen. Seine Geschenke waren wirklich einzigartig gewesen...

Als er die Schachtel öffnete, hibbelte Eloise nervös herum. Nun war die Armbanduhr, die sie für ihn ausgesucht hatte, sichtbar. Sie fand sie immer noch sehr schön. Sie war dünn in Gold eingefasst und hatte ein dunkles Lederarmband, das außen dunkelbraun und innen einen helleren Cremeton hatte.

Fred sah eine Weile auf die Uhr hinab, sein Gesichtsausdruck blieb unleserlich. „Eine Armbanduhr?", fragte er, ein wenig überrascht.

„Ja", sagte Eloise, die hoffte, ihm mit ihrer Begeisterung ebenfalls Freude hervorzulocken. „Ich habe extra mit deiner Mutter abgesprochen, dass ich dir eine schenke, deswegen hat George die von eurem Onkel bekommen..."

Er nickte und fuhr sich durch die roten Haare, bevor er schwach lächelte. „Ja, das ist nett von dir, danke, ähm— Ich muss noch kurz George bei was für die Party helfen."

„Oh..." Eloise blinzelte perplex. „Ja, klar."

Als er nickte und sich umdrehte, zog Eloise die Augenbrauen zusammen. Irgendetwas war doch... Fast erlag sie dem Impuls, es einfach sein zu lassen und nichts zu sagen, aber... War das nicht genau das, was sie lernen wollte? Fred sollte nicht einfach so weggehen, wenn irgendetwas war.

„Fred, warte", sagte sie also laut und er drehte sich fast sofort zu ihr um, einen überraschten Ausdruck im Gesicht. „Was ist denn?"

Er atmete tief durch, sah sie ein paar Sekunden an, dann lief er zu ihr zurück. Eloise schluckte nervös, als er sich durch die Haare fuhr und auf die Uhr in seinen Händen hinabsah. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte, dann fragte er: „Eloise, wie teuer war diese Uhr?"

Für einen kurzen Moment schwieg sie. Vermutlich würde ihn ihre Antwort nicht gerade freuen. Aber lügen konnte sie auch nicht. „Es waren so... zwanzig Galleonen. Vielleicht auch... zweiundzwanzig."

„Zweiund— Du hast— Eloise, das ist mehr als die Hälfte von unserem Wetteinsatz, das ist dir klar, oder?"

„Ich—" Eloise holte tief Luft. „Ich dachte nur... Die Uhr war schön. Ich dachte... ich habe nicht so auf den Preis geachtet. Also schon, klar. Aber es war angemessen für die Uhr."

Fred schien nicht so, als würden ihre Worte ihn besänftigten. Doch er wirkte auch so, als kämpfte er krampfhaft darum, eine Erwiderung zu finden. „Können wir kurz oben reden?", fragte er schließlich, ohne ihr direkt in die Augen zu sehen. Als sie nickte, griff er nach ihrer Hand, um mit ihr in seinen Schlafsaal zu gehen.

Eloise sagte nichts, als sie hinter ihm herlief. Mochte Fred sie noch? War er sauer? Hatte sie alles verdorben? Oh Merlin.

Als er sich auf sein Bett setzte, zögerte Eloise kurz, dann ließ sie sich neben ihm nieder. Fred schaute auf die Uhr hinab, die nun in seinem Schoß lag. „Verstehst du, dass es sich ein wenig so anfühlt, als würdest du mir unter die Nase reiben, dass George und ich momentan keine Möglichkeit haben, unseren Laden wirklich auf die Beine zu stellen?", fragte er. Er klang gefasst, doch Eloise wusste, dass es vermutlich eines der emotionalsten Themen war, die in ihm vorgingen. Weil Fred wirklich Angst davor hatte, dass der Laden nichts wurde und er gezwungen sein würde, irgendetwas anderes zu tun als das, was er über alles liebte. „Wir haben unser ganzes Geld Bagman gegeben — 37 Galleonen wohlgemerkt."

So hatte Eloise das noch gar nicht gesehen. „Fred", sagte sie leise und griff nach seiner Hand. „Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich wollte dir ein schönes Geschenk machen."

Er seufzte. „Ich weiß", gab er zu. „Es zeigt mir immer nur, dass es für jemanden wie dich so viel einfacher wäre."

Eine Weile betrachtete sie ihn schweigend. „Wenn du Geld brauchst...", begann sie, doch Fred, der wusste, worauf sie hinauswollte, unterbrach sie.

„Nein."

„Du kannst es mir zurückzahlen", schlug sie vor. „Wie einen Kredit—"

„Ich nehme das Geld deiner Eltern nicht."

„Es gehört mir", erklärte sie. „Seit ich siebzehn bin. Meine Eltern haben seit meiner Geburt jeden Monat ein paar Galleonen eingezahlt."

Er atmete tief durch, fast als würde er mit sich ringen.

„Wenn es umgekehrt wäre, würdest du es mir nicht auch anbieten? Ist es nicht normal, dass man die Person, die man liebt, unterstützen möchte?"

„Ja, aber—" Fred hielt inne und plötzlich legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er sie betrachtete.

In dem Moment realisierte Eloise, was sie gesagt hatte. „Ich meinte...", begann sie hastig. Dabei gab es nicht viel zu erklären

„Ich hoffe, du meintest es so, wie du es gesagt hast. Schön, dass du mich liebst, bevor ich reich bin. Ich bin es zwar noch nicht, aber ich bin auf dem Weg. Merlin, das macht mich dann noch attraktiver als vorher", sagte Fred mit einem schiefen Grinsen. Oh, dieses Fred-Weasley-Grinsen... „Ich... Ich denke mit George drüber nach, okay?"

Er sah zurück auf die Uhr, diesmal immer noch mit einem Lächeln.

„Ich will wirklich nicht undankbar sein", sagte er. „Ich finde es total lieb, dass du mir so ein unfassbares Geschenk machst. Ich weiß auch, dass du es nicht böse gemeint hast." Er atmete lang aus. „Du musst nur nicht... Ich glaube, über deinen Brief vom Valentinstag habe ich mich viel mehr gefreut, einfach weil es so etwas Persönliches war. Du musst nicht viel Geld ausgeben, um mir ein tolles Geschenk zu machen. Mein schönstes Geschenk ist es sowieso, dich hier zu haben."

Eloise senkte den Blick. Sie verstand, was Fred meinte, ja... Zumindest konnte sie sich vorstellen, wie es sich für ihn anfühlte. Doch da gab es auch noch etwas anderes, etwas das sie sich nicht ganz traute auszusprechen.

„Eloise?", fragte Fred.

„Ich... Ich dachte...", begann Eloise schüchtern. „Also ich verstehe das. Ich hatte auch noch ein anderes Geschenk geplant." Ihre Wangen färbten sich leicht rot.

„Oh", sagte Fred überrascht. „Was denn?"

Okay, durchatmen. Eloise formulierte den folgenden Satz einige Male in ihrem Kopf, fragte sich dann, ob sie einen Rückzieher machen sollte, bis ihr auffiel, dass sie das hier ausführlich durchdacht hatte. „Du meintest ja, dass ich dein schönstes Geschenk wäre..." Sie hoffte, dass er den Wink mit dem Zaunfall verstand, aber Fred sah sie bei ihrem erwartungsvollen Blick mit gerunzelter Stirn an. „Ich dachte, ich könnte etwas Besonderes für dich machen."

„Inwiefern?", fragte er.

Sie hatte gehofft, er würde es verstehen, wenn sie Andeutungen machte. Aber nein, er musste ja auf dem Schlauch stehen! „Nun, ich dachte, wir könnten... ein wenig mehr machen."

Freds Augen wurden groß. Dann klappte ihm der Mund auf, während er sie anstarrte.

„Fred?", fragte sie verunsichert.

Er schüttelte schnell mit dem Kopf, als müsste er sich aus einer Trance reißen. „Sorry", sagte er hastig. „Ähm, genau. Du... Eloise, ich will nicht, dass du irgendwas machst, weil du es als Geburtstagsgeschenk siehst. Das klingt so, als würdest du es nur für mich machen. Aber ich will, dass du das wirklich willst." Er grinste und fügte hinzu: „Dass du es gar nicht mehr aushältst, weil du so scharf auf mich bist."

Eloise sah ihn ernst an. „Ja", erwiderte sie schlicht. Ihr Herz klopfte wie verrückt.

Fred blinzelte zweimal. „Ach so", sagte er perplex. „Dann... ähm... schließe ich mal die Tür ab."

Sie beobachtete ihn schweigend dabei, wie er aufstand und zur Tür lief. Scheinbar hatte er völlig vergessen, dass er einen Zauberstab besaß. Er fuhr sich ein wenig nervös über den Nacken, als er zu ihr zurückging und Eloise unterdrückte ein Seufzen. Sein Pullover rutschte bei seiner Bewegung ein wenig nach oben und er sah so gut aus und seine Haare und sein Lächeln— Merlin.

Fred setzte sich neben sie und Eloise atmete tief durch. Irgendwie hatte es sich am schwersten angefühlt, auszusprechen, was sie gerne machen würde, aber jetzt saß sie hier und realisierte, dass nun tatsächlich etwas passieren würde. Sie hatte das mit Grace und Ophelia durchgesprochen, um sich ein wenig mental vorbereiten zu können, auch wenn Ophelia meinte, dass Fred ihr das schon erklären könne, er hätte es doch selbst schon bestimmt hundert Mal bei sich gemacht.

Das half nur nicht.

„Ich wollte noch was fragen, weil wir nie darüber geredet haben", begann Eloise zögerlich. „Über dich und Angelina."

„Ah", erwiderte Fred, als hätte er damit gerechnet, dass sie irgendwann danach fragen würde. „Ja. Du willst wissen, was zwischen uns gelaufen ist?"

Eloise nickte. Wollte sie das? Eigentlich schon, ja.

„Was glaube ich das Wichtigste ist: Ich war nie in sie verliebt", begann er ernst. „George und ich meinten ja schon heute Mittag, dass wir Mädchen in der ersten und zweiten ziemlich nervig fanden. Die einzige Ausnahme war Angelina. Sie war einfach cool, also war sie irgendwie einfach immer Georges und meine beste Freundin." Er zuckte mit den Schultern. „Ich glaub schon, dass ich in der Dritten auf sie stand. Aber mehr so, wie das mit dreizehn eben war. Ich kannte niemanden so gut wie sie, es war irgendwie logisch. Und wir hatten unseren ersten Kuss miteinander wegen so einem Wettbewerb."

„Ja, George hat mir davon erzählt", erwiderte Eloise leicht amüsiert.

„Dieses Plappermaul", murmelte Fred, aber er schien es ihm nicht übel zu nehmen. „Ich glaube, der Gedanke, dass wir zusammen sein könnten oder so, war ihr nicht ganz geheuer. Immer wenn es um Gefühle ging, hat sie mich abgeblockt. Angelina ist mir glaube ich sehr ähnlich, vermutlich zu ähnlich. Ich glaube, sie und George haben eher über sowas geredet. Angelina ist sehr tough und will immer stark sein. Bei ihm kann sie verletzlicher sein als bei mir. Wir haben beide ein riesiges Temperament und wir lachen sehr viel, wenn wir Zeit verbringen, aber es war immer alles mehr auf einer coolen Ebene. Wir fanden das ganze emotionale Gequatsche immer nervig, wenn wir alleine sind. Das heißt nicht... Angelina ist total lieb und sie hat das ganze Gejammer über dich ertragen. Aber sie ist die Person, die sagen würde ‚Ach Fred, du Armer', sie würde eher sagen ‚Krieg deinen Arsch hoch.' Was bei mir bestimmt auch nötig ist."

Er überlegte kurz. „Aber ich glaube nicht, dass das auf Dauer funktionieren würde, weißt du? Als ich dich in Ägypten getroffen habe... ich weiß auch nicht. Du warst so süß. Und so begeistert von deinen Filmen und Staubsaugern. Aber gleichzeitig siehst du viele Dinge anders und das ist so toll, weil ich eine Seite kennenlerne, die ich an mir selbst nicht kannte. Merlin, du hast den coolsten Typ von ganz Hogwarts zu einem liebestollen Idioten gemacht."

„Das stimmt nicht", widersprach Eloise. „Hast du mal die anderen dahinschmelzen sehen?"

„Es hat mich nur so frustriert damals", erzählte er. „Und es hat mir auch irgendwie Angst gemacht, dass ich dachte, es wäre besser, drüber hinwegzukommen. Und dann war da Angelina und meinte, ich muss entscheiden, ob ich wirklich noch ewig auf dich warten möchte, und irgendwie haben wir uns geküsst. Um ehrlich zu sein war ich so sauer auf dich, dass ich dir auch irgendwie wehtun wollte. Ich war froh, dass du wütend warst, dass du endlich mal irgendwas zeigst. Dann bist du mit Montague ausgegangen und ich hätte diesen Typ umbringen können. Der Gedanke, dass dich jemand schlecht behandelt, war so viel schlimmer, als dich nicht zu haben."

Eloise hörte aufmerksam zu und es rührte sie, Fred das sagen zu hören. Es tat ihr zwar weh zu hören, dass Fred aus lauter Frust und Wut Angelina geküsst hatte, aber auf eine Art konnte sie es nachvollziehen.

„Also, wegen Angelina... Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, weil du nicht meine Freundin warst", begann er. Sie nickte. Das war fair. Sie war schließlich auch mit Graham ausgegangen. „Aber wir haben nicht mehr gemacht als wir."

„Okay", sagte Eloise, fast ein wenig erleichtert. Das nahm ihr ein wenig Druck.

„Angelina hat es mir angeboten und ich hätte auch fast ja gesagt, aber... ich musste an dich denken und konnte nicht", gab er zu, als wäre ihm das peinlich.

„Oh", entfuhr es ihr überrascht. Er kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich liebe dich einfach so sehr", fuhr er fort. „Manchmal denke ich, ich tue es zu sehr."

Eloise konnte nicht anders, als ihn nur anzusehen, und erst, als sie blinzelte, merkte sie, dass ihr eine Träne aus dem Auge gerollt war. Vorsichtig legte Fred ihr seine Hand an die Wange und fing sie mit seinem Finger auf, bevor er über ihren Augenwinkel strich. „Nicht weinen, du bist eine schwer zu beneidende junge Frau", grinste er selbstgefällig.

„Du bist doof", murmelte Eloise amüsiert. Fred betrachtete sie ein paar Sekunden.

„Genug geredet", entschied er und beugte sich gleich darauf vor, um sie zu küssen. Eloise wurde schwummrig, als ihr Magen eine Drehung zu machen schien. „Außer du willst noch was sagen", fügte er schnell hinzu.

„Nein", hauchte Eloise mit brüchiger Stimme. Fred lächelte, als wüsste er genau, was sie fühlte. Natürlich wusste er es.

Seine Lippen berührten ihre erneut, sanft, aber dennoch suggerierte seine Hand an ihrer Wange, dass ihm nichts ferner lag, als sie wieder loszulassen. Seine andere Hand strich über ihren Oberschenkel und jagte ihr eine Gänsehaut die Arme hinauf.

Eloise spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als Freds Hand weiter nach oben wanderte. Ihre Gedanken rasten, aber sie wusste, dass sie das wollte, mehr als alles andere. Sie hatte es sich vorgestellt, wie dieser Moment sein würde, und jetzt, wo er hier war, schien es gleichzeitig so unwirklich und doch so richtig.

Sie ließ ihren Mund über seinen Hals streifen und küsste schließlich die empfindliche Haut. Fred atmete laut aus. Es gefiel ihr jedes Mal aufs Neue zu spüren, wie er auf sie reagierte. Er zog sie näher an sich heran, sodass sie sich auf seinen Schoß setzen musste, um ihm wirklich nahe sein zu können. Fred hielt sie fest, als würde er sonst ertrinken, küsste sie, als würde er sonst verbrennen.

Dann zog er sie hinab auf das Bett und presste ihren Körper gegen seinen, was bei Eloise einen gewissen Effekt hatte. Am Anfang hatte es sich seltsam angefühlt, so offen zu zeigen, dass seine Berührungen sie so willenlos und glühend machten, aber vor Fred fühlte es sich natürlich an. Außerdem durfte er es ruhig wissen. Sie wusste, wie sehr sie es an ihm liebte. Also wimmerte sie leise, weil sie nicht wusste, wie sie dieses Gefühl sonst aushalten sollte.

Behutsam drehte er sie um und umfasste ihren Oberschenkel, während er sie weiter küsste und sich über sie schob. Eloise ließ ihre Arme über seinen Rücken wandern und hielt sich an seinem Arm fest. Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren. Doch auf einmal hielt er inne und betrachtete sie aufmerksam. Fred zögerte einen Moment, dann schob er seine Hand unter den Saum ihres Kleides, während er sie weiterhin ansah.

Ihr Blick wich seinem nicht aus, als sie vorsichtig seine Hand nahm und sie weiter nach oben auf ihren Körper führte. Ihr Atem ging schneller, als sie spürte, wie seine Finger die weiche Haut ihres Bauchs berührten. Ein sanftes Zittern durchfuhr sie.

„Sag mir einfach, was du magst, ja?", meinte Fred.

Eloise nickte, dann hielt sie inne. Was sie mochte? Woher sollte sie das denn wissen? Sie mochte alles, was Fred machte, Hauptsache er berührte sie. „Ich weiß auch nicht", gab sie zu.

Für einen kurzen Moment betrachtete Fred sie. „Eloise, hast du sowas schon mal bei dir selbst gemacht?"

„Ähm." Eloise errötete ein wenig. „Ja."

„Merlin sei Dank", murmelte Fred erleichtert, bevor er lauter fortfuhr: „Dann kannst du mir sagen, was dir gefällt. Woran du gedacht hast."

Sie biss sich auf die Lippe. Wie sollte sie das denn jetzt formulieren? Sie entschied sich für den einfachsten Teil. „An dich."

Fred grinste und beugte sich vor, um ihre Stirn sanft mit seinen Lippen zu berühren. „Das sind doch gute Grundvoraussetzungen," sagte er, seine Stimme voll von einem sanften, aber intensiven Ton, der Eloise durch Mark und Bein ging. Seine Hand verharrte einen Moment auf ihrer Haut, als ob er sicherstellen wollte, dass sie sich wohl fühlte.

Sie spürte, wie seine Hand weiter ihre Hüfte entlang glitt glitt, langsam, wie um jeden Augenblick auszukosten. Ihr Körper reagierte wie von selbst und ein sanftes Zittern durchlief sie, als seine Finger die empfindliche Stelle an ihren Oberschenkeln streiften. Eloise öffnete die Augen wieder und sah in Freds Gesicht, das vor Zärtlichkeit und einer tieferen Sehnsucht leuchtete. Sein Atem ging genauso ungleichmäßig wie ihrer, und sie konnte sehen, dass das für ihn genauso viel bedeutete.

Wenn sie ein Jahr zurückgereist wäre und ihrem jüngeren Ich davon erzählt hatte, was danach passierte, hätte sie sich vermutlich nicht geglaubt. Nun, vielleicht hätte sie sich geglaubt, aber der Gedanke hätte sie völlig die Nerven verlieren lassen. Aber nun war es ganz einfach.

Es war schließlich Fred, der bei ihr war, der so unglaublich aufmerksam war, der nur Augen für sie hatte, lernen und verstehen wollte, ausnahmsweise mit einer für ihn untypischen Geduld. Und Eloise war froh, dass Fred ein wenig überfordert war, denn so kam sie sich später gar nicht mehr so dumm vor, als sie Fred die gleichen Fragen stellte und ausprobierte, was er ihr sagte. Für Eloise fühlte es sich schrecklich aufregend an, Fred auf diese Art zu erleben. Die Art, wie er so von Leidenschaft für sie überrollt wurde, dass ihm nicht mal mehr ein Witz einfiel.

Natürlich stand die Zeit nicht wirklich still, aber sie schien völlig bedeutungslos zu sein. Es gab nur diesen Schlafsaal, dieses Bett, und Fred und Eloise, die beieinander waren.

Denn so groß die Feier auch angekündigt worden war: Fred wurde an diesem Abend auf seiner eigenen Geburtstagsparty nicht gesehen.

ღ ღ ღ

Es war fast schon seltsam, wieder zu Hause zu sein. Normalerweise kehrte Eloise spätestens an Weihnachten nach Hause zurück, aber dieses Jahr hatte sie mehr als sieben Monate durchgehend in Hogwarts verbracht. Nicht dass sie sich beschweren würde... Die Zeit in Hogwarts war es wert, vor allem wenn sie daran dachte, wie schnell die letzten Monate vergangen waren und wie schnell ihre Schulzeit enden würde. Das wiederum nahm ihr nicht den Druck mit der Entscheidung, was sie nach der Schule machen wollte.

Die Abendessen waren seltsam, vor allem wenn sie sie mit denen in Hogwarts oder bei den Weasleys verglich. Der Hauptunterschied war, dass Eloise sich nicht so fühlte, als sei sie tatsächlich anwesend. Ihre Eltern tauschten sich über ihren Tag aus und Eloise musste sich Kommentare zu mancher ihrer Anmerkungen verkneifen. Sie hing einfach ihren Gedanken nach, bis einer von den beiden sie ansprach und etwas fragte, meistens über die Schule oder das Trimagische Turnier. Häufig war ihr Vater allerdings gar nicht da, weil sich die Arbeit im Ministerium häufte — aber wann tat sie das nicht?

„Eloise, hast du mal über ein Praktikum im Ministerium diesen Sommer nachgedacht?", fragte er irgendwann so überraschend, dass Eloise perplex ihre Gabel sinken ließ.

„Ähm", begann sie, da ihr der Gedanke ehrlich gesagt noch nicht gekommen war. Selbst bei Graces Erzählungen über ihre Bewerbung bei Crouch hatte sie es nicht in Betracht gezogen. Eigentlich müsste Grace bald eine Rückmeldung bekommen... „Nicht wirklich."

„Vielleicht wäre das eine gute Idee", pflichtete ihre Mutter bei. „Es gibt sicher Abteilungen, die dich interessieren. Viele freuen sich über Unterstützung und interessierte Schüler, die sich vorstellen könnten, dort einmal anzufangen. Du kannst in den Abteilungen häufig einfach nachfragen."

„Ja, ich... ich schaue es mir mal an."

Das schien ihre Eltern zu freuen. Eine Woche später jedoch bekam sie bereits von ihrer Mutter aufs Butterbrot geschmiert, dass sie sich immer noch nicht informiert hätte und die Sommerferien ja auch nicht mehr ewig weit weg seien, sie nicht alles auf den letzten Drücker machen könne und und und...

Eloise jedoch versuchte all das auszublenden. Sie hatte darüber nachgedacht. Der Schluss, den sie daraus gezogen hatte, würde ihren Eltern vermutlich nicht gefallen.

Außerdem war ihr Kopf momentan von etwas ganz anderem in Anspruch genommen: Die Frage nach der Frau aus ihren Visionen. Und endlich, als ihre Mutter von ihrem nachmittäglichen Kaffeeklatsch-Frauentreffen zurückkam, war sie bereit, ihr das Fotoalbum zu bringen, das sie angekündigt und versprochen hatte.

Sie begann damit, ihr ihre eigenen Eltern zu zeigen. Konstantin Fawley wirkte bereits wie der strenge Mann, von dem Dorothea berichtet hatte, und Eloise konnte sich vorstellen, wie kühl das Verhältnis zwischen ihm und seiner Tochter gewesen war. Sie hatte sich einmal gewünscht, dass sie die Eltern ihrer Mutter hätte kennenlernen können, aber im Nachhinein war sie doch froh, dass sie es nicht hatte. Er war kurz vor ihrer Geburt gestorben.

„Und ja, das ist seine Schwester", erzählte Dorothea, als sie umblätterte. „Die Diplomatin, von der ich dir erzählt habe. Julia."

Eloise legte den Kopf schräg, als sie die Frau betrachtete, die lächelnd in die Kamera winkte. Sie saß an einem Tisch mit Eloises Großeltern, aber auch mit anderen Gleichaltrigen, von denen Eloise vermutete, dass sie wohl ebenfalls Geschwister von den beiden sein mussten. Man erkannte die Familienähnlichkeiten: Die dunklen Haare, das Gesicht, das Lächeln, das Eloise von ihrer Mutter und von sich selbst kannte. Aber sie war nicht die Frau aus ihren Visionen.

Es war ein dickes Fotoalbum. Bald darauf sah Eloise Bilder, die mit „Dorothea und Cornelius" beschriftet waren. Ihre Eltern waren jung und strahlten in die Kamera, sowohl in Restaurants, auf Feiern als auch im Urlaub... Das war ein ungewohntes Bild für sie. Nicht weil ihre Eltern sich nicht mehr liebten — sie glaubte zumindest, dass sie es taten, da sie die Zuneigung in ihnen sehen konnte und wusste, wie sehr sie füreinander mitfühlten und sich unterstützen wollten. Es war nur seltsam, dass sie auch einmal jung und frisch verliebt waren, so wie es nun bei Eloise und Fred der Fall war. Sie hatte ihren Vater immer schwer beschäftigt erlebt und ihre Mutter war ebenfalls immer in Gedanken bei ihrem nächsten Schritt. Hier sahen sie wirklich im Moment aus, als wollten sie nirgendwo lieber sein als beieinander. Außerdem hatte ihr Vater so viele Haare. Aus dem Blond war mittlerweile grau geworden. Und an ihrer Mutter hatte sie sich nie eine Rockabilly Frisur vorgestellt...

Dorothea lächelte bei dem Anblick und irgendetwas daran wärmte Eloises Herz.

Ein paar Seiten weiter dachte Eloise schon, die Hochzeitsbilder ihrer Eltern zu sehen, aber ihre Mutter erklärte schnell: „Hier hat mein Vater seine zweite Frau geheiratet", erzählte sie. „Sie kam aus einer reinblütigen Familie aus China."

Es sah nach einer äußerst pompösen Hochzeit aus. Eloise hatte das Gefühl, es waren mehr Leute anwesend als an den Hufflepuff-Haustisch passten. Dorothea blätterte sehr schnell durch die folgenden Seiten, sodass Eloise die vereinzelten Kleinkindbilder ihrer Halbschwester kaum betrachten konnte. Erst bei der nächsten Hochzeit hielt sie inne — ihrer eigenen. Sie sah auch elegant aus, aber bei weitem nicht so übertrieben wie die vorherige. Ihre Mutter wirkte über alle Maßen glücklich und sie begann auch gleich darauf, lustige Geschichten von dem Tag zu erzählen. 22. Juli 1958 stand am Rand. Sie mussten wirklich lange auf Eloise gewartet haben...

Tatsächlich folgten einige glückliche Kinderbilder. Oh je. Eloises erste Versuche laufen zu lernen, Eloises Spinatdebakel, von dem bis heute erzählt wurde (Was sollte man als Baby auch machen, wenn einem Spinat gefüttert wurde? Natürlich spuckte man ihn an die Wand!), eine schlafende Eloise, eine spielende Eloise... Es waren viele Bilder, aber sie wusste, dass es ein extra Fotoalbum  nur von ihr und ihren Eltern gab.

Auf der nächsten Seite war allerdings ein Foto, bei dem Eloise das Gesicht verzog. Diesen ordentlichen Schnauzer und perfekt sitzenden Anzug erkannte sie sofort. Barty Crouch, der mit seiner Familie zu Besuch war. Eloise war noch klein, vielleicht zwei oder drei Jahre alt. Zu dieser Zeit hatte Crouchs Familie noch gelebt.

Es war seltsam, sie so zu sehen, in dem Wissen, was nicht lange nach diesen Aufnahmen auf sie zukommen würde. Der Krieg hatte viele Familien zerrissen, auf die eine oder die andere Art. Eloise betrachtete Barty Crouchs Sohn. Er wirkte nicht, wie sie sich einen Todesser vorstellte. Wenn sie es nicht gewusst hätte... Auf dem Foto wirkte er kaum älter als sie nun war, er war dünn und groß und sah freundlich nach vorne. Eloise dagegen wirkte unfreundlicher. Sie schmollte in ihrem grünen Kleidchen in die Kamera.

„Oh, du wolltest partout nicht lachen", erinnerte sich Dorothea belustigt. „Dabei hatte dir Bartemius' Frau ein so tolles Geschenk mitgebracht. Dein Stofftier Merlin, das Reh. Erinnerst du dich? Du hast es jahrelang mit dir rumgetragen."

Natürlich erinnerte Eloise sich an Merlin. Das Stofftier lag immer noch in ihrem Bett und würde es nie verlassen.

„Du mochtest sie sehr gerne", erzählte Dorothea, die in Erinnerungen zu schwelgen schien. „Aber natürlich hast du das, sie war eine sehr nette Frau. Ich fand es immer schön, sie zu sehen. Hier hast du mit ihr und Barty ein Spiel gespielt." Eloise betrachtete das Bild, runzelte jedoch die Stirn.

„Barty?", fragte sie. Sie sah nur seinen Sohn.

„Oh, sein Sohn ist nach ihm benannt. Er hieß auch Bartemius", erklärte ihre Mutter.

Merlin. Irgendwie klang das nach etwas, was er tun würde. Barty munterte sie auf dem Bild mit dem Reh auf, aber Eloise schien nicht begeistert zu sein und funkelte ihn finster an. Sie war nicht glücklich darüber, dass jemand ihr Reh in der Hand hielt, was ihn zum Lachen brachte.

„Er wirkt nicht wie ein Todesser", sprach Eloise ihre Gedanken laut aus.

Ihre Mutter schien überrascht, dass sie davon wusste, nickte aber. „Er war ein ruhiger Junge. Gut in der Schule. Wenn er da war, hast du dich immer gefreut. Er war sehr geduldig mit dir, auch wenn du ihn viel geärgert hast."

„Ich habe ihn geärgert?", fragte Eloise, überrascht von sich selbst.

„Nun, du wolltest zumindest immer seine Aufmerksamkeit." Dorothea lachte leicht. „Du hast ihm gezeigt, was du gezeichnet hast, erzählt, was du gelernt hast oder wolltest, dass er dir etwas von Hogwarts erzählt. Du hast ihn sogar mal mit Erbsen beworfen."

„Oh", sagte Eloise leicht verlegen. „Es muss für Mr Crouch schwer gewesen sein, nicht?"

„Nun, er ließ ihn verhaften. Wir sprachen nie darüber, die Beweislage war nicht sehr stark", deutete Dorothea an. Natürlich hatten sie nie darüber gesprochen. So etwas wurde in ihrer Familie gerne totgeschwiegen.

„Glaubst du, er war wirklich auf Du-weißt-schon-wems Seite oder stand er vielleicht unter dem Imperius?", fragte Eloise verunsichert, als sie daran dachte, was Moody erzählt hatte.

„Ich weiß es nicht", gab ihre Mutter zu. „Aber genau diese Frage stellten viele, als sein Vater ihn verhaften ließ. Es war wirklich tragisch. Wie er ihn im Gerichtssaal angefleht hat und auf seine Unschuld bestand. Seine Mutter war nicht mehr dieselbe nach all dem. Sie starb nicht viel später." Sie schüttelte den Kopf und atmete tief durch. „Wie auch immer."

Es folgten vereinzelte Bilder von Eloise und ihren Eltern und sie versuchte sich nach der vorherigen Geschichte wieder zu fokussieren. Erst als ihre Mutter weiter blätterte, kamen andere Urlaubsbilder und irgendwann ein Familienfoto. Ihr Großvater und seine zweite Frau waren zu sehen, aber auch Dorothea, Cornelius und...

Das— Das war sie. Es schien, als wisse sie genau, wie sie in die Kamera blicken musste. Ein wenig den Kopf gesenkt blickte sie aus ihren Wimpern hinauf und lächelte charmant, aber nachdem Eloise ein paar ihrer Erinnerungen gesehen hatte, wusste sie, wie berechnend diese Frau war. Sie stand an der Seite ihres Vaters — Eloises Großvater — und wirkte wie ein kleiner Engel neben ihm. Dorothea dagegen wirkte deutlich angespannt — auf dem Bild und in Wirklichkeit.

Unter der Fotografie, die sich immer wieder von vorne bewegte, standen die Namen der Anwesenden geschrieben: Cornelius und Dorothea Fudge, Konstantin und Xia Fawley mit ihrer gemeinsamen Tochter... Eloise atmete tief durch. Kyrilla Fawley.


introducing...

KRISTIN KREUK
als
Kyrilla Fawley




Hihi da ist Kyrilla ;))

Jetzt haben wir einen Namen und eine Zeit!!

Spannende Fotobuchstunde... Ich fand es auch schön, die Crouchs zu erwähnen. Man weiß ja aus den Büchern, dass die Fudges und Crouchs hin und wieder was unternommen haben. Außerdem habe ich die letzten Tage viel über Barty Crouch Jr. nachgedacht (soll jetzt nicht weird klingen xD)
Meine beste Freundin hat heute eine 9-minütige Sprachnachrichten basierend auf meinen Charakteranalyse-Ergebnissen zu ihm erhalten. Well... ich bin nicht umsonst in Ravenclaw 😅

Auf jeden Fall wird's noch spannend ;)

Nächstes Kapitel gibt es dann nächste Woche <3

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