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Ein Geständnis
Jahr 2021, April - Seoul
„Und, warum bist du jetzt eigentlich hier?"
Taeyong PoV:
Es musste ja so kommen. Irgendwer musste mich ja entdecken.
Was hab' ich mir auch dabei gedacht, einen Platz in der Nähe der Schule zum Warten auszuwählen.
Irgendwas musste ich meinem Hyung aber antworten, also kam mir eine Ausrede in den Sinn. „Ähm, der Schwimmclub fällt heute aus und ja, da meine Eltern mir das sicher nicht abkaufen würden, sitze ich jetzt halt hier und warte bis die zwei Stunden um sind."
Johnny PoV:
Gibt es irgendeinen Grund für seine Lüge, den ich nicht wissen darf? Wieso findet er es so schlimm mir zu erzählen, dass er müde ist? Oder hat er Angst von mir verraten zu werden?
Ich meine er müsste doch wissen, dass ich der letzte bin, der so etwas machen würde. Außerdem schwänze ich ja selber gerade.
Ohne ihn weiter unter Druck setzen zu wollen, lasse ich mich jetzt neben dem Dunkelhaarigen nieder.
Schnell nimmt dieser eine etwas angespanntere Sitzpose ein, worauf er nervös mit seinen Fingern spielt. Weswegen ich jetzt doch das Wort ergreife. „Yo Taeyong keine Angst, ich schwänze auch gerade.", versuche ich den Jüngeren zu ermutigen, mit der Wahrheit rauszurücken.
„Aber ich schwänze garnicht!", erwidert er knurrend.
Schon wieder unwissend darüber was ich auf seine Lüge entgegnen kann, falte ich jetzt auch meine Hände in meinem Schoß, während ich mich ein wenig aufrichte.
Die Situation ist dabei so angespannt, dass man die dicke Luft zwischen uns jetzt förmlich greifen könnte.
„Aber ich kann mir auch gerne wo anders einen Platz suchen.", durchbricht der Jüngere jetzt endlich die unangenehme Stille. „Nein, das wollte ich damit vorhin garnicht andeuten. Ich bin sogar froh nicht alleine schwänz- äh... hier sein zu müssen", erkläre ich, wobei ich mich einmal kurz verspreche.
„Ja dann." Noch immer ziemlich angespannt beißt der Klassensprecher nun auf seinen Lippen herum und lässt seinen Blick dabei unruhig über den Parkstreifen vor uns schweifen.
Was hat er denn plötzlich? Als ich noch nicht hier war, döste er hier völlig friedlich vor sich hin.
Na ja, vielleicht sollte ich einfach versuchen selbst ein wenig zu entspannen. Denn meine Bank zu wechseln ist für mich keine Option. Also lehne ich mich jetzt etwas in die Bank zurück, bevor ich letztendlich auch versuche die Augen ein wenig zu schließen.
„Johnny?", kommt es plötzlich aus dem Nichts von Taeyong. Will er mir jetzt doch die Wahrheit erzählen? „Ja?", entgegne ich zugegebenermaßen gespannt.
„Warst du schonmal verliebt?", möchte der Schwarzhaarige wissen, weshalb ich ihn nur verwirrt mustere. Wieso will er das wissen? Ich meine... natürlich bin ich das. Und wie ich das bin.
Auch wenn ich dachte, dass ich endlich in der Lage wäre offen über meine Gefühle zu reden, wenn mich jemand über diese ausfragte, ist dem in diesem Moment irgendwie nicht so.
Alles was seine Frage bei mir auslöst, ist ein um das Vielfache beschleunigter Herzschlag und eine Lüge, die sich von meinen Lippen löst. „Nein ich denke nicht, wieso willst du das wissen?"
Taeyong PoV:
Bevor ich ansetze, lasse ich mir die Worte die ich gleich aussprechen werde noch einmal durch den Kopf gehen, bis ich dann quasi den ersten Schritt mache und mich einer meiner größten Ängste stelle. Einer anderen Person von meinen Gefühlen zu erzählen.
Warum diese Person jetzt ausgerechnet Johnny wird, weiß ich auch nicht. Es fühlt sich in diesem Moment einfach so richtig an, auch wenn ich kaum etwas mit dem Älteren zu tun habe. Die Situation passt für mich irgendwie, weshalb ich nun einfach meine Gedanken ausspreche.
Johnny PoV:
„Johnny?", kam es nach einer Weile des Schweigens vom Jüngeren wieder. „Was ist denn?", frage ich und versuche dabei weder nervös noch genervt zu klingen.
„Ich glaube, ich bin verliebt Hyung.", nuschelt er, worauf ich ihm nun verständnisvoll in die Augen Blicke.
„Möchtest du mir vielleicht erzählen wer sie, oder er ist?", frage ich, um nichts falsch machen zu können und ihm sein Geheimnis so vielleicht wirklich zu entlocken.
Was denke ich hier eigentlich schon wieder? Erst lüge ich ihm mitten ins Gesicht und im nächsten Moment erwarte ich dann aber, dass er mit der gesamten Wahrheit rausrückt?
„Es ist tatsächlich ein Er", unterbricht mein Mitschüler jetzt meine Gedankengänge. „Und dazu noch in unserer Klasse", fährt er fort.
Und obwohl es bei mir nicht anders ist, bringe ich in dem Moment tatsächlich nichts anderes raus, als ein gespieltes „Oh."
Doch meine Neugier wird leider von Sekunde zu Sekunde größer, weshalb ich wieder zum Ausquetschen des Kleineren ansetze.
„Weißt du ob er deine Gefühle erwidert?" „Nein", meint der Jüngere neutral.
Ich kann mich immer noch nicht zügeln, weshalb ich auch schon die nächste, für meine Verhältnisse unangebrachte, Frage stelle.
„Und, möchtest du mir verraten, wer es ist, von dem du sprichst?" „Ähm, alsoo... versprichst du mir, dass du niemandem davon erzählst, nicht einmal Mark?", stammelt er mit ängstlicher Mine.
Diese Versprechen werde ich definitiv einhalten. Ich kann Mark nicht von meinen Gefühlen ihm gegenüber erzählen, also sollte ich das Mindeste tun und auch Taeyong's Gefühle für mich behalten. „Ich verspreche dir, dass hiervon niemand außer mir erfahren wird", fahre ich fort.
Nach einem letzten großzügigen Atemzug des Schwarzhaarigen, setzt er jetzt endlich an. „Na gut, jetzt hab' ich dich neugierig gemacht und muss es wohl sagen." Etwas verschämt über meine Aktionen presse ich meine Lippen zusammen und wende kurz meinen Blick von ihm ab.
„Es ist Ten", kurz und schmerzlos verlassen diese Worte die Lippen des Dunkelhaarigen.
Ein kurzer Moment des Schweigens tritt ein, in dem ich nochmal über die Situation von heute Morgen nachdenke. Vielleicht hatten sie doch eine Übernachtungsparty und wollten einfach nur nicht, dass die Klasse Vermutungen anstellte, weswegen sie mit einem leichten Zeit Unterschied das Klassenzimmer betreten hatten.
Da er Taeyong jetzt ziemlich traurig aussieht, entscheide ich mich dazu, ihn nicht weiter mit Fragen zu durchlöchern. Anstatt dessen versuche ich ihn ein wenig aufzumuntern. „Wenn du ihn noch nicht gefragt hast, weißt du ja garnicht, ob er vielleicht auch das Selbe fühlt."
Kurz nickend wendet sich der Kleine nun von mir ab, schiebt die Hände in die große Bauchtasche seines Kapuzen-Pullovers und fährt mit dem fort, was er vor meiner Ankunft getan hatte. Dieses Mal allerdings mit einem zufrieden Lächeln, das seine Lippen umspielt.
Kurz schmunzle ich verständnisvoll, ehe ich es ihm gleichtue und meine Augen schließe, um in die Traumwelt abzudriften.
Nach ungefähr einer Stunde öffne ich dann allmählich meine geschwollen Augen wieder, wobei ich feststelle, dass Taeyong schon gegangen war.
Etwas verwundert darüber, nehme ich meinen Rucksack von der Bank und schultere diesen, bevor ich mich dann auch auf den Weg nach Hause mache.
Vielleicht sollte ich ihm auch von meinen Gefühlen zu Mark erzählen? Das wäre nur fair und auch mir würde ich damit wahrscheinlich einen Gefallen tun.
Fortsetzung folgt...
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