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Eine besetzte Parkbank
Jahr 2021, April - Seoul

Hmm... die Beiden werden schon ihre Gründe für ihren verschleiernden Look haben...

Taeyong PoV:

Mein Gott, wieso bin ich nicht einfach zu Hause geblieben? Bei meinem Zustand werde ich so oder so nicht fähig sein dem heutigen Unterricht zu lauschen.

Um mich vor Unterrichtsbeginn wenigstens noch ein bisschen entspannen und ausruhen zu können, höre ich klassische Musik auf meinen Kopfhörern.

Dies tue ich immer, wenn ich in der Früh im Bus Richtung Schule sitze, oder einfach nur, um von Stresssituationen des anstrengenden Alltags runter zu kommen.

Während ich einer meiner Lieblingsklavierstücke lausche, wandert mein müder Blick im Klassenzimmer umher. Worauf dieser dann an ihm hängen bleibt.

Etwas enttäuscht davon, dass ich sein hübsches Gesicht wohl heute nicht mehr zu sehen bekommen werde, da er mindestens genauso verschleiert ist wie ich, wende ich mich wieder von ihm ab.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass der Unterricht bereits in fünf Minuten beginnt, weshalb ich mir meine Kopfhörer aus den Ohren hole und sie behutsam in ihre kleine Ladebox zurückstecke.

Nach diesen fünf Minuten betritt dann auch unser erster Lehrer für diesen Tag das Klassenzimmer.

Von dort an vergehen die Stunden nur sehr langsam, ja fast wie in Zeitlupe, weswegen meine Aufmerksamkeit schon nach einigen Minuten aufgebraucht ist und ich meinen Kopf deshalb jetzt auf meiner Bank ablege, um die restlichen Stunden bis zur ersten Pause dösen zu können.

Da es dem Lehrer nun wirklich egal zu sein scheint, kann ich mich jetzt auch unbesorgt ganz der Traumwelt hingeben.

„Ey Taeyong du Schlafmütze, wach auf, wir haben Pause!" Aus meinem Halbschlaf gerissen gähne ich einmal in mich hinein, bevor ich dann allmählich meinen Kopf vom Tisch hebe, um meinem mutmaßlichen Wecker eine Identität geben zu können.

„Da sollst du mich erst recht nicht wecken Doyoung!", schmollend sehe ich so weit nach oben, dass der Schwarzhaarige mir direkt in die Augen sehen kann, woraufhin er sich leicht erschrickt.

„Wie siehst du denn aus? Deine Augenringe reichen ja fast bis zum Boden", stellt der Jüngere mehr fest, als, dass er eine Frage stellt.

Auch wenn er mein bester Freund ist, würde ich mich niemals trauen ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Zu groß ist die Angst ihn dadurch zu verlieren.

Denn wenn er wüsste, dass ich auf Jungs stehe, wäre es das mit unserer Freundschaft.

„Ich weiß auch nicht, ich konnte einfach nicht einschlafen, hab schon wieder zu viel nachgedacht", antworte ich dem Größeren unsicher aber wahrheitsgemäß und zucke dabei mit den Schultern.

„Na sag schon! Welches Mädchen hat dir den Kopf verdreht?" Mit einem perversen Grinsen im Gesicht wackelt er zweideutig mit seinen Augenbrauen, während er versucht mich auszuquetschen.

„Nein, so ist es nicht!", schnell schaue ich weg, wohlwissend, dass mein Gesicht jetzt mindestens den Rotton einer Tomate angenommen haben müsste.

Wieso fühle ich mich nur so erwischt? Was er da sagt stimmt ja nicht mal ganz. Immerhin ist die Person mit der mein Kopf 24 Stunden am Tag gefüllt ist kein Mädchen und für ihn ist das wahrscheinlich sogar ein sehr großer Unterschied.

„Also hab' ich Recht", grinst er nun. „Nein, so ist das nicht, es is- „Ach ja und warum bist du dann mit einem Mal so rot geworden?", unterbricht mich der Schwarzhaarige. „Weil die Frage peinlich ist", murre ich und verschränke meine Arme schützend vor der Brust.

Etwas ernster setzt der Jüngere jetzt erneut an. „Hm, wenn es das nicht ist, was ist es denn dann?" Kurz überlege ich was ich ihm auf diese Frage jetzt antworten könnte, ohne ihn zu enttäuschen, oder sogar noch neugieriger zu machen.

Bis plötzlich ein lauter Ruf aus der hintersten Reihe ertönt und meine Rettung bedeutet. „Ey Doyoung, komm mal her, Renjun und ich müssen dir was zeigen!", schreit Jeno plötzlich zu meinem Erlösen, meinem Gegenüber zu.

Durch sein Brüllen wendet sich nun die ganze Klasse zum Jüngeren, weshalb er peinlich berührt wegsieht.

Ohne mich weiterhin mit Fragen zu durchlöchern, läuft Doyoung jetzt zu seinen beiden besten Freunden rüber, weswegen ich erleichtert aufatme.

Doch gleich darauf bahnt sich schon das nächste Problem an. Ich habe ganz vergessen, dass heute die Schulclub-Aktivitäten statt finden. Und ob ich heute noch die Kraft für's Schwimmen habe ist eine offene Frage.

Obwohl ich eine Person bin, die sich den Schulregeln ungern widersetzt, ist es vielleicht schlauer in meinem heutigen Zustand, die AG dieses Mal ausfallen zu lassen.

Völlig unfähig mich auf den Unterricht zu konzentrieren, schlage ich mich auch noch durch die letzten Stunden, bis die Lehrerin der letzten Stunde endlich in die Hände klatscht, um uns somit zu demonstrieren, dass wir aus haben.

Schnell packe ich meine Sachen zusammen, um der Erste zu sein, der das Schulgelände verlässt, da ich ja nicht will, dass mich jemand aus dem Schwimmclub beim Schwänzen erwischt.

„Du hast es aber heute eilig Lee", merkt unsere Lehrerin noch kurz an, bevor ich mich nach einer kleinen Verbeugung schon zurückziehe.

Zu meinen Eltern nach Hause kann ich jetzt nicht. Die wissen ja schließlich, dass ich jetzt eigentlich noch zwei Stunden AG hätte.

Nachdem ich ein paar Meter in einem naheliegenden Park umhergelaufen bin, setze ich mich auf eine Bank und mustere den Parkstreifen vor mir. Nicht viele Menschen, nur ab und zu Jogger die an mir vorbei huschen.

Hinter mir befindet sich ein Geländer. Von dort aus hat man eine schöne Aussicht auf den Han River. Eigentlich ein wunderbarer Ort zum entspannen. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen, diesen Park zu besuchen?

Noch kurz genieße ich die Aussicht auf den Fluss, an diesem sonnigen Tag, ehe ich mich wieder auf der Bank niederlasse.

Ich lausche dem hypnotisierenden Zwitschern der Vögel, worauf ich nur wenig später im Sitzen einschlafe.

Johnny PoV:

Etwas unsicher über meine Entscheidung den Volleyball Club zu schwänzen, laufe ich letztendlich doch Richtung Ausgang des Schulgeländes.

Als ich an dem Tor das in die Freiheit führt ankomme, bleibe ich noch einmal kurz davor stehen, um tief ein und fest entschlossen wieder auszuatmen.

Mark habe ich schon in der ersten Pause von meinem Vorhaben erzählt. Dieser zog mich daraufhin nur damit auf, dass ich in der Früh meinte, dass ich garnicht so müde sei.

Natürlich war mir dabei klar, dass der Blauhaarige bei diesem Plan nicht dabei sein würde.

Aber genau das ist einer der vielen Sachen, die ich an ihm mag. Er ist einer der am härtesten arbeitenden Personen die es gibt und er hält sich auch meistens an die Regeln, aber außerhalb seiner Pflichten ist er der coolste und lockerste Mensch den ich kenne.

Das ist einer der Sachen die ihn für mich so besonders machen. Deshalb bin ich auch nicht traurig darüber, dass der Jüngere nicht mit mir schwänzen will.

Schließlich hat er ja auch noch den Badmintonclub zu besuchen und danach geht er, wie ich ihn kenne, einer seiner kleinen Jobs nach. Heute wahrscheinlich Zeitung austragen. Für's Regale im Supermarkt auffüllen ist es nach der AG wahrscheinlich schon zu spät und Badminton Training für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, gibt er nur an Wochenenden.

Während ich so an den kleinen Sonnenschein denke, komme ich auch schon an meinem Ziel an. Ein der Schule nahegelegener Park, den ich des öfteren mal besuche, um einfach mal abzuschalten und meine Umgebung vergessen zu können.

Als ich gerade auf meinen selbst ernannten Stammplatz, eine ruhig gelegene Park Bank, zulaufen möchte, kann ich aus der Entfernung auf dieser eine Person ausmachen.

Echt jetzt? Warum muss sich genau jetzt irgend ein Idiot auf meiner Parkbank breit machen? Ich meine, in diesem Park gibt es ja schließlich genug Bänke.

Etwas genervt nähere ich mich jetzt abermals der besetzten Bank. Und komme kurz vor dieser zu einer Erkenntnis.

Ist das nicht Taeyong? Aber was will der denn hier? Soweit ich weiß, ist der im Schwimmclub und der fällt heute nicht aus. Da bin ich mir sicher.

Schwänzt er vielleicht auch?

Da fällt's mir wieder ein. Der saß heute auch schon im Unterricht so verschleiert da. Weswegen ich ja auch die Vermutung aufgestellt hatte, dass der Jüngere in dieser Nacht genauso viel Schlaf wie ich abbekommen hatte.

Ohne weiter zu zögern, laufe ich jetzt direkt auf den Kleineren zu.

Kurz überlege ich noch, bevor ich dann eine Hand auf seine linke Schulter lege und leicht an ihm rüttele.

„Huh, huh, was?", völlig erschrocken reibt mein Gegenüber sich schnell das Gesicht, bevor er mich mit geweiteten, leicht geröteten Augen anstarrt.

Jetzt wird mir auch klar, dass ich mit meiner Vermutung wohl recht haben musste. Wahrscheinlich kann er auch nicht nach Hause, weil seine Eltern über den Schulclub Bescheid wissen.

„Te- ich meine Johnny?", kommt es nun aus ihm heraus. Wollte er da gerade Ten sagen? Vielleicht kam er ja in seinem Traum von eben vor, oder so.

„Was machst du denn hier?", möchte er jetzt wissen, während ihm ein kleines Gähnen entweicht. „Das gleiche könnte ich dich fragen, denn auf dieser Bank sitze ich nämlich immer."

Nicht, dass diese Parkbank mein Eigentum wäre, ich mochte es einfach nur nicht jemand anderen auf dieser sitzen zu sehen. Ich weiß selber nicht wieso es so kam, aber es könnte daran liegen, dass ich über die Jahre einfach eine emotionale Bindung zu dieser Bank aufgebaut habe.

Jedes Mal, wenn ich einen Zufluchtsort brauchte, war diese nun mal der erste Platz der mir einfiel und somit auch erste Wahl. Kein Wunder, denn hier ist es so gut wie immer. Ruhig, und das Einzige was deine Gedankengänge zerstören könnte, ist das Zwitschern der Vögel.

„Ähm, oh, sorry, ich wollte eh gerade gehen", stammelt der Jüngere.

Da ich diesen Ort dieses Mal sowieso nicht als Zufluchtsort, sondern viel eher als eine Art Wartezimmer für's nach Hause gehen nutzen wollte, meinte ich dass es schon in Ordnung wäre, wenn er hier bleiben würde. Schließlich würde es mir unter diesen Umständen schon nach weniger als zehn Minuten langweilig werden.

Leicht nickend bleibt der Schwarzhaarige nun doch sitzen und rutscht dabei etwas zur Seite, um mir auch Platz zum Niederlassen anzubieten. Etwas zögerlich setze ich mich neben den Klassensprecher, ehe ich mich dann an einem Gesprächsaufbau mit ihm versuche.

Auch wenn mir wie bereits erwähnt der Grund wahrscheinlich schon bekannt ist, frage ich Taeyong jetzt trotzdem. „Und, warum bist du jetzt eigentlich hier?"

Fortsetzung folgt...

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