~5~

Ein paar müde Jungs
Jahr 2021, April - Seoul

„Gute Nacht Jan, oder eher, guten Morgen", knurre ich noch sarkastisch bevor ich vor Erschöpfung schließlich einschlafe.

Johnny PoV:

„Man, Johnny siehst du heute mal wieder gut aus", ruft mir Jaehyun mit einem deutlich sarkastischem Unterton zu, als ich die Türschwelle des noch halb leeren Klassenzimmers mit Mark an meiner Seite übertrete.

Bevor ich mich schließlich auf meinem Platz niederlasse, werfe ich ihm noch einen bedrohlichen Blick zu. „Oh, jetzt krieg ich aber Angst." „Shut up Jay!" Zischend verdrehe ich meine Augen und setze dann an meiner Thermosflasche an, um ihr einen kräftigen Schluck des vierfachen Espressos, den ich mir in der Früh gemacht habe, zu entziehen.

Nachdem der Kaffee langsam einfährt, bemerke ich, dass mich ein Großteil der schon anwesenden Klassenkameraden aufmerksam mustert, woraufhin ich nur ganz schnell und beschämt meinen Blick wieder senke. Können die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern?

War ja klar. Aus dem linken Augenwinkel sehe ich auch schon die Klassenmutter Taeil auf mich zu kommen. „Ist alles in Ordnung? Du siehst sehr fertig aus."

Natürlich, mir geht's blendend. Ich war ja nur die ganze Nacht wach und hatte vielleicht zwei Stunden Schlaf, weil mein Schwarm direkt neben mir lag. Aber klar, sonst ist alles fit im Schritt.

„Ja Hyung, alles gut, ich bin nur ein bisschen müde", entgegne ich. „Bist du dir sicher mit „ein bisschen"? Denn für mich siehst du so aus als hättest du seit fünf Tagen nicht mehr geschlafen", merkt der Klassenälteste besorgt an.

„Ja, wirklich. Ich war nur ein wenig zu lange wach." „Ok aber schau bitte, dass du genug Schlaf bekommst. Das ist echt wichtig für deine Gesundheit und Konzentration."

„Ja, mach ich Hyung." Mit diesen Worten wendet er sich wieder von mir ab, um sich zurück auf seinen Platz zu begeben. Von seiner Sitzbank aus schenkt er mir noch ein bemutterndes Lächeln, welches ich mit einem kurzen nach oben Zucken meiner Mundwinkel erwidere.

~eineinhalb Stunden zuvor~

Mark PoV:

„Drr, drr, drr, drr!" Das Vibrieren und Klingeln des Weckers, den Johnny am Vortag gestellt hatte reißt mich plötzlich aus dem Schlaf.

Noch völlig müde reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und stelle endlich den penetranten Ton des Handy-Weckers aus, da sich der Dunkelbraunhaarige, ja anscheinend nicht wirklich von dem immer lauter werdenden Klingelton beeindrucken lässt.

„Hey, wake up!", raune ich und rüttele an meinem besten Freund. Mit einem müden Brummen dreht er sich langsam in meine Richtung, worauf ich mich dezent erschrecke. „Dude, wie siehst du denn aus?!", möchte ich wissen.

Darauf fängt er nur an sich im Bett zu wälzen und sich die Bettdecke ruckartig über den Kopf zu ziehen.

„Hey, come on, get up! Wir haben Schule!", wiederhole ich kichernd.

Plötzlich raft der Größere sich auf, stürzt sich auf mich und nimmt mich in den Schwitzkasten, während er mit der Faust seines freien Armes meine Haare verstrubbelt. „Good Morning!", gähnt er dabei laut und langgezogen.

Völlig aus der Bahn geworfen, lasse ich dies einfach über mich ergehen, bis es mir dann zu viel wird und ich mich aus seinem Griff löse.

Warum schlägt mein Herz auf einmal so schnell? So sehr hab' ich mich nun auch wieder nicht erschrocken. Ohne meinem pochendem Herzen weiter Aufmerksamkeit zu schenken, wende ich mich jetzt Johnny zu.

„Guten Morgen. You don't look quite alright today, do you usually sleep longer than six hours on schooldays, or why do you look like the Walmart version of a zombie?", ziehe ich den Größeren zwar auf, mache mir aber irgendwo auch Sorgen über seinen Zustand.

„Really? Eigentlich schlafe ich immer so lang. Muss wohl daran liegen, dass du mich zum ersten Mal direkt nach dem Aufstehen siehst. One cup of coffee and I'll be fine again", entgegnet er.

„I think a big cup of coffee is exactly what you need right now. It also was really hard to wake you up just now", erkläre ich dem Brünetten.

„If you tell me where the things are, I'll be makin' you one real quick. Ruh du dich lieber noch ein wenig aus", biete ich an.

„Nein, nein, tu dir keinen Zwang an. I'm really not as tired as I may look. Schau!" Überzeugt von seinen Worten, springt er nun mit einem Mal aus dem Bett und streckt sich einmal ausgiebig.

Kurz schaue ich ihm noch nach, bis er dann hinter der Zimmertür in die Küche verschwindet.

Seufzend lasse ich mich, mit den Armen zu beiden Seiten ausgestreckt, zurück in's Bett fallen.

Wieso lügt er mich an? Ich kenne meinen Hyung schon so lange. Sowas kann er nicht vor mir verstecken. Eigentlich würde sogar jeder Blinde seine schwarzen Augenringe, die bis zum Boden reichen, erkennen.

In Gedanken verloren starre ich an die Decke, bis mich ein lautes Rufen des Älteren plötzlich aus ihnen heraus reißt. „The coffee is ready now, so if you want some...?" „I'll be right there", erwidere ich.

Nachdem ich mich allmählich gesammelt habe, mache ich mich nun auch auf den Weg in die Küche.

„Here, I made you scrambled eggs." Erwartungsvoll schiebt Johnny mir einen Teller mit Rührei und meine Tasse Kaffee entgegen.

„Thanks dude, what about you tho?" „There were only two eggs left and that simply wouldn't have been enough for the two of us. Außerdem bin ich nicht wirklich hungrig", merkt er an.

Da ist er schon wieder. Dieser ungewöhnlich schnelle Herzschlag. Dieses Gefühl kommt mir... irgendwie bekannt vor.

„Du redest so als wären wir Fremde", lenke ich erneut von meinem rasendem Herzen ab.

Vielleicht bin ich ja derjenige, dem es nicht gut geht. Ich meine, mein Herz scheint sich ja garnicht mehr beruhigen zu wollen. Bin ich vielleicht krank und sollte hier bleiben?

Nein, das ist es nicht! Aber was ist das dann für ein komisches Gefühl? Irgendwie kommt es mir bekannt vor, ich kann es nur noch nicht richtig zuordnen.

„Yes, you're right, but I'm just trying to be nice here and just how I said, I'm not hungry." Beleidigt schiebt der Braunhaarige seine Unterlippe hervor.

Süß.

Hä? Süß? Mein Ernst?

Johnny ist vielleicht gutaussehend. Ich meine er ist ja nicht umsonst der Frauenschwarm der Klasse. Aber doch nicht süß!

Völlig verwirrt von meinen eigenen Gedankengängen, halte ich mir den Kopf während ich meine Ellenbogen auf dem Esstisch abstütze.

„Ist alles gut?", fragt der Ältere ein wenig besorgt. Ja, ja, alles gut", erwidere ich und fange an mit meiner Gabel in meinem Rührei herumzustochern.

„You sure? You seem so lost in thought today", wiederholt er. „No, everything's fine, dude. Trink du lieber deinen Kaffee."

Etwas unsicher über die Kochkünste des Größeren, spieße ich letztendlich doch einwenig der Eierspeise mit meiner Gabel auf und schiebe diese anschließend zögerlich in meinen Mund.

Dabei muss ich feststellen, dass diese garnicht mal so schlecht schmeckt. Er wäre bestimmt ein guter Ehemann. Also, wenn er irgendwann eine tolle Frau finden sollte, die nicht nur auf sein gutes Aussehen scharf ist.

Bei dem Gedanken, dass der größere künftig eine Ehe eingehen könnte, kommt ein komisches Gefühl in mir auf. Was ist das schon wieder? Dieses Mal fühlt es sich anders an, ein wenig so wie... Melancholie?

Nein! Das würde keinen Sinn machen.

„Ich glaube, ich fülle mir den Kaffee, für die Schule in eine Thermosflasche um. Ich bekomme gerade irgendwie garnicht's runter, like not even coffee", reißt der Brünette mich abermals aus meiner Gedankenwelt. „Uh, yeah, d- do that", bringe ich stammelnd gerade noch so heraus.

Nachdem wir uns auch noch in den restlichen Hinsichten für die Schule fertig gemacht haben, verlassen wir schon das Familienhaus des Älteren.

~Rückblick Ende~

Johnny PoV:

Oh man. Nö oder?

Heute ist doch der Volleyball-Club. Wie soll ich das denn überstehen? Ich glaub' ich schwänze einfach. Einmal schwänzen kann man sich schon noch leisten.

Übrigens, ich habe ganz vergessen Mark zu fragen, wie mein Rührei vorhin geschmeckt hat. Aber er hat es ja aufgegessen. Daher dürfte es garnicht so schlecht gewesen sein.

In meine Gedanken vertieft, wandert mein Blick ein wenig im Klassenraum herum, bis dieser dann an unserem Klassensprecher hängen bleibt.

Was hat der denn da an? Taeyong ist ja völlig eingepuppt. Seine Cap ist tief über seine Augen gezogen und als ob das noch nicht genügen würde, trägt er auch noch einen Hoodie über seiner Schuluniform, dessen Kapuze er über die Cap gezogen hat.

So kennt man ihn garnicht. Zumindest nicht innerhalb der Schule. Hat er heute vielleicht auch nur wenig Schlaf abbekommen?

Ich lasse meinen Blick weiter umher gleiten und bemerke einen ähnlichen Look bei Ten.

Man, was ist denn heute los?

Hatten die vielleicht auch eine Übernachtung? Vielleicht sogar zusammen?

Mit ein wenig Neugier, beuge ich mich nun zu Kun rüber, um ihn über die beiden auszufragen.

„Hey, weißt du zufälligerweise ob Taeyong und Ten gleichzeitig das Klassenzimmer betreten haben?", frage ich wohlwissend, dass er immer als Erster im Klassenzimmer ankommt.

Nach kurzem nachdenken antwortet er mir dann. „Hmm, so weit ich weiß nicht. Ich glaube sogar, dass Ten circa zehn Minuten später das Klassenzimmer betreten hat. Wieso willst du das denn eigentlich wissen?"

„Nicht so wichtig. Danke." Freut mich, wenn ich dir helfen konnte." Zufrieden dreht der Mintgrünhaarige sich wieder zu seinem Tisch.

Hmm... die beiden werden schon ihre Gründe für ihr verschleierndes Aussehen haben...

Fortsetzung folgt...

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