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"Mutter es tut mir wirklich leid, dass ich nicht zu deiner Gala kommen kann. Doch ich hatte dir bereits vor drei Wochen mitgeteilt, dass ich geschäftlich unterwegs sein werde. Deshalb brauchst du mir jetzt auch kein schlechtes Gewissen einreden. Deine Gala wird wie immer super laufen und du wirst sicher jedes Werk verkaufen. Doch dafür brauchst du meine Anwesenheit wirklich nicht. Schließlich hat es die letzten 5 Jahre auch ohne mich sehr gut funktioniert "

Die junge Frau mit dem schwarzen Handy in der Hand drückte schon fast mit roher Gewalt den roten Hörer und schmiss genervt das Ding in ihre kleine Schwarze Handtasche, die um ihre Schulter baumelte. Das war bereits der dritte Anruf ihrer Mutter in einer Woche, ein persönlicher Rekord, wenn man bedenkt, dass sie sich höchstens zu Feierlichkeiten wie Weihnachten oder zu Geburtstagen meldete. Selbst das kam eher selten vor, sie hat ein großes Unternehmen zu führen und zu repräsentieren, das mehr als 15 Jahren unglaublich lukrativ läuft und sie bis zur Geschäftsleitung gebracht hatte. In Korea und Europa gab es kaum eine Stadt oder Fleck der nicht ein Produkt ihrer Firma im Sortiment besaß. Da ist es nur logisch , dass wenig Freiraum für ein Tochter vorhanden war. Doch das war schon vor dem Aufsteigen ihrer Firma so gewesen. Seid dem bedeutungsvollen Abend, über den gewissenhaft geschwiegen wurde gab es kaum noch Freiraum, geschweige denn Zeit die man als Mutter und Tochter hätte zusammen verbringen können. Seitdem sind einige Jahre ins Land gestrichen, aus dem Mädchen mit den bezaubernden Locken und Grübchen an den Wangen , ist eine ebenso erfolgreiche Frau geworden mit genauso wenig Zeit für etwas außer Arbeit, wie ihre Mutter. Sie besaß ebenfalls einen Beruf der sehr gefragt war, obwohl weniger der Beruf eher sie selbst. Denn sie war eine hoch angesehene Businessmanagerin , noch dazu Choreografin mit einem unfassbar talentierten Team an ihrer Seite und hobbymäßige Tänzerin, sowie Sängerin. Das mag mit ihren 21 Jahren viel zu hochpositioniert wirken, doch es wäre eine Schade wenn sie nicht dort stände wo sie eben gerade war. Zu mindestens behauptete das immer ihre Großmutter, die schon seit Beginn ihres Lebens mehr Mutter für sie war, als es jemals ihre leibliche hätte sein können. Sie hatte die Schönheit einer Göttin, die kaum vom Alter von 62 Jahren berührt wurde. Die kleinen Lachfältchen am Mund und Augen konnten ihrem Charme nichts anhaben, im Gegenteil es ließ sie noch schöner wirken. Ihre Großmutter war in jungen Jahren selbst eine erfolgreiche Tänzerin gewesen, weswegen sie immer behauptet hatte, dass der Tanz im Blut von Ayumi steckt. Die kurvige Figur und ihr eleganter und doch lockerer Kleidungstil, gab ihr ein jungenhaftes Erscheinungsbild und machte sie glatt fast 16 Jahre jünger. Die Tatsache , dass sie einen weltklassen Pianisten geheiratet hatte, der auch noch 12 Jahre jünger war und ihr die Welt zu Füßen legte , machte sie in den Augen von Ayumi zu der bemerkenswertesten Frau auf der ganzen Welt. Diese Frau ist ihr Anker gewesen, hatte sie zu ihrer Leidenschaft für die Musik und dem Tanz geführt.

Ihre Großmutter und ihr Ehemann waren der Elternersatz den sie dringend gebraucht hatte. Ayumi wüsste bis heute nicht wer sie geworden wäre, wenn es diese beiden wunderbaren Personen nicht gegeben hätte. Sie stände sicherlich nicht da wo sie heute war. An einem Flughafen, mit dem Ziel den nächsten großen waghalsigen Schritt in ihrer Karriere zu machen. Ihre Großeltern hatten ihr Mut beigebracht, Selbstliebe gelehrt und Stolz. Stolz zu sein auf die Frau die sie im Spiegelbild betrachten kann, nicht den Verlust dahinter zu sehen. Die beiden hatten das junge gebrochene Mädchen aus ihrem Schnecken Haus geholt, sie mit ihrer Liebe und Zuwendung genährt und ihr die Kraft gegeben ihre Flügel auszubreiten, um ihre Träume zu verwirklichen. Seitdem sie denken kann, tanzt und singt Ayumi für ihr Leben gern. Doch erst ihre Großeltern gaben ihr die Kraft auch etwas daraus zu machen. Mit ihren unbeschreiblichen Charakteren hatten sie sie zum Tanzunterricht gefahren, am lautesten bei ihren Aufführungen geklatscht und Beifall gerufen während die zwei Stühle ihrer Eltern frei blieben. Es waren die ersten Personen, die Ayumi von ihrer Studiumzusage für Internationales Management erzählte, sie waren es auch gewesen die ein großes Fest ausrichteten, als sie es als Jahrgangsbeste beendet hatte und von da an unter die Top Ten der gefragtesten Leute im Fachbereich Management zählte. Sie waren die Stütze ihres ganzen Lebens und für sie würde sie auch trotz ihres wichtigen Meetings heute ins Flugzeug steigen, um eine Gala von zehntausenden weiteren zu besuchen, nur damit sie in das glückliche Gesicht ihrer Großeltern schauen kann. Da lag der schneidende und belastende Unterschied, der seit dem Vorfall vor 15 Jahren immer wieder vor Ayumis inneren Auge lag. Für ihre Großeltern würde sie es tun, für ihre Mutter nicht. Dieser Gedanke verdüsterte ihre Stimmung, die eh durch den bereits dritten Anruf ihrer sonst so abwesenden Mutter getrübt war. Ein viertes Mal würde sie nicht rangehen und mit dieser Einstellung holte sie noch einmal tief Luft, bevor sie durch die Glastüren des Seoul Incheon Airport ins Freie trat, zu der neugierigen kleinen Gruppe von Reportern die dort auf sie warten würde.

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