Raststätte

Louis Pov

Aus dem ursprünglichen Plan, dass wir Lottie eben nach Doncaster fahren und vielleicht ne Stunde bleiben, war nichts geworden. Meine Mom hatte uns praktisch dazu gezwungen zum Mittagessen zu bleiben und dann waren auch schon meine restlichen Geschwister von der Schule nach Hause gekommen und uns sofort in Beschlag genommen. Natürlich hatte ich die Zeit mit meiner Familie genossen, doch etwas früher hätten wir schon los fahren müssen.

Wir fahren so gegen dreiundzwanzig Uhr los gefahren. Da die fahrt etwa drei Stunden dauerte, wären wir nicht vor zwei Uhr Nachts Zuhause. Doch auch daraus würde nichts werden, weil wir in einen Kilometer langen Stau geraten waren.

Müde rieb ich mir über die Augen. Harry hatten seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und kämpfte gegen die Müdigkeit an.

>>Schlaf ruhig.<<, meinte ich.

>>Nein, es ist unfair, wenn ich jetzt schlafen kann und du nicht.<<

>>Es bringt auch nichts, wenn wir beide wach bleiben.<<

>>Doch, wir können uns noch unter...<< Der Satz wurde durch ein Gähnen unterbrochen. >>...halten.<<, beendete Harry seinen Satz.

>>Funktioniert ja prima.<<, schmunzelte ich.

>>Mmh.<< Harry setzte sich auf, lehnte sich zu mir rüber und küsste mich. Lächelnd erwiderte ich den Kuss. Das war wahrscheinlich der einzige Vorteil an Stau, man konnte sich in Ruhe küssen. Nach einigen Sekunden lösten wir uns wieder voneinander. Statt an die Fensterscheibe legte Harry seinen Kopf nun auf meine Schulter. Mit einer Hand strich ich durch seine Locken. >>Lou?<<

>>Ja?<<

>>Versprichst du mir, dass wir uns gleich nicht streiten?<<

>>Warum sollten wir streiten?<< Fragend sah ich zu ihm runter.

>>Versprich es einfach. Ich will nicht mit dir streiten, dafür liebe ich dich viel zu sehr.<< Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

>>Versprochen.<< Kurz zögerte Harry, ehe er weiter sprach.

>>Warum hast du das Passwort geändert?<<

>>Harry...<<, begann ich ruhig.

>>Nicht streiten, du hast es versprochen.<<, erinnerte mich der Jüngere.

>>Hab ich auch nicht vor. Vertrau mir bitte einfach. Ich kann dir nicht sagen, was los ist, aber ich versprech dir, dass du es erfahren wirst, wenn der richtige Moment dazu ist.<<

>>Es ist nichts schlimmes?<<

>>Nein, ganz und gar nicht.<<

>>Okay.<< Für einen Moment schwiegen wir. >>Es tut mir leid, dass ich einfach an deinen Laptop war. Ich wollte das eigentlich gar nicht, aber ich hab mir einfach Sorgen gemacht und dann hatte ich ihn auch schon in der Hand.<<

>>Lass es uns einfach vergessen.<<

>>Ich glaub, das war unser erster richtiger Streit seit wir zusammen sind … mit Versöhnungssex.<<, schmunzelte Harry.

>>Das gilt nicht als Versöhungssex. Wir haben eigentlich nur von dem Streit abgelenkt und uns jetzt erst richtig versöhnt.<<, grinste ich.

>>Da vorne ist eine Raststätte.<<, meinte Harry, wobei er sich aufrichtete.

>>Und?<<, harkte ich verwirrt nach.

>>Na wenn das jetzt erst die richtige Versöhnung war, muss jetzt auch der richtige Versöhnungssex kommen.<< Nun verstand auch ich worauf er hinaus wollte. Dank des Stau brauchten wir ganze zehn Minuten um überhaupt auf den Rastparkplatz rauf zu kommen. Ich parkte das Auto in der hintersten Ecke, wo keine Laternen standen. Den Motor stellte ich aus und zog die Handbremse an, ehe ich mich abschnallte und zu Harry rüber turnte um mich auf seinen Schoss zu setzten. Grinsend küssten wir uns. Harry legte seine Hände auf meine Hüfte und zog mich eng an sich. Mit beiden Händen fuhr ich unter sein Shirt, welches ich ihm auszog. Unsere Jacken hatten wir schon vor der Fahrt auf die Rückbank geworfen. Harry tat es mir gleich und zog mir ebenfalls mein Oberteil aus. Seine Lippen legten sich auf mein Schlüsselbein, wo er einen Knutschfleck hinterließ. Mit einer Hand griff er neben den Sitz und klappte die Rückenlehne nach hinten, wodurch wir zumindest halbwegs lagen. Unsere Hosen auszuziehen war im Auto schon deutlich schwerer als die Oberteile. Nach den Jeans landeten auch unsere Boxershorts irgendwo im Auto. Die ganze Zeit küssten wir uns. Unsere Hände strichen über den Körper des jeweiligen anderen. Obwohl wir in einer riskanten Situation waren und jeder Zeit entdeckt werden könnten, ließen wir uns aller Zeit der Welt. Wir waren viel zu sehr miteinander beschäftigt als das einer von uns beiden auf unsere Umgebung hätte achten können.

Doch wir hatten Glück, denn eine halbe Stunde später lag ich schwer atmend und noch immer nackt in Harrys Armen ohne das wir erwischt wurden. Harry verteilte kleine Küsse in meinem Gesicht.

>>Ich liebe dich, Lou.<<, flüsterte er mir ins Ohr.

>>Ich liebe dich auch, Hazza.<<, murmelte ich gegen seine Brust. Einige Minuten genoss ich noch seine Nähe, ließ mich einfach von ihm küssen und durch die Haare streichen, bis ich mich widerwillig aufsetzte. >>Ich glaub, wir sollten weiter, sonst kommen wir nie mehr Zuhause an.<<

>>Vermutlich hast du recht, aber ich würde hier viel lieber noch mit dir liegen bleiben.<<

>>Ich doch auch.<< Harry setzte sich ebenfalls auf, schlang die Arme um meine Hüfte und küsste mich zärtlich. Ich schmiegte mich an seine Brust. Mit einer Hand strich ihm ein paar Locken aus dem Gesicht. Glücklich lächelten wir uns an, als wir wieder voneinander abließen.

Ohne uns wirklich voneinander zu lösen probierten wir uns anzuziehen, was noch schwieriger war als ausziehen. Natürlich hätte ich auch einfach rüber zum Fahrersitz turnen können, doch wollte ich Harrys Nähe noch ein wenig genießen, zudem hielt Harry mich immer noch so gut es ging fest.

Eine gefühlte Ewigkeit später waren wir beide endlich angezogen. Aus dem Ablagefach zwischen den Sitzen nahm ich mein Handy. Ich hatte zwei verpasste Anrufe von Liam, ebenfalls zwei von Zayn und einen von Adam. Zudem noch zehn SMS von den drei selben Personen, aber auch eine von Mom, die uns eine gute Fahrt wünschte und eine von Lottie, die sich noch mal bedankte. Ich antwortete Liam, dass wir auf dem Weg seien, aber im Stau stehen würden. Adam wollte wissen, ob ich am nächsten Tag zeit hätte, was ich mit einer SMS bestätigte.

>>Liam?<<, riet Harry.

>>Unter anderen.<< Ich warf mein Handy zurück in die Ablage und nahm dafür mein Portmonee. >>Ich hol mir mal eben einen Kaffee, willst du auch was.<<

>>Überrasch mich.<<, grinste Harry und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. >>Und beeil dich.<<

>>Ich guck mal, was sich machen lässt.<<, schmunzelte ich, raubte mir noch einen Kuss und turnte dann von Harrys Schoss um auszusteigen. Obwohl es draußen kalt war, was im Herbst nicht verwunderlich war, ließ ich meine Jacke im Auto. Eilig lief ich über den Parkplatz zum Raststättengebäude rüber. Ich störberte die Regale ein wenig durch um eine passende Überraschung für Harry zu finden. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr, weswegen ich auf sah. Ein kleineres Mädchen vielleicht so um die acht rannte einmal quer durch den Laden.

Mit einigen Sachen ging ich zur Kasse, wo ich mir noch einen Kaffee bestellte. Geduldig lehnte ich mich an den Tresen, während die Kassiererin sich um meinen Kaffee kümmerte. Jemand zupfte an meinem Shirt. Verwirrt drehte ich mich um. Vor mir stand das Mädchen. Mit großen Augen sah sie zu mir auf. In der Hand hielt sie ein Kuscheltier mit riesen Kulleraugen.

>>Hey.<<, lächelte ich und kniete mich hin um mit ihr auf einer Höhe zu sein.

>>Du bist Louis, oder?<<, versicherte sie sich. Bestätigend nickte ich. >>Guck mal.<< Breit grinsend streckte sie mir das Kuscheltier hin. Es war ein Teddybär auf dessen Bauch scheinbar mit Edding „Larry“ geschrieben war. Das „L“ war falsch herum und auch sonst, sah es nach einer kindlichen Handschrift aus.

>>Hast du das selber gemacht?<<, erkundigte ich mich. Stolz nickte die Kleine.

>>Lena, kommst du?<<, rief eine weibliche Stimme. Das Mädchen vor mir reagierte nicht. Entweder war sie nicht angesprochen oder aber sie ignorierte es. Eine Frau kam auf uns zu. >>Kommst du jetzt bitte?<<, fragte die Frau ungeduldig.

>>Nur wenn ich den Teddybären bekommen.<< Stur verschränkte die Kleine die Arme vor der Brust.

>>Du hast doch schon einen, der fast genau so aussieht.<<

>>Ja, aber das ist Larry. Ich brauch noch Niam.<<

>>Was ist Niam denn für ein alberner Name?<<, mischte sich ein Junge ein, der um die achtzehn sein musste. >>Ist ja fast so dämlich wie Larry.<<

>>Sebsatian.<< Die Frau warf den Jungen einen genervten Blick zu.

>>Der Name ist nicht dämlich.<<

>>Jetzt komm endlich. Du brauchst nicht zwei mal den selben Teddy.<<

>>Bitte, Mama.<<

>>Ich hab nein gesagt und dabei bleibt es auch.<<

>>Hol dir den Teddy, ich schenk ihn dir.<<, flüsterte ich Lena ins Ohr. Mit großen Augen sah sie mich an.

>>Wirklich?<<

>>Wirklich.<<, bestätigte ich. Strahlend umarmte sie mich, ehe sie los rannte und den erwähnten Teddy holte. Fassungslos sah die Frau mich an, als Lena mir den Teddy reichte und ich ihn gemeinsam mit meinen anderen Einkäufen bezahlte. Glücklich drückte die Kleine den zweiten Teddy an ihre Brust.

>>Danke.<< Sie umarmte mich noch mal. Plötzlich wurde Lena von mir weggezogen. Der Junge, wahrscheinlich ihr Bruder, stand vor mir, weswegen ich mich aufrichtete.

>>Wieso schenkst du kleinen Mädchen einfach Teddybären? Bist du irgend so ein Pädophiler, der kleine Kinder vergewaltigt?<<

>>Ähm … nein, nicht das ich wüsste.<< Ich nahm die Situation locker. So einfach ließ ich mich nicht beleidigen und schon gar nicht mit so einem Quatsch.

>>Lass ihn in ruhe.<<, mischte sich Lena wieder ein, wobei sie sich vor mich stellte. Lächelnd sah ich zu ihr runter.

>>Sebastian, richtig?<<, begann ich. Der Junge nickte. >>Wenn du wirklich wissen willst, wer ich bin, dann geb mal Louis Tomlinson bei Google ein, dann hast du fast meinen kompletten Lebenslauf und soweit ich weiß steht da nirgends, dass ich pädophil bin.<< Ich wand mich wieder Lena zu, wofür ich mich erneut auf den Boden kniete. >>Kennst du Twitter?<< Sie nickte.

>>Ich hab sogar schon meine eigene Seite, hat mir meine Schwester gemacht.<<, berichtete sie mir stolz.

>>Wie heißt du da?<<

>>LarryLena2006, alles zusammen geschrieben und nur die beiden L´s groß.<<

>>Okay, ich guck mal ob ich noch Konzert-Karten besorgen kann und dann schreib ich dir, ja?<<

>>Meinst du das ernst?<< Ihre Augen wurden noch größer als bei dem geschenkten Teddy.

>>Das ist mein voller Ernst.<<

>>Danke Louis.<< Erneut umarmte sie mich.

>>Ich muss jetzt aber los, Harry wartet im Auto.<<

>>Okay und nochmal danke.<< Zum Abschied winkte ich ihr nochmal ehe ich mit meinen Einkäufen das Gebäude verließ und mich auf den Weg zu meinem Auto machte. Harry schreckte hoch, als ich die Tür öffnete und mich hinters Lenkrad setzte.

>>Wo warst du solang?<< Ich reichte ihm die ganzen Süßigkeiten, die ich gekauft hatte.

>>Ich musste mich mal eben in eine Mutter-Tochter-Diskussion einmischen und mich als pädophil beschimpfen lassen.<<, berichtete ich, während ich den Motor startete.

>>Wer hat das gesagt?! Keine beleidigt meinen Boobear! Wenn ich diesen ...<<

>>Harry.<<, unterbrach ich ihn lachend. >>Jetzt bleib mal ruhig. Ist doch alles gut.<< Ich lehnte mich vor und küsste ihn, ehe ich los fuhr. Zum Glück hatte der Stau sich inzwischen gelegt und wir kamen zügig voran.  

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