~ Meer
Louis Pov
Nach einer halben Stunde Fahrt parkte Liam auf einem Parkplatz. Aufmerksam sah ich mich um, konnte jedoch nicht erkennen, wohin er mich gebracht hatte.
"Wo sind wird?", erkundigte ich mich.
"Das wirst du gleich gehen", lautete Liams Antwort, wobei er mich angrinst.
"Warum sind wir hier?", stellte ich die nächste Frage, weswegen Liam die Augen verdrehte und ohne mir eine Antwort zu geben das Auto verließ. Seufzend stieg ich ebenfalls aus, um anschließend meinem Bandkollegen quer über den Parkplatz und eine Treppe hinauf zu folgen. Oben angekommen erkannte ich dann auch endlich unseren Aufenthaltsort. Wir waren am Meer. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich die Augen schloss und einmal tief durchatmete. Für einige Sekunden genoss ich einfach nur den Moment.
Als ich die Augen wieder öffnete, hatte Liam bereits den Strand erreicht, weswegen ich ihm eilig folgte. Barfuß und mit hochgekrempelten Hosen liefen wir eine Weile einfach schweigend am Meer entlang.
"Louis?", ergriff Liam schließlich das Wort. Fragend sah ich den Jüngeren an, wobei ich eigentlich schon ahnte, worauf es hinaus laufen würde. "Wir machen uns Sorgen um dich."
"Ich weiß", murmelte ich und blickte zurück zum Meer, während Liam mich von der Seite besorgt anblickte.
"Möchtest du drüber reden?" Ich zuckte mit den Schultern
"Du würdest es sowieso nicht verstehen."
"Was macht dich da so sicher?" Ein weiteres Mal zuckte ich mit den Schultern. "Louis, was ist los?" Ich schwieg. "Egal was dich bedrückt, ich werde für dich da sein und wenn es dir lieber ist, werden die Anderen auch nichts davon erfahren." Ich zögerte. Schließlich waren wir schon ein ganzes Stück weiter gelaufen, als ich mich dazu entschloss, mich Liam anzuvertrauen.
"Ich hab mich verliebt", gestand ich, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
"Wo liegt das Problem?"
"Das Problem ist, dass ..." Ein weiteres Mal zögerte ich. Sollte ich mich wirklich vor Liam outen? Er hatte versprochen für mich da zu sein und ich vertraute ihm. Bei ihm konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass er sich von mir abwenden würde, nur weil ich schwul war, immerhin gab es kaum eine Person mit einem größeren Herzen als Liam. Ich entschied mich für die Wahrheit. "Das Problem ist, dass er meine Liebe nicht erwidert und es wohl auch nie tun wird." Liam blieb stehen, weswegen ich ebenfalls stoppte und verunsichert zu ihm blickte.
"Er?" Ich nickte leicht. Nachdenklich sah der Brünette mich an. "Harry?", riet er. Ich öffnete den Mund, wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte, weswegen ich lediglich nickte. War es so offensichtlich? "Weiß er von deinen Gefühlen?" Liam setzte sich wieder in Bewegung, weswegen auch ich weiterlief.
"Natürlich nicht." Liam nickte nur. Verwundert sah ich ihn an. "Wo bleibt der Vortrag darüber, dass ich es ihm sagen sollte?"
"Das kann ich wohl schlecht von dir verlangen, wenn ich selbst zu feige dafür bin."
"Wer ist es?", wollte ich wissen, woraufhin Liam seufzte.
"Niall."
"Das erklärt jetzt einiges."
"Was meinst du?", hakte mein Bandkollege nach, wobei er mich fragend ansah.
"Kann es sein, dass Niall dir aus dem Weg geht?", stellte ich eine Gegenfrage statt zu antworten.
"Keine Ahnung, ich bin damit beschäftigt ihm aus dem Weg zu gehen. Warum?"
"Niall hat mir in letzter Zeit ständig damit gedroht, dass er Zayn holen würde und ich hatte mich schon gefragt, warum er nicht dich holt, wie er es sonst immer getan hat."
"Er ist seit einigen Wochen ständig bei Zayn." Die Eifersucht in Liams Stimme war nicht zu überhören.
"Bei irgend Jemanden muss er ja sein. Dir geht er aus dem Weg, so wie du ihm, Harry ist damit beschäftigt meine Tür zu belagern und ich ..." Liam unterbrach mich.
"Und du bist damit beschäftigt dich irgendwo einzusperren." Ich ignorierte seinen Kommentar und sprach einfach weiter.
"Also bleibt nur noch Zayn übrig." Wir liefen ein Stück schweigend nebeneinander her. "Vielleicht solltest du aufhören Niall aus dem Weg zu gehen", beendete ich schließlich die aufgekommene Stille wieder. Es dauerte einen Moment bevor ich eine Antwort von Liam erhielt.
"Ich höre auf ihm aus dem Weg zu gehen, wenn du dich dafür nicht ständig irgendwo einsperrst und aufhörst Harry von dir zu stoßen."
"Das sind zwei Forderungen", stellte ich fest.
"Du sperrst dich aber ja nur wegen Harry ein. Wenn du Harry also wieder in deine Nähe lässt, kannst du auch dein Zimmer wieder freiwillig verlassen."
"Das mit dem Zimmer ist in Ordnung, aber ..." Liam unterbrach mich.
"Louis, Harry leidet wirklich darunter, dass du dich so von ihm abwendest. Ich kann verstehen, dass es nicht mehr so wie früher sein kann, doch versuch ihm zu Liebe doch zumindest etwas Normalität eintreten zu lassen. Er braucht dich, so wie du auch ihn brauchst."
"Na schön, ich kann es ja zumindest mal versuchen", gab ich nach.
"Dann haben wir einen Deal? Du verbringst wieder Zeit mit Harry und ich höre auf, Niall aus dem Weg zu gehen?"
"Nein, wenn ich Zeit mit Harry verbringen soll, verbringst du auch Zeit mit Niall. Außerdem bringt es nichts, wenn du ihm nicht mehr aus dem Weg gehst, weil er dir ja auch aus dem Weg geht und sich somit eigentlich gar nichts ändern würde."
"Dann halt so", stimmte Liam seufzend zu.
Die restliche Zeit am Meer verbrachten wir mit angenehmeren Themen oder alberten einfach bloß herum. Es tat gut nach all den Wochen einfach mal meine Sorgen zu vergessen und Spaß zu haben.
Erst am späten Abend machten wir uns auf den Heimweg, wo wir scheinbar schon erwartet wurden. Kaum hatte Liam die Haustür aufgeschlossen, kam Harry aus dem Wohnzimmer. Als er mich entdeckte, atmete er erleichtert auf. Der Lockenkopf machte einige Schritte auf mich zu, stoppte dann jedoch wieder, da er sich scheinbar erinnerte, dass ich ihn in letzter Zeit nicht in meiner Nähe haben wollte. Ein Blick in seine traurigen Augen brachte mich dazu, über meinen Schatten zu springen. Ich überbrückte den letzten Abstand zwischen uns und schloss Harry in meine Arme. Sofort schlangen sich seine Arme fest um meinen Körper. Mit geschlossenen Augen vergrub ich das Gesicht an seiner Halsbeuge. Seine Nähe brachte mein Herz zum Rasen, doch genoss ich es in diesem Moment einfach.
"Wo wart ihr?", verlangte Zayn zu erfahren, der scheinbar zu uns gestoßen war.
"Unterwegs", lautete Liam schlichte Antwort.
"Ach was? Darauf wäre ich ja nie gekommen?", erwiderte der Schwarzhaarige sarkastisch. "Wie bist du aus deinem Badezimmer gekommen?" Vermutlich war die Frage an mich gerichtet, doch hatte ich keine Lust zu antworten. "Ich rede mit dir." Jemand, wahrscheinlich Zayn, tippte mir gegen den Hinterkopf. Harrys Arm verließ für einen Moment meinen Körper, daraufhin verschwand Zayns Berührung an meinem Hinterkopf. Harrys Hand nahm den Platz ein und vergrub seine Finger in meinen Haaren. Er drückte mich sanft enger an sich.
"Durchs Fenster", beantwortete Liam Zayn Frage in meinem Namen.
"Was?!", entfuhr es Zayn.
"Ich habe ihm eine Leiter hingestellt, also kein Grund zur Panik."
"Warum?"
"Würdest du raus kommen, wenn du eigentlich allein sein möchtest und drei Leute an deiner Tür herum hämmern? Und jetzt lasst uns das Thema wechseln. Wollen wir nen Film zusammen gucken?" Ich hob den Kopf, um abzusagen, jedoch kam Liam mir zuvor. "Du ...", er zwickte mir in die Seite, "hast gar keine Wahl."
"Wenn Louis nicht möchte, dann muss er auch nicht", setzte Harry sich für mich ein, weswegen ich ihm ein Lächeln schenkte.
"Na gut, dann lass ihn los, damit er sich wieder in seinem Zimmer verkriechen kann", mischte Zayn sich ein. Ich löste mich von Harry und wandte mich dem Schwarzhaarigen zu.
"Es ist ja wohl immer noch meine Entscheidung, was ich mache und was nicht", fuhr ich ihn an. Wütend marschierte ich die Treppe hinauf. Meine Zimmertür knallte ich hinter mir zu und nahm auf meiner Fensterbank platz. Es vergingen nur wenige Senkungen bis es an der Tür klopfte.
"Louis, darf ich rein kommen?", erkundigte sich Harry vorsichtig. Statt zu antworten starrte ich einfach raus in die Dunkelheit. Die Zimmertür öffnete sich langsam. "Boo?" Für einen Augenblick schien Harry mich einfach nur anzusehen, bevor er sich mir näherte und gegenüber auf der Fensterbank Platz nahm. Er ergriff meine Hand, welche ich nicht zurückzog, weswegen Harry begann mit meinen Fingern zu spielen. Für einige Sekunden herrschte noch Stille, dann ergriff mein Gegenüber das Wort. "Kommst du mit nach unten?"
"Nein."
"Warum nicht?"
"Weil ich keine Lust auf Zayn habe."
"Der ist in sein Zimmer gegangen. Unten sind nur noch Niall und Liam."
"Dann soll das auch ruhig so bleiben."
"Wie meinst du das?", hakte der Jüngere nach.
"Ich hab einfach das Gefühl, dass die Beiden etwas Zeit zu zweit gebrauchen könnten." Auf gar keinen Fall würde ich Harry von Liams Gefühlen für Niall erzählen.
Harry griff nach meiner zweiten Hand und zog mich näher zu sich. Schließlich platzierte er mich so, dass ich zwischen seinen Beinen saß und mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. Beide Arme schlang er fest um meinen Oberkörper, um mich nah bei sich zu halten. Einen Moment überlegte ich, wieder Abstand zwischen uns zu bringen, entschied mich dann jedoch dagegen. Stattdessen entspannte ich mich und ließ mich einfach von Harry halten.
"Lou?" Ich nickt lediglich als Zeichen dafür, dass ich zuhörte. "Ist zwischen uns alles in Ordnung?" Als Antwort zuckte ich mit den Schultern. Statt noch etwas zu diesem Thema zu sagen, drückte Harry mich einfach enger an sich.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top