70. Last Snow
Entsetzt von meiner Tat kroch ich immer weiter von Yoongi weg, bis ich irgendwann an einer Wand ankam. Ich presste mich gegen sie, als würde ich in ihr verschwinden können. Seine Augen verfolgten mich dabei bei jeder Bewegung. Das Messer steckte immer noch in seinem Körper. Er senkte seinen Blick auf das Messer und fing erst jetzt nach der Schockstarre an zu schreien. Seine zittrigen Hände nährten sich zögernd dem Messer.
Zum ersten Mal sah ich ihn so verzweifelt. Mit einem Ruck packte er das Messer und zog es mit einem Zug aus seinem Körper. Dabei wurde dieser Akt mit einem lauten schmerzlichen Schrei begleitet. Er legte eine Hand auf die Schnittwunde und versuchte somit das Blut, welches stark floss, zurück zuhalten.
Das sollte eigentlich mein Zeichen sein, um hier so schnell wie möglich zu verschwinden, doch bewegte sich mein Leib keinen Zentimeter weiter. Es war so als ob ich versteinert wäre. Immer noch starr sah ich den anderen tief in die Augen. Ich sollte ihn helfen, sagte mir ein kleiner Engel ins Ohr, aber dafür hatte ich zu sehr Angst. Ich bevorzugte wie ein Schwächling das ganze Szenario zu beobachten.
„Jimin du ..."
Seine Worten klangen gebrechlich und rau. Er versuchte sich aufzurappeln, doch scheiterte er dabei und fiel auf dem kalten Boden. Sein Blut verteilte sich dabei um ihn herum. Es sah einfach nur schrecklich aus. Der Raum wurde nur durch sein lautes Schluchzen und meinem lauten Atems ertönt.
Wacklig versuchte ich mich an der Wand hochzuziehen. Ich musste hier so schnell wie möglich raus. Was passiert wenn Namjoon wieder zurück kommt? Er würde mich sicher nicht am Leben lassen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit befand ich mich endlich wieder auf meinen Füßen, auch wenn ich noch keinen festen Stand hatte. Yoongi bemühte sich auch wieder aufzustehen. Die versuche dabei zu beobachten brachen mir das Herz. Was bin ich für ein Mensch, der dabei zuschaut, wie ein anderer Mensch vor seinen Augen stirbt? So eine Person war ich nicht und wollte ich auch nicht werden.
Ich überwand meine Furcht und bewegte mich langsam zu ihn.
„Yoongi lass mich dir helfen..."
Ich riss einen Ärmel meines Pullovers raus, um damit provisorisch die Wunde abzudecken.
Zu meinem Staunen ging das relativ gut. Ich nährte mich stückweise zu den anderen, der wieder auf seinen Rücken lag, bis ich irgendwann vor ihm gebeugt war. Im nahen sah die Wunde schlimmer aus, als vom weiten.
Mit dem Gedanken, dass ich mich beeilen muss band ich schnell den Stofffetzen um die Wunde. Bei meiner Berührung zuckte der andere zusammen. Aus seinem Augen liefen Tränen, wovon ich mich anstecken ließ und auch anfing zu weinen.
„I..ich wollte nicht, dass sowas passiert Yoongi. Du wirst es überleben. Bitte verzeih mir."
Ich war halt kein eiskalter Verbrecher. Egal was er mir angetan hatte, niemals hätte ich gedacht, dass ich ihn irgendwann abstechen würde, auch wenn ich bereit dazu war.
„Jimin geh nicht...", man merkte wie schwer es ihm fiel zu sprechen.
„Spar deine Kräfte Namjoon ist sicher gleich da."
„Ich liebe di..."
Ich verstand seine Worte und stand auf. Ich hatte keine Zeit für sowas. Man sagt immer, dass Bösewichte nie sterben, deshalb konnte ich ihn auch alleine lassen. Noch ein letztes Mal sah ich ihn an. Seine Augen waren geschlossen. Er lag so friedlich da. Ich drehte mich um und ging schnurstracks zum Tor. Ich sammelte meine Kräfte öffnete sie. Es strömte dabei Licht, welches mich mit seiner Helligkeit blendete. Ein Lächeln lag um meinem Mund, denn es hatte angefangen zu schneien, obwohl der Frühling schon eingebrochen war.
Ich machte einen Schritt nach draußen, bis ich erst jetzt einen stechen an meinen Rücken feststellte. Ein kleines Zischen, mehr war das nicht sagte ich mir innerlich und bewegte mich weiter Richtung Freiheit. Doch jeder weiterer Schritt fiel mir schwerer. Meine Atmung wurde unregelmäßig und das ziehen wurde immer schmerzhafter.
Doch ich muss es schaffen. Noch ein paar Schritte, motiviert ich mich. Die Umgebung kam mir so unheimlich unbekannt vor. Alles was ich sah war in einem schönen Weiß eingehüllt. So unbeschmutzt und friedlich. Als ob eine neue Welt geschaffen wurde. Frei von Intrigen und Schmerz. Irgendwann wurde meine Sicht auch noch verschwommen. Meine Beine machten das ganze Spiel nicht mehr mit, womit ich unsanft auf dem Boden stürzte.
Ich lag auf den Rücken und schaute in den Himmel. Der Schnee rieselte in großen Flocken auf mich herunter und landeten überall auf meinem Körper und mein Gesicht. Ich versuchte mit einer schwindenden Kraft meinen Arm hoch zu halten, um einige Flocken fangen zu können. Doch dies gelang mir nicht. Ich konnte nur meine Handfläche öffnen und zusehen, wie der Schnee zeitig auf meiner Hand schmolz.
Irgendwann hörte ich unklar Schritt auf mich zukommen. Ich hoffte, dass es Taehyung war. Aber war nicht so.
Namjoon kniete sich vor mir und sah mich bemitleidenswert an.
„Wo ist Yoongi?"
Meine Stimmte versagte, ich konnte kein Wort mehr rausbringen. Mit einem Finger zeigte ich erbärmlich zur Hütte. Er verstand es und machte sich sofort auf dem dahin. Ein leichtes schmunzeln bildete sich um meinen Mund.
Er wird gut auf Yoongi achten, ich sah in seinen Augen, dass er ihn liebt. Er wird es schaffen, dass auch Yoongi ihn lieben wird, das war mir klar.
Nun lag ich da...
Wie lange schon wusste ich nicht mehr.
Ich war in Schnee ummantelt, welches sich langsam Rot färbte. Neben mir das Messer, welches Yoongi wohl beim Verlassen reingerammt hatte.
Der Schmerz war verschwunden, nicht einmal die Kälte spürte ich mehr. Meine Augen waren immer noch weit geöffnet und schauten das Spektakel des Frühlingsschnees an. Es sah so unglaublich schön aus. Am liebsten würde ich einen Schneeengel machen, doch dafür reichte meine Kraft nicht aus.
Nicht einmal meinen geliebten Menschen konnte ich Adieu sagen. Noch einmal hätte ich gerne Jin gesehen, um ihn zu sagen was für eine schöne Zeit wir hatten.
Ein letztes Mal wünschte ich mir in Tae's Armen zu liegen und seine Wärme zu spüren, ihn zu küssen...
Ich hoffte, dass ich ihn in einen anderem Leben noch einmal sah.
Doch diese Wünsche können mir nicht mehr erfüllt werde.
Verzeih mir.
„Adieu..."
Ich schloss meine Augen und das weiß des Schnees wurde durch ein dunkles unheimliches Schwarz ersetzt.
War ich jetzt im Himmel? Oder doch in der Hölle? Oder lebte ich noch?
Denn aus irgendeinem Grund hörte ich eine bekannte Stimme. Eine Stimme, die man nicht verwechseln konnte. So schön klang sie in meinen Ohren.
Ich opferte meine letzte Kraft und öffnete die Augen. Verschwommen erkannte ich sein Gesicht, welches am Weinen war. Er sollte nicht weinen, er ist doch so schön...
Seine Tränen fielen auf mein Gesicht. Er schrie laut um sich, hielt meinen Kopf zwischen seinen Armen.
Meine Gebete wurden erhört.
Ich danke dir.
„Jimin du wirst es schaffen! Lass mich nicht alleine. Der Krankenwagen ist gleich da hast du gehört?! Schließe nicht deine Augen. Ich liebe dich!"
Ich musste lächeln. Von weitem hörte man schon die Sirenen.
„Ich dich auch Taehyung..."
Meine Augen fielen wieder zusammen. Die Umgebung wurde wieder leiser, fast schon stumm. Ich wollte ihn noch so viel sagen, aber Worte waren in diesem Moment überflüssig.
Ich war glücklich. Denn ich lag in den Armen meines geliebten Menschen und sah noch zum letzten Mal den Schnee, der einst wieder aufhörte zu fallen.
The End
*.*.*.*
Mein Herz blutet ....
Sogar beim Schreiben musste ich mich zurückhalten, damit ich nicht anfange zu weinen. Ist doch ein wenig trauriger geworden als erdacht. Hiermit bedanke ich mich nochmals für die ganzen Reads, Votes und Kommentare!!!
Und Danke, dass ihr meine Fehler verziehen habt. Wenn ich dazu komme überarbeite ich sie nochmal 🙈
Nie hätte ich gedacht, dass diese Story doch so viel gelesen wird.
I know ich bin böse und ihr würdet mir am liebsten den Kopf abreißen wegen dem End,
Aber keine Angst! Ein Epilog wird die nächsten Tage folgen und die ganzen Unklarheiten erklären.
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