Kapitel 8

„Und das nennst du eine gute Ausrede?", ich sah Nico fragend an, der hechelnd um die Ecke bog. „Was?", fragte er verwundert und schaute mich verwirrt an. „Ja deine Ausrede mit ‚ich bin Hunde-Müde'!", antwortete ich ihm. Er grinste breit und lachte. „Tja, kann ja nicht jeder so einfallsreich sein wie du". Ich verdrehte lachend die Augen.

„Gehen wir?", sagte er, obwohl es keine Frage, sondern eher eine Aufforderung war, denn kurzdarauf ging er schon los, ohne davor vielleicht auch ansatzweise nachgedacht zu haben. Ich lachte, da er nämlich in die falsche Richtung lief.

Als er wieder zu mir zurücklief, brach ich in solch einen Lachanfall aus, da er noch zu verdutzt schaute.

„Ha, Ha, Ha, wie lustig", grummelte er und verdrehte diesmal die Augen. „Ach komm, das kann doch jedem passieren!", lachte ich weiter, denn ich fand die ganze Situation zu komisch.

Wir gingen diesmal in die richtige Richtung und kurzdarauf standen wir schon unter freiem Himmel.

„Wieso?", wollte ich wissen, denn das interessierte mich schon seit geraumer Zeit. „Hä?", brachte er nur hervor und schaute mich mit dem gleichen verdutzten Ausdruck an wie zuvor. „Ja warum das Café und warum mit mir?"

„Ach so, also erstens das mit dem Café, ich brauche dringend etwas zu trinken! Und du warst genauso wenig an ihren Gesprächen interessiert wie ich, also dachte ich, warum nicht"

„Aha und woher hast du nochmal meine Nummer?", ich schaute ihn skeptisch an.

„Von Louis!", antwortete er gelassen und kickte einen Kieselstein weg.

„Bitte, was? Der gibt dir einfach mal meine Nummer?", ich blickte ihn fassungslos an.

„Jup!", er grinste schelmisch und ging seelenruhig weiter. Ich war immer noch ein wenig wütend!

-

Als wir am Café ankamen, öffnete er mir die Tür und ich musste sofort dämlich grinsen.

„Ganz der Gentleman, hätte ich jetzt nicht erwartet!", ich lachte.

Wir setzten uns an einen Tisch und gaben eine Bestellung auf. Wir bestellten uns zwei Colas.

Eine Zeit lang war es still. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und dann spürte ich auch noch dieses Kribbeln in meinem Bauch, das ich bisher nur bei Jacob kannte. Komisch...

Ich merkte nach einer Zeit, dass er mich musterte, weshalb ich meinen Kopf hob um ihn anzuschauen. Doch der grinste nur in sich hinein und nahm einen Schluck aus seiner Cola. Sympathisch, sehr sympathisch!

Irgendwann konnte auch Nico nicht mehr die Stille aushalten, weshalb er anfing zu reden.

„Warum bist du eigentlich in diesem Psycho- Kurs?", fragte er mich neugierig. Weil ich einer bin du Idiot!

„Das könnte ich dich eigentlich genauso fragen!", ich gab ihm ein zuckersüßes Lächeln, doch er ließ nicht locker.

„Gut, ich bin dort, weil die Schule erfahren hat, dass ich Graffiti an die Wände gesprüht habe, erwischt wurde und Sozial-Stunden abarbeiten musste. Dann dachten sie, dieser Kurs wäre genau das richtige für so einen wie mich.", er seufzte und hatte anscheinend keine Überwindungsprobleme, das von sich preiszugeben.

Ich war ein wenig überrascht, aber nun war es wohl an der Zeit darüber zu reden, was mit mir los war.

„Falsche Freunde, falsche Taten, Stress mit der Polizei und danach Therapeut, reicht dir das?", ich blickte in sein ungerührtes Gesicht, doch auch bei ihm konnte ich die Überraschung in den Augen erkennen. Zugegebener weise war das nicht alles, es gab noch die Tatsache, dass das alles nur die Hälfte der schönen Wahrheit war, weshalb ich so bin, wie ich heute bin.

„Oh okay, kenn ich", sagte er leise und schaute weg. Anscheinend war ihm die Situation irgendwie unangenehm.

„Was hat Jenna dir eigentlich über mich erzählt?", wollte ich wissen, denn mir gingen seine Worte aus der Bibliothek nicht mehr aus dem Kopf.

„Sie sagte nur, dass du ihr und den anderen nie vertraut hast und dann Sachen gemacht hast, die anscheinend nicht mehr in Ordnung waren. Du hast dich von ihnen abgewandt und hast dann die Schule gewechselt. Mehrmals."

„Wow, Jenna hat ja Ahnung von meinem Leben, die weiß nichts von mir, gar nichts und so wird es auch bleiben!", gab ich nur stur zurück und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. Es war langsam kalt geworden und ich war wirklich müde. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und blickte auf die Uhrzeit.

Scheiße es war 21:36 Uhr!!! Um 22:00 Uhr mussten alle im Bett sein und wir würden mindestens 20 Minuten bis zur Schule brauchen.

„Scheiße Nico, weißt du wie spät es ist! Wir müssen zurück!", rief ich entsetzt und sprang auf. Nun blickte er mich auch entsetzt an und sprang ebenso von seinem Stuhl.

„Shit! Schnell los jetzt!", schrie er und rannte auch schon los. Dabei nahm er meine Hand und zerrte mich hinter ihm her. Er war schnell und konnte echt gut sprinten. War er bei einer Staffel? Stopp Ruby, falscher Zeitpunkt! Wir müssen so schnell es geht in die Schule!

Das große Gebäude war nun direkt vor uns und wir rannten, so schnell wir konnten.

Gerade schlossen sich die riesigen Tore der Schule und wir schafften es noch sekundengenau durch den Durchgang, Puh!

„Huh! Geschafft!", sagte Nico und atmete erleichtert aus. Ich tat es ihm gleich. Wir lächelten uns an und dabei merkte ich, dass er noch immer meine Hand hielt. Verlegen zog ich meine Hand zurück und schaute auf den Boden.

„Es war echt schön heute, wenn man diesen kleinen Vorfall wegzählt."

Ich lachte auf. „Das stimmt! Sehen wir uns morgen?", fragte ich hoffnungsvoll.

„Klar, wir müssen den anderen bei der Abschiedsparty helfen", er verdrehte genervt die Augen. Stimmt ja, die Abschiedsparty!

„Gut ähm, dann bis morgen!"

„Bis morgen!"

Ich lief mit großen Schritten schnell die Treppe zu unserem Zimmer hinauf und musste über den Tag heute schmunzeln. Es war echt schön!

Angekommen, fand ich niemanden. Wahrscheinlich waren sie alle gerade im Badezimmer. Dies hatte ich schon bereits heute kurz vor dem Gehen erledigt. Naja eigentlich kurz bevor ich eingeschlafen war...

Ich zog mir meine Uniform aus, löste meine Haare aus dem Dutt und legte mich unter meine kuschelige und warme Bettdecke.

Da ertönte auch schon ein ‚Kling' und ich entsperrte mein Handy verwundert. Wer schrieb mir denn um diese Uhrzeit?

Nico: Sind die anderen bei dir?

Ich: Ne! Dachte die sind noch irgendwie im Bad, aber anscheinend sind die Jungs auch nicht da.

Nico: Okay, Kein Plan, wo die stecken.

Ich: Warte schnell.

Nico: Ok.

Ich wechselte den Chat und schrieb Ena an:

Ich: Wo seid ihr? Es ist um 10?!?!

Ena: Shittt! Wir kommen! Sorry

Ich: Ok, bis gleich.

Super, die hatten einfach vergessen, wie spät es war und sogar ich hatte es geschafft einmal auf die Uhrzeit zu achten!

Ich: Die haben einfach mal die beschissene Uhrzeit vergessen!

Nico: Typisch, aber egal! Na gut, dann bis morgen!

Ich: Bis morgen, Gute Nacht! :)

Nico: Gute Nacht! ;)

Ich musste stark schmunzeln und schloss für kurze Zeit meine Augen. Mein Grinsen, dass sich tief in meinem Gesicht ausgebreitet hatte, konnte ich leider nicht mehr einstellen.

Langsam merkte ich, dass meine Augenlider immer schwerer wurden. War ja auch klar, ich war todmüde und nicht in der Fassung noch irgendetwas anstrengendes zu machen. Wo blieben die anderen nur?

Ich beschloss einfach nicht mehr darüber nachzudenken und schloss meine Augen.

-

Am nächsten Morgen war ich sehr früh wach. Ich blickte mich im Zimmer um und erkannte, dass Ena, Lily und Jenna doch noch gestern Abend gekommen waren. Es interessierte mich dennoch weniger warum.

Schnell nahm ich mir meinen Kulturbeutel und begab mich auf den Weg ins Bad. Ich putzte mir die Zähne und machte mir einen Dutt...wohl eher Knoten, aber egal!

Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich den Haargummi um den Dutt zu bekommen, doch meine Haare waren zu dick und fielen die ganze Zeit aus der Donat artigen Form. Es brachte nichts!

Ich machte mir einen einfachen hohen Zopf und betrachtete meine langen haselnussbraunen Haare. Ich mochte die Farbe irgendwie nicht so. Ich wollte sie mir immer rot färben, aber meine Eltern waren strikt dagegen. Schade eigentlich.

Mit schnellen Schritten ging ich zurück in unser Zimmer und war weniger überrascht, dass die anderen noch schliefen. Wie lange waren die eigentlich gestern noch draußen?

Mir war langweilig und ich hatte keine Beschäftigung. Mein Handyakku war leer und meine Ladestation konnte ich irgendwie nicht finden.

Ich nahm mir ein Glas Wasser, welches ich zuvor aus dem Badezimmer gefüllt hatte, und goss es quer über Enas Kopf aus.

„Was zur Hölle?", schrie Ena schlaftrunken und völlig entsetzt. Ich grinste sie nur an uns schüttete den Rest des Wassers über Lily aus. Hach machte das Spaß! Der Gesichtsausdruck, unbezahlbar!

Beide sahen mich mit einem zu tiefen Grinsen an und das bereitete mir ein wenig Sorgen und Angst. „Ähm Leute, ihr seid doch jetzt nicht böse oder so, ...oder?", fragte ich lachend und leicht nervös.

„Hmm, was denkst du denn?!", lachte Ena und gab Lily ein Zeichen. Schnurstracks hatte Lily eine riesige Wasserflasche in der Hand und war bereits dabei den Deckel aufzudrehen, als Jenna plötzlich vor ihr stand.

„Bist du wahnsinnig, was soll das denn? Lass sie doch in Ruhe, sie hat dir doch nichts getan!", verteidigte sie mich. Ich musste losprusten und rannte aus dem Zimmer, da ich bemerkte, wie Lily aufsprang. Mitsamt der Wasserflasche im Gepäck!

Wir rannten die Flure entlang. Lily war schnell, doch ich war schneller und ich konnte sie abhängen. Tja Pech gehabt.

Seufzend ließ ich mich an einer Wand runter und blickte in die Richtung, aus der ich gekommen war. Wo blieb sie nur?

Meine Frage wurde durch eine nasse Angelegenheit beantwortet. Ich rang nach Luft, da mein ganzer Kopf plötzlich unter einem riesigen Wasserfall unterging. Kleines Biest!

Erst, als sie den kompletten Inhalt der Flasche auf mich gekippt hatte, nahm Lily ihre Flasche zurück und warf sie in einen Mülleimer, der jede zehn Meter an der Wand stand.

„Da war noch Pfand drauf!", rief ich gespielt entsetzt und lachte über ihren dummen Gesichtsausdruck. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Aha!" Ich schüttelte lachend den Kopf.

„Wenn du so eine Nummer noch einmal abziehst-", sie lächelte fies. „Gibt es eine größere Rache!"

Ihre Methode einschüchternd zu klingen, brachte mich nun völlig aus dem Konzept und sank lachend am Boden zusammen. Ich hielt mir den Bauch und konnte einfach nicht aufhören, als mich plötzlich eine Tatsache wieder zum Nachdenken brachte.

Ich war vollkommen nass und wir würden gleich zum frühstücken gehen. „Scheiße!", fluchte ich nur und rannte in unser Zimmer zurück. Dicht gefolgt von Lily, die schnaufend wenige Minuten später im Türrahmen stand.

Schnell packte ich mir meine Sachen aus dem Schrank, welche aus einer komplett neuen, aber dennoch genauso gleichen und hässlichen Schuluniform bestanden. Damit ging ich schnell in das Badezimmer, zog mich um und trocknete mich ein wenig ab. Durch meine nassen Haare konnte ich sie nun zu einem perfekten Dutt formen, wodurch ich wenigstens eine vorteilhafte Sache aus der ganzen heiklen Situation ziehen konnte.

Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, gingen wir alle zusammen zum Essaal um unser verdientes Frühstück zu genießen. Wir setzten uns zu den Jungs, die uns, wie gedacht, Plätze freihielten. Sie saßen an unserem heiß geliebten Achter- Tisch, von denen es hier anscheinend nicht so viele gab.

Jenna setzte sich zwischen Matteo und Louis, wohin sie einen undefinierbaren Blick von Lily ergatterte. Schien aber niemanden sonst aufzufallen, denn Lily schnappte sich ohne weitere Worte den Platz rechts neben Ena, die sich bereits rechts neben Nico gesetzt hatte. Da ich nicht gegenüber von Nico sitzen wollte, setzte ich mich neben ihn. Noch dümmer, Ruby!

Ich spürte, wie er mich anschaute, doch ich hatte nicht den Mum zurückzuschauen. Wir holten uns alle etwas zu essen und ich nahm mir Haferflocken mit warmer Milch. Ich setzte mich zufrieden an unseren Tisch nur um bereits den ersten Kommentar über mein Frühstück zu kriegen.

„Was? Du isst Haferflocken? Das schmeckt doch abartig!", kommentierte auch schon Matteo los, der sich anscheinend kein Blatt vor den Mund nahm. Er rümpfte nur die Nase und ich verdrehte genervt die Augen.

„Aber ein Nutella- Brot ist ein gescheites Frühstück oder wie?", fragte ich schulterzuckend. „Ja ist es!", antwortete er mir spitzbübisch und ich musste nur leise lachen. Natürlich hat der feine Herr immer Recht!

Als wir fertig mit Frühstücken waren, wollten wir gemeinsam in unser Zimmer zurückkehren. Die Jungs inklusive. Ich war einer der letzten, doch irgendetwas war da drinnen los, das konnte ich bereits an den entsetzten Gesichtsausdrücken meiner Zimmer- Bewohner sehen, die bereits das Zimmer betreten hatten.

Warum waren alle plötzlich so aufgewühlt.

Ich drängelte mich an Matteo und Louis vorbei, die mir den direkten Blickkontakt versperrten, vorbei und schaute selbst in unser Zimmer. Und auch mir fiel vor Überraschung und Verwirrung förmlich die Kinnlade hinunter.

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Heyyy Leute 😄,

Gut, es ist jetzt 20:00 Uhr und das heißt, dass wir uns in der nächsten Stunde mit einem weiteren Kapitel sehen werden.

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Falls die Kapitel euch zu lang bzw. zu kurz sind, sagt es mir einfach :)

bis in einer Stunde,

LG:)

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