Kapitel 14
Ich schlenderte die langen Gänge entlang. Es war Mittag und alle saßen wahrscheinlich bereits beim Mittagessen. Mir war deutlich der Hunger vergangen. Ich hatte nichts gegen Matteo, aber verliebt war ich jetzt auch nicht. Eher stach mir die Tatsache in mein Herz, dass Nico dies alles anscheinend sehr schön fand. Nein, er hatte sich eigentlich auch für Matteo gefreut!
Die andere Tatsache war das Gesagte. Nico kannte mich? Nico kannte Jacob? Naja, wenn er Justins Bruder war, war das aber auch sehr wahrscheinlich. Man, das waren so viele verdammte Zufälle. Zufälle, die nur zu meinem Nachteil kamen.
Ich wollte nicht so ein Verhältnis mit Nico, wie das, welches ich mit Jenna gehabt hatte. Unsere enorme Distanz wurde durch die vielen Geheimnisse geschaffen. Durch meine Geheimnisse.
Die ganze Woche war zu verrückt gewesen. Alles war viel zu verwirrend. Ich hatte mich geändert. Ich habe jemanden an mich rangelassen. Ich habe gelernt zu Vertrauen und doch wissen meine Freunde fast nichts von mir. Wieso? Weil ich Ihnen nicht traue? Nein! Das tue ich! Eher habe ich vor ihrer Reaktion Angst, die sie haben, wenn ich Ihnen von meinem alten "Ich" erzähle. Sie würden mich verachten...
Ich seufzte Laut und lehnte meinen Kopf gegen die Wand, an der ich gehalten hatte. Was für ein verflixtes Leben. Ich lachte.
*
Die nächsten Tage verliefen ohne weitere Ereignisse. Nico ging mir bewusst aus dem Weg. Ena und die anderen behandelten mich so wie immer.. Matteo hing an mir, wie eine Klette, aber was sollte ich denn auch tun?!
Gerade saß ich auf meinem Bett, als die Zimmertür aufgerissen wurde und meine Mutter in unser Zimmer stürmte. Warte! Meine MUTTER? Was macht die denn hier??
Ich riss überrascht und verwirrt die Augen auf, da zog sie mich schon in ihre Arme. Genervt erwiderte ich die Umarmung. Was war denn mit ihr los?
„Alles klar Mom?", fragte ich verwirrt. „Natürlich, ich habe seit langem nichts mehr von dir gehört und da dachte ich, ich schau mal vorbei. Deine Tante meinte, du hättest dich hier echt gut eingelebt!", erklärte sie mir aufgeregt und verwirrt.
„Es ist ja schön, dass du mit meiner Tante über mich sprichst, aber seit wann bist du so scheiß anhänglich und komisch nett geworden?", fragte ich sie bedacht und keinesfalls provozierend.
„Seit wann verurteilt man seine Mutter, wenn sie sich um ihre Tochter sorgt."
„Seit wann verurteilt man seine Tochter, wenn man sie nicht mal kennt?", stellte ich dich Gegenfrage und sie schüttelte ungläubig den Kopf.
„Natürlich kenne ich dich Ruby!", versuchte sie mich vom Gegenteil zu beweisen. „Ach ja echt? Ich habe dein Interesse an mir aber leider nicht ganz so wahrgenommen, wie das Interesse an meinem ach so tollen Bruder!".
„Sprich nicht so über ihn, er hätte das nicht verdient. Er hätte dich nicht verdient!", stieß sie voller Verachtung hervor. Ich lachte. „Wow, Mutter, zwei Seiten sind besser als gar keine oder?", meine Verachtung lag nun auch in meiner Stimme.
„Ich habe einfach gehofft, dass du hier zu Vernunft kommst. Dass du den nötigen Respekt erlernst, den dein Vater und ich dir versucht hatten beizubringen. Anscheinend musst du aber hier noch einiges dazulernen. Mach's gut und denke mal über dein falsches Verhalten nach!", damit drehte sie sich um und verschwand.
Über mein falsches Verhalten. Ich war wegen ihr in einer fucking Psychiatrie. Ich war wegen ihr nur wenige Male glücklich. Ich hatte wegen ihr die schlimmsten Gewissensbisse. Ich begann beinahe Selbstsuizid und Sie? Sie hat nichts anderes im Sinne als mir deutlich zu machen, dass mein ganzes Verhalten falsch ist. Dann sag mir doch verdammt noch mal, was ich falsch gemacht habe!
Überraschenderweise spürte ich keine Trauer. Trauer wäre in diesem Fall nämlich das gewesen, was sich meine Eltern erhofft hatten. Sie wollten mich doch leiden sehen. Mein ganzes beschissenes Leben wollte mich leiden sehen.
Plötzlich stahl sich ein fieses Grinsen auf mein Gesicht. Ich wollte glücklich sein. Ich wollte Leben. Dies lasse ich mir bestimmt nicht von meiner ach so tollen Mutter verbieten!
Ich stand von meinem Bett auf und machte mich auf die Suche nach meinem Geldbeutel. Mit schnellen Schritten verließ ich das Internat und begann einige Drogeriemärkte aufzusuchen.
Nachdem ich das gefunden hatte, was ich wollte, begann ich mich auf den Rückweg in das Internat.
Schnellen Schrittes ging ich auf unser gemeinsames Badezimmer zu. Langsam begann ich die Inhalte meiner Einkaufstasche auf dem Boden zu verteilen. Die Tasche beinhaltete eine Blondierung. Anschließend aber einen schönen, etwas dunkleren, Rotton.
Zuerst musste ich meine dunklen Haare blondieren, da das, sowieso schon dunklere Rot, sonst noch dunkler geworden wäre.
Nach einer Stunde saß ich mit blonden Haaren auf dem Boden. Zum Glück musste ich eine solche Farbe nicht von Natur aus tragen, dies entsprach nämlich nun gar nicht meinem Stil und Geschmack!
Nach einer weiteren Stunde war auch mein, nun dunkelrotes Haar, getrocknet.
[Ich meine keine 'orangenen Haare, sondern halt wortwörtlich 'rote Haare']
Ich packte den restlichen Müll zusammen, knüllte ihn in den fast vollen Mülleimer und begann meine Sauerei aufzuwischen, die ich fabriziert hatte. Das ganze Waschbecken war voller roter Farbe und der Boden wurde auch von mehreren kleinen roten Tropfen geschmückt. Das würde lustig werden.
*
Ich benötigte fünfzehn Minuten und schaute mich rund fünf Minuten im Spiegel an. Die neue Haarfarbe stand mir. Zumindest war dies meine Meinung und ich war froh, wenigstens eine Sache an mir nun schön zu finden...
Plötzlich fiel mir ein, dass morgen der erste Schultag sein würde. Wie sollte ich mich den anderen gegenüber verhalten? Sie hatten ein wenig zwischen der Konversation zwischen mir und Nico gehört. Was dachten sie nun darüber.
Ich begann mich also schnurstracks auf den Weg in unser Zimmer. Ich hoffte Beide würden anwesend sein. Wir sollten uns aussprechen. Wir mussten die größten Geheimisse aus der Welt schaffen.
War ich dazu schon bereit?
Ja, ich vertraute Lily und Ena. Sie waren mir die letzten Wochen extrem ans Herz gewachsen. Ena hatte sich mir ausgesprochen und mir mehr erzählt, als sie es Lily erzählt hatte. Ich fühlte mich an diesem Punkt zutiefst geehrt. Dies war eins der ausschlaggebenden Ereignissen die mir zeigten, dass Beide wahre Freunde für mich geworden waren.
Ich öffnete die Tür unseres Zimmers und wurde gleich von mehreren Kissen im Gesicht getroffen.
„Hey, was wäre, wenn ich es nicht wäre, sondern die Schulleiterin oder sonst jemand anderes, der das jetzt nicht so auf die leichte Schulter genommen hätte", gab ich prustend von mir. Beide schauten mich zuerst entgeistert an, dann aber lachten sie los.
„Wärst du die Schulleiterin, wärst du erstens niemals in eines der Zimmer gegangen und zweitens ist unsere Schulleiterin total locker und cool, aber du kennst sie ja!"
Tja und wie ich sie kannte. Aber locker und cool, waren Eigenschaften, die ich jetzt nicht zu ihrem Charakter zählen würde.
„Gut, ihr habt Recht!", antwortete ich falsch lächelnd.
„Übrigens Ruby, sorry, dass ich jetzt nervig sein werde, aber deine Haarfarbe steht dir so extrem gut!", machte Ena mir ein Kompliment. Ich dankte ihr verlegen. Niemand machte mir sonst Komplimente.
„Ja, Ena hat verdammt Recht!", stimmte Lily Ena zu.
„Ich uhm...", fing ich an, doch ich war so nervös diese eine beschissene Frage zu stellen.
„... wollte fragen, ob...", redete ich weiter.
„...ihr... mir bei den Vorbereitungen des ersten Schultages helfen könntet?", gab ich verlegen von mir. Wieso konnte ich nicht einmal den Arsch in der Hose haben und das fragen was ich wollte.
Beide schauten sich verwirrt an und lachten. „Natürlich!", antwortete Lily und steuerte auf ihren kleineren Schrank zu, der neben ihrem Schreibtisch stand.
„Wieso brauchtest du so viel Überwindung?", fragte die immer noch verwirrte Ena mich.
„Ich Ehm, kann es noch immer nicht glauben, dass ich hier bin!", antwortete ich ihr. Dies war sogar die halbe Wahrheit, weshalb ich nervös war. Ich war hier total glücklich. Meine Mitmenschen und Umgebung brachten mich dazu, meine Aggressionen zu zügeln.
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir damit, jedes einzelne Fach zu besprechen. Lily und Ena erzählten mir von meinen Lehrern, die ich bekommen würde. Sie zeigten mir meine einzelnen Klassenräume, die ich mit oder ohne sie hatte. Insgesamt war es also ein ziemlich entspannter Nachmittag.
Gerade kam Lily aus dem Bad wieder. Ena und ich saßen jeweils auf unseren Betten. Keiner von sagte nun etwas. Wir schauten uns abwechselnd nur still an. Irgendwas beschäftigte jeden Einzelnen von uns.
„Okay, ich glaube es Zeit, mal ein richtiges Gespräch zu führen!", sagte ich mutig und gleichsam nervös eingeschüchtert und ängstlich. Beide atmeten laut aus und nickten.
„Wer fängt an?", fragte Lily und schaute uns abwartend an. Ich schaute verwirrt zu ihr. „Was meinst du?"
„Nun ja, ich weiß, dass Ena was seit mehreren Jahren bedrückt, aber bis jetzt hat sie mir nie etwas gesagt, obwohl wir beste Freunde waren! Bei dir ist es wohl mehr als klar, dass du keine Musterschülerin bist, die alles richtig gemacht hat. Ich will nur keine Geheimnisse mehr zwischen uns, denn ich muss selbst genug rauslassen! Also wer fängt nun an?"
„Immer der fragt!", lachte Ena und nun schauten wir sie abwartend an.
„Gut, ich glaube es Zeit euch von meiner Vergangenheit zu erzählen und da ich weiß, dass ihr Beide eine ebenso verflixte Vergangenheit habt, macht es mir nun nichts mehr aus."
„Nun fangen wir an!" Ena und ich nickten ihr aufmunternd zu. Sie seufzte, dann begann sie uns ihre Geschichte zu erzählen.
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Heyyy,
wie geht es euch? Ich habe gerade Ferien und genieße diese noch vollständig. Auch will ich in den Urlaub fahren und hoffe, dass mir Corona keinen Strich durch die Rechnung setzt. Wer von euch hat noch Ferien?
Es ist ein sehr kurzes Kapitel, aber ich wollte ihr Gespräch nicht in dieses Kapitel 'quetschen', wenn ihr versteht wie ich das meine... 😊
Wir sehen uns im nächsten Kapitel
Was für ein Zufall eigentlich, dass alle anscheinend eine komische Vergangenheit haben... ?? 😮🤨
Btw, danke ich allen die meine Geschichte lesen, voten und kommentieren. Auch wenn ihr sie nur ließt freue ich mich übelst darüber!!!
LG
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