Kapitel 24
Scotts Sicht:
Was lief da bloß zwischen Isaac und Allison? Die beiden benehmen sich ganz komisch. Ich meine, Allison ging mir zwar schon die ganze Zeit so gut es ging aus dem Weg, aber sie schien nun auch Isaac und sogar Taylor zu meiden. Da steckte auf jeden Fall etwas größeres dahinter. Ich wusste nur noch nicht was. Aber das würde ich schon noch heraus finden.
Naja. Aber jetzt spielte ich erst ein mal Lieferservice für meine Mum. Es war schon nach zehn Uhr Abends und es hatte wohl auf einer großen Hauptstraße einen Unfall gegeben. Und wie gewöhnlich bringt der brave Sohn seiner Mutter dann das Essen. Das war bei uns schon so etwas wie ein Ritual geworden. Immer wenn sie viel arbeiten musste, und dass tat sie in letzter Zeit öfter, brachte ich ihr etwas zu essen vorbei. Denn wenn sie dann mal zu Hause war, war sie total erledigt und hatte sicher andere Dinge im Kopf als zu kochen.
Ich war zwar leider selbst nicht sehr ambitioniert, was das kochen anging, aber dafür gab es ja genug Pizzabuden und Chinarestaurantes hier in der Stadt. Und glücklicherweise hatte der Chinese immer bis spät in die Nacht geöffnet. Also musste meine Mum an diesem Abend nicht verhungern.
Von dem Restaurant war es nicht mehr weit bis ins Krankenhaus. Nach etwa fünf Minuten kam ich schon in die überfüllte Notaufnahme hinein. Schon von draußen hatte ich die Menschen vor Schmerzen wimmern hören und den starken Geruch von Blut vernommen. Der Unfall schien wohl doch etwas größer gewesen zu sein, als ich dachte.
Ich sah mich gerade nach meinem Mum um, als ich im Fernsehen den ersten Bericht über den Unfall hörte. Es handelte sich wohl um einen Auffahrunfall mit mehr als 20 beteiligten Fahrzeugen.
Kein Wunder das hier so viel los war. Denn nicht nur die Patienen waren nun hier, sondern auch unzählige besorgter Familien, deren Lieben noch nicht zu hause eingetroffen waren. Und natürlich vermuteten sie nun, dass sie in diesen Unfall verwickelt sein könnten.
Als ich meine Mum endlich entdeckt hatte, hielt ich die Tüte mit dem Essen hoch und sah sie mit einem leichten Lächeln an. Dankend lächelte sie zurück und kam auf mich zu. Sofort nahm sie mir die Tüte aus der Hand und brachte sie zu dem Tresen hinter dem sie meistens saß.
"Gott sei Dank ich verhungere gleich." meinte sie als sie mir die Tüte ab nahm.
Sie wollte scheinbar gerade die Tüte auf machen, als sie sich noch mal zu mir umdrehte.
"Tut mir leid. Danke fürs vorbei bringen." meinte sie grinsend und umarmte mich.
"Ist alles okay?" fragte ich, ganz der mitfühlende Sohn.
"Ja, außer das die hälfte des Auffahrunfalles hier her gebracht werden und der Cheffarzt der Notaufnahme nicht auf seinem Pager erreichbar ist." meinte sie mit viel mehr sorge als sarkasmus in der Stimme.
"Was meinst du damit, er ist nicht erreichbar?" fragte ich verwundert nach.
Dazu hatten die Ärzte doch ihren Pager. Um erreichbar zu sein. Das war wirklich seltsam.
"Wir finden ihn nicht. Jetzt warten wir darauf, dass die Vertretung hier auftaucht." erklärte sie und wurde im selben Moment von einer Frau an getippt.
Meine Mum drehte sich zu der Frau um, die vor Schmerzen das Gesicht verzog. Sie hielt sich ihren blutenden Arm und sah meine Mum flehend an.
"Miss, könnte ich bitte etwas gegen die Schmerzen haben?" fragte die Frau mit schmerzerfüllter Stimme.
"Hören sie, es tut mir leid. Aber ihnen jetzt etwas zu geben könnte die Dinge nur verkomplizieren." erklärte meine Mum und brachte sie dazu sich auf einen Stuhl zu setzen.
Die Frau nickte nur und ließ sich auf den Stuhl fallen. Es war wirklich schlimm mit an zu sehen, wie all diese menschen litten. Ich fragte mich wirklich, wie meine Mutter das Tag für Tag aus hielt. Das musste doch schrecklich sein. Vor allem bei den Patienten, dennen man nicht mehr helfen konnte.
Naja. Vielleicht konnte meine Mum ihr jetzt nicht helfen. Aber ich konnte es. Ich konnte ihr zumindest den Schmerz nehmen.
Also setzte ich mich neben die Frau und überlegte, wie ich sie ansprechen sollte.
"Ich... Ich hab mal im Internet gelesen, dass menschliche berührungen, auch manchmal Schmerzen lindern können." versuchte ich mein Glück und hoffte inständig, dass die Frau mir das glauben würde.
Und tatsächlich nickte sie, wärend sie sich weiter den schmerzenden Arm fest hielt. Ich sah ihr deutlich an, dass sie den Tränen sehr nah war. Also zögerte ich nicht länger und legte vorsichtig meine Hand auf ihre, die sie verkrampft über ihrem Knie hielt.
Sofort sah ich die kleinen schwarzen Linien, die sich über meinen Handrücken meinen Arm hinauf zogen. Und dann sah ich, wie sich die Frau neben mir langsam entspannte. Es hatte gewirkt. Sie hatte keine Schmerzen mehr.
Ich wünschte nur, ich könnte jedem hier helfen. Die Frau blickte mich ungläubig an. Aber ich erkannte in ihren Augen so viel dankbarkeit, dass ich wusste, es war ihr egal, wie ich das geschafft hatte. Sie war einfach nur froh, das die Schmerzen auf gehört hatten.
Und bevor sie hätte auch nur irgendein Wort sagen können, vernahm ich plötzlich eine nur all zu bekannte Stimme, die um Hilfe rief.
"Hilfe! Ich brauche hier Hilfe!" rief er und kam in die Notaufnahme gestolpert.
Ethan. Im ersten Moment hätte ich ihn nur zu gerne ignoriert. Aber als ich sah, wenn er da bei sich hatte, um wen es hier eigentlich ging, verflog die schreckliche Wut auf ihn fast sofort. Danny.
Meine Mum kam gerade von einem Patienten zurück und als sie Danny sah, blickte sie zuerst mich an und kam dann Ethan zu Hilfe. Sie stützte Danny und die beiden brachten ihn zu einem Stuhl. Während meine Mum begann Danny zu ungtersuchen, riss ich Ethan zur Seite.
"Was hast du getan!?" versuchte ich ihn nicht gleich an zu schreien.
"Nichts! Er sagte, er habe Schmerzen in der Brust und schwierigkeiten zu atmen. Aber es ist immer schlimmer geworden." meinte Ethan und klang dabei aufrichtig besorgt.
Das war wirklich merkwürdig. Also nicht im schlimmen Sinne merkwürdig. Aber eben merkwürdig. Seit wann machten Aiden und Ethan sich etwas aus Menschen? ich meine ich bin zwar nicht blind und mir ist schon die ganze Zeit auf gefallen, dass Ethan und Danny sich nah standen. Aber dass Ethan wirklich etwas an Danny liegen könnte, hätte ich nicht gedacht. Aber ich musste vorsichtig sein. Dass konnte auch alles nur gespielt sein.
Aber Danny spielte in diesem Moment nicht.
Meine Mum begutachtete immer noch den nach Luft schnappenden Danny.
"Ist Dr. Hilliard immer noch nicht hier?" rief sie einer Frau am Telefon zu, die nur bedauernd den Kopf schüttelte.
"Sein Kehlkoch ist zur Seite gerutsch, wahrscheinlich ein Spannungspneumothorax."
Na toll. Auch noch Fach-chinesisch. Aber bevor ich meine Mum fragen konnte, was genau dass nun zu bedeuten hatte, stürzte Danny zu Boden und übergab sich.
Mit weit aufgerissenen Augen betrachteten Ethan und ich den Fußboden.
"Das sind Misteln." bestätigte Ethan meine Vermutung.
Meine Mum sah uns ungläubig an. Ich hatte ihr bereits erzählt, dass Mistel für uns Werwölfe besonders giftig war. Und dass Danny Misteln erbrach, hieß für mich unweigerlich, dass es etwas mit Werwölfen zu tun hatte. Ich glaubte zwar nicht, dass Ethan etwas damit zu tun hatte. Aber es war mehr als eindeutig, dass etwas großes dahinter stecken musste.
Ohne weiter nach zu fragen rief meine Mutter einen Pfleger mit einem Bett herbei. Und schon eine Minute später fuhren der Pfleger und meine Mum Danny in einen etwas geschützteren Bereich der Notaufnahme.
"Würdet ihr beide bitte wieder in den wartebereich gehen." schien meine Mum Ethan und mir befehlen zu wollen.
"Wo sind die Schwestern und Ärzte? Wo sind die denn alle?" fragte Ethan besorgt und etwas wütend nach.
Er machte nicht die geringsten Anstalten von Dannys Seite zu weichen. Genauso wie ich. Auch wenn ich nicht glaubte, dass Ethan etwas damit zu tun hatte, so konnte ich mir auch nicht sicher sein. Also würde ich Ethan nicht alleine mit Danny lassen.
"Hier ist heute die Hölle los. Sie kümmern sich um andere Patienten." erklärte meine Mum und sah Ethan entschuldigend an.
"Okay, Mum, wie können wir helfen?" fragte ich sofort nach.
"Schatz, dass könnt ihr nicht." meinte meine Mum und betrachtete den immer noch keuchenden Danny.
"Seine Lunge ist kollabiert. Sein Herz wird gegen seinen Brustkorb gepresst. Also..."
Nein! War das ihr ernst? Das konnte nicht sein!
"Er wird sterben nicht wahr?" folgerte ich, woraufhin ich einen entsetzten Blick von Ethan zu geworfen bekam.
Meine Mum sah sich kurz um. Sie sah plötzlich total nervös aus. Was war denn los?
"Nein. Nein wird er nicht." meinte sie flüsternd.
"Scott, nimm das Isolierband, und du die Schere und schneide sein T-Shirt auf."
Was hatte meine Mum denn vor? Aber egal was es war, es war ihr wohl eigentlich nicht erlaubt, denn sonst wäre sie jetzt bestimmt nicht so nervös. Aber das war mir in diesem Moment total egal. Solange sie danny rettete, war es egal, ob sie zu was auch immer berechtigt war.
Also taten wir beide wie von ihr befohlen. Während Ethan Dannys Shirt einfach so ohne große Probleme aufriss, nahm meine Mum eine Spritze hervor, mit einer mindestens 10 cm langen Nadel.
"Mum. Mum er atmet nicht." stellte ich nn fest ud geriet etwas in Panik.
"Ja, das weiß ich." erwiederte sie barsch.
Dann tastete sie seine Brust ab, atmete tief ein und stach danny dann die nadel in die Brust.
Obwohl Danny da so hilflos lag, hätte ich am liebsten geschrien.
Als meine Mum die Nadel wieder heraus zog, sahen wir drei gebannt auf Danny. Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Oder sogar noch langsamer. Es schien als würde in diesen qualvollen Minuten der Ungewissheit die Zeit still zu stehen. Doch als er schließlich die Augen wieder öffnete und ein leises "Dankeschön." herausbrachte, atmeten wir erleichter auf.
"Was?" meinte meine Mum als Ethan und ich sie verdutzt ansahen.
"Das war fantastisch." erklärte ich ihr immer noch überwältigt von ihrer Tat.
"Das war... kein Problem... keine große Sache." meinte sie.
Aber ich konnte deutlich hören, wie ihr Herz raste. Sowas hatte sie scheinbar noch nie zu vor getan. Und ich bin sicher sie war froh, dass Danny es unbeschadet überlebt hatte.
Und ich war einfach nur stolz. Ich hatte mich gefragt, wie sie es aushalten konnte, wenn so viele Menschen hier jeden Tag mit Schmerzen ankamen. Wie sie es aus hielt, dass sie manchen menschen nicht helfen konnten. Jetzt glaubte ich, eine Antwort darauf zu wissen. Egal wie viel Leid man mit bekam, wenn man jemandem helfen konnte, war das das unbeschreiblichste Gefühl der Welt. Und auch wenn man nicht jedem helfen konnte, es versucht zu haben, war schon viel wert. Und dieses Gefühl, jemandem zu helfen, schien meine Mutter an zu treiben, nicht auf zu hören.
Ich war wirklich stolz. Stolz auf sie. Stolz darauf, ihr Sohn zu sein. Für mich war sie immer nur eine Mum gewesen. Aber jetzt erst hatte ich realisiert, dass sie für viele andere Menschen, sowas wie eine Heldin war. Und das würde sie ab sofort auch für mich sein. Eine Heldin.
Nach dem ich sicher war, dass es Danny besser ging, hatte ich mich von meiner Mutter verabschiedet und mich wieder auf den weg zu meinem Motorad gemacht. Das war vielleicht mal ein Abend gewesen.
Ich setzte mich auf mein Motorrad und wollte gerade meinen Helm auf setzen, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Als ich mich umdrehte, kam Ethan auf mich zu. Er hob die Hände beschwichtigend und trat vor mich.
"Ich schätze du wirst mir nicht glauben, aber ich hab nichts getan." versuchte er sich scheinbar vor mir zu rechtfertigen.
Aber wieso? Mir war er keine Rechenschaft schuldig. Höchstens Danny. Also wenn er etwas getan hätte. Aber auch wenn ich die aufrichtige Sorge um Danny gesehen hatte, war ich immer noch nicht zu hundert prozent sicher, ob ich Ethan das glauben sollte. Schließlich hatte er mehr als nur einmal gezeigt, was er von mir und meinen Freunden hällt.
"Ganz ehrlich? Du bist von der ersten Minute an hinter Danny her. Und dein Bruder inter Lydia." erklärte ich ihm mein Misstrauen.
"Wir tun ihnen nicht weh." verteidigte sich Ethan nur sehr schwach.
"Wieso sollte ich dir glauben?" versuchte ich mehr aus ihm heraus zu bekommen.
"Weil wir wussten, dass einer von den Beiden wichtig für dich wäre." erklärte er weiter. "Wir wissen, dass es Lydia ist."
Was meinte er damit? Wichtig für mich? Was hatten sie vor?
Doch bevor ich ihm auch nur eine weitere Frage stellen konnte, bemerkte ich plötzlich ein Auto, das auf uns zu gefahren kam. Naja, es kam nicht direkt auf uns zu. Aber es fuhr über den Parkplatz der Notaufnahme und fuhr ganz schöne Schlangenlinien. Ich stieg wieder von meinem Motorrad ab und machte mich schon bereit, einen betrunkenen aus dem Auto zu zerren. Doch dann knallte das Auto plötzlich gegen eines der stehenden Fahrzeuge. Sofort rannte ich hin, gefogt von Ethan. Doch als ich die Autotür aufriss, war niemand zu sehen. Kein Fahrer und auch keine Mitfahrer. Was zum Teufel war hier bitte los?
Mir fiel aber noch etwas auf. Auf dem Fahrersitz, lag etwas. Als ich es hoch hob, erkannte ich, dass es eine Motte war. Was hatte bitte eine Motte auf dem Fahrersitz eines leeren herumfahrenden Autos zu suchen?
Kurz darauf kamen noch ein paar Pfleger nach draußen, weil sie den Aufprall gehört hatten. Und natürlich riefen sie sofort die Polizei. Nur kurze Zeit später befragte Stiles Vater mich auch schon. Meine Mum erklärte, dass es sich bei dem Wagen um das Auto von Dr. Hilliard handelte. Damit war sie der zweite Arzt, der verschwunden war. Verdammt, was war hier nur los?
Auch wenn ich diese Vermutung nur ungern zu ließ, schien es doch die Wahrheit zu sein. Es ging nun um die drei Heiler. Es würde nicht mehr lange dauern, bis man die Leiche von Dr. Hilliard finden würde. Aber ich durfte nicht zu lassen, dass noch jemand starb. Leider war das Krankenhaus voll mit Heilern. Und nicht zu vergessen Taylor. Sie war auch ein Heiler. Also war sie auch in Gefahr. Genau wie meine Mum. Denn nach dem was heute Abend passiert war, war das wohl mehr als offensichtlich. Na toll. Was sollte ich bloß tun? Wie konnte ich all diese menschen beschützen?
-/-
Taylors Sicht:
Ich hatte die ganze Nacht wirklich nicht geschlafen. So wie schon die letzten paar Nächte. Solche Nächte schienen sich bei mir wohl in den Alltag ein zu gliedern. Aber langsam hatte ich wirklich genug davon. Aber was sollte ich schon dagegen tun? Ich konnte ja nicht einfach auf hören mir Sorgen zu machen. Schon gar nicht, wenn ich wusste, dass meine beste Freundin mit einem Killer aus ging. Und noch dazu hatte Aiden sie ja bedroht. Oder mich. Oder vielleicht doch Mia? Ich war mir nicht sicher. Aiden war unberechenbar. Ihm waren die Leben anderer doch föllig egal. Er hatte ja nicht die geringste Ahnung wie es war, jeden Schmerz seiner Liebsten mit an fühlen zu müssen. Ich wünschte ich könnte ihm den selben Schmerz zu fügen, den er meinen Freunden an tat. Den er Isaac an getan hatte. Ich wollte gar nicht daran denken, was sie mit ihm gemacht hatten. Ich wusste nur, dass ich nicht zu lassen würde, dass er Mia auch weh tat. Ich war nicht da gewesen, als das mit Isaac passiert war. Ich hatte ihm nicht helfen können. Aber eines war sicher. Ich würde Mia beschützen. Komme was da wolle. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wurde ich langsam immer schläfriger. Meine Augenlieder begannen zu flattern, bis sie schließlich geschlossen blieben und ich ein geschlafen war.
-/-
Ich hatte in dieser Nacht nicht mehr viel geschlafen. Vielleicht maximal noch 3 Stunden. Deshalb war ich auch am Morgen föllig übermüdet und wäre sogar fast über meinem Frühstück ein geschlafen. Doch nach zwei Tassen Kaffee ging es mir gleich besser. Naja zumindest konnte ich nun meine Augen weitest gehend offen halten.
In der Schule angekommen ging ich zuerst mal zu meinem Spind. Nach dem ich die meisten meiner Bücher hinein getan hatte, kam eine traurig aussehende Mia zu mir und ließ sich vor den Spinden auf den Boden sinken. Ich atmete tief durch, schloss meinen Spind und ließ mich neben ihr nieder.
"Hey. Wie gehts dir?" fragte ich vorsichtig nach, obwohl ich die Antwort eigentlich schon kannte.
"Naja." meinte sie und zuckte mit den Schultern. "Ich werds überleben."
"Es tut mir wirklich leid." bekundete ich ihr zum gefühlten tausendsten Mal mein Mitleid.
"Hör auf dich dauernd zu entschuldigen. Es ist ja nicht deine Schuld." meinte sie und setzte kurz ein falsches Lächeln auf. "Ich wünschte ich würde auch mal so einen netten Kerl kennen lernen."
Ich hatte so ein mieses Gefühl. Allgemein auch bekannt als schlechtes Gewissen. Ich hatte Mia eine Lüge erzählt, damit sie sich nicht mit Aiden traf. Könnte ich ihr alles erklären wäre sie mir sicher dankbar. Ich meine, jeder wäre doch froh, wenn jemanden einen davor bewahrt mit einem Mörder aus zu gehen. Oder?
Aber Leider hatte Mia ja keine Ahnung.
Aber Moment. Da war doch noch etwas. Wen meinte sie mit netten Kerl? Als ich sie fragend an sah, schien sie sofort zu verstehen, was mich verwirrt hatte.
"Na, Isaac." klärte sie mich auf.
Sein Name bohrte sich wie ein Nagel in meine Gedanken. In den letzten paar Tagen war er wirklich komisch zu mir gewesen. Er antwortete eigentlich auf keine SMS mehr, er ignorierte meine Anrufe und wenn ich ihn in der Schule ansprechen wollte, hatte er ganz plötzlich etwas lebenswichtiges zu erledigen. Was war nur los? Hatte ich etwas falsch gemacht?
Mia schien bemerkt zu haben, dass ich in Gedanken versunken war. Und vermutlich sah ich auch irgendwie betrübt aus.
"Ist alles in ordnung bei euch?" fragte sie vorsichtig nach.
"Ja, aber... es gibt kein -uns-." sagte ich und bemerkte dabei selbst, wie sich meine Stimmung schlagartig änderte. "Wir sind nur Freunde."
Ich versuchte mir nicht all zu sehr an sehen zu lassen, dass mich diese Tatsache traurig machte. Aber scheinbar konnte ich Mia nichts vor machen.
"Ihr beide und nur Freunde? Na klar und ich bin der Osterhase." meinte sie und begann zu grinsen.
Ich wollte gerade etwas sagen, als es klingelte.
"Na komm. Wir haben Unterricht." sagte ich stand auf und zog sie dann hoch.
"Also wenn du versuchst ab zu lenken, ist dir dass wirklich nicht gerade gut gelungen." meinte sie immer noch grinsend.
Als ich in Mias strahlendes Gesicht sah, konnte ich nicht anders als auch zu lächeln. So sehr wünschte ich mir, dass sie recht hätte. Dass er mich mochte. Dass wir mehr als nur Freunde sein könnten. Aber mit jeder Nachricht, die unbeantwortet blieb, mit jedem Anruf, den er ignorierte, mit jedem Gespräch, dem er aus dem Weg ging, schwand die Hoffnung mehr und mehr. Es war wohl eindeutig wie er das ganze sah.
"Wir sind nur Freunde." beendete ich unsere Konversation als wir das Klassenzimmer betraten.
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