Kapitel 13
Rückblick:
Scotts Sicht:
Gerade hatte ich Allison vor den Alphas gewarnt. Ich wollte, dass sie sich etwas zurück hielt. Ich wollte nicht, dass sie verletzt wurde. Es war unglaublich. Selbst nach einem ganzen Sommer in dem wir uns nicht gesehen und nicht mit einander telefoniert hatten, waren da immer noch die Funken. Wir beide versuchten es ab zu stellen. Es zu verbergen. Doch vor uns selbst konnten wir es nicht verstecken. Aber solange wir es vor allen anderen, besonders vor ihrem Vater verstecken konnten, war das egal. Naja. Ich wünschte mir, dass wir es nicht verstecken müssten. Das wir einfach offen und ehrlich sein konnten. Aber sie war nun mal eine Jägerin und ich ein Werwolf. Und noch dazu hatte sie mit ihrem Vater diese Vereinbarung, dass sie sich künftig aus allem heraus halten würden, was mit dem Übernatürlichen zu tun hatte. Dass das nicht so einfach war, wusste ich. Vorallem, weil Taylor nun mal auch Chris Tochter war. Und Taylor war ein teil des Übernatürlichen. Das wussten zwar bis jetzt weder Chris noch Allison, aber ich war mir sicher, dass Taylor es ihnen früher oder später sagen würde. Naja. Jetzt jedenfalls zog ich die Wohnungstür hinter mir zu und drückte den Knopf für den Aufzug. Nur ein paar Sekunden spärter ging die Tür auf und ich stieg ein. Ich nahm zwar wahr, dass da noch jemand im Aufzug war, allerdings betrat ich den Aufzug mit gesenktem Kopf, weshalb ich nicht sofort erkannte, wer da neben mir stand.
"Nach unten?" fragte eine mir nur all zu bekannte Stimme, die mich sofort erstarren ließ.
Ich sah auf und blickte in sein Gesicht. Deucalion. Was zum Teufel machte er hier!? Sofort fuhr ich meine Klauen aus, bereit für einen Kampf.
"Komm schon Scott. Mach die weg." sagte Deucalion unbeeindruckt. "Ich müsste blind, taub und gelähmt sein, damit du eine echte bedrohung für mich darstellen würdest. Oder vielleicht solltest du es auch darauf ankommen lassen. Dein Herzschlag ist gleichmäßig. Du hast vielleicht Angst vor mir, aber du zeigst es nicht. Du kontrollierst dich. Vielleicht bist du der Situation tatsächlich gewachsen. Wirst ein Alpha, dadurch, das du einen tötest."
Er kam ein paar Schritte auf mich zu und ich wich zurück.
"Ich bin nicht wie du." entgegnete ich föllig ruhig. "Ich muss keine Menschen töten."
"Noch nicht." meinte er föllig überzeugt von sich selbst. "Aber weißt du. Es ergeben sich Situationen. Situationen in denen du erkennst, der einzige Weg eine Person zu beschützen, ist eine andere zu töten."
"Willst du mir drohen?" fragte ich und versuchte föllig unbeeindruckt zu wirken. "Bist du deswegen hier?"
"Nein. Ich lebe hier." meinte er lediglich.
Ich hörte zwar was er sagte, aber es drang nciht so ganz zu mir durch. Ich konnte die Worte einfach nciht verstehen.
"Was?" fragte ich geschockt.
"Ich lebe hier." wiederholte er. "Es ist ein tolles Gebäude. Und die Nachbarn sind.. überraschend freundlich"
Natürlich war mir bewusst, dass er auf Allison und ihren Vater anspielte.
"Was willst du!?" fragte ich wütend und mit einem Blick der sagte, -wenn du ihnen auch nur ein Harr krümmst, werde ich dich umbringen-.
"Ich.. wollte sehen, aus welchen Holz du geschnitzt bist." meinte er und funkelte mich mit seinen roten Alpha Augen an.
Dann ertönte ein leises klingeln und die Aufzugtüren öffneten sich. Ich stieg aus und sie schlossen sich wieder. Sofort machte ich mich auf den Weg zu Derek. Als ich die Stahltür aufschob, entdeckte ich Isaac, Boyd, Peter, Cora und Derek, wie sie an dem länglichen Schreibtisch gegenüber der Fensterfront standen.
"Ich weiß wo sie sind." sagte ich sofort und war ganz außer Atem, weil ich mich so beeilt hatte.
Doch ich schien ihnen nichts neues zu erzählen.
"In dem selben Gebäude wie die Argents. Wissen wir." meinte derek föllig emotionslos.
"Cora und ich sind den Zwillingen nach der Schule gefolgt." erklärte Boyd föllig ruhig.
"Dann wollten sie, dass wir es wissen." folgerte ich etwas schockiert.
"Oder, was wahrscheinlicher ist, es ist ihnen egal." meinte Peter.
"Was ist das?" wollte ich wissen und betrachtete einen Grundriss.
"Ist das nicht offensichtlich?" fragte Peter etwas sarkastisch. "Die Intriganten intriegen einen Plan, besser bekannt als Präventivschlag."
Er fand sich wohl wirklich sehr witzig. Gott, wie ich diesen Kerl hasste. Was machte er überhaupt noch hier? Für gewöhnlich verzog er sich doch, wenn die Sache brenzlich wurde.
"Du willst sie verfolgen?" richtete ich mich an Derek.
"Morgen." meinte Derek. "Und du wirst uns helfen."
Ich sah ihn nicht gerade begeistert an. Aber ich würde mir ihren genialen Plan anhören. Obwohl mein Entschluss eigentlich schon feststand, dass ich ihnen nicht helfen würde.
"Sie sind eine Etage über ihnen im Penthaus." erklärte Derek und zeigte auf den Grundriss. "Direkt über Allison."
"Also sie zuerst töten?" fragte ich nicht gerade begeistert. "Das ist der Plan?"
"Sie werden es nciht einmal kommen sehen." meinte Boyd überzeugt.
"Warum ist der erste Plan, der jedem immer ein zu fallen scheint -Mord-!?" fragte ich sie entgeistert. "Kann nur einmal jemand versuchen sich etwas ein fallen zu lassen, dass nicht beinhaltet jeden zu töten!?"
"Bist du es niemals leid, so langweilig moralisch zu sein?" fragte Peter, woraufhin ich ihm einen finsteren Blick zu warf. "Nicht das ich ihm wieder sprechen würde."
"Ich schon." mischte Cora sich ein. "Warum brauchen wir dieses Kind?"
Kind? Hatte sie mich gerade wirklich als Kind bezeichnet? Ich wurde vielleicht nicht als Werwolf geboren, aber ich war mindestens 2 Jahre älter als sie. Also wenn hier jemand ein Kind war, dann ja wohl sie. Aber das war jetzt nicht der Punkt. Also wieder zurück zum Thema.
"Dieses -Kind- hat gejolfen dein Leben zu retten." schien Derek meiner Meinung zu sein. "Und du weißt, dass wir nicht einfach still halten können, und warten, bis sie den ersten Schritt machen."
"Du kannst kein Alpha Rudel schlagen!" versuchte ich ihm zu verdeutlichen.
"Deswegen nehmen wir uns nur Deucalion vor." erklärte Cora. "Nur ihn."
"Schlage der Schlange den Kopf ab, und der Körper stirbt." bestätigte Boyd.
"Nur dass es keine Schlange ist, sondern eine Hydra." schien Peter mir bei zu pflichten. "Und wie Scott gesagt hat, sie sind alle Alphas."
"Deucalion ist trotzdem der Anführer." beharrte Derek auf seinem Plan.
"Lass uns das hoffen." meinte Peter etwas nervös wirkend. "Denn weißt du, was passiert ist, als Herkules den Kopf der Hydra abgeschlagen hat?"
"Zwei weitere sind an seine Stelle getreten." sagte ich nervös.
"Jemand hat seine Sommerhausaufgaben gemacht." meinte Peter mit einem blöden Grinsen, dass ich ihm am liebsten mit einem Faustschlag aus dem Gesicht gewischt hätte.
Ich bat Derek noch einmal, seinen Plan zu überdenken, und nichts zu überstürzen. Darauf hoffen würde ich allerdings nicht.
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Dereks Sicht:
Immer wieder sagte sie, dass es eine schlechte Idee war, und sie mich doch besser in ein Krankenhaus bringen sollte. Aber das wollte ich nciht. Alles was ich wollte und vor allem brauchte, war Ruhe. Sie brachte mich in meine Wohnung und kurz nachdem ich mich auf mein Bett fallen ließ, schlief ich auch schon ein. Ich hatte Schmerzen. Mein ganzer Körper tat weh. Jeder Muskel. Jeder Knochen. An meinem Bauch waren riesige Kratzer. Ich spürte, dass sie langsam verheilten. Aber auch wirklich nur langsam. Es waren schließlich Kratzer, die durch die Klauen eines Alphas verursacht wurden. Ich war nicht sicher, wie ich das hatte überleben können. Noch dazu mit dem Sturz.
Ich erinnerte mich nur noch wage an den Kampf. Scott wollte eigentlich nur mit Deucalion reden. Aber ich hatte schon vorher gewusst, dass man nicht mit Deucalion reden konnte. Deshalb hatte ich Isaac gebeten, ein Auge auf Scott zu haben. Das war ja auch relativ einfach, da er bei ihm wohnte. Die Sache mit Isaac tat mir leid. Ich hatte ihn nicht heraus werfen wollen. Aber es war nun mal das beste. Ich konnte nicht die Verantwortung für jeden von ihnen über nehmen. Cora machte mir schon genug Probleme. Naja. jedenfalls hatte Isaac mir eine SMS geschrieben, wo Scott hin wollte. Und dorthin sind Cora, Boyd und ich ihnen dann gefolgt. Aber wir hatten keine Chance. Wir hatten uns verrechnet. Natürlich war Deucalion nicht so blöd gewesen, und war alleine gekommen. Schon kurz nach unserem Eintreffen, zeigten sich Kali, Ennis und die Zwillinge. Ich weiß noch, wie ich sah, dass einer meiner Betas nach dem anderen gegen Wände flog, oder auf den Boden geschleudert wurde. Und dann war da Ennis. Er griff mich an. Scott half mir und wir fügten ihm ebenfalls große wunden zu. Die würden auch nicht so schnell heilen. Allerdings hatte er mich ja auch ganz schön übel erwischt. Mein einziger Trost war, dass er zusammen mit mir in die Tiefe gestürzt war. Meine Betas mussten gedacht haben, ich sei Tod. Als ich aufgewacht war, tat mir alles weh. Aber ich war am Leben. Und dass war die Hauptsache. Ich war nicht sicher, ob es auch an Taylor lag. Ob sie mir irgendwie das Leben gerettet hatte. Aber das war egal. So langsam kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich spürte, wie jemand mir mein Shirt hoch zog. Naja, oder das was noch davon übrig war. Das tat echt weh. Es musste Jennifer sein. Jennifer Blake. Ich hatte sie vor etwa zwei Wochen kennen gelernt. Sie wäre fast von Boyd und Cora zerfetzt worden. Ich war nicht sicher wieso, aber irgendetwas hatte mich einfach nachdem ich aufgewacht war zu ihr gezogen. Sie war anders. Ich war noch nicht sicher, ob im guten, oder schlechten Sinne anders. Ich öffnete langsam die Augen und sah, wie sie die Wunde betrachtete. Naja. Eigentlich eher mich.
"Alles in Ordnung?" fragte ich mit rauer Stimme.
"Weißt du -Oh mein Gott- wäre eine passende Beschreibung für deinen Körper, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass aus der Wunde schwarzes Blut kommt." sagte sie und wurde dabei leicht rot.
Es tat immer noch höllisch weh. Ich konnte meine Augen nicht länger offen halten.
"Derek? Derek du stirbst dch nciht. Derek du darfst nicht sterben." hörte ich sie noch mit tränen erstickter Stimme flehen.
Ich spürte noch, wie sie ihren Kopf vorsichtig auf meine Brust legte um einen Herzschlag zu hören, und dann wurde alles schwarz.
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Dereks Sicht
Irgendwann wachte ich wieder auf. Zuerst dachte ich, sie wäre gegangen, doch dann sah ich, dass sie nur an der Fensterfront neben meinem Bett stand und gedankenverloren nach draußen starrte. Ich fragte mich, warum sie noch hier war. Naja, aber eigentlich, fand ich es ganz schön, dass sie noch hier war. Ich musste mir wohl eingestehen, dass ich sie irgendwie mochte. Aber war das überhaupt möglich? Schließlich kannten wir uns eigentlich gar nicht. Aber ich fühlte mich dennoch zu ihr hin gezogen. Ich schob die Gedanken bei seite und versuchte aus zu stehen. Ich rutschte langsam bis ans untere Ende des Bettes. Jede Bewegung tat höllisch weh, weswegen ich auch schmerzverzerrt keuchte. Als sie bemerkte, dass ich wach war, drehte sie sich um und kam ein paar Schritte auf mich zu.
"Bist du sicher, dass du das tun willst?" fragte sie besorgt.
Ich hatte mich schon etwas hoch gedrückt, aber vermutlich hatte sie recht. Allerdings musste ich die anderen finden. Meine Betas. Meine Schwester. Cora. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, nach dem ich ohnmächtig geworden war. Vielleicht hatte Deucalion sie gefangen genommen. Schließlich wollte er nur mich. Und wenn er wusste, dass ich noch lebte, würde er mich zu sich locken wollen. Die schlimmere zweite Option wollte ich gar nicht zulassen. Das er sie getötet hatte. Nein, das würde er nciht tun. Er wollte ja, dass ich sie tötete. Aber trotzdem musste ich sie nun finden.
"Ich muss die anderen finde." sagte ich deshalb. "Sie glauben ich sei tot."
"Vielleicht ist das ja gut." meinte Jennifer, woraufhin ich sie fragend und verwirrt ansah. "Viele literarische Charaktere haben ihren vorgetäuschten Tod als Vorteil ausgenutzt. Zum Beispiel bei -Lés Misérables- oder -Roméo und Julia-."
"Sie müssen es wissen." sagte ich lediglich.
Irgendwo reizte es mich schon, erst ein mal für Tod gehalten zu werden. Dann hätte ich genug Zeit um wieder vollständig zu heilen. Aber früher oder später würde einer meiner Betas hier her kommen und mich finden. Neine. Ich musste es ihnen sagen. Bevor sie sich einem anderen Rudel anschlossen.
"Hast du eine Ahnung, wie schlecht du aussiehst?" fragte sie immer noch sehr besorgt klingend. "Du hast immer noch offene Wunden und so würde es nicht mehr lange dauern, bis du wirklich tod bist."
Vielleicht hatte sie recht. Ich konnte mich kaum bewegen. Und ich hatte Schmerzen. Es ging mir zwar immer besser, aber trotzdem. Vielleicht sollte ich ja CC anrufen. Sie hatte damals meiner Mutter auch immer schon geholfen. Vielleicht konnte sie mir jetzt auch helfen. Jennifer kam zu mir und kniete sich vor mich. Sie sah mich besorgt und eindringlich an.
"Du hast nirgends Verbände oder sonst irgendetwas. Ich hab mich umgesehen." meinte sie und betrachtete die Wunden.
"Sowas brauche ich für gewöhnlich nicht." sagte ich mit einem leichten Lächeln.
"Wie sollen dann die Wunden heilen?" fragte sie etwas verwirrt, aber ebenfalls mit einem leichten Lächeln.
"Zeit." meinte ich nur.
Was war es nur, dass diese Frau so eine Wirkung auf mich hatte. Es war wirklich seltsam. Hatte ich mich etwa wirklich in sie verliebt? Nein. Sowas konnte nicht sein. Sowas durfte nicht sein. Sie wäre wegen mir, wegen uns, fast schon ein mal getötet worden. Ja, vielleicht mochte ich sie. Aber wie es so schön heiß, -wenn du jemanden liebst, lass ihn gehen-. Und genau das musste ich auch tun. Sie würde sonst noch verletzt werden. Und dass wollte ich ihr nicht antun. Sie war schließlich eine hübsche Frau. Sie konnte jemand besseren finden, als mich. Jemand normales. Keinen Werwolf.
"Du solltest nicht hier sein." begann ich also, weil plötzlich mein Kopf wie leer gefegt war und mir keine Wörter mehr einfallen mochten.
"Warum?" wollte sie wissen.
Ich war nicht sicher, ob sie traurig war. Oder vielleicht wütend. Oder auch fröhlich. Ich konnte ihre Gesichtszüge nicht richtig deuten.
"Weil du mich nciht kennst." antwortete ich schlicht, was ja auch der Wahrheit entsprach. "Du weißt überhaupt nichts über mich."
"Vielleicht habe ich ja ein Gefühl, über dich." sagte sie lächelnd und wich meinem Blick nicht aus.
"Das sollte kein Gutes sein." schätzte ich mich selbst ein.
Sie wich meinem Blick immer noch nicht aus. Ich hörte wie ihr Herz schlug. Langsam. Gleichmäßig. Es war schon fast beruhigend. Aber das war nur noch ein grund mehr, warum sie nicht bleiben konnte. Zu vieles schreckliches hatte ich bereits erlebt.
"Jeder um mich herum... jeder wird verletzt." versuchte ich sie zum gehen zu bewegen.
"Ich wurde schon vorher verletzt." entgegnete sie lediglich.
"Nicht so." antwortete ich ihr.
Ich konnte ihr jetzt schlecht von Werwölfen erzählen. Aber ich wusste, was sie meinte, mit -verletzt werden-. Aber sie wusste nicht, was ich damit meinte.Doch sie ging immer noch nicht. Sie blieb. Es schien, als könnte ich ihr keine Angst machen. Ich war irgendwie froh darüber, das sie blieb. Eigentlich wollte ich nicht, das sie ging. Aber sie musste. Doch bevor ich sie zum gehen bringen konnte, küsste sie mich plötzlich. Nur kurz. Aber ich hörte, wie ihr Herz sofort begann schneller zu schlagen. Ihr anfangs so ruhiger und gleichmäßiger Herzschlag schien sich fast zu überschlagen. Und dass wars dann mit meinem Vorsatz, sie weg zu schicken. Ich zog sie näher zu mir und küsste sie. Ich hörte wie ihr Herz immer schneller schlug. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich noch einmal verlieben würde. Mich auf so etwas ein lassen würde. Aber ich hatte mich tatsächlich in diese Frau verliebt. In einen Menschen.
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Coralines Sicht:
Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte Kali getroffen. Und aus irgendeinem Grund, hat sie mich nicht angegriffen. Sie ist einfach wieder gegangen. Aber das bedeutete nichts gutes. Es wäre mir schon fast lieber gewesen, wenn sie mich angegriffen hätte. Aber so? So wusste ich nicht, was sie vor hatte. Und sie hatte auf jeden Fall etwas vor. Dafür war sie einfach zu berechnend.
Ich war nach dem mehr als beunruhigenden -Gespräch- mit Kali wieder zurück in mein Hotelzimmer gegangen. Gerade als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, spürte ich plötzlich einen stechenden Schmerz. Was war das? Das hatte ich schon so lange nicht mehr gefühlt. Es waren die Schmerzen eines anderen. Um genau zu sein, eines Werwolfs. Meine Augen begannen zu brennen. Ich konnte nichts mehr sehen. Mir wurde schwindelig. Ich taumelte mit letzter Kraft zum Bett und brach dann zusammen.
-/-
Ich war nicht sicher, wie lange ich -geschlafen- hatte, aber als ich aufwachte, war es draußen bereits stock dunkel. Ich rieb mir über die Augen. Sie taten immer noch etwas weh. Aber jetzt wusste ich, woher der Schmerz gekommen war. Es war Ennis. Er war gestorben. Ermordet um genau zu sein. Aber von wem? Wer war stark genug um Ennis zu töten? So viele Fragen und keine einzige Antwort. Meine Haare klebten an meinem Körper durch den Regen. Also stieg ich erst einmal unter die Dusche. Das heiße Wasser tat richtig gut. Als ich etwa eine halbe Stunde später aus der Dusche trat, war das Bad föllig vernebelt durch den Wasserdampf. Ich wichelte mich in ein großes Handtuch ein und öffnete die Tür zu meinem Zimmer. Sofort begann sich der Wasserdampf zu verziehen. Als ich an den Spiegel trat und ihn frei gewischt hatte, erschrack ich etwas über mich selbst. Meine Augen waren ganz rot. Ennis Tod hatte mich wohl doch etwas mehr mit genommen, als ich gedacht hätte. Naja, aber kein Wunder. Ich war schließlich für eine Weile eine Art Rudelmitglied im Alpharudel. Aber dass ich nach all der Zeit ihre Schmerzen noch so deutlich wahr nahm, war wirklich erstaunlich. Vielleicht hatte Kali mich deswegen nicht angegriffen. Wusste sie vielleicht, dass das Band noch existierte? Ich meine, es dürfte eigentlich jedem bewusst sein, dass ein so mächtiges Band, wie das der Liebe, nicht einfach so von heute auf Morgen zerbricht. Aber naja. Die Liebe war schon ein merkwürdiges Ding. Aber vorallem gefährlich. Besonders für unsereins. Denn unsere Macht, wird sehr schnell missbraucht. Für eigene Zwecke genutzt. Um stärker zu sein. Unverwundbar. Unbesiegbar. Schlimme Erinnerungen kamen wieder hoch. Schlimme Erinnerungen, die ich jahrelang erfolgreich hatte unterdrücken können. Aber da waren sie wieder. Die Erinnerungen an Deucalion. An das Rudel. An sein erstes Rudel. An das Rudel, das er kaltblütig ermordet hatte. An die Angst, die ich vor ihm gehabt hatte. Und die Angst, die auch heute noch in mir lebt und von Tag zu Tag wächst. Vielleicht war es keine gute Idee, wieder hier her zurück zu kommen. Nein, so egoistisch konnte ich nicht sein. So egoistisch durfte ich nicht sein. Für Taylor. Sie war meine Tochter. Und er wollte sie. Für sein Rudel. Aber er würde sie nicht bekommen. Das würde ich nicht zu lassen. Und wenn es meinen Tod bedeutete. Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Ich wischte sie schnell wieder weg und zog mir dann etwas an. Meine Haare föhnte ich etwas und ließ mich danach erledigt in mein Bett fallen. Ich musste mir noch etwas für Taylor überlegen. Sie würde am Sonntag 18 werden. Naja, zumindest fast. Am Sonntag war eigentlich nicht ihr Geburtstag. Sondern nur der Tag, an dem sie adoptiert wurde. Ihr richtiger Geburtstag war noch eine Weile hin. Und bis dahin musste ich mir unbedingt etwas überlegt haben. Denn an ihrem 18 Geburtstag würde Deucalion sie entweder bereits davon überzeugt haben, sich ihm an zu schließen, oder sie töten. Und beides war für mich keine Option. Ich hoffte, es würde auch für Taylor keine Wahl sein müssen. Ich hoffte, sie würde erkennen, was Deucalion für ein Spiel mit ihr trieb. Aber Deucalion war nun mal ein Meister der Manipulation. Das war er schon immer gewesen. Langsam fielen meine Augen zu. Meine Augenlieder wurden immer schwerer. Bis ich sie letztlich nicht mehr offen halten konnte. Ich wünschte ich hätte behaupten können, es sei ein traumloser Schlaf gewesen. Aber leider sah ich etwas schreckliches. Etwas so schreckliches, dass es mich mit tränenüberströmtem Gesicht und schweiß gebadet aufwachen ließ.
"Nein. Nein, dass kann nicht sein." stammelte ich leise vor mich her. "Sie kann doch nicht tot sein. Nein. Taylor kann doch nicht tot sein!?"
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