Kapitel 10

Taylors Sicht:

Es war jetzt fast eine Woche vergangen, in der ich mich jeden Tag mit Coraline getroffen hatte. Überwiegend meditierten wir nur. Sie meinte, bevor ich meine Kräfte kontrollieren könne, müsste ich zuerst lernen, mich zu fokussieren. Ich war nicht ganz sicher, was sie damit meinte. Sie hatte scheinbar vergessen, wie es war, vor Schmerzen ihn Ohnmacht zu fallen. Da war es wirklich schwierig sich zu fokussieren.Naja. Sie meinte jedenfalls, ich würde mich ganz gut schlagen. Aber ich hatte die meiste Zeit eigentlich keine Ahnung, was ich tat. Eigentlich hatte ich nie eine Ahnung, was ich tat.                                                                                                                                                        Naja, alles lief jedenfalls ganz gut. Die Alphas machten keine Probleme, was jedoch nur bedeuten konnte, dass sie etwas am planen waren. Und damit hatte ich recht. Ich hatte mir so gewünscht, dieses eine Mal falsch zu liegen. Denn was sie geplant hatten, hatte die wohl schrecklichsten Folgen,die sich einer von uns hätte vorstellen können. Ich hatte zuerst nicht gewusst, was es war. Was da plötzlich geschah. Es fühlte sich an wie tausend Messerhiebe. Über meinen ganzen Körper zogen sich plötzlich rote Schriemen. Doch als ich erkannte, was geschah, wer in Gefahr war, wer gerade verletzt wurde, war es auch schon zu spät. Die Schmerzen hatten von jetzt auf gleich plötzlich aufgehört und die Linien, die meinen Körper zu umhüllen schienen, waren genauso plötzlich verschwunden. Coraline hatte mich die ganze Zeit angesehen und mich versucht an diese bescheuerten Atemübungen zu erinnern. Aber die waren mir föllig egal gewesen. Ich wollte nur wissen, was plötzlich los gewesen war. So schnell war der Schmerz noch nie verschwunden gewesen. Und ich hatte es auch noch nie geschaft, nicht um zu fallen. Coraline versuchte mir einzureden, dass ich nun meine Kräfte beherschte, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Ich war vielleicht gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Und meine Vermutung wurde nur noch stärker, als keiner meiner Freunde ans Telefon ging. Also keiner meiner übernatürlichen Freunde. Stiles ging sofort ran und ich erklärte ihm kurz, dass ich wusste, das etwas nicht stimmte. Und ich hörte auch sofort heraus, dass er etwas wusste. Nach längerem hin und her erzählte er mir dann endlich, wo Scott und die anderen waren, und was sie getan hatten. Oder besser gesagt versucht hatten zu tun. Sie hatten sich mit Deucalion und seinem Rudel angelegt. Und dann wusste ich plötzlich was geschehen war. Die Erkenntnis durchfuhr mich wie ein Blitz. Jemand war gerade gestorben.

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Taylors Sicht:

Keiner redete darüber. Seit zwei Tagen redete eigentlich keiner mehr wirklich miteinander. Was diesen Ausflug nur noch unerträglicher machte. Die Wirtschaftsklasse von Coach Finstock machte eine Art Klassenfahrt. Wir saßen fünf Stunden in einem engen unbequemen Bus, wenn es nach dem Coach ging natürlich ohne Pausen, nur um uns irgendein Lacrossespiel anzusehen oder so. Ich war nicht ganz sicher, ich hatte nicht wirklich etwas mitbekommen. In den letzten zwei Tagen war ich sowieso mal wieder total unaufmerksam.

"Hallo? Erde an Taylor?" riss mich Ella aus meinen Gedanken. "Hey, was ist denn los mit dir? Seit zwei Tagen bist du total merkwürdig."

"Entschuldige." begann ich mir eine Ausrede zu überlegen. "Ich hab nur gerade viel zu tun."

"Coraline, richtig?" fragte sie, wobei ich bei ihrem Namen zusammen zuckte.

Verdammt Taylor, reiß dich zusammen. Du hast Ella und Mia von deiner Familien-Geschichte erzählt. Naja, den nicht-übernatürlichen-Teil. Also nickte ich. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ihr von dem Alpharudel erzählen sololen und das jemand von meinen Freunden wegen ihnen gestorben war? Nein danke. Es war so schon schlimm genug, dann musste ich nicht auch noch darüber reden. Am liebsten wäre ich sowieso sofort vom Sitz aufgesprungen und hätte dem Kerl drei Reihen hinter mir den Kopf abgerissen. Denn dort saß niemand geringeres, als Ethan. Und er tat natürlich so, als wäre nichts passiert. Ich konnte ihn ja vorher schon nicht ausstehen, aber jetzt begann ich wirklich ihn zu hassen. Was er und seine -Freunde- getan hatten, war einfach unverzeilich. Ich war nur froh, dass einer seiner Freunde auch nicht ganz unbeschadet davon gekommen war. Ich war nicht sicher, ob er auch tot war. Das wusste Scott nicht genau und es fiel ihm auch schwer darüber zu reden. Kein Wunder. Aber ich hoffte, dass dieser Enniy tot war. Ich hatte mir noch nie etwas mehr gewünscht, als dass dieser Kerl tot war. Sie alle, hatten meiner Meinung nach den Tos verdient. Dafür was sie mit meinen Freunden angestellt hatten. Ich schwor mir, dass sie dafür noch büßen würden.

"Taylor! Hörst du mir heute überhaupt irgendwann mal zu?" riss mich Ella wieder aus meinen Gedanken.

"Entschuldige." sagte ich nun schon zum zweiten mal innerhalb der letzten fünf Minuten. "Was hast du gesagt?"

"Ich hab gefragt, ob wir uns wenn wir endlich ankommen, so richtig zulaufen lassen sollen, und einfach all den Scheiß der in Beacon Hills auf uns wartet vergessen sollen." bot sie mir an.

"Ich weiß nicht." gab ich unsicher zurück.

"Wieso? Bei deinem ganzen Stress, hätte ich das schon längst gemacht." meinte sie lächelnd.

"Ich weiß nicht, ich fühl mich heute nicht so gut." gab ich ehrlich zu.

Ich war heute morgen auch schon mit so einem ganz komischen Gefühl aufgewacht. Um ehrlich zu sein, ähnelte es dem, wenn jemand von meinen Freunden Schmerzen hatte. Aber es war nicht genau das selbe. Es war anders. Ich fühlte mich anders.

"Na gut. Dann ruhst du dich erstmal aus, und ich suche uns ein paar Typen zum mitfeiern. Wir sind schließlich das ganze Wochenende dort." erklärte sie, was mich jedoch nur noch missmutiger machte. "Da brauchen wir auch ein paar Sauf-Kollegen. Was denkst du, machen Danny und sein neuer Freund Ethan mit?"

Als sie seinen Namen sagte, erstarrte ich richtig. Niemals würde ich Ethan auch nur in Ellas Nähe kommen lassen. Und schon garnicht würde ich mich mit ihm betrinken. Wer weiß, was der mit mir machen würde, wenn ich föllig betrunken war. Vermutlich von der nächsten Brücke wefen oder so. Naja, ich war mir sicher, ihm würden noch ein paar bessere Sachen einfallen. Und mit besser meinte ich soziophatischere Sachen. Er war ein Killer. Genau wie der Rest von seinem Rudel.

"Aber vielleicht ist das doch keine gute Idee. Danny hat uns bei unserer ersten Tour ganz schön den Spaß verdorben, in dem er unsere selbsternannten Aufpasser angerufen hatte." kam sie Gott sei Dank selbst zur Vernunft.

Automatisch sah ich kurz nach hinten und sah, das Ethan natürlich jedes Wort mitbekommen hatte. Ich sah ihn mit bösem Blick an, doch er grinste nur. Wenn er Ella zu nahe kommen würde, würde ich ihn fertig machen.

"Wir könnten ja auch Boyd und Isaac fragen." schlug Ella vor, was mich nur wieder erstarren ließ. "Ach komm schon, dass ist ein offenes Geheimnis, dass du ..."

Ich deutete ihr sofort still zu sein. Ich war ja nciht blöd. Seit dem was passiert war, hatte ich das Gefühl, ständig mindestens drei Werwölfe im Nacken sitzen zu haben, die jeden meiner Schritte beobachteten. Das war wirklich nervig. Zumal es auch garnicht nötig war. Es ging mir gut. Zumindest besser, als manchen anderen. Ich spürte schon, seit wir in den Bus eingestiegen waren seine Schmerzen. Allerdings verursachten sie nicht dieses Gefühl. Das war nochmal anders. Und mit einem Blick zu Scott, wusste ich, dass er wirklich noch Schmerzen hatte. Und ich war mir sicher, dass sie so schnell nicht weniger wurden. Ich versuchte mich wieder auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Allerdings war das echt schwer.

"Von wem ist das?" fragte Ella und deutete auf mein Handgelenk. "Das ist hübsch."

Ich trug ein braunes Armband mit einem Blumenmuster darauf.

"Das ist von Coraline." erzählte ich ihr.

"Wow, unglaublich." lachte sie etwas fassungslos, was ich nicht ganz verstand. "Glaubt sie ernsthaft, dass du ihr einfach so vergeben würdest, nachdem sie dich einfach so weggegeben hatte? Glaubt sie du bist mit so einem billigen Lederband glücklich gestimmt?"

"Naja. Es ist ein Anfang. Und bei meinem Stand, kann ich was meine Familie angeht, wohl nicht gerade wählerisch sein." erklärte ich ihr meine Sichtweise.

Um genau zu sein, gabes noch einen anderen Grund, warum ich das Armband trug. Coraline meinte, wenn ich beginnen würde Schmerzen zu spüren, die nicht meine waren, sollte ich mich darauf konzentrieren. Das Armband hatte Chris Coraline geschenkt, und so würde es mich an meine Wurzeln erinnern. Und tatsächlich half es etwas. Ich wollte nicht egoistisch sein, aber ich konnte Scott einfach nicht helfen. Ich hatte keine Ahnung, wie sowas funktionierte. Natürlich spürte ich seinen Schmerz, aber das Armband half mir, ihn soweit zu verdrängen, dass ich nicht gleich in Ohnmacht fiel. Natürlich war ich besorgt um ihn. Aber ich wusste ja auch, dass seine Wunde wieder heilen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich versuchte also wieder, mich auf Ellas Gespräch zu konzentrieren. Sie erzählte mir irgendetwas über eine Bar die ganz toll sein sollte. Irgendwann gab ich es auf ihren Gespräch zu folgen und hörte lieber meiner Musik zu. Wir hatten noch eine Lange Fahrt vor uns. Hätte ich gewusst, was noch alles passieren würde, wäre ich vermutlich sofort aus dem fahrenden Bus gesprungen. Naja, aus dem stehenden Bus ausgestiegen. Wir bewegten und nur stockend vorwärts. Da war wohl irgendwo eine Baustelle oder so. Ich hoffte nur, wir würden bald mal anhalten. Mir ging es nicht sonderlich gut. Hätte ich jedoch gewusst, dass es Scott so viel schlechter ging, wäre ich sofort zu ihm gegangen.

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Coralines Sicht:

Ich hatte ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt. Nicht die ganze Geschichte. Aber es war besser für sie. Sie musste nicht alle Einzelheiten wissen, um  zu erkennen, dass Deucalion ein mächtiger Feind war. Ich hatte sie nun eine Woche lang, jeden Tag trainiert. Sie war stark. Vermutlich stärker, als ich jemals sein könnte. Und ich wusste genau, wodurch das verursacht wurde. Sie war verliebt. Und das war gefährlich für sie. Im schlimmsten Falle sogar tödlich. Denn für diese Person, würde sie alles tun. Sie würde versuchen, ihm jeglichen Schmerz zu ersparen und zu nehmen. Aber wenn sie nicht aufpassen würde, würde sie selbst dabei solche Schmerzen leiden, dass sie sterben könnte. Ich war auch mal so stark gewesen, wie sie jetzt. Ich war auch verliebt gewesen. Und deshalb wusste ich, was ein für ein mächtiges Band das sein konnte. Aber über kurz oder lang, würde entweder das Band zerbrechen, oder Taylor. Natürlich wollte ich, das Taylor glücklich sein konnte. Aber ich würde nciht zulassen, dass Deucalion das Band nutzt, um ihr zu schaden. Und sobald er auch nur ein paar Minuten mit ihr alleine war, würde er das Band spüren. Das Band, das auch er einst hatte. Das Band, dass uns einst zusammen hielt und durch seinen Machthunger zerstört wurde. Es war damals das beste für mich gewesen. Und für Taylor würde es auch das beste sein. Das würde sie früher oder später erkennen. Natürlich war es nicht mit gut zureden getan. Ich musste das Band vom Grunde auf zerstören. Und dazu musste ich erst einmal ihre Kräfte etwas schwächen. Ich hoffte so sehr, dass sie es mir nicht zu übel nehmen würde. Sie war schließlich meine Tochter und ich wollte nicht, dass sie sauer auf mich war. Sie sollte mir vertrauen. Denn nur, wenn sie mir vertraute, konnte ich sie beschützen.                                                                                         Und genau deshalb, war ich nun auf dem Weg zu dem Mann, der ihr Vertrauen bereits gewonnen hatte. Sie ließ sich vielleicht von mir trainieren. Aber ich hatte noch nicht ihr uneingeschränktes Vertrauen.                                                                                                                                                                Es war seltsam an seine Tür zu klopfen. Ich hatte ihn nun seit fast 18 Jahren nicht mehr gesehen. Als er die Tür öffnete, blickte ich in ein sehr erstauntes und verwundertes Gesicht.

"CC. Was machst du denn hier?" fragte er als erstes.

"Schön dich zu sehen Chris. Wir sollten reden." erklärte ich sofort, woraufhin er mich herein ließ.

Er deutete mir den Weg ins Wohnzimmer und bot mir etwas zu trinken an. Ich sette mich auf das Sofa und kurz darauf brachte er mir eine Tasse Kaffee.

"Eine schöne Wohnung. Habt ihr euch gut eingelebt?" begann ich mit Smaltalk.

"Was soll das CC? Nach 18 Jahren tauchst du einfach so auf und spielst auf heile Welt?" kam er direkt zum Punkt.

"Chris, ich weiß, ihr habt viel durchmachen müssen. Du, Allison und vorallem Taylor." begann ich und versuchte nicht gerade mein Geheimnis auszuplaudern.                                                                       Er wusste nichts davon, was ich oder Taylor war. Aber ich war nicht abgeneigt, es ihm zu sagen. Zu lange hatte ich mit gezinkten Karten gespielt. Zu lange hatte ich ihn angelogen. Ihn im Unklaren gelassen."Ich bin nur hier, um Taylor zu geben, was sie braucht."

"Eine Schwindlerin?" fragte er sarkastisch.

"Eine Mutter." klärte ich ihn auf. "Eine Familie."

Ich sah, dass er etwas verwirrd war. Aber solangsam schien er zu begreifen, worauf ich hinaus wollte. Chris war nun mal meine erste große Liebe gewesen. Neun Monate lang hatte ich unser Kind unter meinem Herzen getragen. Und ich dachte, er hätte auch für mich solche Gefühle gehegt. Aber da lag ich wohl falsch. Mein Wunschdenken, meine Traumwelt, wurde mit seinen nächsten Worten sofort zerschmettert.

"Du glaubst, nur weil du auf ein mal wieder auftauchst, dass wir eine Familie sein könnten?" fragte er ungläubig.

"Taylor braucht nun mal eine Familie. Du bist ihr Vater. Ich ihre Mutter. Es könnte alles so perfekt sein." versuchte ich ihn zu überzeugen.

"Und Allison? Was ist mit ihr? Was glaubst du, würde sie davon halten?" versuchte er meinen Traum zu zerstören.

"Taylor hat sie lieb gewonnen. Sie sind doch schon wie Schwestern. Sie würde sich sicher freuen." erklärte ich weiter.

"Das glaubst du doch nicht wirklich!?" weigerte er sich weiter die Vorstellung auch nur zu zu lassen. "Du wirst niemals Allisons Mutter ersetzen können. Und mir wirst du niemals meine Frau ersetzen können. Du solltest jetzt gehen."

Ich stand auf und machte mich wie er es wollte auf den Weg zur Tür. Doch so einfach würde ich es noch nicht aufgeben. Er war der Schlüssel zu Taylors Vertrauen. Ich brauchte ihn. Aber es ging hier bei nicht nur um Taylor. Es ging auch um mich. Ich hatte Chris schon immer geliebt. Für mich gab es keinen anderen, als ihn. Meiner erste und einzige Liebe.Das Band, dass ich zu Deucalion gehabt hatte, hatte rein auf Lügen und Täuschung basiert. Da war kein Funken von Liebe gewesen. Nur Angst. Furcht. Schmerz.

"Was wäre gewesen, wenn ich dir von meiner Schwangerschaft erzählt hätte? Dann wären wir heute vielleicht verheiratet." sagte ich zum Abschluss.

"Ja, vielleicht." gestand er mir, aber wohl vor allem sich selbst. "Aber stattdessen hast du dich dazu entschieden, mich anzulügen. Mir meine Tochter vor zu enthalten. Sie weg zu geben."

Seine Worte trafen mich. Sie verletzten mich. Sie fügten mir dort eine Wunde zu, wo kein Heiler der Welt sie hätte schließen können. Tief in meiner Seele. In meinem Herzen. Es fühlte sich an, als würde mein Herz zerspringen.

"Das war keine einfache Entscheidung." sagte ich und versuchte die Tränen zurück zu halten, die mir schon in den Augen standen. "Aber sie war notwendig. Und jede Mutter in meiner Situation, hätte genauso gehandelt."

Und dann ging ich. Ich ließ ihn stehen und ging. Ich wusste nicht wohin. Zurück ins Hotel wollte ich nicht. Noch nicht. Also ging ich einfach über die Straßen. Ziellos lief ich einfach weiter. Irgendwann zogen dunkle Wolken über den Himmel und ich vernahm das Geräusch von Donner. Kurz darauf begann es auch schon zu regnen. Ich wollte gerade wieder umdrehen und nun doch zum Hotel zurück gehen, als ich plötzlich etwas hörte. Aber nicht irgendetwas. Es war ein Knurren. Langsam drehte ich mich um. Zwei rot funkelnde Augen starrten mich an. Ich erkannte sie sofort.

"Ich dachte du seist tot." meinte die Gestalt aus dem dunkeln heraus.

"Das gleiche hatte ich von dir und deinen Freunden auch gehofft. Wie man sich irren kann." erwiederte ich bloß und achtete darauf, keine Angst zu zeigen.

Doch innerlich war ich ganz erstarrt vor Angst. So lange hatte ich sie meiden können. So lange hatten sie gedacht, ich sei tot. Und jetzt stand sie vor mir.                                                                       Kali.

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Scotts Sicht:

Ich wusste nicht wirklich was geschehen war. Naja, ich wusste es, aber ich verstand es einfach nicht. Keiner von uns redete darüber. Ich machte mir große Sorgen um Taylor. Sie redete nicht darüber, was sie in jener Nacht gefühlt hatte. Was sie erlebt hatte. Ich hatte Angst, dass sie unter dieser ganzen neuen Verantwortung zusammen brechen könnte. Ich wollte nicht, dass sie sich die Schuld an irgendetwas gab. Denn es war ganz alleine meine Schuld. Und jetzt saßen wir hier, auf einer gewöhnlichen Klassenfahrt, während unser mehr als außergewöhnlcihes Leben in Beacon Hills Purzelbäume schlug. Ich hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen würde. Ich hatte auch keine Ahnung, was gerade in Beacon Hills geschah. Ich hatte meine Mutter nur ungern jetzt alleine gelassen, wo das Alpharudel frei herum lief. Allerdings hatte Coraline Chambers, oder wie sie sich vorgestellt hatte -CC-, sich mit meiner Mutter angefreundet. Und weil CC nunmal auch eine Heilerin war, noch dazu eine sehr erfahrene und begabte,konnte ich meine Mutter mit einem weniger schlechten Gewissen alleine lassen. Wir alle versuchten unser normales unnormales Leben so gut es ging weiter zu führen. und das bedeutete für mich, lernen. Sonst würde ich dieses Jahr noch durchfallen. Und es währe toll, wenn ich die Schule  nicht zu meinen derzeitigen Problemen zählen müsste. Also fragte Stiles mich nun irgendwelche Vokabeln ab. Oder Fremdwörter? Naja, irgendwas eben. Ich konnte mich sowieso nciht richtig konzentrieren. Denn einer von den Alphas hatte mir letztens einen ganz schönen Hieb verpasst. Das war zwar schon fast zwei Tage her, aber die Wunde begann einfach nicht zu heilen. Ich hatte nichts zu Taylor sagen wollen, weil sie genug Sorgen hatte. Und ich würde auch nichts zu ihr sagen.

"Hey, Scott. Scotty? Bist du ncoh bei mir?" riss Stiles mich aus meiner stetig wiederkehrenden Erinnerung an die Tragödie.

"Ja, entschuldige." erwiderte ich. "Also was war das Wort?"

"Anachronismus." meinte er und versuchte dabei, bei der Aussprache keinen Knoten in die Zunge zu bekommen.

"Etwas, das außerhalb der normalen Zeit existiert." erklärte ich.

"Okay, gut." meinte er und las das nächste Wort von seinem Tablet vor. "Inkongruent."

"Ehm, kannst du es in einem Satz verwenden?" brauchte ich etwas Hilfe.

"Ehma, ja. Es ist total inkongruent, dass wir in diesem Bus sitzen, auf dem Weg zu einem dummen Lacrosse-Treffen, nachdem was gerade passiert ist." meinte er und schilderte genau meine Gedankengänge.

"Fehl am Platz. Lächerlich, absurd." erkannte ich das Wort wider.

"Perfek." meinte er und versuchte mich nun scheinbar auszutricksen. "Okay, nächstes Wort. Darach. Darach, ist ein Substantiv."

Ich sah ihn nur entgeistert an. Er wusste, dass ich nicht darüber reden wollte. Und vorallem, dass ich es immer noch für ganz schön absurd hielt. Ich meine, Menschenopfer? Na gut, nachdem was uns schon alles passiert war, sollte man meinen, dass ich Menschenopfer für garnicht mal so verrückt hielt. Aber momentan hatte einfach etwas anderes Priorität. Das Alpha Rudel. Also nicht, dass die ganzen Menschen die starben unwichtig waren. Nein. Dass waren sie natürlich nicht. Aber es sah für mich einfach mehr nach einem, naja, -einfachen- Serienmörder aus. Und das bedeutete, es war ein mensch. Und wir waren nicht dazu angehalten Menschen ins Gefängnis zu bringen. Das war nicht unser Job. Sondern der der Polizei. Und desalb fand ich, und auch Isaac war meiner Meinung, dass wir diese Sache dem Sheriff und seinen Leuten überlassen sollten.

"Wir müssen irgendwann darüber reden, okay?" drängte er. "Und wir sitzen in diesem Ding hier fest, für ungefähr fünf Stunden, also warum nicht?"

Er bemerkte jedoch mein Desinteresse schnell und machte dann weiter. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Der Kratzer, was eigentlich mehr als ein Kratzer war, tat höllisch weh.

"Okay, nächstes Wort, -Unbeugsam-." las er vor.

"Eigensinnig, hartnäckig." erklärte ich und hielt mir den Bauch.

Ich war nicht sicher, ob ich das noch lange aushalten würde. Es fühlte sich nicht so an, als ob es heilen würde. Nein, es fühlte sich mehr so an, als ob es schlimmer werden würde. Mit jedem Ruckeln des Busses musste ich mich stark beherschen, dass ich nicht vor Schmerzen aufschrie. Vielleicht sollte ich doch Taylor um Hilfe bitten. Bevor ich den Gedanken weiter führen konnte, holperte der Bus plötzlich, was mich vor Schmerz aufkeuchen ließ.

"Kumpel, ist alles in Ordnung?" fragte Stiles besorgt. "Wir hätten nicht mitkommen sollen. Ich wusste es. Wir hätten nicht mitkommen sollen."

"Wir mussten. In einer Gruppe sind wir sicherer." versuchte ich ihm nochmal begreiflich zu machen.

"Ja, es gibt außerdem den Tod, in einer Gruppe." begann er wieder mit dem Thema. "Das wird ein Massaker genannt. Oder Blutbad. Gemetzel. Schlachtung. Abschlachten. Das ist..."

Ich konnte nicht mehr. Die Wunde würde mich noch umbringen. Zumindest fühlte es sich so an. Ich wunderte mich schon etwas, das Taylor noch nichts bemerkt zu haben schien. Hatte sie vielleicht ihre Kräfte schon unter Kontrolle?

"Alles Klar, Scott. Ich werde dem Coach sagen, dass..." begann er und war schon am aufstehen.

"Nein, nein, nein. Es geht mir gut." log ich und zog ihn zurück auf den Sitz.

"Du siehst aber nicht gut aus. Lass mich einen Blick darauf werfen." befahl er schon fast.

Zögernd zog ich mein Shirt etwas hoch. Ich sah, wie sich sofort sein gesicht verzog. Es sah auch wirklich schlimm aus.

"Alter. Das..." begann er.

"Ja, ich weiß, es sieht schlimm aus. Aber nur, weil es von einem Alpha ist." erklärte ich ihm und versuchte den besorgten Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht verschwinden zu lassen. "Es dauert länger um zu heilen."

"Wie kommt es dann, dass es Boyd und Isaac gut geht?" fragte er, was mich auch etwas nachdenklich stimmte.

Sie wurden auch verletzt. Aber vielleicht wurden sie ja nur nicht so stark verletzt. Naja, bei Isaac wunderte es mich ja sowieso nicht, dass er meistens schneller heilte, als wir anderen. Denn ob Taylor es nun wollte oder nicht, ob sie es wusste oder nicht, aber sie heilte ihn. Jedes mal. Jedes mal, wenn sie in seiner Nähe war, und er verletzt war, heilte sie ihn. Ich wusste natürlich, dass eine Verbindung zwischen ihnen bestand. Aber ich wusste auch, dass Allison das nicht erfahren durfte. Sie würde ausrasten. Sie hatte so viel durch gemacht. Sie wollte nicht, dass Taylor sich in Gefahr begab. Ich verstand sie auch. Aber die beiden von einander fern zu halten, war keine gute Idee.        Aber in diesem Moment war dieses kleine Drama wirklich nicht sehr weit oben auf meiner Prioritäten Liste. Ich hatte ganz andere Sorgen. Denn mit seinem Tod, machte es uns nur ncoh angreifbarer. Verletzlicher. Schutzlos. Wir waren dem Alpha Rudel ausgeliefert. Und wir konnten nichts dagegen tun.

"Ich kann nicht glauben, dass er tot ist. Ich kann einfach nicht glauben, dass Derek tot ist."

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