9.Der alltag kehrt ein
Lachend verliessen Amanda und Nate das Kino. Nate nahm Amandas Hand, drehte sie im Kreis und zog sie an sich, während sie durch die kühlen Straßen von New York liefen.
Der Urlaub in Saint-Tropez war beendet und nun, eine Woche später, fühlte sich Amanda wieder ganz wie die alte.
Der Alltag war eingekehrt, sie war wieder bei ihrem Freund, mit dem alles so vertraut war. Sie verdrängte Justin wieder komplett, so wie sie es sich gewohnt war.
Klar hatte sie Nate gegenüber ein schlechtes Gewissen. Schließlich hatte sie mit ihrem Ex rumgemacht und es hätte vielleicht sogar noch schlimmer kommen können.
Doch sie versuchte einfach mit dem schlechten Gewissen zu Leben und dachte immer wie weniger darüber nach.
Sie war geheilt von ihrer Justin-Wiedersehkrankheit.
Ja, es war nicht Schicksal gewesen, sondern Zufall.
„Der Film war so lustig", grinste Amanda während sie Hand in Hand mit ihrem Freund lief. Sie hatten gerade eine Komödie geschaut, von zwei Brüdern, die einen Mist nach dem anderem anstellten und somit die Familie in den Wahnsinn trieben.
Nate lachte ebenfalls. „Dieser Film hat sich wirklich gelohnt."
Amanda schaute verträumt zu ihrem Freund hoch. Samstagabend gemeinsam im Kino und danach es sich den rest Abend gemütlich zu Hause machen. Es gab nichts Schöneres.
Amanda öffnete die Tür ihres Apartments, währen Nate sie von hinten umarmte und ihren Hals küsste. Sie musste grinsen, weil seine Haare ihren Nacken kitzelten. „Naaaate", rief sie lachend aus und hatte es nach einer Ewigkeit endlich geschafft die Haustür zu öffnen.
Nate schloss die Tür hinter sich und umarmte wieder seine Freundin, in der er unglaublich verliebt war.
Langsam beugte er sich zu ihr runter und küsste sie liebevoll.
Amanda erwiderte natürlich den Kuss und schlang ihre Arme um seinen Nacken.
Daraufhin drückte Nate sie sanft mit den Rücken gegen die Wand und küsste sie weiter. Bis sie sich irgendwann, außer Atem und grinsend voneinander lösten.
„Ich öffne eine Flasche Wein. Mach du es dir schon einmal auf den Sofa gemütlich", sagte er sanft und ging in die Küche. Amanda legte lächelnd ihre Tasche an der Garderobe hin und zog sich die eleganten schwarzen Stiefel aus, die sie mit einer Jeans und einem schwarzen Pullover kombiniert hatte.
Gerade als sie in das Wohnzimmer gehen wollte, hörte sie Nate aus der Küche rufen: „Wir haben weder Wein noch Champagner als Ersatz." Er kam von der Küche raus und zog sich wieder seine Jacke an. „Ich geh schnell in dem Laden um die Ecke. Bin gleich wieder bei dir."
„Okay", erwiderte Amanda.
Nate beugte sich zu ihr runter und drückte ihr einen sanften Kuss auf.
„Du hast keine Ahnung wie glücklich du mich machst", sagte er charmant, ehe er die Autoschlüßel nahm und durch die Tür ging. Amanda schloß die Tür hinter sich und lächelte. Auch Nate machte sie glücklich, sehr glücklich.
In diesem Moment war sie mehr als froh darüber geschwiegen zu haben was den Kuss mit Justin betraf.
Der war nicht weiter wichtig gewesen und hätte sie die Wahrheit gsagt, wäre Nate vermutlich nicht mehr mit ihr zusammen.
Und falls doch, wäre es dennoch nicht mehr dasselbe.
Amanda ging mit einem Lächeln ins Gesicht ins Schlafzimmer und wollte sich dort etwas Gemütliches anziehen.
Ihr Fehler mit Justin schien gerade so weit weg zu sein das es den anschein machte es wäre nie passiert.
Gerade als sie ihr Pullover ausziehen wollte klopfte an ihrer Haustür und Amanda hielt in ihrer bewegung inne.
Verwirrt runzelte sie die Stirn.
He? Nate war doch gerade erst gegangen, er konnte unmöglich schon zurück sein.
Grinsend ging sie auf die Tür zu. Bestimmt hatte er das Portemonnaie liegenlassen.
Sie öffnete die Tür und da traf sie der Schlag.
Nicht Nate sondern Justin stand vor der Tür, schwer atmend, als wäre er die ganzen Treppen hochgerannt.
Er sah irgendwie völlig neben der Spur aus, fast als wäre er verzweifelt.
Aber die verzweifelte in diesem Moment war sie. Amanda war schockiert.
Wieso war er hier? Was wollte er?
Woher kannte er ihre Adresse?
Sie hatten sich doch letzte Woche Lebewohl gesagt. Wieso stand er also jetzt vor ihrer Tür?
„Was tust du hier?", fragte sie leicht verzweifelt, weil sie ihren Augen nicht trauen konnte wer da tatsächlich vor ihr stand.
„Ich...weiss nicht so recht", gab Justin ebenso verzweifelt als Antwort und lehnte den Kopf gegen den Türrahmen. „Ich laufe schon den ganzen Abend durch New York herum und habe eine Frage in meinen Kopf, dessen Antwort ich nicht finden kann."
Amanda schaute Justin noch immer schockiert an, so unwahr schien es ihr, dass er da war.
Doch es war kein Traum, er stand tatsächlich vor ihr....in New York!
Amanda runzelte die Stirn. „Die Frage ist bestimmt, warum du durch New York läufst, wenn du in Los Angeles wohnst?", erwiderte sie ernst und würde nur allzu gerne wissen was er überhaupt in ihrer Stadt tat.
Doch diese Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Justin schüttelte den Kopf. „Nein. Ich war geschäftlich für ein Tag hier. Aber meine Frage ist-". Er atmete tief durch und brachte Amanda somit auf die Folter.
Sie wollte doch einfach nur Klarheit haben. Und ihm am besten so schnell wie möglich wieder loswerden, bevor Nate nach Hause kam. „Ja?", kam es ungeduldig von ihr.
Justin fasste sich an die Stirn und seufzte.
„Was geschieht, wenn wir aufhören uns dagegen zu wehren?", fragte er nun gerade heraus.
Er wusste, dass sie beide mit aller Kraft versuchten weiterzumachen und zu verdrängen. Auch er hatte versucht sich völlig auf sein Leben mit Kendall zu konzentrieren, die Begegnung in Saint-Tropez zu vergessen.
Was irgendwie ja auch klappte, wenn man sich richtig anstrengte.
Doch eben, was würde passieren wenn sie sich nicht mehr anstrengen würde? Wenn sie sich nicht mehr dagegen wehrten?
Diese Frage ließ ihn einfach keine Ruhe mehr.
Amanda war einfach nur sprachlos.
Sie wusste genau auf was er hinaus wollte, doch sie hatte selber keine Antwort bereit. Sie hatte sie sich diese Frage eigentlich nie gestellt. Sie wollte gar nicht über solche Sachen nachdenken.
Sie hatte schon vor Jahren mit Justin abgeschlossen, also durfte das Ganze hier jetzt nicht wirklich geschehen.
„Ich denke, du solltest jetzt nach Hause gehen", sagte sie entschlossen und schaute raus zu Tür, ob Nate vielleicht schon zurückkäme. Das wäre eine Katastrophe wenn er Justin hier sehen würde. Eine Katastrophe die nicht passieren durfte.
Justin war aufgefallen, dass Amanda nervös herumschaute und er wusste auch wieso.
„Das war er vorhin, nicht wahr? Der perfekte Mann?", fragte er zornig und Amanda schluckte tief.
Justin musste ihm wohl gesehen haben, als er das Haus verliess.
„Ja, das war er", erwiderte Amanda aufgeregter als vorhin schon. „Und er wird auch bald wieder zurück sein. Also kannst du jetzt bitte gehen!", ein hauch von Verzweiflung lag in ihrer Stimme.
Nate wusste zwar das Amandas Mutter mit Justins Vater verheiratet war, aber er wusste nicht, dass sie und Justin mal ein Paar waren. Geschweige denn von dem Kuss in Saint-Tropez.
Würde Nate Justin hier begegnen, wusste Amanda nicht wie sie das erklären konnte!
Justin fasste sich verzweifelt an die Stirn und lehnte sich wieder gegen den Türrahmen.
Er schaute fest in Amandas grüne Augen und ließ nicht ab mit seinem Blick.
Dann hob er die Hand und streichelte sanft über Amandas Wange.
Doch diese blockte sofort ab.
„Nein! Du gehst jetzt. Am besten gleich zurück zu deiner Freundin", sagte sie entschlossen.
Justin hatte eine Freundin, mit der hätte er jetzt in LA sein müssen und ganz bestimmt nicht vor der Haustür seiner Ex-Freundin in New York.
Und Amanda sollte jetzt mit ihrem Freund sein, darauf warten das er zurückkam und den Abend mit ihm genießen, anstatt so eine Unterhaltung mit Justin zu führen.
„Ich bin richtig am Arsch", war das einzige was Justin noch dazu sagte, ehe er sich umdrehte und davon ging.
Amanda schaute ihm sprachlos hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war.
Daraufhin schloss sie die Tür.
Schwer atmend lehnte sie sich mit den Rücken gegen die Tür und schloss die Augen. Das war jetzt nicht wirklich passiert, oder?
Sie hatte keine Ahnung was Justin ihr mit diesem Besuch vermitteln oder erreichen wollte. Ebenso wusste sie nicht, was ihr mehr zu schaffen machte: Das sie es nicht wusste oder das es ihr nicht egal war?
Zwanzig Minuten später sitze sie mit Nate, aneinander gekuschelt auf dem Sofa und trank ein Glas Wein. Oder eher verschlang den Wein, um nicht an das zu denken, was vorhin geschehen war.
Nate hatte nichts davon mitbekommen, doch Justin hatte mit seinem Besuch alles auf dem Kopf gestellt.
Amanda hatte versucht nicht mehr an ihm zu denken und es war ihr auch gelungen.
Auch an diesem Tag, hatte sie einen wundervollen Abend mit Nate verbracht.
Sie hatte sich so gefreut den restlichen Abend mit ihm zu verbringen, sie war vorhin so sorglos.
Und nun lag sie in den Armen ihres Freundes und konnte an nichts anderes denken als an Justins Besuch von vorhin.
„Was ist los?", fragte Nate, als er seine Freundin küsste und merkte, dass sie plötzlich so abwesend war. Amanda fühlte sich ertappt, fast ängstlich darüber, dass Nate ihre Gedanken lesen könnte.
Vorsichtig legte sie das Glas Wein auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab und schaute seufzend zu Nate.
„Ich habe richtig starke Kopfschmerzen bekommen", log sie, weil ihr sonst nichts anderes einfiel, um ihre plötzliche Stimmungsschwankung zu erklären.
Auch Nate legte sein Glas weg und streichelte Amanda über den Kopf. „Möchtest du eine Tablette?", fragte er besorgt doch Amanda schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde mich einfach hinlegen. Sei mir bitte nicht böse", sagte sie sanft.
„Natürlich nicht. Geh nur schlafen. Ich komm dann nachher nach", erwiderte er.
Amanda nickte und lächelte schwach.
Dann stand sie auf und ging auf das Schlafzimmer zu.
Sie fühlte sich richtig mies Nate gegenüber. Doch sie konnte jetzt nicht so tun als ob nichts gewesen wäre und mit Nate den rest des Abends geniessen.
Sie war komplett durch den Wind.
Das einzige was sie jetzt brauchte war ruhe und alleine zu sein.
Alleine mit ihren Gedanken, die sie immer wie mehr quälten.
Sie legte sich unter ihre kuschlige decke und nahm ihr Handy, der auf dem Nachttisch lag. Eine Nachricht war gekommen, also gab sie den Sicherheitscode ein und öffnete diese.
Ein weiterer Schlag traf sie, als sie sah, dass die Nachricht von Justin war.
„Du fehlst mir. Ich kann verdammt noch mal nicht aufhören an dich zu denken."
Als Amanda die Nachricht sah massierte sie sich verzweifelt über die Schläfen.
Jetzt hatte sie wirklich das Gefühl Kopfschmerzen zu bekommen.
Genau das, hatte sie sich so oft gewünscht von ihm zu hören.
Sie hatte sich so oft gewünscht das er um sie, um ihre Liebe kämpfte.
Doch er hatte es nie hinbekommen.
Sie hätte glücklich sein sollen, das war doch was sie sich immer von ihm eträumt hatte. Doch das war sie nicht. Es war das absolut schlechteste Timing aller Zeiten. Denn leider kam es einige Jahre zu spät.
Sie konnte nicht verhindern, dass Justin zurück in ihr Leben kam.
Aber sie konnte ihn wenigstens aus ihrem Handy verbannen. Also löschte sie die Nachricht, ohne zu antworten.
Ihre Vergangenheit kam viel zu schnell zurück und sie wusste nicht wie damit umgehen.
Doch was sie wusste war, dass Justin zu Kendall gehörte und sie zu Nate!
Oder?
.....
Wie fandet ihr das Kapitel? ^_^
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