8.Gedankenkarussell

Amanda stieg gerade in ihr rosafarbenes Kleid und ging auf Selena zu, damit ihre Freundin ihr beim Reißverschluss schließen helfen konnte.
Die vier Mädels bereiteten sich für ihren letzten Tag in Saint-Tropez vor.
Angesagt war eine Party auf einem riesigen Schiff. Taylor, Ariana und Selena waren extrem aufgeregt auf die Party, nur Amanda konnte diese Begeisterung nicht wirklich teilen. Es war gerade mal ein Tag her, als sie und Justin sich geküsst hatten und sie sich dazu entschieden hatte Nate nichts davon zu erzählen.
Amanda seufzte, wie dumm von ihr zu denken, sie könnte mit ihrem Ex-Freund befreundet sein.
Freundschaft zwischen zwei Exfreunden kann nie funktionieren.

„Es ist einfach nur so komisch", sprach Amanda aus.
Sie war gerade in einer „Justin" - Unterhaltung mit ihren Freundinnen.
Früher hatten sie sehr oft über Justin geredet. Schließlich war die ganze Justin-Amanda Geschichte ein jahrelanges Hin und Her gewesen. Und nun, fünf Jahre später, sprachen sie wieder über ihn, als wäre die Zeit nie vergangen. Als wären sie wieder zurück in die Vergangenheit gereist.
„Es ist einfach merkwürdig, dass er eine feste Beziehung hat. Justin hatte immer eine echte Phobie von ernsten Beziehungen", sagte Amanda weiter, als sie in ihren weißen Pumps hineintrat.
Das Kuss Thema sprach keiner mehr an, das hatten sie so abgemacht, damit diese Geschichte einfach nur vergessen werden konnte. Dennoch lag etwas über Justins zu tratschen wohl drin. Schließlich war er unerwartet wieder in Amandas Leben getreten.

„Nun ja, manche Dinge ändern sich halt", erwiderte Ariana, die vor dem Spiegel stand und ihre langen Haare bürstete. Amanda zog eine Augenbraue hoch. „Oh...gut. Das heißt eine feste Beziehung wollte er nur mit mir nicht."
„Das würde ich so nicht sagen", intervenierte Selena rasch. „Du weißt genau wie viel du ihm bedeutet hast. Ihr wart einfach noch so jung und unerfahren."
Amanda stemmte ihre Hände an ihrer Hüfte. „Toll, ich bekam den jungen, unentschlossenen Justin und diese Kendall bekommt jetzt den vernünftigen, erwachsenen. Unfassbar..."
Amanda bekam einen schneidenden Blick von Taylor. Seufzend fuhr sich Amanda durch die Haare. Es war nicht nötig, dass Taylor etwas dazu erwiderte, Amanda wusste genau, was sie dachte.
Sie hatte kein Recht dazu auf Kendall eifersüchtig zu sein. Stattdessen sollte sie sich lieber ihr gegenüber schuldig fühlen und schämen, da sie ihren Freund geküsst hatte. Aber je mehr sie über Kendall und Justin nachdachte, desto schwerer wurde es, ihn sich mit einer anderen vorzustellen. Vor allem ernsthaft mit einer anderen vorzustellen. Was irgendwie merkwürdig war, da sie ja selbst auch eine ernsthafte Beziehung führte.

„Wow, Justin hat sich wieder eindeutig in deinen Kopf eingenistet", lachte Selena, während sie sich Lippenstift auftrug.
Ja, das hatte er wirklich, doch Amanda war es die, die es zugelassen hatte.
„Es ist meine Schuld, ich hatte das doofe Bedürfnis mit ihm essen zu gehen", erwiderte Amanda und holte ihre Tasche, um nachzusehen, ob auch alles drin war, was sie auf dem Schiff brauchte.

Amanda merkte es selbst, Selena hatte recht, Justin hatte sich in ihren Kopf eingenistet...oder besser gesagt sie ihn reingelassen. Verflucht, fünf Jahre hatte sie in Ruhe gelebt, weiter gemacht, ohne auch nur einen Gedanken an diesen Jungen zu verlieren und nun dachte sie an nichts anderes mehr. Sie sollte eigentlich an Nate denken, ihren unfassbar gutaussehenden Freund, der sie wirklich glücklich machte und sie über alles liebte.
Doch stattdessen dachte sie daran wieso es zwischen ihr und Justin damals nicht geklappt hatte und was diese Kendall Jenner wohl hatte, was sie nicht hatte, um sich Justin an sich binden zu können.
Diese Frage ließ ihr einfach keine Ruhe!

„Beantwortet mir nur eine Frage und dann ist Schluss mit dem Thema Justin", sagte Amanda rasch und die drei Mädels schauten fragend zu ihrer Freundin. Amanda atmete tief ein und wieder aus, ehe sie weitersprach: „Warum sie? Warum funktionierte es nicht mit mir und mit Kendall schon?"
So, nun war es raus. Die Frage war gestellt. Amanda war irgendwie aufgeregt auf die Antwort ihrer Freundinnen, also schaute sie die drei ungeduldig an. Vielleicht konnten sie sich ein Reim darauf bilden.

„Das ist einfach", antwortete Ariana grinsend. „Denk nur an den Film: So wie wir waren."
Selena und Amanda schauten sich mit großen Augen an.
„Oh mein Gott....so wie wir waren", erwiderte Amanda begeistert. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Dabei war es so Glas klar.
„Was ist das für ein Film?", fragte Taylor stirnrunzelnd.
„Waaaas?", kreischte Ariana. „Du kennst es nicht?"
Taylor verzog das Gesicht. „Sorry, habe ich nie gesehen."
Ariana atmete tief durch, ehe sie zu erklären begann. „Okay...also...Hubbell ist unglaublich verliebt in Katie. Aber sie können nicht zusammen sein, weil es zwischen ihnen einfach so kompliziert ist. Also machen sie irgendwann Schluss und er heiratet ein einfaches Mädchen, mit dunklen glatten Haaren."
„Ich habe gerade eine Offenbarung, Mädels", fiel Amanda Ariana ins Wort. „Es gibt auf dieser Erde nur zwei Arten von Frauen. Die einfachen Frauen, mit denen nie etwas kompliziert ist...und die Katie Frauen. Ich bin eine Katie Frau."

Für Amanda war das wie eine Erleuchtung. Kendall Jenner hatte nichts an, sich was Amanda nicht hatte. Nein, sie war nur so einfach für Justin. So unkompliziert.
Amanda stattdessen war genauso temperamentvoll wie er...sie war kompliziert und alles andere als einfach. Genau so war auch die Beziehung der beiden gewesen. Es war dazu bestimmt zu scheitern.

Mit dieser Erkenntnis ging Amanda etwas beruhigter mit ihren drei besten Freundinnen auf die Schiffsparty.
Es waren sehr viele Leute dort, es gab zwei verschiedene Abteile. Drinnen liefen die aktuellen Song Hits und man konnte richtig gut tanzen. Draußen stattdessen ging es mit klassischer Musik und feinen Häppchen etwas ruhiger zur Sache. Man konnte sich dort gut unterhalten.
Nachdem die Mädels etwas gegessen hatten, stellten sie fest, dass das Schiff nun losfuhr. Offensichtlich waren alle geladenen Gäste wohl angekommen.
Eine große Runde durch Saint-Tropez war geplant. Doch davon würden die Mädels nicht viel sehen, denn sie gingen nach drinnen, wo die richtige Party stattfand.

Die Mädels tanzen auf der Tanzfläche, bewegten ihre Hüften zur Musik und drehten sich lachend im Kreis. Sie hatten echt Spaß und Amanda schaffte es sogar ihr schlechtes Gewissen gegenüber Nate zu stillen. Doch gerade als sie dachte, es könnte nur noch besser werden und sie sich außer Atem einen Drink an der Bar holen wollte, berührte jemand ihre Hüfte.
Erschrocken drehte sich Amanda um.
Ausgerechnet Justin stand vor ihr und schaute sie erstaunt an.
„Hallo", war alles was er sagte.
Amanda schluckte tief und Aufregung machte sich in ihr breit.
Sie musterte Justin, der eine schwarze sportliche Hose trug und den Oberkörper nackt hatte. Ihm muss wohl warm geworden sein, denn sein weißes Shirt hing ihm lässig über eine Schulter.

Das letzte was sie jetzt brauchte, war ihm zu begegnen... dazu noch Oberkörperfrei.
Er trainierte wohl ziemlich viel, was an seinem Six Pack und den ganzen Muskeln nicht wegzusehen war.
Wieso hatte sie nicht daran gedacht, dass er bestimmt auch auf der Party auftauchen würde? Dieser Gedanken war ihr kein einziges Mal durch den Kopf gegangen.

Wie auch immer, nun war er da und sie stand wie ein schweigender Idiot vor ihm.
Sie musste etwas sagen....

„Hey", war aber das Einzige was sie so halbwegs rausbekam.
„Ich dachte mir schon, du wärst hier", erwiderte Justin rasch, der offensichtlich keine Probleme damit hatte Worte zu finden. Auch von Aufregung war bei ihm keine Spur.
„Wie geht es Kendall?", erwiderte nun Amanda. Die einzige Möglichkeit eine normale Unterhaltung mit dem Ex zu führen, war nicht zu vergessen, dass beide vergeben waren. Doch Justin schien etwas erstaunt über Amandas Frage zu sein. Er runzelte die Stirn, ehe er antwortete: „Ihr geht es gut. Und deinem Freund? Wie hieß er noch gleich?"
„Nate", erwiderte Amanda schnell. „Ich...muss an die frische Luft. Machs gut", fügte sie noch hinzu und ging an Justin vorbei, ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten. Sie lief mit schnellen Schritten, als wollte sie vor ihm fliehen.
Ihn hier zu begegnen war einfach zu unerwartet für sie gewesen. Sie wusste gar nicht wie sie sich verhalten sollte.
Also schien Flucht die beste und vor allem sicherste Lösung.

Als sie draußen war, herrschte weniger Chaos als im Schiff drinnen.
Hier oben war es etwas friedlicher, ruhiger und nicht so überfüllt.
Sie lief bis ans Ende des Schiffes, lehnte sich gegen den Gitter und schaute seufzend in die Ferne. Nichts als blaues Meereswasser und ein blauer Himmel, der mit dem blau des Meeres verschmolzen war, war zu sehen. Ja, von Land war momentan keine Spur.
Amanda wurde etwas Schreckliches bewusst... Sie war mit ihrem Ex auf einem Schiff gefangen...ohne den jeweiligen Partner...und es gab keinen Fluchtweg. Das konnte nicht gutgehen.

„Amanda...warum läufst du vor mir weg?", hörte sie Justins Stimme, der ihr offensichtlich gefolgt war. Amanda schaute ihn erschrocken an.
Verflucht...sie war ihm ausgeliefert.
„Ich weiß es nicht", antwortete sie ehrlich und senkte den Blick. Justin lehnte sich ebenfalls gegen das Gitter und schaute, so wie Amanda, auf das stille Meer.
„Können wir uns nicht ganz normal wie m unterhalten?", fragte er leise.
Amanda runzelte die Stirn und richtete sich auf. Nun schaute sie zu Justin. „Ich weiß es nicht...können wir? Denn letztens sah es nicht danach aus", sagte sie mit ernster Stimme und Justin schaute ihr fest in die Augen. Nun war auch bei ihm ziemliche Aufregung zu erkennen.
Amanda schüttelte leicht den Kopf.
Hatte er wirklich gedacht, sie könnten so tun, als ob es den Kuss nie gegeben hätte?
Tja, sie konnte das nicht.

„Der Kuss zwischen uns war nicht ok, Justin!", nahm Amanda wieder das Wort und sprach weiter: „Du hast eine Freundin und ich einen Freund. Nate ist großartig, er ist perfekt und-"
„Wieso ist er dann nicht bei dir? Der Perfekte Mann?", unterbrach Justin Amanda mit etwas Zorn in der Stimme und schaute ihr dabei fest in die Augen.
Amanda runzelte die Stirn, wieso sah er auf einmal verärgert aus?
Ach....egal....
„Er ist zu Hause, in New York und arbeitet. Jemanden wie ihn, quält man nicht mit einem spontanen Trip, Meilen von Zuhause entfernt", antwortete sie und versuchte gelassen zu wirken.
„Uh, klingt nach Spaß", spottete Justin und schaute wieder zurück auf das Meer.
Eigentlich hatte er keinen Grund sauer zu sein. So wie Amanda auch keinen Grund dazu hatte, auf Kendall und deren Beziehung zu Justin eifersüchtig zu sein.
Doch offensichtlich hatte auch Justin Gedanken und Fragen, die ihn nicht losließen. Und anstatt zu spekulieren oder es einfach zu verdrängen, konnte sie ihm hier und jetzt die eine Frage stellen, die schon immer im Raum stand.

„Ich habe eine Frage an dich", schoss sie heraus und hatte wieder Justins volle Aufmerksamkeit.
„Wieso hat es mit uns nicht funktioniert? Wieso klappt es jetzt mit Kendall?"
Justin war das Erstaunen förmlich ins Gesicht geschrieben. Er konnte Amandas Fragen nicht richtig verdauen. Wieso fragte sie auf einmal so etwas?
Damit hatte er wirklich nicht gerechnet....außerdem hatte er auch nicht wirklich eine Antwort darauf. Sie hatte ihn komplett überrumpelt.

„Keine Ahnung", antwortete er schwach, ohne den Blick von ihr zu nehmen. „Zwischen uns wurde alles so schwierig. Kendall stattdessen ist..."
„So einfach", beendete Amanda für ihn den Satz und lächelte innerlich.
Es war tatsächlich so wie in den Film: So wie wir waren. Amanda war tatsächlich eine Katie! Ihre Freundinnen hatten wohl recht, zwischen ihr und Justin war es einfach zu kompliziert. Was mit Kendall offensichtlich nicht der Fall war.

„Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe", sagte er nun mit schwacher Stimme und Amandas Miene wurde sanft.
Sie wollte nicht, dass Justin sich deswegen schuldig fühlte.
Sie war genauso schuldig wie er!
„Mir tut es auch leid. Schließlich bin ich nicht ganz unschuldig dran", sagte sie sanft. „Es war einfach so komisch dich nach all den Jahren wiederzusehen. Dieser Kuss... danach war es wie so ein Schock...", Amanda hielt kurz inne und seufzte. „Vielleicht war es der Schock, den ich brauchte, um weiterzumachen."
Justin weitete erstaunt die Augen. „Wie meinst du das?"

Amanda fühlte sich gerade innerlich wie leer. Irgendwie fiel ihr das Ganze alles andere als leicht, doch sie wusste, was sie zu tun hatte. „Ich wünsche dir nur das Beste, Justin und das du mit deiner Kendall glücklich wirst. Aber wir beide dürfen uns nicht mehr sehen, es würde nicht gut enden", machte sie ihm klar. Er war das Beste für beide, dessen war sie sich sicher. Schließlich hatten sie sich fünf Jahre nicht gesehen und kaum sahen sie sich, bauten sie schon den ersten Mist. Das war nicht gut...für keinen der Betroffenen.

Justin kratzte sich sanft an Hinterkopf. „Ich schätze...das ist wohl die vernünftigste Lösung, nicht wahr? Wir vergessen das Ganze", erwiderte er dazu. Ohne zu erklären wieso, nahm er Amandas Hand in die Seine.
Amanda konnte nicht leugnen ein gewisses Kribbeln gefühlt zu haben. Genau deswegen entzog sie rasch ihre Hand von ihm.
Sie schaute wieder zu Justin hoch und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.
Sie seufzte und fuhr sanft über Justins Haare, sie streichelte ihn leicht am Kopf.
Und dann sagte sie: „Vielleicht werden wir irgendwann darüber lachen, während wir bei einem Cocktail sitzen und die besten Freunde werden. Du weißt schon, wie man es in den Filmen sieht. Aber bis dahin...leb wohl, Justin."

Zwar hatte sie das gerade ausgesprochen, aber innerlich konnte sie es sich einfach nicht vorstellen mit Justin befreundet zu sein. Solche Dinge passierten wirklich nur in den Filmen.

Justin fühlte sich irgendwie komisch.
Diese Worte von Amanda waren irgendwie so unerträglich zu hören.
Doch es musste so sein, sie hatte recht. Beide hatten sich ein Leben aufgebaut, welches sie nicht zerstören durften. Außerdem gab es Gründe, warum sie beide nicht mehr zusammen waren. Und der Kuss zwischen ihnen war der Beweis gewesen, dass sie nicht einfach so befreundet sein konnten.
Justin seufzte, vielleicht war dieses Wiedersehen wirklich der Schock, den sie beide brauchten, um festzustellen, dass sie eigentlich alles hatten und dass sie glücklich damit waren.

„Leb wohl, Amanda", erwiderte er sanft.
Sie umarmten sich vorsichtig zum Abschied und dann ging Amanda, ohne sich dabei umzudrehen.
Justin schaute ihr noch zu wie sie sich immer mehr entfernte und auf einmal kamen Zweifel in ihm hoch. Vielleicht war dieser Kuss nicht der Schock, den sie brauchten, um festzustellen, dass sie alles hatten und somit glücklich waren.
Vielleicht war es der Schock, den sie brauchten, um zu verstehen, dass sie jahrelang etwas verdrängt hatten, was sie nicht hätten verdrängen dürfen.
Und zwar das, was sie schon immer für einander empfunden haben!
....

Hallo ihr lieben, wow wer hätte es gedacht, dass ich nach so einer langen Pause tatsächlich noch weiterschreiben werde >.< Bin selber überrascht, aber habe die freude am Schreiben wieder gefunden und werde nun sowohl hier als auch meine anderen zwei offenen Geschichten zu Ende schreiben.

Wie hat euch das Kapitel eigentlich gefallen? Bin mega auf eure Kommentare dazu gespannt und darauf zu sehen wer überhaupt noch alles dabei ist ^_^

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