02 || NEVER AGAIN
EMMA
Frustriert puste ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und blicke in meinen halb leeren Becher.
Hier sitze ich nun, an meinem Geburtstag, auf irgendeiner Party eines Freundes, der ein Freund von einem Freund von Khloe ist.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann auch den Weg hierher gefunden.
Das Verbindungshaus mit den vielen Leuten im Vorgarten war auch nicht zu übersehen.
»Kommt irgendjemand von euch mit mir tanzen?«, frage ich.
Ava schüttelt nur den Kopf. »Vielleicht nachher.«
»Leute, mir ist schlecht«, informiert uns Tatum und legt den Kopf in den Nacken, wobei sie ihren Augen schließt.
Dann hätte ich theoretisch auch einfach auf der Couch einen Film gucken und dabei Popcorn in mich stopfen können. Doch meine Freundinnen wollten unbedingt auf diese College Party. Wann ergibt sich sonst die Gelegenheit, solange wir noch zur High School gehen?
Mein Blick schweift durch den überfüllten Raum. Mindestens jeder zweite Student hält einen der roten oder blauen Becher in seiner Hand. Ein paar von den Leuten hier tanzen einfach irgendwo im Raum, andere spielen in irgendeiner Ecke die verschiedensten Trinkspiele und manche unterhalten sich wiederum einfach nur miteinander.
Nur ein Typ lehnt neben der Tür mit einem Becher an der Hand an der Wand.
Sein Blick liegt auf mir und es scheint, als hätte er nicht vor das zu ändern.
Der arrogante Typ von der Straße nimmt sich die Freiheit, mich in aller Ruhe von oben zu mustert, bis er letztendlich an meinen Augen hängen bleibt.
Wieder zieht er seine geschwungenen Lippen zu einem Grinsen. Dieses überhebliche Grinsen, welches er mir bereits vor knappen zwei Stunden geschenkt hat.
»Dort ist Tristan«, sagt Khloe und bekommt so meine Aufmerksamkeit, was den Blickkontakt zwischen dem Fremden und mir beendet. »Ich sollte vielleicht kurz zu ihm. Ava, kommst du mit? Sam, der der bei Tristan steht, gefällt dir bestimmt.« Sie wackelt mit ihren Augenbrauen und kichernd verschwinden die beiden zu den Jungs.
Dann sind es nur noch zwei.
Wobei eine davon kaum noch ansprechbar ist und die andere sich ihren Geburtstag vielleicht anders vorgestellt hat.
Ich schaue wieder zu der Tür, aber die Person, die ich dort erwartet habe, ist fort.
»Kommst du klar?«, erkundige ich mich bei Tatum.
Sie nuschelt nur etwas, das ich kaum entziffern kann. Doch dann nickt sie leicht mit ihrem Kopf. Das nehme ich mal als ein Ja, oder sowas in der Art.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich tanzen gehe?« Wenn niemand mit mir tanzen geht, gehe ich eben alleine. »Wenn etwas ist, bin ich sofort wieder bei dir.«
»Viel.« Sie unterbricht sich selbst und schluckt kurz. »Viel Spaß.«
Dann werde ich jetzt eben das Bestmögliche aus der Situation und diesen Abend machen. Wenn auch alleine.
Mit einem letzten Blick zu Tatum erhebe ich mich und mische mich unter die tanzende Masse.
Automatisch fangen meine Hüften an sich im Takt der schnellen Musik zu bewegen.
Die Musik fließt durch meinen Körper.
Ich merke kaum, wie sich zwei Hände auf meine Hüften legen. Erst als sein Oberkörper sich gegen meinen Rücken presst und sein warmer Atem meinen Nacken streift, wird mir seine Anwesenheit bewusst.
»Du bist schon wieder alleine«, klingt seine Stimme an mein Ohr, während wir uns gemeinsam zur Musik bewegen. »Sagte ich nicht, dass das eine schlechte Idee ist?«
Meine Lippen ziert ein leichtes Lächeln. »Verfolgst du mich?«
»So würde ich das nicht bezeichnen.« Er lacht leise. »Deine Freundinnen scheinen wirklich scheiße zu sein, wenn sie dich andauernd sitzen lassen.«
»Ein Stalker also«, mutmaße ich und ignoriere so seine Feststellung, mit der er genau richtig liegt. Zumindest heute. Aber sie sind nicht immer so. Eigentlich bin ich dann doch ganz froh, die Mädels als Freundinnen zu haben.
Mit den Fingerspitzen streicht er mir die dunklen Haare zur Seite, sodass mein Hals frei liegt. »Wer weiß.«
Er ist ein Fremder und obwohl er vermutlich ein eingebildetes Arschloch ist, will ich mich nicht von ihm trennen und mich seiner Nähe entziehen.
Ich kenne nicht einmal seinen Namen.
Doch ihm scheint es nicht anders zu gehen.
Seine Lippen steifen eine Stelle knapp unter meinem Ohr und wandern weiter zu meinem Hals, meiner Schulter und wieder zurück zu meinem Hals.
Seine Lippen hinterlassen ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut und obwohl ich ihn nicht kenne und es vermutlich nur ein Spiel für ihn ist, will ich nicht, dass er damit aufhört.
Mit großen Schritten und der Hand vor dem Mund rennt Tatum plötzlich an uns vorbei und reißt mich so aus der Trance, in der ich nicht mehr klar denken kann.
Jedenfalls bis jetzt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top