01 || NEVER AGAIN
EMMA
Unsere hohen Schuhe hinterlassen auf dem Asphalt ein lautes Klackern und irgendwo in der Stadt ertönt eine Polizeisirene, die nur noch leise für uns zu hören ist.
Nur der schwache Schein der vereinzelten Straßenlaternen lässt uns gerade noch unsere eigenen Hände vor Augen sehen. »Wir hätten einen anderen Weg nehmen sollen«, murmelt Khloe genervt. »Den Weg, den alle Menschen sonst nehmen.«
»Das ist eine Abkürzung, versprochen«, erwidert Tatum. »Google meinte, dass das der schnellste Weg ist.«
»Für den Rückweg werden wir uns definitiv ein Taxi rufen«, bringt Ava ein. »Falls wir dann überhaupt ein Taxi bekommen.«
»Was kann ich denn jetzt dafür, dass uns Google Maps hier herführt«, kommt es schnippisch von der Brünetten.
So hatte ich den Abend eigentlich nicht geplant. Eigentlich wollte ich nur einen gemütlichen Abend unter Freundinnen
machen.
Ich wurde überstimmt.
Und so finden wir uns nun hier auf dieser Straße wieder, wo uns im Notfall keine Menschenseele hören würde.
Bis vor wenigen Minuten wusste ich nicht einmal, dass diese Straße hier in dieser Stadt überhaupt existiert. Wo war sie mein ganzes Leben lang?
»Soll ich ein Taxi vorbestellen?«, werfe ich ein, um die Auseinandersetzung meiner Freunde zu beenden.
Khloe nickt begeistert. »Endlich mal eine gute Idee, Emma!« Sie wirft Tatum noch einen bösen Blick zu.
Während die anderen weiterlaufen halte ich an, um mein Handy aus der kleinen Handtasche zu holen. »Scheiße.« Mein Handy trifft den Boden.
Angespannt presse ich die Lippen aufeinander und kneife kurz reflexartig die Augen zusammen. Mein Handydisplay zieren bereits einige Risse an der oberen Kante.
Ich will überhaupt nicht nachsehen.
Vorsichtig hocke ich mich hin, wobei ich mein schwarzes Kleid hinten festhalte.
Erleichtert puste ich die angehaltene Luft aus meiner Lunge, als ich mein Handy unversehrt in meiner Hand halte.
Eine Schulter prallt gegen mich, als ich gerade wieder aufrecht stehe, was mich wiederum vollkommen aus der Bahn wirft und mich kurz einige Schritte nach hinten stolpern lässt.
»Entschuldigung?«, rufe ich dem Typen aufgebracht hinterher.
Entweder hat er es nicht gehört, oder aber er wollte mich schlichtweg einfach nicht gehört.
»Arschloch.«
Nun bleibt er stehen.
Er hat mich also doch gehört.
Langsam dreht er sich um, beißt sich auf seine Unterlippe und sieht mich herausfordernd an. »Was hast du gesagt?«
Ich ziehe überrascht die Augenbraue hoch. »Sieh an, er kann mich doch hören«, sage ich. »Scheinbar aber nicht sehr gut. Ich habe Arschloch gesagt, falls es das ist, was du meintest.«
»Findest du das lustig?«, will er wissen, während er wieder ein paar Schritte auf mich zukommt.
»Kommt ganz drauf an.« Trotzig strecke ich ihm das Kinn entgegen. »Du kannst dich auch einfach freundlich entschuldigen.«
»Freundlich entschuldigen?« Er lacht. »Wofür?«
Warum verschwende ich meine Zeit eigentlich mit einem wildfremden Typen, der offensichtlich ein leichtes Problem in Sachen Freundlichkeit hat?
»Dafür, dass du mich einfach anrempelst. Ist die Straße nicht breit genug, um mir auszuweichen?« Ich kann es einfach nicht lassen.
»Und was wird das jetzt? Willst du mir sagen, wo ich langlaufen soll?« Nun ist er derjenige, der die dunkle Augenbraue hebt und mich aus seinen grauen Augen belustigt anfunkelt.
»Ich mein ja nur.«
»Vielleicht solltest du nicht in diesen Klamotten hier ganz alleine herumlaufen. Ausgerechnet noch nachts um diese Uhrzeit«, meint der Fremde gelassen. »Da kannst du froh sein, dass ich es war, der dich aus Versehen angerempelt hat und nicht jemand anders.«
Empört öffne ich den Mund. »Wie bitte?«
Doch er grinst mich nur überheblich an. »Ich mein ja nur.«
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