Kap.7: das Spiel

Wir kamen zu Hause an und ich verschwand sofort im Bad. Es war mir schrecklich unangenehm, so zu müffeln und trotzdem mit meinem Bruder und Carter im Auto festzustecken. Sie waren es zwar gewöhnt, aber für gewöhnlich waren sie es, die nach Schweiz rochen. Das warme Wasser tat unglaublich gut und lockerte meine verkrampften Muskeln. Da ich keine Lust hatte, mir meine Haare komplett trocken zu föhnen, flocht ich sie zu einem Zopf, der mir über die Schulter viel. Ich hatte mir vorher aus meinem Kleiderschrank eine Jeans und einen lockeren Pullover entnommen, um mich direkt umziehen zu können. Als ich das Bad verließ und mein Zimmer betrat, wartete dort ein ziemlich grimmig drein blickender Carter auf mich. Völlig ünerrascht, ihn hier zu sehen, blieb ich stehen und starrte ihn an. >>Zeigst du es mir?<< Ich wusste nicht genau, was Carter meinte. An meinem Blick schien ihm das auch aufzugehen. Also drückte er sich deutlicher aus. >>Der Body-Check muss dich verletzt haben. Es war ziemlich heftig und im Auto hast du deinen Rücken geschohnt. Du hast dich nicht angelehnt.<< Seid wann war der Junge so aufmerksam?! >>So schlimm ist es nicht..<< Er schien das anders zu sehen. Ich wusste selbst nicht, wie schlimm mein Rücken aussah. Im Bad hatte ich den Blick in den Spiegel bewusst vermieden. >>Na gut.<< Gab ich nach. Carter kam auf mich zu und ich drehte ihm meinen Rücken hin. Bevor ich meinen Pullover hatte hochschieben können, fasste der Mann meiner Träume danach. In diesen Träumen hatte ich jedoch keine Verletung, die er begutachten wollte. Vorsichtig schob Carter meinen Pullover immer höher. Ich vermutete, das mein kompletter Rücken, vorallem der obere Bereich etwas abbekommen hatte. Ich war schließlich ziemlich klein und Michael hatte mich voll erwischt. Carter hielt inne und ich vernahm ein zischen. >>Das sieht übel aus, Mia. Ich trau mich gar nicht, weiter zu gucken.<< Oben sah es gewiss noch schlimmer aus. Meine Haut war dort wahrscheinlich schon richtig verfärbt. Carter zog mir den Pullover bis zur Schulter. Sanft strich er mit seinen Fingerspitzen über meinen Rücken und ich zuckte zusammen. Weniger aus Schmerz, als vielmehr aufgrund der ungewohnt zarten Berührung. Carter interpretierte mein Zucken jedoch scheinbar anders und zog seine Hand weg. >>Dein Bruder muss noch etwas von der Sportsalbe haben. Ich gehe sie holen und reibe dir damit den Rücken ein.<< Wo wir schon dabei waren. Wo war mein Bruder überhaupt? >>Wo ist Mark?<< Carter war fast aus der Tür, da drehte er sich noch mal um. >>Er hilft meinem Vater. Er hatte keine Lust auf Küchendienst bei deiner Mutter, also haben wir getauscht. Nachher kommt er aber wieder und wir wollten noch alle zusammen an den See. Natürlich erst nach dem Essen.<< Da war er auch schon weg und holte die Salbe. Wann sollte ich dann noch Hausaufgaben machen. Um siebzehn Uhr mussten wir beim Stadion sein. Die Jungs hatten schließlich ein wichtiges Spiel. Dann würde das wohl morgen früh erledigt werden müssen oder ich konnte nicht mit zum See. Ich entschied mich für den See. Carter kam wieder und zwang mich, mich auf mein Bett zu legen. Die Situation war schon ziemlich skuril. >>Ich glaube es ist leichter, wenn du den Pullover ausziehst.<< Meinte er. Zum Glück hatte ich mich bereits gelegt und so sah er nicht, wie sich mein Gesicht rot färbte. Ich setzte mich wieder auf und zog mir den Pullover aus. Dann legte ich mich wieder hin. Carter nahm sich etwas von der Creme und verteilte sie auf meinem unteren Rücken. Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als seine Finger über meinen Rücken wanderten. An dem Bund meines BHs blieb er stehen. Kurzerhand nahm er den Verschluss zwischen die Finger und öffnete das Ding. Ich musste schlucken und mich unbedingt entspannen. Nun konnte Carter auch meine Schultern und den Nacken mit eincremen und das tat er ziemlich gut. Er massierte die Salbe sanft in meine Haut ein, dass mir ein kleines Stöhnen entwich. Ich hoffe, er hatte es nicht gehört. >>So, ich bin fertig. Ich gehe dann schon mal runter. Kannst ja dann nach kommen.<< Schneller als ich reagieren konnte, verließ Carter den Raum. Ich glaube, ich brauche ein Sauerstoffzelt nach dieser Aktion. Vorsichtig ziehe ich mir den Pullover über und mache mich auf den Weg in das Esszimmer.

>>Na los, fang Mia.<< Wir waren nach dem Essen zum See gelaufen. Sahra war auch dabei, als mein Bruder mir den Ball entgegen schleudert. Ich möchte den Ball fangen, vergesse aber meinen Rücken. Als ich meinen Arm hochreize zieht es schmerzhaft, dass ich wie ganz automatisch den Arm sinken lasse und mich nach vorne beuge. Mir entweicht ein schmerzhafter Laut, so das Mark und Carter sofort angelaufen kommen. Mein Bruder fackelt nicht lange und guckt sich meinen Rücken an. Sahra neben mir zieht scharf die Luft ein. >>Oh mein Gott, Mia.<< Mein Bruder dreht mich bloß an den Schultern zu sich um und funkelt mich wütend an. Carter wusste ja bereits, wie mein Rücken aussah. >>Warum hast du mir das nicht gesagt, Mia. Damit musst du zum Arzt!<< Mit einem Lächeln versuchte ich meinen Bruder zu besänftigen, was wenig klappte. Da meldete sich Carter zu Wort. >>Ich hab mir das eben schon angesehen und ihr deine Sportsalbe gegeben. In ein paar Tagen müsste es wieder besser werden.<< Wütend drehte sich mein Bruder zu seinem besten Freund um und verpasste ihm eine. Na toll. Immer müssen sie sich prügeln, aber danach geht es ihnen meistens besser. So haben sie sich ja auch angefreundet. >>Du hättest es mir sagen müssen. Warum hast DU dir überhaupt den Rücken meiner Schwester angeschaut, Carter?.<< Mark war ziemlich aufgebracht, wohingegen Carter sehr ruhig blieb. >>Wir wollten nicht, dass du dich aufregst. Mia ist auch für mich so etwas wie eine Schwester. Natürlich kümmere ich mich dann darum, dass es ihr gut geht.<< Und schon wieder haben wir das Schwester Thema. Mir reicht es. Ich packe Sahra am Arm und schleife sie hinter mir her. Sollen die beiden sich doch zanken. Mir egal!

Ein paar Stunden später kamen wir dann am Eisstadion an. Mark und Carter waren immer noch schlecht drauf, konnten ihre Energie aber bei dem Spiel los werden. Mit mir redete mein Bruder gar nicht mehr, nachdem ich mich geweigert hatte, zum Arzt zu gehen. Ich würde mir einen neuen Schutz für den Oberkörper kaufen und dann konnte man mir auch keine blauen Flecken mehr bescheren. Meiner war schon ziemlich alt und scheinbar nicht tauglich, wie ich dank dem Check erfahren hatte. Schweigend liefen wir drei in das Gebäude, in dem wir schon viel Zeit verbracht hatten, hinein. Für die normalen Besucher war es noch geschlossen, daher trafen wir auf dem Weg nur Kollegen meines Bruders und Carter. >>Mia!<< Rief da Ty, der Goalie der Tigers. Er sah aus wie ein großer kuscheliger Bär und hatte das Herz eines Löwen. >>Ty, schön dich zu sehen.<< Dieser wollte mich gerade in eine kräftige Umarmung ziehen, als Carter ihn aufhielt. >>Sie ist verletzt.<< War sein einziger Kommentar, bevor er Richtung Umkleide lief. Ty zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an. Ich lief neben ihm her und erzählte ihm die Story. >>Na dann bin ich ja mal auf das Speil gespannt. Wenn Mark und Carter schlechte Laune haben, wird es immer besonders lustig.<< Das sah ich zwar nicht so, viel aber in sein Lachen mit ein. Ihr müsst den Kerl mal lachen hören. Man kann nicht anders, als es dann auch zu tun. Während die Jungs sich umzogen, kam immer mal einer aus dem Team hinaus und quatschte mit mir. Ich wollte hier auf Mark warten, bevor wir Richtung Spielfeld laufen. Ich würde mich neben diesem positionieren und keinen der Plätze einnehmen. Ich war lieber vorne dabei, wenn ich schon die Chance dazu hatte.

Das Spiel begann. Es hieß Tigers gegen Panthers. Das Spiel war schnell und abwechslungsreich. Es war super. Jeder der Mark und Carter kannte, wusste aber auch, dass sie immer noch sauer waren. Eigentlich wegen nichts, aber so waren sie halt. Seid mein Bruder Kapitän war, ist er um einiges ruhiger geworden und hielt sich aus den meisten körperlichen Auseinandersetzungen heraus. Heute allerdings musste er von seinen Teamkollegen auf Schach gehalten werden. Das erste drittel war vorbei und es stand immer noch Null zu Null. Carter hatte schon die ein oder andere Strafminute absolviert und Mark war immer noch nicht ruhig. Ich hielt mich zurück und besorgte mir etwas zu essen. Man muss ja nicht noch Benzin in das Feuer gießen. Zum zweiten Drittel betrat ich wieder den Bereich hinter der Eisfläche. Es wurden keine fünf Minuten gespielt, da sah ich wie einer der Gegner irgendetwas zu Carter sagte, dass ihn vollkommen durchdrehen ließ. Schockiert sah ich dabei zu, wie Carter auf ihn einschlug. Erst mein Bruder holte ihn weg und schob ihn direkt Richtung der Strafbänke. In meine Richtung. Ich hatte mich zu Beginn in hierher begeben, da Gordon sich hier aufhielt. Gordon war sechzig Jahre alt und lange Zeit der Mannschaftsarzt der Tigers. Er wurde zu jedem Spiel eingeladen, da ihn die Jungs immer noch sehr schätzen. Natürlich hatte er mich gefragt, was los sei und ich hatte versucht es ihm zu erklären, als Carter die kleine Prügelei anzettelte. Gordon nahm mir das Versprechen ab, ihn in der Pause mal über meinen Rücken blicken zu lassen. Die Schiedsrichter verkündeten die Strafzeit. Der Gegner bekam keine Strafminuten. Carter betrat den Bereich, für die Strafminuten, da kam plötzlich der Kerl angefahren, der ihn scheinbar so provoziert hatte. Ich erkannte ihn. Er ist früher auch auf meine Schule gegangen. Ich meine er war eine Klasse über Carter und Mark. Ich erinnere mich an ihn, da er und meine >Brüder< sich ein ums andere mal mit ihm auseinander gesetzt hatten. Auf weniger freundliche Weise. Es ging so weit, dass der Kerl irgendwann mich mit ins Spiel brachte. Ich bin drei Jahre jünger, aber dies schien ihn damals nicht zu stören. Jeder in der Schule wusste, dass die Jungs empfindlich waren, wenn man sich mir näherte. Genau das tat er. Er machte mir Komplimente und versuchte sich mit mir zu verabreden. Meine Abneigung ihm gegenüber zog an ihm vorbei. Er gab nicht auf und verbreitete unschöne Gerüchte meiner Person. Es war eine Katastrophe und es gab einen heftigen Streit. Ich weiß nicht wie es Carter und Mark geschafft hatten, aber der Junge ließ mich bald darauf in Ruhe und kurze Zeit später hatte er seinen Abschluss. Ich hatte das alles völlig verdrängt. So schlimm war es dann nämlich auch nicht gewesen. Wir waren schließlich Jugendliche und die streiten sich hin und wieder. In jedem Fall fuhr er nah an der Bande vorbei, hinter der ich stand und blieb in geringem Abstand vor Carter stehen. Das was er jetzt sagte, bekamen nur wenige Menschen mit. Einer davon war mein Bruder. >>Ich hätte sie damals durchnehmen sollen, sie ist richtig heiß geworden. Die kleine Mia ist jetzt eine Frau.<< Gordon neben mir empörte sich lautstark, wohingegen mein Bruder einfach handelte. Carter wollte aus seiner Box und sich ebenfalls in das Gerangel stürzen, ich hielt ihn jedoch mit einem einzigen Ruf zurück. >>Carter, wenn du da jetzt drauf gehst, wirst du wahrscheinlich für die nächsten Spiele disqualifiziert. Untersteh dich!<< Und tatsächlich hörte er ein Mal in diesem Leben auf mich. Für Mark konnte ich nichts mehr tun. Völlig verwirrt sahen die Schiedsrichter der Rangelei zu, ohne etwas zu unternehmen. Jeder wusste, dass Mark sich nicht einfach so Strafminuten einhandeln würde. Er musste wirklich verdammt sauer sein. Carter selbst hatte insgesamt 15 Strafminuten bekommen. Mark würde ähnlich viele erreichen. Die Tigers musste also das gesamte Drittel in der Unterzahl spielen. Die Jungs haben das Tor relativ gut verteidigt, dennoch stand es zum Ende des zweiten Drittels 2:0 für die Panthers. Ich folgte meinem Bruder und Carter in den hinteren Bereich. Sie mussten sich beruhigen. >>Ihr werdet erst kurz nach Beginn des letzten Drittels eure Strafminuten abgesessen haben. Ihr dürft euch dann keine neuen einhandeln.<< Ty kam ebenfalls zu uns und hielt den beiden eine Standpauke. Sie schienen es endlich zu verstehen. Gordon führte mich daraufhin in einen Raum, der für die Untersuchung der Verletzungen der Spieler dient. Er würde sich meinen Rücken ansehen und vor allem diese Tatsache schien Mark zu erleichtern.

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