II.

,,Vom Mond aus betrachtet, spielt das Ganze gar keine so große Rolle."

~ Sprichwort

Am Morgen des zweiten Tages, den sie in diesem erholsamen Gefängnis verbracht hatte, bekam Fuchsauge den ersten Besuch.

Federherz gefleckter Kopf lugte zwischen den hohen Farnen hervor, schien kurz abzuwarten und schob seine breiten Schultern dann durch den Eingang. Fuchsauge versuchte sich an einem schwachen Schnurren, brachte aber nur so etwas wie ein trockenes Husten zustande.

»Wenn das nicht die einzige schlaue Gesellschaft ist, die ich hier bekommen werde.«

Der schwarz-weiße Zweite Anführer setzte sich neben sie und schlug amüsiert mit dem Schwanz. Seine moosgrünen Augen funkelten schadenfreudig. »Freu dich nicht zu früh. Ich habe gehört, dass Schattenstern dir nachher einen Besuch abstatten will.«

Fuchsauge stöhnte. »Als ob es nicht schon genug Katzen gäbe, die mich nicht mögen.«

Federherz warf ihr einen Seitenblick zu. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Du magst sie auch nicht.«

Die rot getigerte Kätzin neigte den Kopf. »Wahr.«

»Wer steht zurzeit ganz oben auf deiner Hassliste? Mondschimmer?«

Sie machte ein zustimmendes Geräusch. »Aber Graupelz ist nah dran.« Fuchsauge beäugte den Bau der Heilerin misstrauisch.

»Ich nehme an, sie ist dir zu nett?«, fragte Federherz.

Die Kriegerin nickte. »All ihr Gerede von Gefühlen und Liebe. Man könnte meinen, sie wolle mich krank anstatt gesund machen.« Sie blinzelte. »Egal. Was gibt es Neues? Ich habe von hier aus nur die Kinderstube im Blick. Nicht gerade das erfreulichste Ereignis des Tages.«

»Sie diskutieren Tag und Nacht, wie man euren Vorfall lösen kann«, sagte Federherz.

»Vorfall. Ein nettes Wort für ein entstelltes Gesicht und ein Auge, das nie wieder sehen wird.«

»Du bist blind?« Ungläubig starrte er sie an.

Fuchsauge kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn. »Das hat dir niemand erzählt?«

»Was im Heilerbau geschieht, bleibt auch im Heilerbau.« Graupelz erschien zwischen den Farnen und scheuchte Federherz davon. »Raus jetzt. Meine Patientin braucht Ruhe.«

Erstaunlich, wie sie sich immer noch um mich sorgt, selbst dann, wenn ich sie verletzt habe, bemerkte Fuchsauge. Die hellgraue Langhaarkätzin mochte naiv sein, aber sie war eine gute Heilerin, das musste sie zugeben.

»Federherz, warte!«, rief sie ihn zurück.

Der große Kater kauerte sich neben sie und stellte die Ohren aufmerksam auf. »Was ist denn? Ich muss die Patrouillen einteilen, Fuchs. Mach schnell.«

Sie flüsterte: »Sorg dafür, dass sich die Clankatzen nicht einmischen. Ich muss das selbst klären.«

Der Zweite Anführer nickte bestimmt. In zwei Sätzen war er zum Eingang heraus und hielt auf den Hochstein zu. Die Kätzin mit der Wunde im Gesicht rollte sich zu einer engen Kugel zusammen, so wie sie immer schlief. Ich habe vergessen zu fragen, wann Schattenstern kommt, reflektierte sie. Wenn die rot-weiße Kätzin Glück hatte, würde sie seinen Besuch verschlafen.

Der SternenClan stand nicht auf ihrer Seite. Sonnenhoch musste gerade vorbei sein, als Schattenstern kam. Es war ein unglaublich schwüler Tag für den Blattfall, die Sonne brannte erbarmungslos auf die Katzen nieder und selbst im kühleren Heilerbau ließ es sich kaum aushalten. Die Hitze machte die Kräutermischung auf Fuchsauges Gesicht ganz klebrig, als wäre sie kopfüber in eine Honigwabe gefallen, die Graupelz immer am kühlsten Ort des Vorrates aufbewahrte. Als junge Schülerin hatte sie die süße Masse geliebt, aber jetzt würde sie sich bei dem Gedanken daran am liebsten übergeben.

Den komischen Geschmack auf ihrer Zunge herunterschluckend, wartete sie darauf, dass Schattenstern etwas anderes tat, als nutzlos im Eingang herumzustehen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit unangenehmen Blickkontakts, den Fuchsauge stur erwiderte, sprach er sie endlich an.

»Fuchsauge...«

»Schattenstern«, ahmte sie ihn spöttisch nach.

Der schwarze Anführer seufzte. Ihm schien die Situation sichtlich unangenehm zu sein. »Ich muss mit dir reden.«

Obwohl sie sich sicher war, dass ein Anführer noch wichtigere Dinge zu tun hatte, als tiefgründige Konversationen über den Gemütszustand seiner Nichte zu führen, dauerte ihre Unterhaltung bis zur Abenddämmerung an. In der Hoffnung, ihn damit zu vertreiben und ihre Ruhe zu bekommen, antwortete Fuchsauge so ungenau und ausweichend wie möglich.

»Warum versteht ihr euch nicht?«, fragte Schattenstern.

»Ich weiß nicht. Warum freundest du dich nicht mit einer Ratte an? Beide haben die gleiche Menge an Verstand und sind gleich hilfreich, was das Lösen von Problemen angeht. Aber wenn es darum geht, genannte Probleme zu erzeugen, sind sie wahre Meister ihrer Kunst.«

»Du stellst also die Höhe von Mondschimmers Intelligenz in Frage.«

»Ich stelle die Existenz ihrer Intelligenz in Frage«, sagte Fuchsauge ernst.

»Warum hast du zuerst angegriffen?«

»Sie war zu langsam, um es selbst zu tun.«

»Denkst du wirklich, dass sie dir diese Wunde mit Absicht zugefügt hat?«

»Nein, so ein erblindetes Auge kann ja mal passieren«, schloss sie mit einem ungläubigen Schnauben.

»Ich bin enttäuscht von dir«, sagte er schließlich, als er seine letzte Frage gestellt hatte. Wirklich überrascht, das zu hören, war Fuchsauge nicht, aber es brachte sie gewaltig gegen ihn auf. Er konnte nicht wissen, was in Wahrheit passiert war, also woher nahm er sich das Recht, über sie zu urteilen und seine Gefährtin in Schutz zu nehmen?

»Du hast Recht, Mondschimmer trifft keine Schuld. Ich bin verantwortlich dafür, die Erinnerung an deinen Bruder zu sein. Logisch, dass es leichter fällt, deiner Gefährtin zu glauben als mir, wo ich doch immer nur eine Bürde für dich war.«

»Das ist nicht wahr. Du meinst das nicht so.« Seine Schultern hingen erschöpft herunter.

Sie wandte ihren Kopf stur von ihm ab. »Nur weil du mich belogen hast, erwartest du von mir dasselbe. Aber ich bin nicht so wie du.«

Als sie seinen tief gebeugten Gang sah, stellte sie sich die Last vor, die auf seinen Schultern lag, wie ein schwerer Stein, und er tat ihr fast leid. Nein, ermahnte sie sich, so wie Federherz es immer in ihrer Schülerzeit getan hatte. Bereue nichts. Niemals.

Nach Federherz und Schattenstern war ihre soziale Energie aufgebraucht und Fuchsauge war sich sicher, dass sie keine weiteren Visiten ertragen könnte. Der SternenClan war gnadenvoll. Er schickte ihr noch drei weitere Katzen.

Der Abendhimmel glühte rot wie ihr Fell im Schnee und die Hitze war einer lauwarmen Brise gewichen, als Nachtweide eintraf. Das pechschwarze Fell ihrer Schwester legte sich eng um die Wölbung ihres Bauches und ihre Schritte waren langsam und schwer. Der weiße Fleck auf ihrer Brust hob sich in raschen Atemstößen, während sie Fuchsauge begrüßte. Die Schwangerschaft hatte sie müde gemacht und die grünen Augen, die einst eine Wärme verstrahlt hatten, die einer sonnenbeschienenen Wiese glich, waren jetzt eher dunkel und wässrig. Fuchsauge erinnerten sie an einen schlammigen Tümpel.

Von einer plötzlichen Großzügigkeit erfasst, und nicht wollend, dass noch mehr Katzen den Heilerbau traurig, enttäuscht oder wütend verließen und sich über sie beschwerten, fragte Fuchsauge ihre Schwester, wie es ihr ging. Wenn die Königin von ihrer Freundlichkeit überrascht war, ließ sie es sich nicht anmerken.

»Ich fühle mich nur etwas ausgemergelt, das ist alles.« Nachtweides Stimme erinnerte heute eher an einen sanft fließenden Fluss, als an ein Eichhörnchen, das aufgeregt zwischen seinen Vorräten hin und herlief. Eine klare Verbesserung, in Fuchsauges Augen.

»Wie geht es dir?« Nachtweide verlagerte ihr Gewicht, um einen besseren Blick auf ihre Verletzung zu werfen. »Das sieht schlimm aus. Ist es sehr schmerzvoll? Soll ich Graupelz nach mehr Mohnsamen fragen?«

Fuchsauge schnurrte amüsiert. Aha. Da ist die Nachtweide, die ich kenne. Sie sieht aus wie eine lebende Tote, mit Augenhöhlen so tief, dass man denken könnte, ihre Augen seien schon im Schädel versunken und kümmert sich trotzdem nur um Andere. Liebevolle Närrin.

»Nein«, log sie. »Ich spüre kaum noch etwas.«

Nachtweide nickte gedankenverloren. »Warum ich eigentlich hier bin ... nun...« Sie malte mit ihrer Pfote kleine Kreise in die Erde.

Eine Weile wartete Fuchsauge auf die Fortsetzung des kläglichen Erklärungsversuchs, dann sagte sie: »Wir haben den ganzen Tag Zeit und es sieht nicht so aus, als ob ich weglaufen könnte, aber ich denke, Brombeerschweif wird sich sorgen machen, wenn du dich nicht bald wieder hinlegst... Also?«

Nachtweide atmete tief durch. »Du hattest kein Recht, Schattenstern so zu behandeln. Unser ganzes Leben lang war er freundlich und fürsorglich. Er hat uns wie eigene Töchter behandelt, Fuchsauge.«

»Warum sehe ich dann in seinen Augen, dass er mir die Schuld gibt? Dass er mir nicht vertraut?« Zum ersten Mal seit zwei Tagen erhob sie sich von ihrem Nest. Ihre Beine schmerzten vom langen Liegen, aber ihre Wut hielt sie aufrecht. »Warum glaubt er ihr und nicht mir? Was habe ich getan, dass er mich hasst?«

»Oh, Fuchsauge. Er hasst dich doch nicht.« Nachtweide glitt neben ihr auf das Moos und deutete Fuchsauge, sich wieder hinzulegen.

»Es ist nur schwierig für ihn, die Wahrheit zu erkennen. Du sagst, Mondschimmer hätte dich mit Absicht verletzt; sie sagt, sie hätte es nicht einmal bemerkt. Aber wessen Wahrheit ist die richtige? Er kann nicht glauben, dass eine von euch lügt, aber er fragt sich, so wie alle anderen Katzen auch, wie du dir sicher sein kannst, dass es absichtlich passiert ist.«

»Ich weiß es einfach«, antwortete Fuchsauge grimmig.

»Das reicht als Beweis nicht aus. Versuche, dich in seine Lage zu versetzen. Niemand versteht, wie du überhaupt darauf kommst.«

»Weil ihre kleinen Gehirne nicht dazu ausreichen, einen Gedanken zu formen, der weiter reicht als ,,ich muss diese Maus fangen".«

Nachtweide schnurrte sanft. »Wir haben es verstanden. Du bist die klügste Katze im Clan.«

Fuchsauge schnaubte. »Ich vermute, du bekommst nicht viel mit, wenn du in der Kinderstube bist?«

»Du wärst überrascht, was für interessante Dinge Brombeerschweif mir über seine Jagden erzählt. Nein, ich erfahre nichts, was zu aufregend für meine Gesundheit sein könnte.«

»Schade.«

Nachtweide gähnte. »Ich denke, es ist egal, wo ich schlafe. Ich bleibe noch ein Stück.«

»Du denkst?«, miaute Fuchsauge, immer noch mürrisch gestimmt. »Ich bin beeindruckt.« Aber Nachtweide war schon eingeschlafen.

Fuchsauge scheute sich vor ihrer Berührung und legte sich eine Schwanzbreite entfernt von ihr hin. Dann schloss sie die Augen. Die Wärme von Nachtweides Körper schwebte in der Luft und ließ sich auf Fuchsauges kaltem Fell nieder, wie ein warmer Sonnenschein in der Blattfrische.

Fuchsauge erwachte, die hellen Strahlen der Morgensonne im Gesicht. Nachtweide schlief noch und sie sah dabei so friedlich aus, dass sie sie nicht stören wollte, wo sie doch in letzter Zeit immer unruhig in den Wachzustand auffuhr. Die bevorstehende Geburt musste ihr Albträume verschaffen, anders konnte sich Fuchsauge ihr Verhalten nicht erklären.

Schmerzvoll gähnend begann sie, ihren Pelz zu putzen und die ekelhafte Paste aus ihrem Gesicht zu wischen, die schon halb vertrocknet an ihrer Haut zog.

Bis Mittag war Nachtweide längst zurück in der Kinderstube und die Kräutermischung auf ihrem Gesicht gewechselt. Graupelz verbot ihr immer noch, den Bau zu verlassen, aber sie durfte ihr ein wenig bei der Arbeit helfen, um die Langweile zu vertreiben.

»Was schmierst du mir eigentlich auf mein Gesicht?«, fragte sie rot-weiß getigerte Kätzin beiläufig, als sie die unbrauchbaren Salbeiblätter aussortierte.

»Schöllkraut und Augentrost für dein Auge und Klettenwurzel und Ringelblume für die entzündete Wunde. Schmerzt es noch sehr?«

»Kaum«, log sie. Die vertrockneten Blätter legte sie ordentlich auf einen Haufen. »Alle denken, dass ich schuld bin, weil ich zuerst angegriffen habe, oder?« Die hellgraue Kätzin gab keine Antwort. »Was denkst du darüber?«

Graupelz blinzelte überrascht. »Ich glaube, dass der SternenClan uns den richtigen Weg weisen wird.«

»Ich will weder wissen, was du glaubst, noch, was der SternenClan darüber tun wird. Ich habe gefragt, was du denkst

Die langhaarige Heilerin schaute verwirrt von ihren Brennesselstängeln auf. »Ist das nicht dasselbe?«

Mit einem betont lauten Stöhnen wandte sich Fuchsauge von ihr ab. »Warum-«

»Fuchsauge?«

Eine hellbraun gestreifte Kätzin fegte auf sie zu, hinter ihr ein rotorange getigerter Kater.

»Fuchsauge! Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht.« Die Kätzin umkreiste Fuchsauge und leckte dann ihr Ohr als Begrüßung.

»Eulenfeder. Hallo«, sagte die größere Kriegerin trocken. Sie war nicht sonderlich scharf auf weitere Besuche, auch wenn dieser von ihrer besten Freundin stammte.

»Sie war so besorgt um dich. Ständig wollte sie nach dir sehen.« Der Kater mit den bernsteinfarbenen Augen nickte ihr zu.

»Ich fürchte, da war sie die Einzige, Feuerstrom.«

Eulenfeder schnurrte. »Ach was«, sagte sie vergnügt. »Lass die anderen reden. Wir sind deine Freunde.«

»Glaubt ihr mir wenigstens?«

»Natürlich«, antwortete Feuerstrom. »Mondschimmer will mal wieder im Mittelpunkt stehen, das ist alles.«

Fuchsauge ergriff die Gelegenheit. »Was macht sie eigentlich?«

Eulenfeder war fast so beliebt im Clan wie Mondschimmer und sie wusste meistens um die neuesten Ereignisse Bescheid, deswegen galt sie für Fuchsauge als zuverlässige Quelle, was die Skandale und Sensationen des FarnClans anging.

»Sie verbreitet ihre Lügen und schleimt sich bei jedem ein. Aber mach dir keine Sorgen, Fuchsauge.«

»Ich mache mir keine Sorgen.« Eulenfeder warf ihr einen zweifelnden Blick zu.

»Irgendwelche anderen Neuigkeiten?«

Die braune Kätzin überlegte kurz. »Meine Jungen sind fast so weit, Schüler zu werden.« Sie glühte vor Aufregung. »Und Eispfote steht kurz vor seiner Kriegerprüfung.«

Fuchsauge verzog ihr Gesicht angewidert. Der einzige Sohn von Mondschimmer und Schattenstern hatte die Arroganz seiner Mutter und die Naivität seines Vaters geerbt. Und er würde bald im gleichen Bau wie sie schlafen.

»Ich weiß.« Eulenfeder erriet ihre Gedanken.

»Der RegenClan macht wieder Ärger«, räumte Feuerstrom ein.

»Das war abzusehen.« Ihr benachbarter Clan stritt sich seit Ewigkeiten mit ihnen darüber, wem das beutereiche Buchenwäldchen an der Grenze gehörte. Fuchsauges Meinung nach, hatten diese Fischgesichter in einem Wald nichts verloren. »Haben sie angegriffen?«

»Noch nicht«, miaute er.

Das wäre auch nicht Schmetterlingssterns Art. Es musste etwas Gravierendes passiert sein, um die zurückhaltende Anführerin dazu zu bringen, wirklichen Ärger anzufangen.

»Schattenstern wird das klären«, versuchte Eulenfeder sie zu versichern.

Machst du Witze? Schattenstern kommt nicht einmal damit klar, einen Streit im eigenen Clan zu schlichten, doch sie sprach ihre Gedanken nicht aus. Eine wütende Eulenfeder war das Letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnte. Stattdessen nickte sie monoton.

Fuchsauges Ohr zuckte. »Eulenfeder, du wirst gerufen.«

Die hellbraun-weiße Kätzin reckte den Kopf gespannt nach oben und drehte ihre Ohren, konnte aber kein Geräusch entdecken.

»Federherz«, sagte Fuchsauge. »Verschwinde schon.«

»Manchmal glaube ich echt, dass sie taub wird«, schnurrte Fuchsauge, als ihre Freundin gegangen war.

»Ich habe auch nichts gehört.« Feuerstrom musterte sie eingehend.

Weil da nichts war, Idiot. »Ich habe gute Ohren.«

Er schaute auf ihre gesunde Gesichtshälfte. »Muss daran liegen, dass du weniger siehst.«

»Feuerstrom«, flüsterte sie. Er beugte sich zu ihr herunter. »Ich brauche deine Hilfe.«

Abwartend hielt er den Blick gesenkt und Fuchsauge hoffte, dass er ihr aufmerksam zuhören und sie ausreden lassen würde. Ihr Anliegen erforderte Diskretion und gerade weil Feuerstrom ein ehrenhafter Kater war, konnte sie sich seiner Verschwiegenheit nicht sicher sein.

»Beobachte Mondschimmer für mich.« Sie neigte sich vor. »Berichte mir, was sie tut, mit wen sie spricht, wohin sie geht.«

Der rotorange getigerte Kater kroch langsam von ihr zurück. »Was ist mit Eulenfeder?«

»Sie darf es nicht erfahren.«

»Ich belüge meine Gefährtin nicht.«

»Dann sag ihr nichts.«

»Warum?«

»Eulenfeder würde es nicht gutheißen. Ich spüre, dass Mondschimmer etwas vor uns verbirgt.«

»Das ist verrückt«, zischte er. »Was soll sie schon tun? Sich die beste Maus vom Frischbeutehaufen nehmen?«
Fuchsauge warf ihm den vernichtendsten Blick zu, den sie zustande brachte.

Der orange gestromte Kater seufzte geschlagen. »Wenn sie sich auffällig verhält, sage ich es dir.«

»Gut.«

»Ich werde sie nicht vorsätzlich ausspionieren.«

Fuchsauge gab ihm keine Antwort bis er gegangen war, doch sie wusste, dass er sie nicht im Stich lassen würde. »Graupelz?«, rief sie schließlich.

»Ist alles gut?« Die langhaarige Kätzin erschien aus ihrem Kräuterlager.

»Wie lange noch?«

»Wenn du jetzt gehst, wird sie wieder aufreißen. Gib mir noch zwei Tage.«

Es juckte Fuchsauge in den Pfoten, Mondschimmer auf eigene Faust zu beschatten. Aber zwei Tage waren nichts. Zwei Tage konnte sie warten.

A/N: Stellt euch darauf ein, dass jeden Freitag ein Kapitel kommt, da ich dann am meisten Zeit habe. Oh, und die Kapitel werden alle in römischen Zahlen angegeben, weil ich die mag xD.

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