9. Kapitel

Nicky parkte in der Auffahrt einer weißen Villa, welche hell erleuchtet war. Laute Musik strömte uns entgegen. Das konnte ja was werden. ,,Wusste ich's doch, dass die vor uns anfangen", meinte Dean, welcher neben uns parkte und aus seinem Auto stieg. Die erste Etage hatte einen Balkon, auf welchem Rachel stand und uns übertrieben zu winkte. In der linken Hand hatte sie eine Schnapsflasche, welche schon fast leer war. Wie viel hatte das Weib schon getrunken? Der Abend hatte noch nicht mal wirklich angefangen und das Weib war anscheinend schon besoffen, das konnte ja heiter werden. Sie sagte irgendwas zu uns, was jedoch in der Musik unterging, weshalb man sie nicht verstand. ,,Also die hat ihren Spaß, meinte Dean und sah sie belustigt an. ,,Dann wird es aber Zeit, dass wir auch anfangen", sagte Nicky und ging nur noch schneller auf die Haustür zu. Die Haustür war nur angelehnt und als wir in den Flur traten, roch es stark nach Alkohol. ,,Was habt ihr den angestellt?", fragte Dean. ,,Rachel hat eben eine Wodka Flasche verschüttet", erklärte Mason als wir die Nase rümpften. ,,Is Blaze schon draußen?", fragte Nicky und Mason sah ihn nur grinsend an. ,,Schon lange, is wetten schon sein dritter...", sagt Mason und die beiden gingen ohne weiteres Zögern durchs Wohnzimmer raus auf die Terrasse. ,,Es hat noch nicht ma angefangen und die müssen sich schon Joints reinziehen...", meinte Dean kopfschüttelnd und ich sah raus auf die Terrasse, welche im dunklen lag. Nicky kiffte?! Ich hätte ihm alles zu getraut, aber nicht das. Er war fünfzehn und musste sich sein Hirn weg ballern mit Alkohol und Joints. Okay, es war nicht mein Leben, aber najaich hätte das nie von ihm gedacht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich noch Einiges hier Überraschen wird

,,Also weil hier schon fast jeder besoffen oder high ist...wir sollten unseren Rückstand aufholen", erklärte Dean, als wir an der Bar angekommen waren, und hielt mir ein Glas hin. ,,Glaub mir, Rachel kann richtig gute Getränke mixen, jedoch haben die's auch in sich. Spätestens nach dreien davon, liegst du in der Ecke und weißt nicht mehr, was oben und unten ist" Ich nahm Dean das Glas aus der Hand und nippte daran. Im Glas befand sich eine rosarote Flüssigkeit und am Glasrand hing eine Erdbeere. Im Große und Ganzen schmeckte es süß nach allen möglichen Früchten und den Alkohol schmeckte man kaum, was heißt man wurde da durch unbewusst besoffen. ,,Schmeckt geil, wa?", meinte Dean und griff hinter der Bar nach einer Schnapsflasche. ,,Ach sieh mal, wer da kommt, nach gefühlt Jahren", sagte Dean und setzte die Schnapsflasche an. Luca und Maddy waren gerade ins Wohnzimmer gekommen gefolgt von paar anderen Leuten, die ich nie kannte. ,,Was sitzt ihr den rum, als wäre hier ein Trauerverein?", fragte Luca belustigend und griff nach einen von Rachels Drinks, die auf der Theke standen. ,,Ernsthaft, alter wie lange hast du bitte mit Maddy irgendwo rumgemacht? Wir hätten den Haus anzünden können, aber die Befriedigung ist dem werten Herren ja wichtiger", schnaubte Dean und trank nochmals einen großen Schluck von dem Schnaps. ,,Ich vertrau euch und wenn jetzt bin ich doch da", meinte Luca und verschwand rückwärts in die kleine Menge, die sich schon gebildet hatte. ,,Ja genau, mach das, was du am besten kannst. Irgendwelchen Weibern auf den Arsch gucken und mit Maddy rummachen", nuschelte Dean und ich sah ihn fragend an. ,,Nehm's mir nicht übel, aber ich brauch frische Luft", meinte Dean und verschwand mit der Schnapsflasche. Was heißt, dass ich allein und dumm an der Bar rum saß und in dem Getränk rumrührte. Irgendwas war doch auf dem Spielfeld gelaufen, dass Dean so rasend machte und ihn so sauer auf Luca machte, aber was?

Okay, Zwischenstand. Nicky, Blaze und Mason kifften draußen. Dean sprang irgendwo auf der Tanzfläche rum. Luca tanzte mit Maddy auf der Tanzfläche, Berichtigung, machte mit Maddy auf der Tanzfläche rum. Jacob, Tyler und Rachel....keine Ahnung wo die waren, auf alle Fälle nicht hier in der Nähe. Auf der Tanzfläche waren gefühlt zwei Dutzend Leute, welche ich nicht kannte und auf dem Sofa und im ganzen Haus waren wetten auch noch mal ein dutzend Menschen verteilt, natürlich war es nur eine Party im kleinem Kreis. Ironie lässt grüßen. Dean war so mit seiner Schnapsflasche und damit Luca zu ignorieren beschäftigt, dass er mich vollkommen vergessen hatte.

Ich trank mein Glas leer und schwang mich vom Stuhl. Allein da sitzen, war auch keine Lösung. Also bahnte ich mir einen Weg durch die betrunkene, tanzende Menge raus auf den Flur, wo überall Plastikbecher rumlagen. Zum Glück hatte ich morgen nicht das Vergnügen den Scheiß aufzuräumen. Im Großen und Ganzen hatte ich vor Rachel zu finden, eher gesagt hoffte ich, dass sie noch nicht vom Balkon gefallen war und nun leblos vor der Haustür lag. Ich weiß, dass brachte sie nicht um, jedoch taten mir die Leute leid, die mit an sehen mussten, wie sie aufstand, als wäre nichts gewesen. Die Treppe, die in die erste Etage führte, war am Ende des Flurs. Ich lief die Treppe hoch und versuchte den klebrigen Etwas, was auf der Treppe lag, aus dem Weg zugehen. Hier oben war zumindest keiner und die Musik war hier auch nicht so extreme laut. Rachel stand auf dem Balkongeländer, wo ich mich übrigens fragte, wie das ging, weil das Geländer vielleicht gerade mal fünfzehn Zentimeter dick war. ,,Haily!", lallte sie und grinste mich glücklich an. Sie schwankte und ich griff nach ihren Arm. Oh Fuck, wie hatte sie es bis jetzt überlebt, hier oben zustehen. ,,Komm bitte runter...wir wollen nicht, dass du heute fliegen lernst", sagte ich und zog leicht an ihrem Arm. ,,Fliegen! Hui!", kicherte sie und sprang von dem Geländer auf den Balkon. Mein Griff wurde fester, weil sie beinahe bei der Landung umgefallen war. ,,Wie viel hast du getrunken?", fragte ich und nahm ihr die leere Schnapsflasche aus der Hand und stellte sie achtlos auf den Boden. Rachel fing an mit den Fingern zu zählen und ich schüttelte einfach nur den Kopf. Alkoholverbot für Rachel, definitiv. ,,Wie wär's wir gehen jetzt rein und suchen dir etwas Alkoholfreies?", fragte ich und harkte mich bei ihr unter. ,,Aber hier ist es doch so schön", meinte sie und sie zerrte an meinem Arm. ,,Rachel bitte, wir können nachher nochmal hier her gehen", bot ich an und sie nickte mit dem Kopf. Na wenigstens besaß sie noch ein Fünkchen Vernunft.

Rachel verlor plötzlich alle Farbe aus dem Gesicht und hielt sich die Hand vorn Mund. Das hatte ja gerade noch gefehlt! Sie rannte los und knallte mit einem Blumentopf zusammen. Der Blumentopf krachte zu Boden und die Erde verteilte sich auf den Holzdielen. Rachel hatte nicht vor stehen zu bleiben und stolperte über den Blumentopf, welcher paar Meter weiter schlitterte und zerbrach. Sie verschwand in einem Zimmer und ich hoffte inständig, dass es das Badezimmer war und nichts anderes. Ich ging hinter Rachel her und schob die Scherben bei Seite. ,,Haily!" Dean kam die Treppe hoch gestürmt. ,,Was ist los?", fragte ich erschrocken, als ich sah, dass er ziemlich besorgt aussah.

,,Tyler...ist mit einem der Cheerleader von dem gegnerischen Team verschwunden", sagte er atemlos und ich musste lachen. Und ich hatte gedacht, es wäre etwas echt Ernstes passiert. ,,Sag ja nicht das passt dir nicht, weil es von den Gegnern eine is?", lachte ich, aber Dean sah mich wütend an. ,,Das ist nicht witzig! Die Weiber sind Sirenen!", sagte er und mir blieb das Lachen im Hals stecken. Ohne zu Zögern folgte ich Dean die Treppe runter. Rachel musste mal kurz alleine klar kommen, Tyler, so sehr ich ihn auch haste, brauchte unsere Hilfe. ,,Wieso bist du dir so sicher, dass es eine Sirene ist?", fragte ich, als wir durch die tanzende Menge liefen. ,,Weil erstens hat Tyler seit Hannah kein Weib mehr angefasst und zweitens die haben heute auf dem Footballfeld Chaos gestiftet", erklärte er und stieß die Terrassentür auf. Und ich hatte gedacht, dass es immer so ein Chaos war. ,,Können Sirenen Werwölfe umbringen?", fragte ich fast hysterisch, als wir in den Garten traten. ,,Ja." Deans Miene war aschfahl und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben

Dean steuerte zu paar Jungs, die Joints rauchten. ,,Wo ist Tyler?", brüllte er und Nicky drehte sich zu uns. Seine Augen waren rot und er hatte ein hämisches Grinsen aufgesetzt. ,,Der hat Spaß", sagte er und grinste. ,,Wenn du meine Faust im Gesicht haben willst, mach so weiter! Wo ist Tyler?!", knurrte Dean ,,Ey mach dich mal ein bisschen locker", meinte Nicky und deutete auf das kleine Gartenhäuschen, was sich etwas abseits vom Haus befand. Dean schnaubte und wir rannten zu dem Häuschen. Ich griff nach dem Türgriff und versuchte die Tür aufzumachen. Jedoch blockierte etwas die Tür. Dean zitterte und seine Pupillen waren vor Wut und Angst geweitet ,,Lass mich mal", sagte Dean stieß mich unabsichtlich aus dem Weg und brach die Tür auf. Wir stürmten ins Häuschen und knipsten das Licht an. ,,Raus!", zischte ein blondes Mädchen, was halb nackt über Tyler hockte. Tyler lag benommen auf dem Boden, als wäre er extrem besoffen, jedoch wusste ich, dass das die Sirene verursacht hatte. Dean griff in die Haare des Mädchen und zog sie von Tyler. Das Mädchen fletschte die Zähne, welche dolchförmig und scharf waren und ihre Augen flammten auf. Ihr schönes Gesicht verschwamm und eine graue Haut kam zum Vorschein. Aus ihre blauen Augen wurden völlig schwarze Augen und ihre spitzen Fingernägel, welche Krallen ähnelten, bohrten sich in Deans Arm. ,,Hau ab!", knurrte er und fletschte ebenfalls die Zähne. Die Sirene zuckte, riss sich von Dean los und eilte aus dem Häuschen.

Sie rannte über den Rassen und kletterte über den Gartenzaun, als ich wieder zu Tyler sah, hatte er sich aufgerappelt und wollte gerade ebenfalls verschwinden, als ich ihn am Handgelenk packte. ,,Wie wär's mit nem Danke? Wir haben gerade dein Scheißleben gerettet", fragte ich und funkelte ihn auffordernd an. Seine Augen waren leicht gerötet, erst wollte ich sagen, dass er ebenfalls gekifft hatte, jedoch sah ich die Träne in seinem Auge, bevor er sie wütend weg wischte und mich aus dem Weg stieß. ,,Tyler!", brüllte ich ihm hinter her, jedoch ging er einfach auf das Haus zu ohne sich umzudrehen. ,,Lass ihn...wie schon gesagt...nach Hannah hat er keine mehr angefasst. Wie schon gesagt. Ich will gar nicht wissen, welche Vorwürfe er sich jetzt macht", meinte Dean und legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Jetzt nimmst du ihn auch noch in Schutz?", fragte ich empört und Dean seufzte. ,,Du weißt nicht was damals passiert ist, meinte Dean und sah zur Villa ,,Wie soll ich es den wissen, wenn es mir keiner von euch sagen will? Kannst du es mir nicht erklären", fragte ich und drehte mich zu ihm. Ich wusste ich sollte das Thema meiden, aber ich wollte Tyler endlich mal verstehen. Wenigstens ein wenig, weil so wie er sich benahm, war das doch nicht mehr normal.,,Frag ihn selbst...", meinte Dean und biss sich auf die Unterlippe.

Wir setzten uns auf die Holzbank vor dem Häuschen und sahen zum Haus, wo die Musik bis zu uns klang. ,,Du sagtest eben, dass die Sirenen so Chaos auf dem Spielfeld angerichtet haben...wieso nicht bei dir, du hast doch trotzdem Punkte gemacht?", fragte ich und zog die Beine ran. Ich wusste, dass Sirenen wunderschöne Frauen waren, die Männer verführten nur um sie dann umzubringen, sowas sollte als Cheerleader verboten sein. ,,Weil sie keine Wirkung auf mich haben", erklärte Dean und mied meinen Blick. ,,Ist das sowas wie eine Gabe? Dean du kannst mir vertrauen", sagte ich und griff nach seiner Hand. Aber wenn es eine Gabe warwieso verschwieg er sie dann? ,,Nein...es ist keine Gabe", sagte er schon fast gequält. ,,Was dann..?", fragte ich zögernd. ,,Sirenen sind weiblich...mich interessieren Frauen nicht", sagte er so leise und so langsam, als wäre es nur ein Gedanke, den er nicht ausgesprochen hatte. Ich nahm ihn einfach in den Arm und strich ihm über den Rücken. ,,Es ist okay", murmelte ich und er verbarg sein Gesicht an meinem Schüsselbein. Keine Ahnung wieso ich das tat, wahrscheinlich war es falsch, aber wie sollte man reagieren, wenn Dean selbst so eine schlechte Einstellung dazu hatte, dass er schwul war. Es war doch vollkommen normal und keine Krankheit, wo für man sich schämen musste.

,,Du bist die Erste, die es weiß...ich wäre sonst ein Nichts...ein Außenseiter...ein Niemand. Selbst für Tyler", murmelte er und nahm mich nur noch fester in den Arm. ,,Danke, das du mir vertraust, Stiefbrüderchen", sagte ich und merkte wie Dean lächelte ,,Aber glaub jetzt nicht, dass ich Tyler nun mehr mag, wenn er sowas nicht akzeptiert, ist er der dümmste Bruder, den es gibt", meinte ich und Dean legte seinen Kopf auf meine Schulter. ,,Es ist Tyler", sagte er trocken. ,,Okay, das erklärt alles. Wie hast du es nur mit diesem Arsch ausgehalten?", fragte ich und Dean zuckte mit den Schultern. Wir saßen nun einfach nur noch schweigend da und genossen die Gesellschaft eines halbwegs Nüchternen.

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