23. Kapitel
Tyler fand es für die beste Idee, am nächsten Tag das gesamte Rudel mit einzuweihen, weil es ging uns alles was an. Erst die immer mehr werdenden Mordfälle und dann der Angriff von dem Omega. Wenn das so weiter ging, waren wir alle in Gefahr und nicht nur wir, sondern alle, die mit uns etwas zu tun hatten ,,Wir sollten Maddy ebenfalls mit einweihen", sagte ich und Luca sah mich mehr als nur irritiert an. ,,Wieso..? Sie ist ein Mensch", meinte Luca erschrocken. ,,Sie ist in Gefahr...jeder der mit uns viel Kontakt ist in Gefahr", erklärte ich und Luca zog eine Augenbraue hoch. ,,Du willst mir doch echt nicht sagen, dass Maddy dir nichts bedeutet!", sagte ich und sah ihn unverständlich an. ,,Haily hat Recht. Der Omega hat sie nicht ohne Grund angegriffen. Haily is ein Alpha und ein Omega würde nie einen Alpha angreifen, wenn es ihm nicht befohlen wird...weshalb sie Recht haben kann, dass jeder von unseren nächsten Freunden in Gefahr ist...wer weiß wie viele von dieses Killerwölfen da draußen schon rum schwirren", stimmte mir Blaze zu. Wenigstens einer, der mich hier verstand. ,,Aber...wir würden ihr die ganze Problematik mit den Werwölfen erklären müssen", sagte Luca und sah uns erschrocken an. ,,Jetzt mal im Ernst. Wovor hast du mehr Angst? Dich vor Maddy zu outen, dass du ein Werwolf bist oder das sie irgendwann angegriffen wird und in Fetzten gerissen wird?", fragte Dean empört und Luca schwieg. Das war nicht wirklich taktvoll von Dean gewesen...aber so kannte ich ihn eben. Wir saßen im Wohnzimmer, weil da am meisten Platz war, um einem ganzen Rudel Platz zugeben. ,,Wir müssen die, die uns am nächsten stehen mit einweihen...oder so gut wie möglich beschützen...sonst wird es Morde geben, sehr viele davon", erklärte Tyler und Rachel zog scharf Luft ein. ,,Und wir gehen am besten immer auf den schnellsten Weg nachhause...und vermeiden nächtliche Alleingänge, wir wollen unnötige Risiken vermeiden." ,,Und was tun wir nun? Halten wir uns jetzt echt zurück...ich meine die sind in unser Revier eingedrungen?", fragte Nicky, welcher sich die ganze Zeit nicht am Gespräch beteiligt hatte. Er saß auf dem Sofa und lehnte sich etwas vor. Wahrscheinlich gefiel ihm diese Einschränkung ganz und gar nicht. ,,Wir wissen nicht wie viele es sind, wenn wir mit Gebrüll losstürmen, kann es passieren, dass wir sowas von verlieren. Wir müssen so viel über die Killerwölfe heraus finden was geht...dann sehen wir weiter", erklärte ich und mein Blick schweifte über die Gesichter der Anderen.
Vor zwei Monaten hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal Teil eines Rudels werden würde...und das als zweiter Alpha des Rudels. Jedoch machte sich auch Angst in mir breit...was war, wenn ich in nächster Zeit Leute sterben sah? Nicht irgendwelche Leute, sondern Leute die mir ans Herz gewachsen waren...wie sollte ich es verkraften auf Deans Leiche zusehen oder auf Rachels? Ich würde es nicht verkraften, dass wusste ich. Auch in drei Monaten würde ich diesen Abschnitt meines Lebens abschließen müsse und in mein altes Leben zurückkehren...würde ich das überhaupt schaffen? Konnte ich dem Rudel den Rücken kehren und so tun, als wäre das hier alles nie passiert? Jedoch brauchte mich meine Mutter und das Rudel hatte immer noch Tyler als ihren Alpha, meine Mutter war allein. ,,Ich würd gerne noch hier bleiben...aber mein Vater macht daheim Stress", erklärte Rachel etwas geknickt, als ich sie zur Haustür brachte. ,,Wegen der beinahe Kohlenmonoxidvergiftung...und wegen den Bullen, die melden sich demnächst, wegen dem Kiffen...", meinte sie und sah mich an. ,,Es wird alles gut", sagte ich und sie lächelte gequält. ,,Ich hoffe es...weil wir können uns ein hohes Bußgeld nicht leisten...Jacob würde den Rest des Rudels nicht mit reinziehen...er ist zwar nur der Beta, aber er würde es nicht tun, was heißt, er nimmt die ganze Schuld auf sich und Trevor, der zwar nicht wegen Drogendealen aufgeflogen ist, hängt jedoch auch mit drin", meinte Rachel und man sah es ihr an, dass sie das mitnahm. Es war schließlich ihr Zwillingsbruder...welcher, wenn es zu einem Gerichtsverfahren kommt, vorbestraft sein würde und das seine Chancen auf einen ordentlichen Beruf ziemlich mindern würde. Aber auch da war man machtlos, außer wenn man sau viel Kohle hatte um sich da raus zukaufen, was Jacobs Familie nicht hatte. ,,Tut mir leid", sagte ich knapp, weil ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte. ,,Schon gut. Er ist ja selber Schuld...", sagte sie traurig und lief die Einfahrt entlang. Es war ein komisches Gefühl helfen zu wollen, aber es nicht zukönnen. Ich stand da und sah Rachel hinter her...mehr konnte ich nicht tun, wie denn auch?
Ich saß auf dem Boden vor meinen Fenster und lehnte meinen Kopf gegen die Glasscheibe. Regentropfen liefen über die Fensterscheibe und Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen. Jackson hatte sich seit Sonntag nicht mehr gemeldet. Es war wie ein Stich ins Herz oder wie ein harter Schlag ins Gesicht. Sah er mich nun wirklich als Monster an...war ich nun Abschaum für ihn? Bilder rasten förmlich durch meinen Kopf...erst die Erinnerungen von unserer ersten Begegnung, dann unsere schönen Erlebnisse...alles das was in dem letzten Monat passiert war, jedoch brannten sich auch andere Erinnerungen wie Feuer in mein Gehirn. Jacksons Mordwaffen, die Fallen und Lust Werwölfe zu töten, sowie die Erinnerung, als er sein Dolch griff und mich töten wollte. Ich würde nie seine Augen vergessen, wie sie förmlich vor Mordlust geglüht hatten. Genau in diesem Moment war es nicht mehr Jackson, der vor mir gestanden hatte, sondern ein anderer Mensch...ein mordlustiger Mensch. Ein Seufzen kam über meine Lippen und ich strich mir durch meine Haare...eigentlich hätte ich es von vorne herrein wissen müssen. Er war ein Jäger und ich die, die er jagte, jedoch hab ich ihn geliebt...nein ich liebe ihn immer noch. Ich könnte schreien und gegen die Fenster scheibe schlagen, aber was würde es bringen? Jackson würde es mir nicht zurück bringen und diese Erkenntnis tat weh...sehr sogar.
Rückblick
,,Ey Schwesterchen. Willst du mit fahren?", fragte mich Dean, als er gerade in sein Auto steigen wollte. Die Sonne schien warm, wahrscheinlich war es einer der wärmsten Herbsttage dieses Jahr. ,,Nein. Lass dir eine Ausrede einfallen, falls mein Vater fragen sollte", meinte ich lächelnd und Dean verdrehte die Augen. ,,Ja natürlich. Dean regelt das schon. Vergess nicht, was ich euch erklärt hab", meinte er und nun war ich die, die die Augen verdrehte. ,,Junge. Ich bin sechszehn", schnaubte ich. ,,Dann machen wir eine Realityserie auf mit dir als Teenie Mutter und mich als den coolsten Onkel der Welt", sagte die Dean mit einem dicken Grinsen im Gesicht und ich boxte ihn. ,,Träum weiter. Wir sehen uns heute Abend", sagte ich und Dean grinste mich nochmals breit an, bevor er die Fahrertür seines Autos zu zog und den Motor startete. Ich sah Deans Wagen hinter her, wie er vom Schulparkplatz runter fuhr. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich musste grinsen. ,,Auf die Minute genau", sagte ich mit einem breiten Grinsen und drehte mich zu Jackson hin, welcher eine rote Rose in der Hand hatte. ,,Du hast daran gedacht?", fragte ich und mein Lächeln wurde nur noch breiter. Jackson küsste mich zärtlich. ,,Ich werde nie den Tag vergessen, an dem wir uns das erste Mal gesehen haben", meinte er und gab mir die Rose. ,,Jetzt hab ich aber nichts für dich, weil wir uns eigentlich ausgemacht hatten, dass wir uns nichts schenken", sagte ich etwas gedrückt und Jackson nahm meine Hand. ,,Du bist Geschenk genug", meinte er und ich musste schmunzeln. Ich liebte diesen Jungen einfach. Er hatte mich an diesem Tag von der Schule abgeholt und wir hatten einen mega schönen Tag. Weil es so schönes Wetter war, verlagerten wir unser Kaffee trinken, was fast schon ein Ritual bei uns geworden war, nach draußen. Wir picknickten auf einer Wiese, welche etwas weiter außerhalb der Stadt lag.
,,Wie schnell die Zeit vergeht...", meinte Jackson und sah zum Horizont, wo die Sonne langsam unterging und der Himmel orange und rot gefärbt war. ,,Manchmal würde ich gern die Zeit anhalten...einfach nur um die schönen Momente noch länger zu genießen", sagte ich und legte mich nach hinten ins Gras. ,,Wer sagt, dass es schon vorbei ist? Unsere Zeit hat eben erst begonnen", meinte Jackson und beugte sich über mich, so dass ich ihn in seine rehbraunen Augen sehen konnte. Er strich mir mit einer Hand über meine Wange und küsste mich zärtlich auf den Mund. Ich erwiederte den Kuss und legte eine Hand in seinen Nacken, um ihn etwas runter zu mir zu ziehen. Und genau solche Momente würde ich am liebsten festhalten, sodass die Zeit nie wieder vergeht. Jackson machte mich glücklich, mehr als nur das. ,,Ich liebe dich...und ich will nie das, dass hier endet, weil es einfach zu schön ist", hauchte er, als er sich von mir löste und gab mir einen Kuss auf mein Schlüsselbein, bevor er sich wieder aufrichtete. ,,Ich liebe dich auch", sagte ich und setzte mich ebenfalls auf. Jackson holte aus seiner Jackentasche eine Kette und sah mich an. ,,Danke, danke für alles", meinte er und legte mir die Kette um. An der Kette befand sich ein kleiner Anhänger, welcher das Unendlichkeitszeichen verkörperte. ,,Hör auf wegen mir Geld auszugeben", stammelte ich und fühlte mich nun total schlecht, weil ich nichts für ihn hatte. ,,Für dich tu ich so etwas gern", meinte er und küsste mich.
Rückblick Ende
Mein Blick war schon so verschleiert, durch die ganzen Tränen und der Schmerz in meiner Brust wurde nur noch unerträglicher. Ich wollte schreien, so laut es nur geht und einfach nur weg rennen, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Diese Erinnerung war nur eine von hunderten, und sie schmerzte so sehr...es wäre so einfach, wenn wir normal wären...kein Jäger und kein Werwolf, wenn wir normale Menschen wären, die sie liebten. Jacksons Kette wog plötzlich gefühlt hundert Tonnen in meiner Hand, als ich mit den Fingern über den kleinen Anhänger strich und ich schmiss sie auf den Boden. Wie ein ekliges Insekt. Ich schluchzte laut und zog meine Beine ran. Wieso musste es sich nur so schlimm anfühlen, als wäre mein Herz in Millionen kleine Teile zersprungen und jedes einzelne brannte, was meinen ganzen Körper vergiftete? Ich stütze meinen Kopf in meinen Händen und schluchzte...wieso hatte ich nur daran geglaubt, dass wenn Jackson mich liebt, dass es anders werden könnte...das er es akzeptiert, dass ich ein Werwolf bin? Und diese Täuschung streute nur noch mehr Salz in die Wunde.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass meine Tür aufging. Erst als ich eine Stimme hörte, sah ich auf. ,,Schokolade?", fragte Tyler und kam in mein Zimmer in der Hand zwei Schokoladentafeln. ,,Dean ist bei Luca, die beiden wollen Maddy einweihen und naja ich hab gespürt, dass mit dir nicht alles okay ist...also Schokolade?", fragte er und wackelte mit den Schokoladentafeln. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und er setzte sich mir gegenüber. Er sah mich an, wenigstens ließ er diesmal diesen kalten Ausdruck in seiner Miene. Sein Blick war fast schon voller Mitleid...aber irgendwie schien er zu wissen, wie so eine Situation sich anfühlte... ,,Das Leben ist scheiße", erklärte er und riss das Papier von einer Schokoladentafel auf. ,,W-Wieso tust du das?", stammelte ich mit zitternder Stimme vom Weinen. ,,Weil du erstens zu meinem Rudel gehörst und zweitens ich versuch vom Kiffen wegzukommen, weshalb ich extrem viel Schokolade esse, dank dir. Also wenn ich dick werde, wirst du es auch. Also iss!", erklärte er und ich musste lächeln. ,,Siehst du...ein Lächeln steht dir nämlich viel besser", meinte Tyler und fing eine Träne auf, die über meine Wange kullerte. Seine Hand blieb etwas länger an meiner Wange, als eigentlich nötig. Er sah mich nur an und schwieg. Mich und Tyler verband etwas, jedoch was wusste ich nicht, jedoch spürte ich es. So saßen wir noch eine lange Zeit und redeten über belanglose Themen, während wir Schokolade aßen. Auch wenn ich Tyler früher gehasst hatte, war ich froh, dass er genau jetzt hier war und für mich da war. Damit hätte ich vor einem Monat nicht gerechnet, dass ausgerechnet Tyler mit mir hier saß, mit mir Schokolade aß und meinen Liebeskummer erträglich machte. ,,Schokoladen-Sucht ist für dich also okay? Aber kiffen darf ich nicht", meinte er und ich nickte, während ich mir noch ein Stück Schokolade in den Mund schob. ,,Aber von Kiffen wird man nicht dick. Von Schokolade schon", sagte Tyler und nahm ein Stück Schokolade. ,,Ja aber vom Kiffen wird man dumm im Hirn", meinte ich und Tyler seufzte, jedoch umspielte ein winziges Lächeln seine Lippen. ,,Du kannst das nicht beurteilen, du hast es ja noch nie probiert", sagte er und ich zuckte mit den Schultern. ,,Tja, muss ich auch nicht...seh's ja an dir", konterte ich und grinste ihn frech an, jedoch rutschte mir das Grinsen sofort wieder aus dem Gesicht. Grinsen fühlte sich gerade so falsch an... ,,Ich bring diesen Bastard um", meinte Tyler nach kurzem Schweigen und mir blieb förmlich das Schokoladen Stück im Hals stecken. ,,Wieso?", hauchte ich und legte das andere Schokoladenstück, was ich in der Hand hatte zurück. Mir war plötzlich kotz übel geworden. ,,Fuck. Hab ich das jetzt laut gesagt? Das war nicht so gemeint", stammelte Tyler erschrocken. ,,Die Wörter kamen aber über deine Lippen", sagte ich gepresst und wendete meinen Blick von ihm, sodass er die Tränen nicht sah, welche sich wieder in meinen Augenwinkeln sammelten. ,,Er hat dir weh getan, sehr sogar. Das tut mir selber weh, dich so zu sehen...ich will nicht das du leidest", meinte Tyler und ich schnappte nach Luft. Tyler zog mich zu sich und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Diese Bewegung war so unerwartet, dass ich mich gar nicht dagegen wären konnte... ,,Ich weiß nicht wie du dich fühlst, aber ich kann es mir denken. Tut mir leid, dass ich wieder auf diesem Thema rum gehackt habe", sagte er und er drückte mich nur noch fester an sich, als wollte er diesmal verhindern, dass ich zerbrach. Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr halten und sie liefen mir die Wange runter. Es tat so weh...wie sollte ich jemals wieder aus diesem Loch raus kommen? Wie sollte ich wieder Lächeln, ohen das es sich falsch anfühlte?
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