Verhörung

Ava saß mit einer dicken Decke, in die sie der Hexer auf persönliches Verlangen gesteckt hatte, eingehüllt und verfolgte interessiert den hitzigen Diskussionen zwischen Yennefer, Geralt, Sigrun und Ciri.

Ciri kämpfte wie eine Löwin um Avamiels Schutz.

Wären die Umstände andere gewesen, hätte das womöglich Ava gefreut. Doch Yennefer so nahe an ihrer geheimen Truppe zu haben, ließ Ava nicht gerade entspannen.

Die Zauberin war alles andere als dumm. Die Element-Elfe konnte sich bereits denken, dass sie den Trick mit den Verhüllungszaubern durchschaut hatte. Aber selbst wenn, kannte sie die Identitäten ihrer Freunde nicht. Dafür müsste sie den Zauber brechen und das hatte sie noch nicht getan. Noch nicht.

„Ich wollte sie nicht entführen!" Yennefers Stimme war gereizt und laut. Immer und immer wieder sagte sie diesen Satz, wenn Ciri auf sie los ging.

Geralt hielt sie nicht zurück. Griff sogar gemeinsam mit seiner Ziehtochter gegen die Zauberin verbal an.

„Ich weiß genau, was du von diesem Doppler wolltest! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was du machst!" knurrte Ciri finster.

„Achja? Was denn?" wollte Yennefer mit deutlicher Wut in der Stimme wissen.

Ciri hatte sich allen Anschein nach, gut zuvor mit Avas Freunden abgestimmt. Sie gab nur die wichtigsten Sachen preis. Ansonsten hielt sie sich bedeckt oder änderte die Wahrheit leicht um oder sprach sie gar nicht erst aus.

„Mich hat ein verdammter Gorgo angegriffen! Völlig verstandlos! Mit Schaum vorm Mund! Wäre Ava nicht gekommen und hätte das Vieh von mir abgelenkt und ihr Leben für mich risikiert, würde ich vielleicht gar nicht mehr hier stehen!"

Das schien Yennefer ein Stück weit zu bewegen. Ava sah interessiert mit an, wie aus Wut Trauer im Gesicht der Zauberin wurde. „Und woher willst du wissen, dass ich das war?"

„Ich wollte mich bei Ava später bedanken oder sie retten oder notfalls ein Grab für sie herrichten. Ich bin ihren Spuren gefolgt. Aber alles was ich am Ende gefunden habe, war ein Felsen, der deinen Geruch getragen hat!" schnauzte Ciri los und verschränkte die Arme vor der Brust.

Yennefer verdrehte nur müde die Augen. „Ich kann es dir in fünf verschiedenen Dialekten sagen, aber der Inhalt wird sich nicht ändern, Ciri. Ich. War. Es. Nicht."

Geralt verengte die Augen. „Und wie erklärst du uns dann diesen Geruch? Ich bin freilich weit gereist, habe aber noch nie jemanden mit einem ähnlichen Duft angetroffen."

Unschuldig zuckte Yennefer mit den Schultern. „Dann will mir jemand etwas anhängen. Es ist ja wohl nicht das schwerste der Welt, meinen Duft nachzustellen."

Das reichte Ava allmählich. Es war inzwischen tief in der Nacht. Yennefer würde mit der Wahrheit nicht herausrücken. Garantiert nicht.

Die Element-Elfe sprang vom Tisch auf. Ihre Nerven waren angespannt und brauchten Ruhe. Vielleicht ein Tee und ein bisschen Schokolade, aus ihren eisernen Reserven.

Wenn die Zauberin so nichts sagen würde, lag es nun an ihr. Was hatte sie noch zu verlieren? Es wurde Zeit für eine kleine Magie-Show.

Avas Magie fungierte mit der brennenden Kerze, die neben ihr auf dem Tisch stand. Die Flamme sprang in ihre geöffnete Hand und stieg zu einer gewaltigen Flamme auf.

In der anderen Hand ließ sie das Wasser aus einer nahestehende Wasserschüssel, zusammenlaufen und die Form eines gezackten Schwertes annehmen.

Ihre Augen färbten sich. Eines rot, das andere blau.

Es war gefährlich gleich zwei Elemente zu verwenden - das hatte ihr schon ihre Mutter beigebracht. Doch je geübter eine Elfe darin war, umso einfacher fiel es ihr auch, sie zu verwenden. Und Ava war alles andere als ungeübt.

Auch wenn die doppelte Belastung an ihrem Energievorrat zerrte.

„Rede endlich, Zauberin! Ich habe freilich besseres mit meiner Nacht zu tun, als sie mit dir zu verschwenden." forderte die Elfe mit donnernder Stimme. Nicht nur Geralt hatte es gelernt, seine Stimme zu verstellen. Auch Avamiel konnte, wenn sie es wollte, den metallischen Klang erzeugen. Nur mochte sie ihn alles andere als gern.

Yennefer schien beeindruckt von soviel Magie zu sein. Zumindest verblich ihre gelangweilte Miene.

Der Hexer stellte sich mit den verschränkten Armen vor der Brust, direkt neben Ava und machte der Zauberin ihre Verbundenheit und seiner Unterstützung zu der Elfe noch klarer.
Sie waren eine Einheit. Komme was wolle.

„Ich habe freilich keine Lust mit dir meine Zeit zu vergeuden! Rede endlich, ansonsten war dies der letzte Abend an dem du Schwarz getragen hast!" drohte Ava und ließ zum Beweis das Feuer in ihrer Hand um Yennefers Hals tanzen.

Ava achtete tunlichst darauf, nur wenige Flammen mit ihrer Haut in Berührung kommen zu lassen. Doch ihre Drohung musste fruchten.

Sie merkte aus dem Augenwinkel kurz Geralts versteinerte Miene zucken. Auch Ciri wirkte nervöser. Nur Avas Freunde blieben absolut kühn in ihrer Rolle.

Yennefer streckte den Kopf weit nach oben. „Fein! Ich war dort gewesen. Beim Felsen. Auf Wünschen Emhrys."

Bei der Erwähnung des Kaisers von Nilfgaard hielt nicht nur Ciri einen Moment den Atem an.

„Seine rechte Hand, Karlth, hat mich beauftragt das Vieh, diesen Drachen, abzuholen und in sein Schloss bringen zu lassen. In Emhrys Namen. Mit einem unterzeichneten Vertrag. Mit seinem Siegl darauf. Ich habe nicht weiter nach seinen Gründen danach gefragt. Er gab mir sein Wort für eine bessere Stellung am Hofe, wenn ich die Aufgabe erledige - und da Zauberinnen derzeitig immer noch kein allzu gern gesehenen Gäste sind, habe ich nicht lange nachgedacht." erklärte die Zauberin mit angespannter Stimme.

Ava versuchte schnell wieder in ihre Rolle zu finden. Sie ließ die Flammen noch einmal höher wachsen und traf mit einem Funken Yennefers Wange, die sogleich verschmerzt zusammenzuckte. „Und was wolltest du im Wald?"

„Spuren beseitigen." gestand sie schnell. „Meine Aufgabe war es, die letzten Reste von dem Überfall im Brokilon Wald zu finden und ebenfalls zu Emhry zu bringen. Den Doppler. Er sollte nicht infiziert werden. Es geschah versehentlich und wir wollten Spuren beseitigen. Dich habe ich dort nur aus Zufall gesehen. Ich habe noch nie eine Element-Elfe gesehen. Ich kenne sie nur aus Geschichten und Legenden. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass noch eine von ihnen lebt. Deshalb habe ich dich beobachtet. Aber ehe ich mich versah, ist Geralt auch schon mit aufgetaucht. Ich will nichts von dir!"

Ava wünschte von sich selbst, dass sie der Zauberin kein Wort glauben wollte. Aber sie hörte die Ehrlichkeit aus Yennefers Stimme heraus.

Sie ließ ihre Kräfte versiegen und atmete tief ein und aus. Dann sah sie zu Alastor und Kayra. „Macht mit ihr, was ihr wollt. Nur sorgt dafür, dass sie nichts über mich weitersagt."

Die Elfin sah das Entsetzen in Yennefers Augen. Aber so musste es sein.

Sie drehte sich auf den Absätzen um und verschwand im anliegenden Zimmer.

Ava war zuvor noch nie in diesem Haus hier gewesen. Umso dankbarer war sie dafür, dass der nächste Raum eine Küche war.

Sie schloss die Tür hinter sich und eilte zum Herd der Küche, auf dem glückerlichweise ein alter Geschirrlappen lag.

Gerade noch rechtzeitig konnte sie danach greifen und hielt ihn sich unter die blutende Nase.

Sie seufzte tief auf. Die Verwendung ihrer Kräfte in doppelter Ausführung ging doch nicht spurlos an ihr vorbei.

Erleichtert stellte sie fest, dass sich das Bluten in geringen Maßen hielt. Trotzdem würde das Handtuch dran glauben müssen.

Rasch drehte sie sich nach einem passenden Topf oder einem anderen feuerfesten Behältnis um und stieß dabei beinahe mit Geralt zusammen, der ihr gefolgt war und sie die ganze Zeit beobachtet haben musste.

Er hatte sich an die Wand gelehnt und aus der Dunkelheit des Zimmers heraus beobachtet. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, hielt ihr aber einladend eine Hand nach oben. „Brauchst du etwas Feuer?" bot er mit freundlicher Stimme an.

Ava nickte und beschloss, dass der alten Suppentopf mit der restlichen Nudelsuppe darin, herhalten musste.

Sie stopfte den Lappen herein. Geralt tauchte sogleich neben ihr auf und wirkte das Igni-Zeichen.

Das Tuch ging sofort in Feuer auf. Das Paar blieb davor stehen und sah mit an, wie nicht nur Baumwollfasern verbrannten, sondern auch Nudeln und das stinkende alte Rindfleisch.

Ava schnaufte leise auf. „Der Satz, Macht mit ihr was ihr wollt, ist ein Geheimsatz."

„Ich weiß." brummte der Hexer neben ihr leise.

„Kayra hat Zugriff zu einigen alten Kräutertränken, die Yennefer alles vergessen lassen, was in den letzten fünf Stunden geschah. Sie wird davon einschlafen und Alastor wird sie irgendwo hinbringen, wo sie uns erst einmal nicht so mehr schnell über den Weg laufen wird."

„Gut."

„Nicht gut genug." setzte Ava aufgebracht an und trat von der Feuerstelle weg.

Geralt drehte sich ihr zu. Er schien zu ahnen, dass die Elfin Raum für sich brauchte.

„Emhry ist eine Katastrophe!" schimpfte die Elfin und begann in der Küche auf und ab zu laufen. „Ich dachte, wir hätten es hier mit einem Herzog zu tun. Oder vielleicht einem König, irgendwo in der Pampa. Aber nicht mit dem scheiß Kaiser von Nilfgaard!"

„Das macht doch am Ende auch kein Unterschied!" versuchte Geralt mit sanfter Stimme zu beschwichtigen. Aber an Ava kam es nicht heran.

„Und ob es das tut! Wir können doch keinen Kaiser auffliegen lassen! Weißt du, wie viele Leute der um sich hat?"

„Ja!"

Fast schon panisch klammerten sich Avas Arme und sich selbst. Als müsste sie sich selbst festhalten. „Wir werden gesucht. In vielen Städten und Ländern. Wenn wir bei Emhry irgendwas falsch machen, fliegen wir alle auf. Das wäre nicht nur unser Ende, sondern auch das vieler unserer Verbündeten. Das ist eine Nummer zu groß für uns. Wir haben niemanden, der uns helfen kann. Gegen Emhyr, meine ich. Er ist so verdammt mächtig. Es interessiert doch niemanden, was mit Anderlingen passiert. Noch dazu kommt, wie wir ihm das Beweisen wollen."

Geralt zuckte gelassen mit den Schultern. „Wir brechen bei ihm ein. Das ist doch nicht allzu schwer. Nicht schwerer als bei anderen Einsätzen auch. Wenn du willst, mach ich das selbst. Außerdem wissen wir doch gar nicht, in wie weit Emhry selbst in der Sache mit steckt. So einen Brief kann man fälschen. Genau wie ein Siegl. Lass uns erst Beweise sammeln, bevor wir handeln."

„Und Ciri? Es ist doch ihr Vater! Das macht alles noch viel komplizierter!" Avas Kopf war eine reinste Katastrophe. Sie zwang sich zu atmen. Klar zu denken. Doch immer mehr Probleme tauchten vor ihren Augen auf.

So groß war noch keine Mission gewesen. An wen sollte sie sich wenden? Durfte sie das überhaupt? Einfach so einen Kaiser entlarven? Und wen sollte es interessieren? Die wenigen Elfen, die es noch gab? Oder die Anderlinge, die in Angst lebten?

Sie und ihr Trupp retteten. Halfen. Sie stürzten jedoch keine Regime.

„Hey!" unterbrach sie plötzlich Geralts Stimme, die auf einmal so nahe bei ihr war. Zwei starke Hände legten sich auf ihre Schultern und hielten sie fest.

Eine löste sich jedoch schnell wieder von ihrem Platz und schmiegte sich stattdessen an ihre Wange. „Es wird alles gut werden, kleine Elfe. Atme erst mal. Ganz ruhig."

Wenn es Ava nicht besser wüsste, hatte der Hexer längst seine Magie an ihr ausgeübt, damit sie wieder ruhiger wurde.

Vielleicht lag es aber auch an seinem Geruch. Oder aber vielmehr von der wohltuenden Wärme, die von ihm ausging.

Für einen Moment nahm sich die Elfin die Zeit, schloss die Augen und atmete tief ein und aus.

„Ich weiß ja nicht, wie ihr das sonst so handhabt, aber womöglich leben wir besser, wenn wir uns alle zusammen setzen und nach einer Lösung suchen. Kayra, Alastor, Sigi, Rittersporn, Ciri, du und ich."

Die Elfin nickte langsam und öffnete ihre Augen wieder. „Okay."

Auch Geralts zweite Hand legte sich nun an die zweite Wange der Elfin. Sein Blick war mit so viel Liebe gefüllt, dass es Avamiel damit kinderleicht fiel, ruhiger zu sein. Sie blickte in seine dunkelgoldenen Augen, die sanft und still wie das Meer bei Nacht wirkten. „Wir finden eine Lösung, Ava. Zusammen. Wir alle. Wir beide."

Die Elfin konnte nur hoffen, dass ihr Hexer damit Recht behalten würde.

Sanft lächelte Geralt. "Und ich schätze, da ist noch etwas auf deinem kleinen Elfenherzen, was du mir sagen willst, oder? Ich erkenne bei dir doch auf drei Kilometer Entfernung, wenn dir noch etwas anderes den Tag ruiniert hat als ein mieser neuer Gegenspieler. Was ist es?"

Zuerst war Avamiel verwirrt und legte die Stirn in Falten. Was meinte der Hexer damit, fragte sie sich.

Doch dank des sanften Hexer-Lächelns merkte Ava schnell auf was der Hexer aus war. Etwas, was sie eigentlich mit ihrem Stolz und ihrer Selbstachtung hinabschlucken wollte.

Verfluchter Hexer, dachte sie kurz. Wenn er es doch eh schon merkte, wozu es dann noch sagen? War das seine Art, andere vorzuführen?

Ava schluckte den Tumorgroßen Kloß in ihrem Hals herab.

Geralt war ihr Freund. Sie hatte ihn seit jüngsten Tagen alles erzählt. Selbst Sachen, die der Hexer wahrscheinlich gar nicht wissen wollte, wie über den weiblichen Zyklus einer Elfin.

Sollte ihr da nicht das Reden leichtfallen?

Vielleicht machte ihr die Tatsache zu schaffen, dass Geralt seit unzähliger Zeit nicht nur ihr Freund, sondern auch ihr Geliebter war. Egal an welche Zeit sie dachte. Selbst als sie ihn nicht haben konnte. Zeiten, in denen Yennefer ihn so geliebt hatte, wie es Ava wollte.

Darin lag wohl der wunde Punkt.

Obwohl sie dem Hexer nahezu grenzenlos vertraute, fühlte sich die Elfin alles andere als wohl, als sie sprach.

"Es hat sich seltsam angefühlt, euch beide zusammen zu sehen. Dich und Yennefer." gestand sie und erntete sogleich ein leichtes Schnaufen des Hexers. "Nach all den Liebesliedern von Rittersporn und den Geschichten, die sich die Leute über euch erzählt haben, von der ewigen wahren Liebe und Liebes des Lebens, da ... ist es auch für mich nicht so einfach zu begreifen, dass du einfach so mit mir in einen halben Krieg gegen sie ziehst. Ohne zu zögern."

Geralts Grinsen wurde noch größer. Jedoch schlich sich auch eine große Portion Zweifel mit hinein. "Avamiel ..." wollte er beginnen, doch die Elfin ließ ihn nicht aussprechen.

Rasch löste sie sich von ihm, drehte ihn den Rücken zu und lief einige Schritte von ihm hinfort. Solche ehrlichen Worte ließen sie nicht nur erröten, sondern auch verletzlich werden. Dabei war sie doch unverwüstlich, wie sie immer dachte. "Ich weiß, dass du hier stehst. Bei mir. Nicht bei ihr. Du bist in meine Truppe eingetreten. Hast mich gefunden und hilfst mir. Du fragst mich nicht einmal, ob du mit ihr reden könntest oder einen Moment alleine sein könntest. Du hast dich neben mich und nicht vor sie gestellt. Du bist auf meiner Seite und trotzdem fühlt es sich so surreal an. Gerade weil ich dich all die vielen Jahrzehnte glauben lassen habe, dass du mich verloren hättest."

Sie hörte ihn erneut schnaufen. Sie hörte sogar, wie er den Kopf schüttelte und wie er schief grinste. Und weil sie nach genau diesen Grinsen so süchtig geworden war, drehte sie den Kopf zu ihm herum.

In der Dunkelheit der Küche konnte sie dennoch seine dunkelgoldenen Augen erkennen. Wie geschmolzenes Gold, dachte sie, als sein Blick ihrem begegnete.

Sie blieb stehen, als er zu ihr lief. Langsam. Den Blick starr auf ihre haselnussbraunen Augen gerichtet. Ihr kleines verlogenes Herz pochte wild auf, als er sprach. "Es gibt zwei ziemlich gute Gründe dafür, wieso ich all das für dich tu, kleine Elfe." Seine starke große Hand griff nach ihrer. "Zum einen hast du einen ziemlich großen Eindruck in all den Jahren unserer Beziehung bei mir hinterlassen." witzelte er trocken und entlockte Ava ein leises sachtes Kichern damit, die die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Fliegen brachte.

Als sich Geralts Blick senkte, um scheinbar nach den richtigen Worten zu suchen und dabei das Lächeln gegen eine ernste Miene verlor, wusste Ava, dass die nächsten Worte, nicht einfach so gewählt waren. Eine dichte Gänsehaut stellte sich auf. Das Blut schoss ihr mit Hochtouren in die Wangen und spitzen Ohren, dass sie womöglich bestens in der Dunkelheit zu sehen waren.

"Ich habe es dir damals nicht gesagt und habe es mein Lebtag lang bereut. Es gibt niemanden, der deinen Platz in meinem Leben einnehmen kann, denn niemand ist so wie du. Niemand kann mir das geben, was du kannst. Ich stehe hier, hier bei dir und bei keinem sonst, weil es nur dich für mich gibt. Du warst nie eine Option. Du warst nie das kleinere Übel. Du bist kein Lückenbüßer oder ein zufälliger Zeitvertreib oder die bessere Wahl. Du warst immer die erste Stelle, die ich nur verloren hatte." erklärte der Hexer mit klaren und deutlichen Worten. Er hob den Kopf erneut an. Dunkelgoldene Augen sahen in haselnussbraune.

"Ich liebe dich. Damals, heute und für den Rest meines Lebens."

Schweben, dachte Ava. So musste sich schweben anfühlen. Ihre Beine fühlten sich weich und wackelig an. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch brachen in hundertfacher Ausführung durch ihren Körper hindurch. Und plötzlich gab es nichts mehr. Keine Küche. Keinen Emhyr. Keine Yennefer. Ciri. Alastor. Keine Gefahren. Keine anderen Anderlingsleben.

Da gab es nur diesen Hexer vor ihr. Dieser verrückte Hexer, der ihr sein Herz geöffnet hatte.

Und sie griff es sich mit beiden Händen, zog es an sich, presste die Lippen auf seine und drückte sich mit aller Kraft gegen seinen Körper, der zwar hart wie ein Stein war, aber niemals verletzend.

Da waren Tränen. Ihre. Seine. Es interessierte Avamiel gar nicht, von wem sie waren, als sich seine starken Hände um ihren Körper legten und sie auf den Tisch hochhievten.

Schweben, dachte sie erneut und legte all ihre Liebe in ihre körperliche Vereinigung. Was gab es besseres als schweben?

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