Badelektion

Es waren inzwischen Stunden vergangen, nachdem Avas Vater ihre Kette zur Reparatur gebracht hatte.

Zeit, in der Ava und Geralt sich einen Überblick über die Zustände im Dorf machen konnten. Sie nahmen einige Wasserproben, untersuchten auch einen Teil der Erde und Ava ließ sich sogar dazu verleiten mit den uralten Eichen zu reden.

Alle führten zu einem Ergebnis: keine Auffälligkeiten.

Zu guter letzt war die Doppler-Leiche dran. Die Element-Elfe behielt es sich vor, Geralt die Hauptarbeit zu überlassen und ihn nur aus der Ferne mentale Unterstützung zu geben. Alles andere hätte das natürliche Gleichgewicht ihres Magens durcheinandergebracht.

Der Hexer nahm sich alle Zeit der Welt, untersuchte gründlich und vermerkte sich hin und wieder etwas auf einem Stück Papier.

Als er genügend Informationen gesammelt hatte, nähte er den Doppler so gut es ging wieder zu und brachte ihn gemeinsam mit Ava etwas außerhalb des Dorfes. Gemeinsam verbrannten sie die Leiche und vergruben ihn anschließend unter einer Trauerweide.

Die Elfe sprach ein Gebet für den Toten und zollte ihm ihre Ehre.

Gemeinsam suchten sie, auf Wunsch Avamiels, den nächsten Teich auf.

Auf den Weg dahin brachte sie Geralt auf den neusten Stand. „Alastors Test ist positiv angeschlagen. Der Doppler war tatsächlich mit dem Stoff in Verbindung gekommen."

Ava schüttelte nachdenklich den Kopf. „Aber wie? Ein Doppler isst doch kein Menschenfleisch! Er ist ein Wesen mit Verstand. Dazu ohne Gewaltbereitschaft!"

Geralt zuckte mit den Schultern. Sein Körper suchte engeren Kontakt mit dem der Elfin. Er nahm nicht ihre Hand, wollte ihr mit seiner Nähe jedoch zumindest das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Sein Stimme war nur ein dunkles Flüstern. „Das weiß ich nicht. Ich habe genügend Proben für Alastor mitgenommen. Der wird uns genaueres sagen können."

„Und solange müssen wir davon ausgehen, dass es vielleicht ein zweites Mittel gibt, dass bei anderen Wesen gleich wirkt? Ohne einem Wirt davor?" Ava war aufgebracht. Sie blieb auf der Stelle stehen. Frustriert fuhr sie sich durch das braune Haar. „Wenn das stimmt, ist kein Anderling mehr sicher. Keine Dryade. Kein hoher Vampir. Kein Elf. Stell dir mal vor, was passieren würde, wenn ein höherer Vampir unter dem Einfluss von diesem Zeug steht."

Ihre haselnussbraunen Augen huschten zu Geralt. „Was würde mit mir passieren?" flüsterte sie fragend.

Geralt hatte darauf nicht viele gute Antworten parat. Es gab ein Lösungsmittel. Zumindest für die Menschen. Sicherlich würde der halbe Hexer auch eines für Anderlinge entwickeln. Doch bis dahin bestand Gefahr für Leib und Leben. Er wollte sich nicht vorstellen, was er tun müsste, wenn seine Ava infiziert wäre.

Er war sich jeder Gefahr bewusst. Doch wäre er auch bereit, Ava notfalls zu töten, wenn doch der schlimmste Fall eintrit? Er wollte darüber nicht einen einzigen Gedanken verlieren.

Deshalb kehrte er zu seiner Elfe zurück und legte ihr mutbringend eine Hand an die Wange. Seine Magie kribbelte auf ihrer Haut und fast augenblicklich schien sie sich zu entspannen. „Dir wird nichts passieren, kleine Elfe. Dafür sorgen wir schon."

Ein wildes Kribbeln brach im Bauch des Hexers aus als sich die großen schönen funkelnden Augen der Elfin zu ihm aufrichteten.

Er hatte sich schon so oft in ihnen verloren. Die Farben der Natur spiegelten sich darin wieder. Wie in einem Wald. Ihrem Geburtselement. Erde.

Dazu diese vollen Lippen, die ein Spalt geöffnet waren und ihre gepflegten weißen Zähne präsentierten.

Geralt glaubte nicht an Seelenverwandtschaft oder ähnliche Verbindungen unter Menschen und Anderlingen.

Aber wenn er zusammen mit Ava war, konnte er nicht nur an Liebe zwischen ihm und ihr glauben. Was auch immer zwischen ihnen war, was sie verband und zusammenhielt - es war stärker als alles, was er bisher erlebt hatte. Stärker als das einstige Band zwischen ihm und Yennefer. Stärker als das Band zwischen ihm und Ciri. Da war keine Prophezeiung, kein Wünsch oder eine Vorherbestimmung.

Gab es vielleicht doch so etwas wie ein Schicksal zwischen ihnen beiden? Gab es wirklich Götter, die sein Leben mit ihrem verbunden hatte?

Eine These, über die der Hexer fast gewillt war, zu schmunzeln.

Ava entspannte sich. Lächelte leicht verträumt zu ihm auf. Ihre kleinen Hände glitten über seine breite Brust. Auf zu seinem Hals, bei dem sich ihre Finger an dem Kragen seiner Rüstung festhielten. Ein Funkeln trat in ihre wunderschönen Augen. „Geralt?" Sein Name klang wie Musik aus ihrem Mund.

Musik, die der Hexer gewillt war, sich für immer anzuhören. Ihm entkam nur ein brummender Laut als sich seine Hände an ihre Hüfte legten und sie an sich zog.

Sie war hier. Warm. Fleischig. Lebend. Sein. Für immer.

Ava erhob sich. Stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihr süßer Atmen drang in sein Ohr. Der Hexer schloss die Augen als er spürte wie sich ihr Körper gegen seinen lehnte.

„Geralt?" fragte sie ein zweites Mal und dieses Mal verwandelten sich die Schmetterlinge im Bauch des Hexers in fließende Lava.

Seine Hände glitten von ihrer Hüfte zu ihrem Po. Umschlossen ihn. Drückten ihn sanft.

Sie müsste ihn nur fragen. Eine Frage, und er würde ihr alle Wünsche erfüllen. Alle, die er im Stande war, zu erfüllen. Und das waren eine Menge für sie.

„Geralt." Ihre Stimme war wie Honig. Süß. Rein. Verlockend lecker.

Der Hexer seufzte schwer ihren Namen. Fuhr dabei mit seinen großen starken Händen ihre kleine zierliche Gestalt ab.

„Du stinkst nach Blut und Gedärm!"

Der Hexer grunzte amüsiert. „Das magst du doch, oder? Welches Odeur findet mehr Anklang bei einer gepflegten Elfe als frisches Leichenblut?"

Er hörte sie lachen. Ihr Kopf beugte sich zurück, um den Hexer besser anzusehen zu können. Sie grinste breit. „Du bist schon so eine Marke, weißer Wolf."

Obwohl sein Geruch alles andere als betörend für Avamiel sein musste, flüchtete sie nicht. Sie blieb an ihm stehen. Blickte verliebt zu ihm auf. Sein Herz schlug auf. „Aber eine die baden muss, oder?"

Sie kicherte auf. „Absolut, mein Lieber!"

Wie schnell die Elfin ihren Hexer ins Wasser bekam, war wohl ein wahres Zauberwerk.

Dabei war das Wasser im Teich alles andere als warm. Jedoch zeigte ihr tatkräftiges Schrubben mit der hausgemachten Seife schnell Wirkung. Die Haut des Hexers schillerte krebsrot, als die Elfin ihn als sauber empfand. Kalt war ihn gewiss nicht mehr.
Schon alleine deshalb, weil Ava selbst mit ihm im Wasser war.

Um ihren nackten Körper zu bewundern und zu huldigen, dauerte es jedoch seine Zeit. Aber der Hexer war geduldig.

Und es lohnte sich immer, auf Ava zu warten.

Geralt zog sie aus dem Teich heraus in das Gras und legte sie vorsichtig ab. Er schlang seine Atme fest um die Elfe und vertiefte den Kuss, den er ihr seit Mitte des Teiches schenkte.

Ihr Kuss steckte voller Sehnsucht und Begierde. Es war die köstliche Mischung von sanft und heftig. Und dazu der Geschmack und der betörend leckere Duft von Himbeere und Pfefferminze.

Ava stöhnte hungrig in ihren Kuss hinein, als sich die Zunge des Hexers in ihren Mund schob und sanft und behutsam mit ihrer zu tanzen begann.

Geralt baute sich über ihr auf. Der Wolfskopfanhänger seiner Kette, die er zu jeder Sekunde seines Lebens trug, legte sich auf ihrer Brust ab, die sich immer schneller hob und senkte. Ava wimmerte unter den Berührungen des Hexers, dessen Hände über ihren nackten Körper wanderten.

Langsam lösten sich seine Lippen von ihren und begannen ihren Hals abwärts zu küssen. Es gab wohl kaum etwas, was der Hexer so genoss wie das Gefühl ihrer Haut an seiner. Jeder Zentimeter war ein Geschenk.

Gwynnbleid." schnurrte sie in der alten Sprache und ließ ihre Hände in sein feuchtes nasses Haar eintauchen. Sie beugte ihren Schoß nach oben und drückte sich gegen seine Härte. Er konnte sich denken, wie sehnsüchtig sie ihn erwartete.

Ein Gefühl, dass ihn zum Grinsen brachte.
Sein Körper senkte sich, tauchte zum Teil wieder in den Teich ab, damit sein Gesicht sich ihrer sehnsuchtsvollen Stelle widmen konnte.

Zärtlich setzte er einen Kuss auf ihre Weiblichkeit, was der Elfe ein weiteres tiefleidendes Seufzen entlockte. „Brauchst du etwas?"

Ava streckte den Rücken durch. Statt einer Antwort gab sie nur einen verlangenden Laut von sich.

Geralt grinste beinahe neckisch zu ihr auf, indes sich seine Finger an ihre Weiblichkeit legten. Sein Daumen streichelte ihren Venushügel. „Bitte was?"

„Lass mich dich nicht anflehen, weißer Wolf!" seufzte sie wollüstig hervor. Damit schien der Hexer zufrieden zu sein.

Als sie erneut das Becken anhob, schenkte er ihr einen Kuss auf ihre pochende Lust und ließ einen Finger in sie eindringen.

Ava gab einen Laut von sich, der Geralt bis tief in die in die Knochen drang. Sie wollte ihn. Nur ihn. Nur er, so hatte er in diesem Moment das Gefühl, könnte ihr das geben, was sie gerade wirklich brauchte. Und vielleicht war es sogar so.

Alleine dieser köstliche Laut reichte ihm, um dad Vorspiel zu beenden.

Er schob ihre Beine weiter auseinander und brachte sich über ihr in Stellung.

Er fand seinen Weg sofort in sie - und es war das beste Gefühl seit langer Zeit.

Avamiel schnappte nach Luft und formte den Mund zu einem weit geöffneten O, als der Hexer immer tiefer in sie eindrang.

Geralt konnte mit ansehen wie sich ihre Wangen in ein zartes Rosa verfärbten. Wie ihre Augen zu funkeln begannen und sich eine Gänsehaut über ihren ganzen Körper spannte.

Sie war sein personalisierter Glücksbringer.

Sie schmeckte nach Zuhause.

Fühlte sich an wie sein Paradies

Sie war sein Himmel auf Erden.

Zu Beginn war er noch vorsichtig, langsam und zärtlich. Er ließ sie an sich gewöhnen. Gab ihr Zeit und füllte sie mit jedem Stoß vollkommen aus.

Er wollte sich jede Sekunde von dem hier einprägen. Wie sie sich ihm hingab. Die Farbe ihrer Wangen, wenn sie seinen Namen flüsterte. Das Gefühl ihrer warmen Haut auf seiner. Ihr köstlicher Duft. Er wollte sich einprägen wie es sich anfühlte, wenn sie das Gesicht an seiner Schulter verbarg und ihre Fingernägel sich in seinen Rücken eingruben und Halbmonde hinterließen, während er das Tempo steigerte.

Ihr Atem rasselte aneinander. Ihre Hände fuhren den Körper des anderen ab. Ihr Stöhnen und Grunzen vermischten sich zu Geralts neuer Lieblingsmelodie, die er bis zum Ende seines Lebens im Herzen behalten würde.

Ihre noch feuchten Körper prallten und rieben sich immer wieder einander und setzten einen immer schneller werdenden Rhythmus.

Es kam so selten vor, dass sie ihm einfach so die Oberhand gewährte. Das nicht sie es war, die den Takt ihres Liebesaktes vorgab. Nicht, dass das dem Hexer weiter stören würde. Er liebte es unheimlich sie rittlings auf sich sitzen zu haben. Aber dieses Gefühl hier, war beinahe genauso wertvoll und schön.

„Geralt, ich ..." wimmerte sie in seine Halsbeuge hinein.

Er löste sich ein Stück von ihr, um in ihre strahlend schönen Augen sehen zu können.
Mit einer Hand stützte er sich neben ihrem Gesicht ab. Die andere freie Hand legte sich an ihre Wange. „Ich auch, Avamiel."

Der Hexer konnte nicht oft zeigen, was und wie er fühlte. Gerade bei romantischen Dingen. Weshalb er es umso mehr schätzte, wenn man ihm dies nicht zur Last legte.

Doch auch in ihm steckte der Wille, es seiner Partnerin wenigstens hin und wieder zu zeigen. Manchmal sogar zu sagen. Und seine Ava war ihm jede Liebesbekundungen wert. Egal in welcher Form und auch über wie viele Schatten er dabei springen musste.

Gemeinsam erklommen sie den Höhepunkt ihrer Leidenschaft.

Sie klammerten sich aneinander als wären sie der rettender Anker des anderen.

Geralts Atem ging schwer. Seine Sinne schwebten in Sphären, die weit von dem waren, wo sich sein Körper befand.

Trotzdem konnte er fühlen, wie ihr süßer Atem rau und heiß auf seine nackte Haut traf. Und dann war da dieses Schnurren. Ganz leise. Gedämpft an seiner Schulter. Wie bei einer Katze.

Ein Merkmal der Element-Elfen, dass Ava nur selten mit jemanden teilte. Aber wenn es geschah, freute es den Hexer umso mehr. Sie ließ ihre Gefühle zu. Ganz selbstverständlich und offen.

Der Hexer war froh, dass sie nicht sehen konnte, wie sich seine Lippen deshalb zu einem kurzen kleinen Lächeln verzogen. Stattdessen streichelte er weiter ihre Wange, bis sie beide wieder zu einem normalen Atem zurückgefunden hatten.

Behutsam richtete er sich auf und schenkte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.

Die haselnussbraunen Augen der Elfe sahen zu ihm auf. Ihre Hand fuhr nach oben, um durch sein milchweißes feuchtes Haar zu streicheln.

Ihr eigenes schokobraunes Haar war mit unzähligen kleinen Erdstücken verziert. Genau wie ihr Geweih, das sich teilweise in die Erde gegraben hatte. „Jetzt müssen wir nochmal baden."

Geralt legte den Kopf leicht schief und zog dabei die Brauen zusammen. „Nochmal? Seit ich mit dir zusammen bin, habe ich mein Jahrespensum an Baden längst überschritten. Das kann für die Haut doch gar nicht gesund sein."

Avamiel hob tadelnd die Brauen an und stupste mit der Fingerkuppe gegen die Nase des Hexers. „Mitgehangen mitgefangen, mein lieber Hexer. Deine Haut wird sich an die gelegentlichen Badeeinheiten schon noch gewöhnen."

Geralt grinste zufrieden. „Ich schätze, dass ich mich daran gewöhnen könnte, wenn du mir jedes Mal so ein Ende bietest."

„Um dann wieder baden zu müssen? Da müssen wir uns eindeutig ein paar Regeln zurechtlegen, mein weißer Wolf!"

Nun wäre es Geralt am liebsten gewesen, dass er Schnurren könnte. Stattdessen jedoch küsste er seine Elfe ein weiteres Mal auf die Stirn, bevor er sich aus ihr zog und mit ihr erneut in den Teich ging.

Dieses Mal jedoch ohne weiteren Liebesakt. Auch wenn der Hexer sich darum bemühte. Die Elfe allerdings hatte andere Absichten.

An allererster stand dabei die Verschleierung ihres Geweihs.

Da dieser Prozess jedoch noch dauern würde, ging das Paar zurück zum Dorf, um die Bewohner über ihre Forschungen zu unterrichten.

Eithné war ebenfalls gekommen und lauschte den Berichten von Ava und Geralt. Über den Übergriff des Dopplers auf Ava und damit auch sein Versteckspiel innerhalb des Brokilonwaldes war sie alles andere als erfreut. Das war Geralt und seiner Liebsten aber bereits klar gewesen.

Die Element-Elfe übergab der Herrscherin einige von Alastors Test, damit die Dryaden in Zukunft selbst ihr Wasser testen könnten. Auch versprach sie, die Dryaden mit weiteren Tests zu versorgen, sobald sie mehr hergestellt hätten, die auch auf andere Substanzen testen könnten.

Eithné wirkte nicht wirklich zufrieden. Das war aber auch verständlich.

„Es ist wichtig, dass ihr aufeinander aufpasst und uns jede kleinste Veränderung mitteilt. Wenn es einen Doppler erwischt hat, kann es jederzeit auch jemanden von uns treffen. Bitte seid vorsichtig." erklärte Ava und sah dabei auch zu ihrem Vater, der sich ebenfalls zu der Runde gesellt hatte. „Vater, du auch! Uns kann es genauso treffen."

Zärtlich lächelte Wynthaer auf. Sichtlich geprägt vom Stolz auf seine Tochter. Sie hatte so vielen geholfen. So viel erreicht. „Natürlich, Tochter."

Geralt war der erste, der das kleine Kind bemerkte, das auf Avas Vater zu gerannt kam. Ihre kleinen Ärmchen griffen um den Oberschenkel von Wynthaer. Dieser lächelte aber nur Ava zu. Fast so als hätte er das andere kleine Mädchen gar nicht bemerkt.

Erst als das kleine Mädchen den Kopf anhob und zu Wynthaer aufsah, senkte Avas Vater den Blick zu ihr. „Vater? Wieso nennt sie dich Vater, Vati?"

Geralt sah schlagartig zu Ava, deren Mimik sich auflöste. Verdutzt sah sie mit an, wie ihr eigener Vater dem kleinen Mädchen über den blonden Schopf streichelte. „Weil diese junge Frau dort auch meine Tochter ist, Lassandra. Ich habe dir schon viel von ihr erzählt. Kannst du dich erinnern?"

Avas Blick verfing sich mit Geralts. Sie hatte eine Schwester? Panik und Unbehagen standen der schönen Elfe tief ins Gesicht geschrieben.

Geralt, der nur eine Schrittweite von ihr entfernt stand, trat näher an die Elfe heran und ließ seinen Handrücken unterstützend an ihren stupsen.

Die braunen Augen des Mädchens richteten sich zu Ava auf. „Ist das Ava?" fragte sie leise und mit schüchterner Stimme.

Wynthaer lächelte sanft und nahm dann das kleine Mädchen in seinen Armen nach oben. „Das ist sie. Und der Mann neben ihr, ist ihr Freund Geralt. Von ihm habe ich dir auch schon erzählt." erklärte Avas Vater und lief zu dem Paar zu.

Scheu blickte Lassandra zu Geralt hinüber. Da sein Gesicht jedoch nicht das kinderfreundlichste war und die Narben darauf ihn auch nicht wie einen Schmetterling aussehen ließen, schien das Mädchen Avas zu bevorzugen.

Nur schwer konnte sich die Elfin ein halbes Lächeln abringen. Zu schwer schien die Kost einer neuen Schwester zu sein.

Das schien auch ihr Vater bemerkt zu haben. „Ava, darf ich dir deine Halbschwester Lassandra vorstellen? Ich hätte es dir gerne eher erzählt. Aber ich hatte keine Gelegenheit dafür gefunden."

Die Elfin nickte verständnisvoll ihrem Vater zu. Dann galt ihre Aufmerksamkeit ihrer Halbschwester.

Das Erscheinungsbild des jungen Mädchens war doch recht gesund. Ihre Haut wirkte rosig. Das Haar glänzte goldig. Ihre Augen strahlten. Waren nicht trüb. Sicherlich wog sie nicht das, was ein normales Elfenkind in ihrem Alter wiegen würde. Sie war deutlich dünner. Aber auch nicht so dürr, dass man darauf schließen würde, dass es im Brokilon Wald nicht genügend zu Essen für sie geben würde.

Aus ihrem blonden Haar ragten die Spitzen ihrer Elfenohren.

Damals, als Geralt Ava das erst mal traf, stellte er schnell den Unterschied zwischen ihr und anderen Elfen fest. Bei der kleinen Lassandra fiel ihm das schon deutlich schwerer.

Ihre Augen waren nicht größer als die von normalen Elfen. Ein Geweih fehlte auch auf ihrem Kopf.

Auch sah der Hexer keinen Schmuck an der Elfe hängen oder stecken, der auf ein Artefakt hinweisen würde.

Darum blieb dem Hexer nur ein Weg übrig, seine Fragen beantwortet zu haben. „Ist sie wie ihr?" wollte er wissen und deutete mit einer Kopfbewegung auf Lassandra.

Ava warf dem Hexer einen kurzen Blick zu. Ein Blick voller Dank für ihre unausgesprochenen Gedanken.

„Das ist sie!" bestätigte Avas Vater sogleich und streichelte seiner jüngsten Tochter über die Stirn. „Ihre Mutter ist eine Dryade. Wir wussten am Anfang nicht, nach wem sie kommen wird. Aber bald hatte uns Lassandra gezeigt, dass sie das Erbe der Element-Elfen in sich trägt."

Für Geralt kein riesiger Grund der Freude. Lassandra würde wahrscheinlich ein genauso schweres Leben wie Avamiel und ihr Vater haben. Auch der Brokilon-Wald würde daran nichts ändern. Früher oder später würde sie die Welt entdecken wollen.

Aber das behielt Geralt für sich. Wahrscheinlich auch, weil er wusste, dass Wynthaer längst die Wahrheit darüber wusste.

„Du bist auch wie ich und Vati?" fragte die kleine dünne Stimme des Mädchens.

Ava wirkte überrascht, dass das Mädchen mit ihr sprach. Erst nach dem lächelnden Nicken ihres Vaters, schien sich die Element-Elfe auf ihre kleine Schwester zu konzentrieren.

Sie nickte rasch mit ihrem Kopf. „Ja. Ich bin wie du."

Lassandra sah zu Avas geschmückten Geweih auf. Ihre Augen funkelten so wild wie es Geralt sonst nur von Kindern kannte, die die Vorfreude auf ihre Geschenke kaum mehr aushielten.

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