Part 2
Am nächsten Morgen wurde ich brutal aufgeweckt. Meine Augen waren noch vom Schlaf verklebt und ich hörte den Klang von aufeinanderprallendem Stahl, sich bewegenden Körpern und das Knacken von Ästen. Was geschah hier???
Meine Augenlieder entschieden sich letztendlich dazu, sich zu öffnen und präsentierten mir ein verwirrendes Bild. Vermummte Männner waren über die Lichtung verteilt und... wie nennt man das? Ach ja, kämpfen. Die kämpften gegen Minato,Kakashi,Obito und Rin.
Minato war nur noch ein verschwommener gelber Blitz und mähte die Gegner glatt nieder. Kakashi benutzte sein Schwert und besiegte ebenfalls viele Gegner. Doch im Gegensatz zu Minato versuchte er nicht mal, seine Teamkameraden zu schützen. Dieser Anblick erfüllte ich mit Zorn.
Freunde,Familien,Kameraden...man soll sie beschützen und nicht allein kämpfen. Man darf sie nicht ignorieren und glauben, sie seien unwichtig.Das ist zu gefährlich und ein Risiko mehr für andere. Außerdem geht es gegen jede Regel. Man muss sich gegenseitig helfen und beschützen. So ist das nun einmal.
Was sind das für Gedanken? Doch damit konnte ich mich auch noch später befassen. Obito beschützte Rin vor etwa vier Gegnern, doch er hatte mehr Schwierigkeiten als Minato oder Kakashi. Dennoch kamen sie momentan klar. Und das brachte mich nun auch zu meiner eigenen Lage.
Ich wurde noch nicht bemerkt und Minato hielt mir freundlicherweise die Feinde vom Leib. Vermutlich hätte ich einfach liegen bleiben sollen, doch der Anblick eines auf mich zustürmendem Feindes ließ meinen Körper von selber handeln. In einer einzigen Bewegung ließ ich die Decke auf die dünne Laubschicht fallen und rannte auf meinen erschrocken ein Gegner zu. Ein winziger Teil meines Verstandes registrierte meine aberwitzige Geschwindigkeit, die vier erschrockenen Augenpaare die mich verfolgten und den Fall, dass mein Gegner mich nicht einmal bemerkt hatte. Ich hatte idiotisch gehandelt doch es war zu spät. All diese kleinen, in einem Augenblick gedachten Gedanken verschwanden vollständig aus meinem Kopf, als ich auf meinen Gegner traf.
Sein Katana bewegte sich in anmutigen Bewegungen und wollte mir den Kopf vom Hals entfernen, doch ich wich immer aus und suchte nach einer Lücke in seiner Abwehr. Kurz darauf fand ich eine.
Sein Bauch war durch einen seiner Angriffe kurz ungeschützt und diesen Fehler bezahlte er mit seinem Leben.
Mein Bein schellte vor und traf ihn in der Magengrube. Er knickte leicht ein und ich schlug ihm zweimal gegen das Kinn. Sein Katana fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden und mein vierter Schlag traf ihn am Kehlkopf. Er verdrehte seine grünen Augen und fiel zu Boden wie ein gefällter Baum.
Um mich herum tobten noch andere Kämpfe, doch ich hörte nur sein verklingendes Röcheln und sah den blutigen Schaum unter seiner Maske. Endlich starb er und seine Augen brachen sich. In diesem Moment gaben meine Knie nach und ich fiel auf den Boden. Mein Verstand kehrte zurück und dann wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Verzweifelt schrie ich auf und begann zu weinen.
Ich hatte...ihn...getötet...Warum?!?
Aus Reflex schloss ich seine Augenlieder und stand wieder auf. Weinen konnte ich noch später, jetzt musste ich erst mal überleben.
Später sollte ich mich noch oft fragen, warum ich aufgestanden bin. Die Antwort...ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich nicht sterben wollte.
Die Kämpfe waren noch nicht vorbei, doch ich wurde nicht mehr angegriffen. Also rannte ich zu Rin und schlug drei ihrer Gegner KO. Ich wollte sie nicht töten. Ich wollte niemanden töten!!!
Und dann war es vorbei. Minato rammte dem letzten Gegner eine Art Dolch ins Herz und kam auf uns zu. Ich zitterte am ganzen Körper, doch es wurde ignoriert.
"Kakashi,Obito,Rin seid ihr in Ordnung?"
Die drei nickten, doch ich entdeckte mehrere Kratzer an ihnen. Was mir jedoch sorgen machte, war der seltsam abgewinkelte Arm von Minato.
"Und nun zu dir. Wo hast du kämpfen gelernt? Antworte!"
In seinen Augen funkelte eine Mischung aus Schmerz, Sorge und, was mich besonders schmerzte, Misstrauen.
" Körper...hat a-all..ein.... re-a-gie-ren..."
Für diese wenigen Wörter brauchte ich lang und es tat weh. Meine Kehle brannte wie flüssiges Feuer. Ich hasse sprechen!!!
"Du behauptest also, dein Körper hätte von alleine reagiert? Dir ist bewusst das wir dir das nicht glauben können, Tsuki."
"Sensei, wir sollten Sie vielleicht gefangen nehmen. Sie hat ihren Gegner schnell besiegt und ihre Bewegungen waren sehr flüssig. Es war nicht ihr erster Kampf."
Was soll das? Nicht mein erster Kampf? Was meinen die mit gefangen nehmen?
Panik wuchs in mir heran wie ein Waldbrand und wieder flossen einige Tränen. Ich wendete meinen Kopf zu Rin und Obito, doch auch in ihren Augen war der Misstrauen zu erkennen und eine unangebrachte Vorsicht. Ich hab euch nichts getan also was soll das?
Panik wandelte sich in Zorn und Zorn in Mut. Ich hatte ihnen nichts getan also hatte ich nichts zu befürchten. Oder?
Mich im Blick behaltend, diskutierten sie noch kurz. Ich sah keinen Grund zu fliehen und blieb. Das Zittern und die Tränen hatten sich gelegt. In mir wurde alles taub. Der Kampf holte mich ein und erstickte die Gefühle. Ich hab mir Mühe, ihnen nichts zu zeigen. Ihre Körperhaltung zeigte Widerstreben und Akzeptanz. Zu was?
Urplötzlich fiel mir dann ein, was gefangen bedeutet. Soviel wie nicht frei. Und Freiheit ist wichtig.
Sie kamen auf mich zu, doch ich wich zurück.
"Freiheit... geb i-ich ... nicht auf!" Dieser Satz kam deutlich über meine Lippen. Und dann wendete ich ihnen den Rücken zu rannte davon. Kurz blieben sie noch stehen, rannten mir dann aber nach.
Und während ich mir einen Weg über den Boden bahnte, sprangen sie von Ast zu Ast. Fies, das will ich auch können. Irgendwie konnte ich noch beschleunigen und floh. Stundenlang rannte ich weiter, selbst als sie schon längst aufgegeben hatten. Erst die aufziehende Nacht brachte mich zum anhalten.
Jeder Muskel in meinem Körper brannte und zitterte vor Überanstrengung. Mein Herz wollte aus meinem Körper springen, so schnell schlug es. Und von meiner keuchenden Lunge, der staubtrockenen, wunden Kehle, den entzündeten Augen nicht zu sprechen. Um es freundlich zu sagen. Ich war am Ar***.
Doch das alles interessierte mich nicht, als ich mich unter einem Baum, einer Tanne, fallen ließ und mich auf den Tannennadelteppich legte. Meinen Durst linderte ich zumindest etwas mit dem kühlen Wasser eines linkerhands vorbeiströmenden Baches. Und schließlich schlief ich erschöpft und mit knurrendem Magen ein.
Schon mit der Morgendämmerung wachte ich auf und streckte mich verschlafen. Jeder Knochen knackte wie ein Bündel Reisig und ich konnte mich nur unter Schmerzen bewegen. Meine Muskeln ließen mich meine gestrige erfolgreiche Flucht teuer bezahlen. Heute würde ich nicht weit kommen, das war klar. Und dann verstand ich, was erinnern bedeutet. Etwa soviel wie auf vergangenes in einer linearen Zeitform zurückblicken können. Oder sowas in der Art. Denn ich kann mich an zwei...eh...wie nennt man das...Ach ja! Ich kann mich an zwei Tage erinnern! Also sind das...Erinnerungen!
Und damit war wieder mein Geist wieder etwas geordneter geworden.
Obwohl... irgendwie war er das schon länger. Nur was mach jetzt?
Meine trockene Kehle und der knurrende Magen gaben mir eine Antwort. Erst mal trinken. Ich schlürfte etwas Wasser um den Magen zu füllen und dann fiel mir noch etwas geniales auf. Was kann man eigentlich essen? Außer Ramen kenn ich ja nichts. Ob das auf Bäumen wächst?
Ich untersuchte langsam die Umgebung doch weder am Boden, auf den Sträucher, in den Baumkronen, noch im Fluss oder in Felsspalten war etwas zu finden. Also setzte ich mich wieder mal hin, könnte meinen Muskeln eine Pause (die brennen wie Feuer!!!), dachte nach und schaute mir die Umgebung an.
Ich befand mich im Vorgebirge, zwischen zwei Mittelhohen Bergen, in einer Talsenke. Die Spitzen der Berge waren Schneebedeckt und voller Geröll. Der Weg war nicht passierbar. Doch nach genauerem beobachten, entdeckte ich eine Passstraße. Kann noch nützlich sein...
Die Talsenke war mit Nadelbäumen wie Tannen, Eiben, Zypressen, Kiefern und was sonst noch alles. Der Boden war mit Sträuchern und einer Nadelschicht bedeckt. Mehrere Bäche und Wildpfade rundeten das ganze ab.
Ich beschloss, der Passstraße zu folgen. Dafür musste ich noch durch das halbe Tal...
Mach ich später. Und aus dem später wurde ein Morgen denn ich schlief schon wieder ein. Ich war wirklich müde. Leider musste es in dieser Nacht ja regnen.
Und so wachte ich am nächsten Morgen komplett durchnässt auf. Die Kleider von Rin waren verdreckt und mein Magen knurrte erbärmlich. Und ich hatte endlich realisiert, dass Ramen nicht auf Bäumen wächst. Ich stand zitternd auf und fing an durch den schlammigen Boden auf den nächsten Wildpfad zuzulaufen. Es nieselte den ganzen Tag und im Laufe des Vormittags lief meine Nase und immer wieder musste ich Husten. Ich wusste dass das nicht gut war,doch konnte ich nichts tun. Das Wasser lief mir in den Nacken, ließ die Äste der Nadelbäume tief herabhängen und machte das lose Geröll der Abhänge noch gefährlicher. Irgendwann war ich in eine Art Trance gefallen. Schritt für Schritt für Schritt.
Gegen Mittag war ich aus dem Wald und dem Geröll heraus und erreichte die Passstraße. Ich sah niemanden und fing an mich zu fragen, warum ich überhaupt hier her gekommen sei. Natürlich fand ich keine Antwort darauf. -.-"
Somit ging ich einfach weiter. Aus mehreren Gründen.
Erstens musste ich immer noch vor Minato, Rin, Obito und Kakashi fliehen, da sie mich vielleicht noch suchten.
Zweitens hielt es mich warm.
Drittens konnte ich nicht einfach stehenbleiben und viertens...naja, egal.
Drei weitere Tage folgte ich der Passstraße. Jeder Tag verlief gleich. Ich wachte durchnässt, mit knurrendem Magen und schmerzenden Muskeln, auf und trank Wasser aus Bergquellen. Danach lief ich solange ich konnte über den sich in Serpentinen nach oben windenden Pfad und legte ab und an Pausen ein. Es hatte nicht mehr aufgehört zu regnen und ich hustete immer stärker, was sehr schlecht war. Und wenn es dunkel wurde, rollte ich mich immer unter einem Felsvorsprung zusammen und schlief unruhig.
Ich bereute es trotzdem nicht, geflohen zu sein. Und zumindest war mein Kopf wieder in Ordnung. Nur das reden funktionierte immer noch nicht. Nicht das ich es versucht hätte...bin zu müde dafür.
Auch die Umgebung blieb die gleiche. Auf der einen Seite ein hoher Geröllhang, auf der anderen der gähnende Abgrund. Und momentan lief ich durch die Wolken. Zumindest solange bis ich ein fernes Grollen hörte und stehenblieb. Das war neu und leider bedeutete neues meist noch mehr Probleme.
Das Grollen kam immer näher und die durch die Wolken sah ich, wie ein Teil des Hanges sich zu bewegen schien.
Seltsam.
Warte.... der Hang bewegt sich wirklich!!! Eine Flut aus Steinen....ich muss hier weg!!!
Und dann fing ich an Bergauf zu rennen, parallel zu der Steinflut. Zum ersten Mal seit vier Tagen rannte ich wieder. Meine müden Muskeln protestierten, doch ich ignorierte es.
Ich wusste es einfach. Würde die Steinflut mich treffen wäre ich weg. Oder....tot. Und mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden.
Tot sein heißt verschwinden und das wollte ich nicht. Also konnte ich nur Rennen und hoffen.
Leider war ich nicht schnell genug. Einer der Ausläufer der Steinflut erfasste mich und ich schrie vor Schmerzen auf.
Mit einer unglaublichen Wucht fielen Steine auf mich. Manche gerade mal so groß wie ein Kieselstein andere glatt vier Meter hoch.
Mehrmals hörte ich ein trockenes Knacken und fühlte brennenden Schmerz. Meine Haut wurde abgeschmirgelt und gnädigerweise erlosch mein Verstand wie eine Flamme im Regen. Voller Freude sank ich in die Finsternis und bemerkte nicht, dass noch jemand in meiner Nähe war...
Bevor ich über den Rand fiel wurde ich gerettet.
"Was ist nur mit die passiert, kleines Mädchen? Du bist dem Tode näher als dem Leben.... Nun ja, erst mal weg hier."
Und mit diesen Worten verschwand die mysteriöse Gestalt mit dem grauhaarigen Mädchen auf dem Arm in der herabsinkenden Dämmerung.
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