Pachycephalosaurus (10.10.2018)
- ARTIKEL DER WOCHE -
Pachycephalosaurus wyomingensis
(Dickschädelechse aus Wyoming)
Wissenschaftlich beschrieben 1931 von Charles W. Gilmore
Familie: Pachycephalosauridae
Länge: ♂ bis zu 6,2m, ♀ bis 5,3m
Gewicht: ♂ bis zu 450kg, ♀ bis zu 380kg
Der Pachycephalosaurus ist der häufigste und größte Vertreter der Dickschädel-Echsen. Er wird etwa so groß oder so schwer wie eine heutige Kuh und lebt wie diese auch in Herden. Diese bestehen meist aus erwachsenen Weibchen, einigen Jungtieren und einem starken Männchen als Anführer, welches mitunter auch rangniedere Männchen unter der Herde duldet. Eine solche Konstellation ist jedoch eher selten. Jüngere, gerade erst geschlechtsreife Männchen organisieren sich meist getrennt in eigenen kleinen Gruppen.
In der Brunftzeit, die zu Beginn der Trockenzeit beginnt, treffen diese Gruppen dann aufeinander. Nun werden die Herdenführer von jüngeren Rivalen herausgefordert und kämpfen mit ihnen um das Recht zur Paarung. Dabei versuchen sie, den Gegner an den Flanken zu erwischen und ihn abzudrängen, bis einer der Kontrahenten schließlich aufgibt. Nur die dominanten und in den Kämpfen siegreichen Männchen paaren sich mit den Weibchen. In der Brunftzeit kann es vorkommen, dass die Männchen aufgrund der Anstrengungen bis zu zwei Drittel ihres Körpergewichts verlieren. Nur die stärksten Herdenführer können mehrere Paarungs- und anschließende Trockenzeiten überstehen, manche sterben sogar infolge ihrer Auszehrung.
Die Weibchen drei Wochen nach der Paarung ihre Eier in gemeinsame Nesthügel, die sie beinahe fünf Monate lang energisch gegen Eierdiebe bewachen. Dabei können sie sehr aggressiv werden und greifen oft alles an, was sich in der Nähe ihres Nestes bewegt. Trotz ihres grimmigen Aussehens sind Pachycephalosaurier aber in der Regel friedliebende Pflanzenfresser, die sich überwiegend von niedrig wachsenden Pflanzen wie Farnen, Sträuchern und Früchten ernähren. Sie sind grau-grün gefärbt, wobei die Rücken der Männchen von zwei hellroten, zickzackförmigen Streifen geschmückt werden. Die Schädelkuppel der Männchen ist in einem grellen Pink gefärbt, die der Jungtiere und Weibchen ist flacher und von einer ganzen Reihe Zacken und Dornen gesäumt, die aber eher der Optik als der Verteidigung dienen.
Zwar fliehen Pachycephalosaurier lieber, als sich dem offenen Kampf zu stellen, aber gegen kleinere Gegner können sie auch kräftig austeilen, wenn sie in Bedrängnis geraten: Mit ihrem kuppelförmigen Schädel, den sie wie einen Rammbock einsetzen, sind Männchen wie Weibchen sehr wehrhaft und können sogar einem jungen Tyrannosaurus ernsthafte Verletzungen zufügen. Allerdings kommen Begegnungen zwischen Tyrannosauriern und Pachycephalosauriern kaum vor, weil die Dickschädel vor allem in Bergwäldern und Hochplateaus leben und sich nur selten in die Bruchwälder und Flussebenen hinabwagen.
Trivia:
Fossilien von Pachycephalosaurus sind sehr selten und bislang wurde auch nur Material des Schädels gefunden. Dies könnte damit erklärt werden, dass sich Pachycephalosaurus von den Flussebenen, die besonders gute Bedingungen für die Fossilisation bieten, eher ferngehalten und vor allem höhergelegenes Gelände bewohnt hat. Sein Körperbau ist noch immer vollkommen unbekannt und kann nur aufgrund der Daten von verwandten Arten rekonstruiert werden, womit über Gewicht und genaue Größe nur spekuliert werden kann. Nichtsdestotrotz war Pachycephalosaurus wahrscheinlich der größte Vertreter seiner Familie.
In vielen Darstellungen wird Pachycephalosaurus gezeigt, wie er mit seinem verdickten Schädel gegen Artgenossen oder Fressfeinde kämpft und ihn wie ein heutiges Dickhornschaf für Rammstöße einsetzt. Allerdings gilt diese Darstellung heute als überholt: Der Schädel bestand aus einem massiven Knochen und nicht aus Keratin wie das Horn eines Schafes wäre bei so einer enormen Krafteinwirkung gebrochen. Einen Frontalzusammenstoß mit einem Artgenossen hätte ein Pachycephalosaurus nicht überlebt.
Über die Funktion des Schädels wird heute spekuliert, dass er vor allem der Arterkennung und der Kommunikation diente. Die Schädel könnten prächtig gefärbt gewesen sein und z.B. die Paarungsbereitschaft angezeigt haben. Außerdem könnten die Tiere damit bei Streitigkeiten Schiebeduelle ausgeführt haben, ganz ähnlich wie es heutige Hirsche tun.
Aus der Hell Creek Formation sind neben Pachycephalosaurus auch noch zwei andere, etwas kleinere Pachycephalosauriden-Gattungen bekannt: Stygimoloch spinifer und Dracorex hogwartsia (der nach der berühmten Zauberer-Schule aus den Harry-Potter-Büchern benannt wurde). Einige Wissenschaftler wie Jack Horner gehen aber davon aus, dass Stygimoloch und Dracorex bloß die Jungtiere des Pachycephalosaurus waren und die Gattungen somit ungültig sind. In „Die weißen Steine" wird diese Hypothese aufgegriffen, hier ist Stygimoloch das Weibchen des Pachycephalosaurus und Dracorex repräsentiert seine Jungtiere.
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