Die Geographie am Ende der Kreidezeit (01.09.2018)
ARTIKEL DER WOCHE -
Die Geographie am Ende der Kreidezeit
Unser Planet unterliegt ständigen Veränderungen. In der Kreidezeit sah die Erde deshalb noch vollkommen anders aus, als wir sie heute kennen. Nicht einmal ein Kompass würde richtig funktionieren: Das Magnetfeld der Erde kehrt sich etwa alle 250.000 Jahre um, sodass zeitweise der magnetische Nordpol in der Nähe des geographischen Südpols lag. Am Ende des Maastrichtiums war genau das der Fall.
Das Magnetfeld ist einer der Faktoren der bestimmt, in welche Richtung sich die tektonischen Platten auf der Erde bewegen. Sie treiben auf dem flüssigen Erdmantel, was der Grund dafür ist, dass die Kontinente ihre Position im Laufe der Zeit immer wieder ändern(Kontinentaldrift). Dieser Prozess verläuft aber sehr langsam. Wenn zwei tektonische Platten aneinander stoßen, sind die Kräfte, die dabei wirken, trotzdem so gewaltig, dass dadurch Erdbeben und Vulkanausbrüche entstehen.
Durch einen extrem hohen Vulkanismus (Superplume) wurde schon in der frühen Kreidezeit der Meeresboden angehoben. Zeitweise lag der Meeresspiegel deshalb mehr als 130m über dem heutigen Niveau! Viele Gebiete, die heute Festland sind, waren in der Kreidezeit noch Teil der Weltmeere. Am ausgehenden Maastrichtium begann das Wasser zwar wieder abzusinken, aber noch immer lag der Meeresspiegel ungefähr 90m höher als heute.
In Europa sah es deshalb in etwa aus wie heute in der Karibik: Es bildete noch keinen festen Kontinent, sondern bestand aus mehreren unterschiedlich großen Inseln. Es war auch noch nicht mit dem Festland von Asien verbunden, westlich des Urals trennte die Kontinente ebenfalls ein Meer: Die Turgai-Straße. Große Teile des nördlichen Afrikas und auch Südamerikas lagen ebenfalls unter der Meeresoberfläche. Ein flaches Binnenmeer, der Western Interior Seaway, hatte auch einen großen Teil des nordamerikanischen Kontinents noch bis wenige Jahrmillionen vor unserer Geschichte überflutet und in zwei einzelne Landmassen, Laramidia im Westen und Appalachia im Osten, getrennt. Als der Meeresspiegel am Ende des Maastrichtiums wieder sank und sich die Binnenmeere allmählich wieder zurückzogen, verbanden sich die beiden Kontinente wieder zu einer zusammenhängenden Landmasse. Die übrig gebliebenen Meeresarme waren der Pierre -, Hudson - und der Bearpaw Seeweg.
Die Kontinente hatten in der späten Kreidezeit auf den ersten Blick zwar schon in etwa die gleiche Position, die sie heute haben. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es doch noch einige Unterschiede gab. Einige Kontinente lagen im Maastrichtium noch viel näher beieinander als heute, andere wiederum lagen auch noch weiter voneinander entfernt. Manche Landmassen, die heute zusammenhängen, hatten sich auch noch nicht zu zusammenhängenden Kontinenten verbunden.
Noch im Jura gab es im Süden den riesigen Großkontinent namens Gondwana, der aber im Laufe der Jahrmillionen in mehrere Teile zerbrach. Dieses Ereignis lag im Maastrichtium aber schon viele Millionen Jahre zurück. Die einstigen Teile Gondwanas, also die Antarktis, Australien, Afrika, Südamerika und der Subkontinent Indien lagen aber zum Teil doch noch dicht beieinander. Indien hatte sich noch nicht mit dem Asiatischen Kontinent verbunden und trieb als Insel mitten im Indischen Ozean. Außerdem lag Australien weiter südlich, ganz in der Nähe der Antarktis, mit der es einst verbunden war. Beide Kontinente hatten sich erst wenige Jahrmillionen zuvor voneinander getrennt.
Im Norden gab es ebenfalls einst einen Großkontinent, den wir Laurasia nennen. Die früheren Teile Laurasias, zu denen das heutige Nordamerika, Europa und Asien gehören, hatten im Maastrichtium in etwa die Breitengrade, die sie auch heute haben, eingenommen. Hinsichtlich der Längengrade gab es aber doch noch einige Unterschiede: Nordamerika und Europa lagen noch viel näher zusammen als heute, sodass das der Atlantik erst wenige hundert Kilometer breit war. Ein zusammenhängendes „Asien" gab es eigentlich noch gar nicht: Da auch Klein- und Südostasien im Maastrichtium noch nicht mit dem Rest unseres heutzutage größten Kontinents verbunden waren, wird der Kontinent im Osten nur Sibiria genannt.
Viele Landverbindungen, wie es sie heute gibt, gab es in der Kreidezeit also noch gar nicht, wie zum Beispiel den Isthmus von Panama, der heute Nord- und Südamerika miteinander verbindet. Er entstand erst vor wenigen Millionen Jahren. Es gab also keine Landverbindungen zwischen Nordamerika und Südamerika, genauso wenig wie zwischen Europa, Asien und Afrika. Stattdessen wurden die Kontinente des Nordens und die Kontinente des Südens im Maastrichtium durch ein großes Meer getrennt, dass sich sowohl im Westen als auch im Osten mit dem Pazifik verband und sich somit durchgehend um die ganze Erde gürtete: Das Tethysmeer. Überreste dieses alten Meeres sind heute zum Beispiel das Mittelmeer, das Schwarze Meer und das Kaspische Meer. Dadurch, dass die Kontinente noch so eng beieinander lagen, war auch der Pazifische Ozean noch sehr viel größer als heute und bildete ein riesiges, schier endloses Meer, das fast die Hälfte der Erde bedeckte.
Trivia:
Durch den Kontinentaldrift liegt auch die Hell-Creek-Formation, wo die Geschichte spielt, noch auf einem anderen Breitengrad als heute. Die Gesteinsschichten, die heute im Osten des U.S.-Bundestaats Wyoming lagerten, lagen einst auf Höhe der kanadischen Provinz Alberta, sodass auch das Tag-Nacht-Verhältnis im Wechsel von Sommer auf Winter eher den kanadischen Gegebenheiten von heute entsprach.
Obwohl wir ziemlich gut Bescheid wissen, wie die spätkreidezeitliche Tierwelt in Laramidia (westliches Nordamerika) aussah, ist sie aus Appalachia (östlich des Western Interior Seaways) nahezu unbekannt. Die Gesteinsschichten aus jener Zeit sind wohl während des Eiszeitalters vollständig abgetragen worden, sodass man dort nur Zugang zu älteren Zeitstufen hat. Das gleiche gilt übrigens auch für viele andere Teile der Welt – nicht überall hat man Zugang zu der Zeit von T. rex und Co.
Deutschland lag im späten Maastrichtium fast vollständig unter dem Meer. Im südlichen Niedersachsen, in Nordrhein-Westfahlen, Baden-Württemberg und Bayern bildeten einige tropische Inseln den einzigen Lebensraum, wo auch Dinosaurier lebten.
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