Falcon

Ich sitze draußen im Gras, an der frischen Luft, und beruhige mich so langsam wieder.

Linda hat ihn davon überzeugt, doch nicht gleich Hals über Kopf mit mir aufzubrechen, wie er es eigentlich vorhatte, nachdem ich im Haus so plötzlich zusammengeklappt bin.

Dumme Nuss.
Einen Grund mehr, warum ich sie nicht mag.

Außerdem ist da noch Julio, der noch immer irgendwo auf der Party verschollen ist.

Also ist Lias jetzt zusammen mit Linda noch mal ins Haus gegangen, um nach unserem Bruder zu suchen.

Der kriegt auf der Fahrt nach Hause auch was von mir zu hören, denke ich mürrisch.

Der Alkohol ist mittlerweile wieder fast komplett aus meinem Kopf verschwunden und hat meine Gedanken wieder freigegeben.
Wenn ich jetzt an die vergangene Stunde zurückdenke, möchte ich mich einfach vergraben gehen.
Am besten hier, im Garten, ganz schnell, damit mich einfach niemand mehr findet.

Und ich will verdammt nochmal endlich weg von dieser Scheißparty. Mit jeder Minute, die vergeht, steigt die Gefahr, dass ER mir noch einmal über den Weg läuft.
Owie. Oder Falcon. Wer auch immer von den beiden auch der war, der mich geküsst hat.

Es kommt mir so vor, als würden immer mehr Partygästenach draußen strömen. Ich blicke einfach nur starr auf den Boden und bete, dass meine Brüder bald auftauchen.
Und dass meine Kussbekanntschaft schön im Haus bleibt.

"Hey."

Erschrocken zucke ich zusammen, und mein Kopf schießt nach oben.
Wenn man vom Teufel spricht.

Fuck.

Ich setze eine Eisesmiene auf und starre den jungen Mann an, der dicht vor mir steht und auf mich herabsieht.

"Dank dir darf ich meinen Wagen behalten. Und bekomme ein Jahr lang das Motorrad von Owie. Danke ey.
Ich schuld' dir echt was."

Meine Empörung kennt keine Grenzen.
Wie kann er nur...?

"Du hast dich wie ein Arsch benommen. Und jetzt meinst du, du schuldest mir was? Geht's noch?"

Meine Stimme nimmt an Lautstärke zu. Ich springe vom Boden auf und sehe ihm direkt in die Augen.

Wir stehen nur Zentimeter voneinander entfernt und in meinen Gedanken macht sich ein Déjà-vu von vorhin breit.

Doch diesmal ist die Situation eine ganz andere.

"Was denkst du dir eigentlich?", zische ich den Typ an, der logisch geschlussfolgert Falcon heißen muss.

"Du hast mich zurückgeküsst. Du hast dich entschieden, MICH und nicht Owie zu unterstützen. Und du warst die eine Person mehr, durch die ich Owie übertrumpft habe."

"Ich hab von eurer scheiß Wette nichts gewusst!", schreie ich diesem ignoranten Idioten ins Gesicht und blicke mich schnell um. Von Lias oder meinem anderen Bruderherz fehlt immer noch jede Spur.

Und dabei will ich doch einfach nur weg von hier.
Weg von IHM.

Falcons Mund klappt auf, als das, was ich gerade gesagt habe, durch seine leicht alkoholisierten Gedankenbahnen sickert.
Doch bevor er in der Lage ist, irgendetwas zu erwidern, drehe ich mich auf dem Absatz um und lasse ihn stehen.

Alles ist besser, als mir jetzt noch irgendwelche weiteren Kommentare von diesem Arschloch anzuhören.

Dann gehe ich eben ins Haus und suche meine Brüder.
Dann gehe ich eben auch in den Tiefen von irgendwelchen Räumen verloren, so wie Julio.
Was soll's.

Hier bei Falcon stehen bleiben tue ich jedenfalls nicht.
"Lass mich einfach in Ruhe.
Wenn du mir unbedingt irgendwas schulden möchtest, dann sorg dafür, dass du mir nicht mehr über den Weg läufst. Arschloch."

Und mit diesen Worten haste ich zurück ins Getümmel der Partygäste im Haus.

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