Kapitel 4. [Waves~Dean Levis]
Liebes Tagebuch,
Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich weiß gar nicht warum ich das schreibe, aber keine Ahnung, ich habe das Gefühl als würde ich immer mehr zerbrechen. Ernsthaft vor zwei Jahren dachte ich das es mir schlecht geht, genauso wie vor einem Monat, aber weißt du es wird immer mehr und ich habe schon wieder einen mental breakdown. Ich will das nicht. Und meine extreme Panik vor der Zukunft hilft auch nicht gerade, ich kann das nicht, ich will so nicht weiterleben, ich will nicht studieren, nicht arbeiten, ich will nicht die Schule abschließen, mich nicht verlieben, nicht Sachen in der Zukunft planen, keine Enkelkinder bekommen, keine Familien treffen, nicht Leben. Ich kann das nicht...Ich habe so eine Panik. Bitte ich will das nicht und ich kann auch nicht mehr. Ich sehe einfach keinen Sinn im Leben. Ich verstehe nicht warum ich meine Angst und Probleme überwinden muss, es sind ja nicht einmal Probleme. Ich kann das nicht. Und ich weiß das ich darüber nicht nachdenken soll, aber ich kann das nicht. Ich will nicht mehr Leben. Ich habe das Gefühl als würde in mir etwas herumtrampeln, an mir zerren, und mich wahnsinnig machen. Ich würde so gerne schreien, mich irgendwie verletzen, keine Ahnung ich habe gerade extrem den Drang...aber ich darf nicht. Ich kann und will das nicht.
Mit tränenüberströmten Gesicht starre sie auf ihren Neusten Tagebucheintrag und versuchte ihre Atmung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Warum sie? Es gab doch nicht einmal einen Grund, weshalb sie sich schlecht fühlen konnte. Kurzerhand entscheide sie weiter durch ihre Einträge zu blättern, sodass ihr auffiel, dass sie nie ein Datum hingeschrieben hatte. Schnell schnappe sie sich noch ein Stück Schokolade und fing an zu lesen.
Liebes Tagebuch,
Ich habe heute erfahren, das wir umziehen werden. Wir werden wieder nach Deutschland ziehen. Ich freue mich so sehr, endlich weg von Sahra. Ich bin es Satt von ihr behandelt zu werden, als würde ich ein Vollidiot sein. Ich habe ihr nie etwas getan, warum macht sie sich immer über mich Lustig? Wieso muss sie mich wie eine Außerirdische behandeln? Ich bin doch auch einfach nur ein Mensch. Heute haben sie und die Zwillinge Em, geärgert. Ich habe mich doch nur für Em eingesetzt, warum mussten sie dann auch mich ins Visier nehmen? Naja, ich bin dann ziemlich wütend geworden und habe meine Trinkflasche gegen die Wand geworfen. Welch ein Wunder, sie ist jetzt kaputt.
Mit hochgezogenen Augenbrauen mustere sie den Eintrag. Den musste sie vor drei, eher vier Jahren geschrieben haben. Jetzt wo sie sich an diese Zeit erinnere, fiel ihr auf wie Idiotisch sie damals waren. Hatte Sahra ihr nicht letztens gesagt, das sie nie wusste warum sie sie so behandelt hatte?
Liebes Tagebuch,
heute haben sie uns gesagt, das sie sich scheiden lassen. Nicht, das ich das nicht irgendwie erwartet habe, ich meine in letzter Zeit war die Stimmung wirklich ziemlich angespannt und sie haben kaum ohne zu streiten mit einander geredet. Irgendwie bin ich froh, es konnte ja nicht ewig so weiter gehen das einer von ihnen bei ihrem Streits bei wem anders übernachtete. Als sie uns beim frühstück gesagt haben, das sie sich scheiden lassen sind meine Geschwister direkt in Tränen ausgebrochen. Sie tun mir leid.
Sollte ich mich schuldig fühlen, das ich mich darüber gefreut habe? Ich habe mich sehr gefreut, da ich hoffe meinen "Vater" nicht mehr so oft zu sehen. Ich habe echt keinen Bock mehr auf ihn. Ich...Ich habe doch nicht gerade ernsthaft Vater in Anführungszeichen gesetzt? Ich bin keine gute Tochter. Irgendwie fühlt es richtig an, denn er ist ja nicht mein leiblicher Vater, und wird durch die Trennung der Beiden nicht auch das Band zwischen uns getrennt? Was hat er noch mit mir zu tun? Klar, er ist der Vater meiner Geschwister, aber...wenn ich so darüber Nachdenke sind es theoretisch ja auch Halbgeschwister.
Mit gemischten Gefühlen schaute sie sich den Eintrag an. Sie hatte sich immer wieder eingeredet, das es ihr nichts ausmachte. Das stimmte doch auch, oder? Sie konnte ihren "Vater" nicht ausstehen. Wieso sollte es sie, dann verletzten oder interessieren? Er war, ja nicht ihr Leiblicher Vater und auf emotionaler ebene sah sie ihn als solchen schon lange nicht mehr an. Nicht solange, er sie nicht genauso wie seine leiblichen Kinder behandelte. Nicht solange er ihr zeigte, das er ihre Geschwister bevorzugte. Sinas Geschichtslehrer würde jetzt sagen, "Halbgeschwister", doch für sie waren es einfach ihre Geschwister. Sie hatte nicht vor dort einen Unterschied zu machen oder diesen zu erwähnen. Noch nicht.
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