❲3❳ Immunsystem
Das Forschungsinstitut glich einem Labyrinth, dessen dutzende Verwinkelungen von säuregrünen Plexiglasröhren durchschlungen waren, was zur Konsequenz hatte, dass eine aussah wie die nächste. Es war eine Probe der Nerven, dass kein einziger Lichtstrahl über das schwarze Parkett huschte, sondern man sich allein in schummriger Halbfinsternis orientieren musste. Die größtenteils älteren Angestellten, welche Lee und Devon hin und wieder begegneten, wirkten mit ihrer steinernen und konzentrierten Ausstrahlung, als hätten sie dem Tageslicht entsagt. Noch waren sie von niemandem gefragt geworden, was zwei Teenager hier suchten. Keiner schien das Geschehen im Foyer mitbekommen zu haben oder alarmiert worden zu sein, dass Neon ein paar Leute verschleppt hatte. Vielleicht, weil Neon so freundlich gewesen war und ihnen die beigen Laborkittel besorgt hatte, die jeder trug, weshalb sie betont normal durch die Flure schlenderten, statt sich wie Möchtegern-Agenten an die Wände und hinter Abfallcontainer zu pressen.
Trotzdem beeilten sie sich. Einigen Karten an den Wänden und Neons detaillierter Wegbeschreibung nach zu urteilen, die Devon noch während der Erklärung vergessen hatte, dürften sie nach mehreren gescheiterten Versuchen im richtigen Trakt sein. Es widerstrebte Devon, sich immer weiter von der Tür zu entfernen, durch welche sie dieses Schlamassel betreten hatte. Doch diese Tür war von innen ohnehin drei- und sechsfach verriegelt. Sie würde all ihre hoffentlich vorhandene Redekunst auspacken müssen, um einen verrückten Wissenschaftler zu überzeugen, sie ihnen zu öffnen.
,,Was, wenn Mister Edwood seine Gas-Zylinder rausholt? Dann sind wir gleich erledigt", flüsterte Lee, weil in den hohen Korridoren jeder Atemzug echote.
,,Jep", sagte Devon enthusiastisch. Neon hatte keine Masken gehabt und wusste nicht, wo man sie finden konnte, da sie selbst keine brauchte. Falls Joaquin es kategorisch ablehnte, mit ihnen zu reden, wären sie seinen schmutzigen Tricks genauso ausgeliefert wie seiner Fernbedienung. Mit der hatte er laut Neon die Kontrolle über alle Tore, welche den Anfang und das Ende eines jeden Korridors markierten. Wenn sich diese zuschoben, würden die beiden es vermutlich nicht in Neons waghalsiger Manier hindurch schaffen. Sie war für diesen Ort um Welten besser ausgerüstet. Aber es gab einen Grund, warum sie sich von dem Ort fernhielt, auf den sich Lee und Devon (nach mehreren Sackgassen) nun ziemlich sicher zubewegten.
Nicht, dass Devon Zweifel daran gehabt hätte, dass Neon sie beobachtete. Der rot glimmende Punkt der Überwachungskameras war oben in den Ecken gut zu erkennen. Irgendwer saß dahinter. Und wenn nicht Neon, hatte diese andere Strategien, um ihren neuen Spielzeugen auf Schritt und Tritt zu folgen, sonst würde Devon an allem zweifeln, was sie über diese extravagante Rebellin bisher erfahren hatte.
Als Devon um die nächste Ecke bog, wäre sie fast gegen eine zentimeterdicke Glasscheibe geknallt. Dahinter lauerte ein mächtiges Tor, durch dessen Mitte sich ein Zickzack fräßte. Die neongrünen Röhren bündelten sich zu Strängen, welche in den metallenen Scharnieren verschwanden, wie Venen, die zu einem Herz führten. Zu Joaquins privatem Labor, oder wie Devon es nennen würde, Bunker.
,,Die Glastür wird über einen Zahlencode und einen Händeabdruck bedient, die Joaquin mir vorenthält. Probiert es über die Sprechanlage darunter", erinnerte sich Devon an Neons Anweisungen.
Ein missbilligendes Schnauben entwich ihr, als sie sich vor dem weißen Tastenfeld neben der Glaswand platzierte. Es war versehen mit dem Logo der Institution, zwei sich überschneidenden Kreisen, die auf einem spitz zulaufenden Stäbchen aufgefädelt waren. Eine Nadel, wie Devon jetzt klar wurde.
Diesen gewaltigen Ärger hatte ihr ein einziges Mädchen in ihrem Alter eingebrockt, das absolut bemitleidenswert und furchteinflößend in einem war. Wie spät war es überhaupt? Wenn Devon nicht zurückkehren würde, würde man sie hier suchen, oder? Immerhin wussten ihre Eltern, wo sie das Praktikum hatte. Lee und sie hatten erfolglos nach Telefonen Ausschau gehalten. Ihre Handys hatte Neon ihnen natürlich nicht wiedergegeben. Falls sie es nicht durch eigene Kraft schafften, würde die Polizei sie früher oder später rausholen. Und falls es bis dahin brenzlig werden sollte, waren sie für Neon hoffentlich interessant genug, damit sie sie mit technologischen Gürteln und übermenschlicher Geschwindigkeit rettete. Auf all diese Dinge musste Devon einfach vertrauen, um nicht hier und jetzt zusammenzubrechen.
Ausgeliefert standen sie hier; Devon und die sarkastische, introvertierte Lee, mit welcher sie Astronomie und Sport hatte, welche sich vor einem Jahr bei einem Sturz vom Stufenbarren den rechten Arm gebrochen und Devon in der achten Klasse versehentlich eine Flasche Limonade Minuten vor Abgabe über den Deutschaufsatz geschüttet hatte. Den Deutschaufsatz hatte sie nachschreiben dürfen, eine Zwei bekommen und seitdem hatten Lee und sie fast kein Wort mehr gewechselt. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern Verlegenheit, die sich keine von ihnen bemüht hatte abzubauen. Nun, wo sie gemeinsam entführt, hinter Gitter gesteckt und in die Fronten zwischen einem modernen Frankenstein und seiner Schöpfung auf Abwegen geraten waren, fand Devon das lächerlich.
,,Wenn wir es aus diesem Irrenhaus heraus geschafft haben, kipp bitte Limonade auf jeden meiner Aufsätze".
Lee blinzelte. ,,Was?"
Aus dem Lautsprecher krächzte eine bekannte, rauchige Männerstimme: ,,Willkommen. Wenn ihr in mein privates Labor möchtet, bitte ohne Neon".
Devon hatte das Gefühl, dass die Überwachungskamera ihr ein Loch in die Seele glotzte. ,,Neon ist nicht bei uns", versicherte sie Mister Edwood.
Nach einer kurzen Pause knisterte ein ,,Sehe ich" aus der weißen Anlage.
Lee und Devon gingen in das aufgleitende Glastor, und erst, als sich dieses geschlossen hatte, öffnete sich das Zickzack des Metall-Monsters.
Sie waren im Erdgeschoss des Turmes. Doch darin war nicht jedes Stockwerk separat- das Gebäude weitete sich über Devon wie eine Kirche. Nur hinter Geländern konnte man durch die ringförmigen Etagen wandern, in denen sich massive Bücherregale sammelten. Das Erdgeschoss, welches Lee und Devon einlud, hatte weniger Bücherregale, dafür umso mehr Tische mit Mikroskopen, Lampen, Regalen voller Fläschchen und Ampullen, und das alles im dunklen, verchromten Stil der gesamten Einrichtung. Mit diesen Gegenständen konnte Devon etwas aus dem Chemie- und Biologieunterricht anfangen. Das Labor war jedoch auch von unidentifizierbaren Apparaturen und Tanks gesäumt. Vor dem größten, dessen Inneres von einem Überzug verhüllt wurde, standen Briar, Ethan und Mister Edwood auf einem Podest in der Mitte. Sie waren in Kittel und OP-Masken gekleidet, Briar und Ethan erwartungsvoll dem Tor zugewandt, wohingegen sich Joaquin mit einem Tisch befasste, auf dem sich alle der genannten Utensilien wiederfanden.
Briar und Lee riefen den Namen des jeweils anderen, und Briar stürmte von dem Podest und in Lees Arme. Devon konnte nicht mal den Fokus von Joaquin C. Edwood lösen, um Briar zuzunicken. Der Forscher neben Ethan hatte sich halb zu seinen Neuankömmlingen gedreht, während er in seinen behandschuhten Fingern ein Reagenzglas mit transparenter Flüssigkeit kreisen ließ. Eine teuer wirkende Schreibtischlampe fuhr die Konturen seines melierten Seitenscheitels nach.
,,Ich muss zugeben, eure Präsenz übermäßig negativ bewertet zu haben", brummte Mister Edwood, was wohl eine freundliche Begrüßung ersetzte. ,,Ich hielt euch für ein Bakterium, welches mein Labor, diesen Organismus, gefährden würde. Nun möchte ich euch eher mit einem Impfstoff vergleichen, dank dem unser Immunsystem vor frischer Resilienz strotzt". Er stellte das Reagenzglas in einen Behälter auf dem Pult. ,,Ihr habt mich auf verwundbare Flecken aufmerksam gemacht, auf Szenarien, die ich Neon nicht zugetraut hätte. Sein Werk immer wieder zu prüfen und zu optimieren, das ist die Leistung eines echten Wissenschaftlers".
Ächzend schloss sich das Tor hinter Devon. Das Tastenfeld links davon ließ erahnen, dass man nicht einfach hinaus spazieren konnte.
Sie löcherte Ethan mit Blicken, damit er Devon irgendwie darauf einschwören konnte, wie riskant die Situation war. Doch er zuckte mit keinem Muskel, und der karamellige Lockenschopf sowie die OP-Maske verschluckten quasi sein Gesicht. Noch war ihnen zumindest kein betäubendes Gas vor die Füße geworfen worden.
,,Mister Edwood-", begann sie.
,,Doktor Edwood".
,,Doktor Edwood, ja. Neon hatte Lee und mich mit sich genommen, aber jetzt sind wir da. Ich möchte mich noch einmal ehrlich für die Störung entschuldigen. Sie haben mit unserem Praktikum nichts zu tun und es wäre völlig okay, uns einfach vor die Tür zu setzen".
Das war nicht, womit sie von Neon beauftragt worden war, und das hatte Devon nicht vergessen. Ergab sich die Chance, würde sie versuchen zu helfen, denn falls die Pläne bezüglich Neon stimmten, war dieser Mann jenseits von Gut und Böse. Aber zuerst musste sie sichergehen, dass der liebliche Doktor Edwood die vier Jugendlichen nicht ebenfalls entsorgen wollte.
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, rieb die Finger in schwarzem Latex aneinander, strich mit ihnen über das von Stoff bedeckte Kinn. ,,Ich bin im Zwiespalt. Einerseits würde es zu viele Menschen hierher ziehen, wenn ich euch aufbewahren würde und man anfängt, nach euch zu suchen. Andererseits kann ich euch mit dem, was ihr erfahren habt, nicht nach draußen lassen".
Bei Devon stellten sich jegliche Härchen auf. Keine Option klang, als wöllte er ihrem Vorschlag nachkommen, und die Bezeichnung ,,aufbewahren" missfiel ihr besonders.
,,Wie wäre es, Sie zeigen ihnen, was Sie uns gezeigt haben?", meldete sich Ethan, als wäre er nicht mitgemeint.
Nach einem eisigen Zögern, das Devon an Joaquin hasste, sagte er: ,,Kommt hoch".
Devon erklomm die drei Stufen zum Podest im Zentrum des Erdgeschosses, Briar und Lee dicht hinter ihr. Jetzt, wo sie direkt unter ihm war, schindete das Kuppeldach noch mehr Eindruck. Unterschiedliche, grüne Formationen aus Linien schlängelten sich darüber, ähnlich wie Sternbilder.
Auf dem Tisch herrschte ein Wirrwarr aus Silikonschläuchen. Die transparente Flüssigkeit aus dem Reagenzglas floss durch das Chaos an Schläuchen in mehrere Beutel. ,,Das ist eine Nährlösung", klärte Mister Edwood sie auf. ,,Eine noch nie da gewesene Form von Leben zu stabilisieren, ist komplizierter als die Schöpfung an sich. Es war äußerst schwierig und hat viele Prototypen gekostet, die individuelle Formel dafür zu finden, was es braucht, um stark genug zu werden, seinen Dienst zu erfüllen".
Bei Devon läutete eine Glocke, aber Lee sprach es eher aus als sie. ,,Es? Meinen Sie das Monster, das Neon-"
,,Monster?" Joaquin lachte, keuchend und hohl. ,,So nennt sie dieses Wunderwerk? Da trennen sich unsere Perspektiven etwas. Ich hoffe, sie hat euch nicht noch mehr Flausen in den Kopf gesetzt".
Devons Angst wandelte sich zu Verärgerung. Dieser Doktor Professor sah in ihnen dumme, naive Kinder, und auch wenn Devon niemandem etwas beweisen musste, wollte sie das nicht mit sich machen lassen. ,,Welchen Dienst soll Ihre Schöpfung denn erfüllen, Doktor Edwood?", fragte sie nach, und womöglich schwang darin ein Hauch von Häme mit.
,,Dienste, welche der Staat nicht übernehmen kann, weil er weder das nötige Wissen hat, noch es haben sollte", antwortete er ausweichend. ,,Meine Forschung hat bisher Großartiges hervorgebracht. Aber das kann sie nicht in den Ketten starrer Vorschriften".
Eine wirklich umständliche Weise zu sagen, dass der Spaß illegal ist, dachte Devon. ,,Hat sie auch schon... nicht so Wünschenswertes hervorgebracht?", hangelte sie sich an Joaquins Eigenlob entlang.
,,Lektionen", sagte er und knetete einen Beutel mit Nahrlösung. ,,Zum Beispiel, dass manche Variablen, denen man einen geringen Einfluss beigemessen hat, das Ergebnis stark verändern können".
,,Wie bei Neon?"
,,Ja, wie bei Neon", wiederholte Joaquin betonter. ,,Noch heute ist mir nicht ganz klar, welcher Fehler bei ihrer Erschaffung unterlaufen ist. Ich muss mich bei der benötigten Energiemenge verrechnet haben, und das hatte einen Kollaps zur Folge. Die resultierenden, seismischen Wellen überlasteten ihre neuronalen Netzwerke, sodass sie sämtliche Eigenschaften einer perfekten Assistentin hat- außer Gefügsamkeit".
,,Seismische Wellen?"
,,Äußerst heftige Wellen".
,,Also ein Erdbeben? Das, welches in den Nachrichten war?", schlussfolgerte Devon. Das dumpfe Pochen in ihrem Kopf wurde drängender, je mehr sich die Puzzleteile zusammenfügten.
,,Es war der Beginn einer enorm spannenden Herausforderung", bestätigte Mister Edwood.
,,Dann stimmt es? Siehst du, Ethan? Das Erdbeben wurde hier ausgelöst!", sagte Briar mit geschürzten Lippen.
Unter der Lockenmähne wurde kräftig mit den Augen gerollt.
Mister Edwood schnaufte amüsiert. ,,Die Behörden hätten meiner Forschung den Garaus gemacht, wäre Neon nicht gewesen. Sie hat meine Maschinen versteckt und diese Schnüffler in ihrer erbärmlichen Arbeit behindert. Die Welt ist noch nicht bereit für den Fortschritt, welcher in meinem Heiligtum wächst und gedeiht. Aber ihr seid es". Er hatte zwei OP-Masken für Lee und Devon aus einer Schublade gefischt und ließ sie an einem Finger baumeln.
Mit flauem Magen zupfte Devon ihm eine ab und setzte sie sich auf. Nach den Informationen, die Neon ihnen gegeben hatte, war sie davon ausgegangen, Ethan und Briar auf einem Folterstuhl vorzufinden, und nicht bei einer exklusiven Tour durch sein privates Labor. Ihr Gastgeber war keineswegs normal oder sympathisch, doch ihre Begegnung lief zu gut, um wahr zu sein.
Mister Edwood knöpfte den Beutel von seinem Schlauch-Salat ab und reichte ihn Devon. Wie ein exotisches Haustier, bei dem sie nicht wusste, wie sie es anfassen sollte, quoll die Plastikhülle mit ihrem dickflüssigen Inhalt in Richtung Erdkern. Eine kalte Hand in ihrem Rücken geleitete Devon sanft die Stufen auf der anderen Seite herunter, auf den Tank zu, dessen Inneres von einem schwarzen, geriffelten Panzer verborgen wurde.
,,Zwar bin ich in Besitz von Neons DNA, doch es gelang mir nicht, die Anomalien ihrer Erschaffung nachzustellen. Ich konnte kein Wesen kreieren, das ihr ebenbürtig und gleichzeitig kontrollierbar ist. Wir mussten diesen Ort, meinen Lebenstraum, radikal umkrempeln, um sie zumindest davon abzuhalten, auszubrechen. Aber aufhalten kann ich sie und ihre Zerstörungskraft nicht- bis zu diesem Tag".
Mister Edwood trat mit der Spitze seiner Lederschuhe auf einen Schalter zwischen den spiegelglatten Fliesen, und ratternd teilte sich die Fassade des Tanks wie ein Vorhang.
Devon hätte den Beutel fallen gelassen, hätten diese Mauern ihr nicht eine neue Dimension von Selbstdisziplin eingeprügelt. Hinter ihr wurde nach Luft geschnappt.
Das Monster war eine Katze. Eine übergroße, überbeängstigende, übergrüne Katze. Angestöpselt an zig Kabel schwamm das muskulöse, schlafende Unikat mit unterarmlangen Fangzähnen in seinem Saft.
Mister Edwood klappte einen Anschluss, welcher in das Ende des Beteuls passte, an einer Leiste des Tanks auf. Schlüssel und Schlüsselloch, und ein unendlich schwer gewordener Beutel in Devons Obhut. Mister Edwood deutete mit dem Kinn auf den Anschluss, keine noch so winzige Emotion berührte seine Miene.
Ein stummes ,,Auf welcher Seite wirst du sein?"
In Devons Geist wirbelten wilde, orangene Haare um ein kesses Grinsen. Grüne, gesprenkelte Augen zwinkerten sie kopfüber hängend an. Das Klimpern von Nadeln, das Knarzen wuchtiger Stiefel. Gellendes Lachen, zwischen dem die Worte fielen, dass jeder sie tot haben wollte.
Sie hatte die Wahrheit gesagt.
,,Bei allem Respekt, dieses Ding sieht aus, als könnte es Neon... ernsthaft verletzen", sagte Briar in die plötzliche Stille hinein.
Er hat es ihnen nicht erzählt, verstand Devon. Und er wird ihnen das Richtige über Neon erzählt haben, dass ihre Aussage im Foyer schon vergessen wurde.
Mister Edwood antwortete nicht, nicht mit Worten. Seine Kälte visierte das Mädchen mit dem honigblonden Zopf an, ließ sie selbst zu der Erkenntnis kommen, dass exakt das das Ziel war.
,,Stopp, stopp, stopp. Das heißt, Sie-Sie wollen sie..." Briars Pupillen hasteten von Lee zu Devon zu Ethan und wieder zurück, aber keiner wagte es, sich zu bewegen.
,,Es geht nicht darum, was ich will. Es muss so sein", sagte Mister Edwood mit vor Falschheit triefender Geduld.
Eine Hemmung zerbarst in Devon wie ein Korken von einer Flasche, in der sich zu viel angestaut hatte. ,,Wieso? Wie können Sie das mit sich vereinbaren?", flüsterte sie mehr zu sich selbst. ,,Sie sagten, Neon habe das Labor vor den Behörden gerettet. Sie mag Sie, beschützt Sie, und trotzdem..."
,,Erfüllt sie nicht ihren Zweck", raunte Joaquin mit der Härte vom Foyer. ,,Sie ist alles für mich. Faszinierend und genial, aber unberechenbar. Es hat einen Grund, warum ich diese Gestalt für meinen Gehilfen wählte. Als Kind schenkte mein Vater mir einen Kater. Einen nicht gerade kleinen. Ich liebte meinen Spielkameraden, studierte jede seiner Verhaltensweisen, und ignorierte es, als mein verehrtes Forschungssubjekt Wildheit entwickelte. Ich ignorierte es, als er die Kaninchen des Nachbarn zerfleischte, unsere Möbel ruinierte und einem Jungen auf der Straße Löcher ins Bein bohrte. Für mich existierte nur das warme Fell und das niedliche Schnurren, nicht die Krallen".
Er schnalzte mit der Zunge, als wäre ein Kind, das seine Katze gern hatte, das Törichste auf der Welt.
,,Im einen Moment tollten wir freudig herum, im nächsten hatte ich Krallen und Zähne an meinen Hals, die die Singvögel in unserem Garten zerfetzten wie Taschentücher. Ich erwürgte ihn, und das Leben dahinsiechen zu sehen war ebenso schön, wie es blühen zu sehen". Joaquin C. Edwood schob den kantigen Kiefer nach vorn. ,,In meiner Berufung darf man persönliche Bunde nicht über das Gewicht des Ergebnisses stellen. Gefahren müssen um jeden Preis vermieden und ausgelöscht werden. Und Neon ist, so wahr ich sie achte, eine Gefahr".
Schweiß explodierte auf Devons Körper, die Bilder gewannen und ihre Selbstbeherrschung verlor. Der Beutel klatschte auf den Boden und spritzte weiße Brühe auf ihre Turnschuhe und Joaquins elegante Ledertreter.
,,Sie sind die Gefahr", zischte Devon.
,,Plus, Sie lassen sich zu sehr davon ablenken, sich selbst beim Reden zuzuhören", rief Ethan. Er stand ein paar Meter abseits, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Und er zeigte mit einer Fernbedienung auf den Ausgang.
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