❲2❳ Geistesblitz
Weil es keine Worte gab, die annähernd beschreiben konnten, was durch Devons Kopf rauschte- wie es auch bei den anderen sein musste- starrten sie sich alle an wie in klassischen Westernfilmen, von denen Devon vor ein paar Tagen noch einen geschaut hatte in dem Glauben, dass sie ihrem Praktikum sorglos entgegensehen konnte. Er will sie töten?, dachte sie. Was zum...
Joaquin C. Edwood ließ seine eiskalte Miene über die vier konsternierten Jugendlichen und die grinsende Neon ziehen, wie sie anscheinend hieß. Das Foyer wog sich wieder in seiner gespenstischen Stille.
Ethan zerbrach sie, indem er sich um hundertachtzig Grad drehte und zur Tür stapfte.
,,Ethan?", entwischte es Lee, leise und verunsichert, doch der Namensgeber dieser Einrichtung hätte sich nicht weniger für ihn interessieren können.
,,Wie in aller Welt hast du das angestellt?", fragte er geradeheraus an die Person mit den grellsten Haaren im Raum, den Rücken konfrontationsbereit durchgebogen. Diese Stimme, kratzig wie abgenutztes Leder, tränkte jede Silbe in Bedrohlichkeit.
,,Als ob ich das verrate!", rief Neon sichtlich unbeeindruckt. Das Grinsen schien ihr in die Lippen gemeißelt zu sein und sie rollte dramatisch mit den Augen, als wäre es ein Geplänkel zwischen Eltern und ihrem Kind.
,,Neon", sagte er mit unverkennbarem Ärger, trat einen Schritt auf sie zu. ,,Wir brauchen hier keine Fremden".
,,Du vielleicht nicht", sagte Neon. ,,Ich habe Lust darauf".
Ethan war fast bei der Tür angekommen. Devon surrte die Gurte des Rucksacks enger um ihre Schultern und fasste sich ans Herz, um noch einen Ticken Anstand aufzubringen, bevor sie verschwinden würden. ,,Es tut mir leid, dass wir gestört haben. Eigentlich hätten wir im Krankenhaus der Stadt Praktikum gehabt..."
Mister Edwoods Augen richteten sich mit undurchdringlicher Härte auf sie.
,,...aber dann wurde uns eine seltsame Mail geschrieben, dass wir zu Ihnen gehen sollen. Da muss ein Fehler unterlaufen sein, ich..."
In Devons Rücken klackte die breite, verchromte Klinke. Es geriet ins Stocken, wandelte sich zu einem Rütteln.
Okay, die Tür geht nicht auf. Womöglich ist das bei Laboren ganz normal, sagte ein rationaler, einlullender Schutzengel in Devons Kopf.
,,Oh, ist die Tür verschlossen?", merkte sie im freundlichsten Tonfall an und verfolgte Neon und Mister Edwood aus dem einen Blickwinkel und Ethan, der an dem hohen Flügel drückte und zog, aus dem anderen. Erst jetzt fielen Devon die schmalen Leitungen auf, die die Doppeltür umrahmten. Oben in der Mitte blinkte ein Kasten in schwachem, weißlichem Licht. Ein Schließmechanismus.
Auch jetzt überhörte Mister Edwood Devons bemühte Freundlichkeit. ,,Sie kommen mit mir", sagte er, ohne dass das Widerrede zugelassen hätte.
Zum ersten Mal wankte Neons gute Laune. ,,Nein, tun sie nicht".
,,Geh auf dein Zimmer".
,,Nein!", wiederholte sie lauter.
Edwoods Augen waren zu Schlitzen verengt. Im grünen Halblicht funkelten sie wie zwei Säbel aus Schatten. ,,Ich werde sie in Gewahrsam nehmen. Du weißt, dass dies das Beste ist".
Aufgrund der bisherigen Entwicklung war Devon darauf eingestellt gewesen, dass Neons Widerstand nun in einen Streit mit Geschrei ausarten würde. Doch ihre jüngst entflammte Wut verpuffte erneut und hinterließ ein provokantes Grinsen. ,,Versuch es".
Mit einer Hand packte sie Devon am Arm, mit der anderen riss Neon in einer einzigen, flüssigen Bewegung einen der zahlreichen Gürtel von ihrer Brust- und schleuderte ihn. Fast schon gelangweilt wich dieser dem rotierenden Geschoss aus. Es schlitterte über den Boden und wurde mit einem peitschenden Geräusch von der Wand abgefangen. Ein Zucken ging durch den Gürtel, und dann rollte er sich blitzschnell wie eine Würgeschlange zusammen. Etwas, das ein normaler Gürtel nicht können dürfte.
Devon hatte keine Zeit, irgendetwas davon zu verarbeiten. Neon wirbelte herum und zog die Elftklässlerin mit sich. Dass sie sich gerade so auf den Füßen halten konnte, hätte Neon wenigstens zum Straucheln bringen müssen, aber ihr Gleichgewichtssinn und ihre Stärke waren nicht von dieser Welt. Wie ein Stofftier behielt sie Devon in ihrem eisernen Griff und wählte einen weiteren Gürtel aus ihrer Sammlung aus.
Dieses Mal galt er Lee. Sie stand verdutzt neben Briar, wenige Schritte hinter Devon, sodass man sie kaum hätte verfehlen können. Mit einem grässlichen Klatschen prallte der Gürtel gegen sie und tat das, was er auf dem Boden als Trockenübung gezeigt hatte: Lees Arme, hinter denen sie reflexartig ihr Gesicht versteckt hatte, wurden eng an ihren Oberkörper geschnürt. Die Wucht des schmerzhaften Zusammenstoßes beförderte Lee nach unten, ihre ordentlich gekämmten, haselnussbraunen Haare bauschten sich um ein vor Schreck erstarrtes Gesicht. Die beige Tragetasche sackte mit ihr zusammen auf das grün umrandete Parkett. Mit einem Schrei stürzte sich Briar auf sie. Ethan schien sich nicht entscheiden zu können, ob er weiter versuchen sollte, die Tür aufzubrechen, oder sich in die unmittelbare Gefahr zu begeben.
Der Anblick ihrer getroffenen Mitschülerin lockte Devon aus der Reserve. Wild schlug sie auf jenen Arm ein, welcher sie gepackt hatte, egal, ob es Devon den nächsten Gürtel bescheren würde. ,,Lass mich los!", brüllte sie. Doch es wirkte, als würde ihr Ausraster Neon nicht einmal Schmerzen bereiten. Devon ignorierend, suchten ihre Finger das dritte Geschoss, als ein tückisches Zischen ertönte.
Ein zylinderförmiger Behälter kullerte gegen ihre Füße. Das Zischen ließ die Öffnungen, aus denen es strömte, flimmern. Abschätzig kickte Neon ihn mit den Plattform-Stiefeln davon, doch da machte sich bereits ein starker Schwindel an Devon zu schaffen. Trotz des wässrigen Films in ihrem Sichtfeld registrierte sie, dass Mister Edwood eine Maske über Mund und Nase trug und eine Fernbedienung von sich streckte.
Mit metallischem Brummen schoben sich Tore vor die Flure, welche sich vom Eingangsbereich abspreizten. Der Schwindel setzte sich in Devons Körper fort, lähmte ihre Gedanken und ihre Beine. Lee, die nicht mehr hochkam, und Ethan und Briar, die ebenfalls taumelten, verschwammen mit den grünen Röhren zu einem chaotischen, verfremdeten Bild.
,,Oh, das wird spannend", sagte ein hervorstechender Fleck aus hellem Orange. Er bückte sich nach Lee, und Devon ließ sich in den starken Griff fallen. Das Letzte, was sie sah, war das nach unten gleitende Tor über sich.
Schlaf.
Stille.
Erst zeitlos und vollkommen.
Dann unruhiger. Linien fügten sich in die Farblosigkeit ein, manifestierten sich zu Konturen. Devon blinzelte, und hätte die Augen sogleich am liebsten nie wieder geöffnet. Sie wurde von einem gleißenden Licht geblendet und drehte sich stöhnend zur Seite, um dem zu entkommen. Nun kehrte auch das Hören zurück. Ein dumpfes Klopfen drang an Devon und bei dem Versuch, es zu verorten, fand sie sich in einem Hinterzimmer wieder.
Eine grelle Wannenlampe strahlte sie an, über die niedrigen Wände verliefen Heizungsrohre, da waren ein Tisch und ein klappriger Stuhl. Neben ihr lag Lee. Ein kunstvolles Gitter trennte beide von der spärlichen Einrichtung. Keine Spur von ihren Rucksäcken oder Handys.
Die Fetzen setzten sich zusammen. Wie sie in das schaurig schöne Forschungsinstitut gegangen waren. Wie dieses schräge Mädchen ihnen aufgelauert hatte, und dass Joaquin C. Edwood, der leitende Forscher, hinzugestoßen war. Ab da waren Devons Erinnerungen ein einziges rasendes Karusell aus Adrenalin. Die Gürtel. Das Gas. Das Tor- Das Tor hatte sie nicht zermatscht.
Lee, spuckten ihre Gedanken aus, als sie wieder klare Formen hatten. Devon rüttelte an Lees Schulter, und unter dem haselnussbraunen Schleier blinzelte und keuchte es. Sie schien so weit unverletzt und war nicht mehr gefesselt. Das war auch nicht vonnöten, denn an dem Gitter, welches die zwei in eine schmale Ecke des Zimmers sperrte, fand Devon keine Schwachstelle. Nur ein seltsamer, handgroßer Huckel in dem schwarzen Parkett erregte einen Verdacht, aber falls dieser ihnen helfen konnte, vermochte Devon nicht in Erfahrung zu bringen, wie.
Das Klopfen verstummte nicht. Es war eine penetrante, sich wiederholende Melodie. Tap-tap, tap-tap-tap, tap-tap, tap. Erfahrungsgemäß lüftete ein Blick an die Decke das Geheimnis.
Fast senkrecht über Devon baumelten klobige, mit orangenen Schnürsenkeln ausgestattete Stiefel von einem Dachbalken.
Sie brach in schallendes Gelächter aus. Es klang so derb und unschön wie zerplatzende Ballons auf einem Kindergeburtstag, Lee schaute sie irritiert an, selbst die hin und her pendelnden Stiefel verlangsamten ihren Rhythmus. Aber Devon konnte einfach nicht aufhören zu lachen, weil es so bescheuert war. Heute Morgen war sie in einen Bus gestiegen. Dieser Bus hatte sie und drei andere Jugendliche in einen düsteren Wald zu einem düsteren, kryptischen Forschungsinstitut gefahren. Darin hatte man sie bewusstlos gemacht und wie ein süß anzusehendes Mäuschen in einen Käfig verfrachtet. Das war dermaßen zum Schreien, dass ihr erst nicht auffiel, wie sich ihr hysterisches Prusten in Schnappatmung verwandelte.
,,Du bist immer wieder für Überraschungen gut", kam es von dem stählernen Balken, und zwar viel zu heiter. Die Stiefel rutschten ein Stück nach oben, dann ließ Neon sich kopfüber von dem Balken hängen, der Saum des Laborkittels flatterte um ihre braun-grüne Strumpfhose. Als einzige Lichtquelle warf die unbarmherzige Wannenleuchte ihren Schatten durch den verwahrlosten Raum, welcher mit dem Hochglanz der Eingangshalle wenig gemein hatte. Keine neongrünen Röhren spalteten den verstaubten Boden, die heruntergeputzte Wand über dem Tisch wurde von Notizzetteln und Anleitungen mit komplizierten, technischen Skizzen tapeziert.
,,Wo sind Briar und Ethan?", fragte Devon unverblümt, denn sie konnte Lee ablesen, dass diese Selbiges wissen wollte. Briar und sie waren Freundinnen, ein pragmatisches Top und ein weicher Pulli, Frühling und Herbst. Doch Lee drückte sich gelähmt vor Angst gegen die Wand, und auch Devon hatte quälende Angst, aber zumindest ihre Wut.
,,Bei Joaquin", antwortete das Mädchen, dessen halblange, orangene Haare wie ihre Arme herab baumelten. ,,Er ist nicht allzu begeistert von euch".
Devon musste kurz die Augen schließen, um den Tumult in ihrem wummernden Schädel zu bändigen. ,,Das hier sollte nie ein Praktikum werden. Die Mail..."
,,... war eine Herausforderung. Ich musste einen Computer mit Internetzugang finden, mich einloggen und das, ohne dass Joaquin es merkt. Vor einiger Zeit habe ich mich schon einmal bei irgendeinem Verein rein gehackt und den Letzten, denen eine Nachricht zugesendet worden war, gesagt, dass sie ab sofort zu mir kommen sollen. Aber wie sie mir zurückgeschrieben haben, konnte das Missverständnis"- Neon malte Anführungszeichen in die Luft- ,,geklärt werden, indem sie bei ihren alten Leuten angerufen haben. Also musste ich nicht nur eine Mail schreiben, sondern diesem- was war das noch gleich? Ach ja, der Verwaltung dieses Krankenhauses auch die Leitung belegen".
Devon und Lee tauschten einen Blick, welcher verhieß, dass sie sich darin einig waren, wie erschreckend viel Sinn das ergab.
Neon verschränkte die Arme vor ihrer Kollektion aus Gürteln. ,,Joaquin hat mir mal erzählt, dass das Institut tief in einem Wald liegt und andere Menschen weit weg wohnen. Durch klug gestrickte Gespräche mit unseren werten Mitarbeitern konnte ich in Erfahrung bringen, dass Busse beim Anreisen eine Rolle spielen. Und damit ihr euch nicht verlauft, habe ich mit diesem freundlichen alten Herrn Kontakt hergestellt und ihm eine gewisse Summe zugesagt, wenn er euch eine nicht existente Station bis vor die Haustür fährt". Neons Finger, die nicht stillstehen konnten, tippten auf ihre Gürtel-Rüstung. Tap-tap, tap-tap-tap, tap-tap, tap.
,,Und wozu der ganze verschissene Aufwand?", fauchte Devon, während sie den Busfahrer in ihrem Kopf mit den schlimmsten Beleidigungen verwünschte. Irgendetwas hatte an dem bis zum Himmel gestunken, und nicht nur sein eine Nummer zu klein geratenes Jackett.
,,Um zu lernen", entgegnete Neon und begann, kopfüber vor und zurück zu schwingen. ,,In diese Wände hereinzukommen, ist nämlich hart genug, aber herauszukommen unmöglich. Für mich zumindest".
Es lag Devon auf der Zunge, Neon daran zu erinnern, dass Lee und sie diejenigen in einem Kerker waren, doch da purzelte ihr der skurrilste aller Sätze im Foyer ins Gedächtnis: Dass Mister Edwood Neon töten wolle. ,,Bist du hier eingesperrt?"
Für ein paar Sekunden pausierte Neon ihr hyperaktives Verhalten- woran man offenbar erkennen konnte, wenn etwas ihr Interesse weckte. Die Wannenleuchte machte deutlich, von welch intensivem Grün Neons Augen waren, als trugen sie die Fichten des Waldes in sich. Sie waren von helleren Akzenten gesprenkelt, wie der in dünne Streifen geschnittene Himmel zwischen ihren Nadeln, und fixierten Devon unverhohlen, welche dieses wortlose Kräftemessen nicht scheute.
,,Joaquin hat mich erschaffen", formulierte Neon schließlich zaghaft. Sofort wurde daraus wieder die charakteristische, übersteigerte Fröhlichkeit. ,,Na ja, nicht wie geplant. Trotzdem mag er mich".
,,Also will er dich nicht...?" Devon wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Die Kälte dieses Mannes war ihr unter die Haut gekrochen, als hätte er sie in Schnee gesteckt. Gleichzeitig war er mit Neon regelrecht väterlich umgegangen.
,,Töten?", vervollständigte Neon. ,,Unschädlich machen? Beseitigen? Eliminieren? Neutralisieren? Dahin schicken, wo ich hergekommen bin? Dafür fliegen in diesen Laboren allerlei Titel durch die Kante". Neon kicherte, und Devons Magen stülpte sich dabei um. ,,Doch, das schon".
Lee sog scharf die Luft ein. ,,Aber das kann er nicht machen. Das wäre Mord. Du bist ein Mensch!"
Sie versucht, das Vertrauen unseres Entführers zu gewinnen. Keine schlechte Idee. In Situationen wie diesen zählte jedes Thriller-Laien-Wissen.
,,Bin ich das? Sollte ich das überhaupt je werden?", erwiderte Neon. ,,Ich kann Hitze aushalten, bei der ein Mensch umkippt. Oder Strahlung ausgesetzt werden, die die Zellen normalerweise, ihr wisst schon". Sie presste ihre Hände aneinander, als würde sie Papier zerknüllen. ,,Ich kann problemlos Gase atmen und Stoffe gespritzt bekommen, von denen ihr narkotisiert werdet. Wie Joaquin es für seine perfekte Assistentin haben wollte. Eine Komplikation bei meiner führte leider dazu, dass ich nicht auf Knopfdruck funktioniere. Ich bin zu schnell und zu stark und zu raffiniert, um mich einzufangen. Und das macht mich zu einer übergeschnappten Erfinderin, welche diese Räumlichkeiten bloß nicht verlassen darf und... sucht euch eine der Bezeichnungen aus".
Dieser Typ hat dich gezüchtet?", platzte es Lee heraus. ,,Was genau ist das hier? Ein Unternehmen für geheime, russische Experimente?"
Neon zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe doch keine Ahnung von Unternehmen. Wenn ich was unternehme, bedeutet das, dass etwas explodiert".
Devon räusperte sich. ,,Das ist zweitens. Was man nicht leugnen kann, ist, dass du in einer äußerst unschönen Lage bist. Und du hast uns zu dir geführt, damit wir dich befreien, richtig?"
,,Aus reiner Neugier", sagte Neon.
,,Aber du willst sicher nicht sterben".
,,Natürlich nicht".
,,Und gemeinsam mit uns ist die Chance womöglich besser, dich zu retten".
Neon entblößte amüsiert die Zähne. ,,Dieser Geistesblitz kam mir auch gerade. Wie erwähnt, bin ich raffiniert".
Devon lehnte die Stirn gegen das Gitter, lässig ihren vor Taubheit kribbelnden Arm obendrüber, sodass es kämpferisch und nicht flehend anmutete. ,,Von hier aus sind wir dir nicht nützlich".
Neon zeigte noch mehr Zähne. ,,Oh, wie ihr das bewerkstelligt, habe ich euch längst verraten".
Devons frisch gesäte Hoffnung zerschellte, bis sie die Skizzen an der Wand gegenüber inspizierte, Blätter über Blätter von selbst erbauten Mechanismen und Gerätschaften. Die Antwort war buchstäblich vor ihrer Nase gewesen.
Sie tastete nach dem Huckel im Boden und pochte den Rhythmus darauf. Tap-tap, tap-tap-tap, tap-tap, tap. Klickend löste sich die Verankerung an der einen Seite und das Gitter schwang einen Spalt auf.
Neon machte keine Anstalten, sie zu hindern. Mit wackeligen Knien, was nicht allein dem Gas zu verschulden war, tappten Lee und Devon vor die Stäbe, wohlwissend, dass die echte Freiheit ihnen noch nicht vergönnt war.
Die Orangehaarige lehnte sich nach vorn- mit einer Körperspannung, die ihr nicht die geringste Mühe zu kosten schien, wodurch Devons Stirn beinahe ihre berührte. Blasse Flecken, welche das Halbdunkel verborgen hatte, hoben sich darauf ab.
,,Ich weiß, dass ihr fliehen wollt", wisperte Neon.
Devons Puls katapultierte sich in die Höhe, ihre Mimik entgleiste, und Neon wäre als gewöhnlicher Mensch vor Lachen vom Balken gefallen. ,,War ein Scherz. Du hast bewiesen, dass du klug bist. Ihr werdet nützlich sein". Sie visierte über Devons Schulter Lee an, der eine Schweißperle über den Hals lief. ,,Nicht so nervös sein, Ethan. Ihr müsst lediglich ein paar so gut wie unmöglich Sachen vollbringen".
,,Lee", korrigierte sie nuschelnd.
,,Falsch, Ethan. Soll ich dir erzählen, nach welchem Merkmal ich diesen Namen für dich ausgewählt habe?"
,,Gerne", sagte Lee rasch.
,,Nach keinem! Er ist bei meinen Zuordnungen übrig geblieben". Sie ignorierte Lees Gesichtsausdruck und stupste Devon auf die Wange. ,,Bevor ich euch auf Erkundungstour schicke, sollte ich euch noch"- ein friedfertiges Lächeln schlich sich um Neons Mund- ,,über die neuste Methode informieren, mit der Joaquin sein Ziel endlich erreichen will".
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top