Wings (30)
An dem Tag, an dem der Fluss begann rückwärts zufließen, brauchten sie eine halbe Stunde um herauszufinden, was los war. Es stellte sich heraus, dass es eine Warnung war. Seitdem die Krone auf dem Internat war, spielte die Natur verrückt. Sie wusste, dass etwas passieren würde. Ob schlecht oder gut vermochte niemand zu äußern.
Jungkook saß vor dem Fluss und beobachtete sein reges Treiben. Sie waren spät am Sonntag zurückgekehrt. Wann konnte Jungkook micht genau sagen. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das er seine Umgebung an diesem Abend hätte wahrnehmen können. Das Erlebnis, welches ihm gezeigt wurde, war überwältigend gewesen, weswegen er seit drei Tagen vor sich her grübelte. Diese Bilder traten immer und immer wieder auf. Wie ein Film. Spielten sich erneut jedes Mal ab, sobald er die Augen schloss. Er fühlte sich elend. Hundeelend. Schlaf fand er keinen. Der Tod von Sunmi hatte sich in seine Knochen gefressen und saugte ihm förmlich die Lebensenergie aus seinem Körper. Die Krone wurde währenddessen sicher in einem Raum verwahrt, den die Direktorin bewachen ließ. Einerseits war er glücklich, dass das 'Ding' weggesperrt wurde. Anderseits geriet das Internat damit in die Augen von Hyuna. Sie würde kommen. Das war sicher. Jungkook war nicht bereit seine neu gewonnene Familie sterben zu sehen. Er wollte das alles nicht. Der Gestaltwandler zog an seinen Haaren und ließ sich in das kalte Gras fallen.
"Du solltest dich da nicht hinlegen. Du wirst krank", ertönte eine tiefe Stimme.
Ruckartig setzte sich Jungkook auf. Diese Stimme war ihm fremd. Er begab sich in Angriffstellung. Sein Gegenüber war groß und blond. Hinter ihm standen noch vier weitere Männliche, ja, was eigentlich? Sie sahen aus wie Engel, aber ihre Flügel waren falsch. Dunkel und glatt. Kurz und ölig. Gebaut für die Nacht und das Meer.
"Ruhig Blut, Kleiner. Niemand möchte dir etwas tun."
Trotz der beruhigenden Worte, die der Fremde sprach, ließen sie Jungkook nach hinten weichen. Er war dankbar. Sein Instinkt war noch nicht verschwunden.
"Was wollt ihr hier?", fragte der Schwarzhaarige und schluckte. Seine Magie kribbelte, pulsierte, lebte in ihm. Wollte ausbrechen. Doch er riss sich zusammen.
"Wenn ein Drache sich erhebt, so erscheint eine Armee."
Jungkook legte seinen Kopf schief. Was wollten sie denn jetzt mit dieser uralten Legende? Die fünf Dämonen schienen sein Unverständnis zu bemerken. Ein anderer trat hervor. Er wirkte auf den Schwarzhaarigen fragil, zurückhaltend, aber das konnte täuschen. Er war hinter seiner Maske bestimmt jemand anderes.
"Wir wissen, dass du der einzige Gestaltwandler bist, der hier lebt. Nur du kannst uns gerufen haben."
Jetzt erschien Jungkook ein Licht. Als Sunmi gestorben war, hatte sein Körper von selbst gehandelt. Es war das Erste, was ihm eingefallen war, während er in seiner Wut loderte. Anscheinend hatte er sich unwissentlich an die Legende erinnert und sie umgesetzt. War das nun gut? Der Gestaltwandler fand seine Sprache wieder.
"Ihr seid wegen mir hier?"
"Das Schicksal wollte es so. Bisher sind es nur wir, aber der Rest wird folgen."
Die Augen von Jungkook wurden riesig. Noch mehr würden kommen?
"Im übrigen, ich bin Jonghyun. Die vier hinter mir sind Key, Taemin, Onew und Minho", grinste der Dämon. Jedoch war Jungkook so in Gedanken versunken, dass er der Vorstellungsrunde kaum Beachtung schenkte. Es würde eine Armee kommen, die vielleicht eine Chance gegen Hyuna und ihre Mitstreiter haben könnte. Etwas keimte in ihm auf. Etwas, dass lange und tief unter einem Haufen trauernder Gedanken versteckt war. Hoffnung.
"Jungkook?", hörte er die Stimme seines Manacaras rufen. Binnen Sekunden stand der Orangehaarige neben ihn und observierte die Neuankömmlinge argwöhnisch. Schützend stellte Jimin sich vor den Gestaltwandler. Jungkook roch seine Unruhe.
"Hier sind also auch welche", stellte der Fae fest.
Jonghyun grinste und streckte dem eben Angekommenden seine Hand entgegen. Ein Friedensangebot.
"Wir wollen nichts Böses. Wirklich. Wir wollen helfen", erklärte Taemin beschwichtigend. Jungkook sah die Ehrlichkeit in seinen Augen.
"Wir sollten zur Schule zurück. Frau Park wird eine Idee haben", meldete sich der Schwarzhaarige und zog Jimin mit sich. Ihm war nicht geheuer, dass der Fae so aggressiv war. Seine Geduld war wie eine Bogensehne. Gespannt.
Als sie zurück zum Schulhof kamen, tummelten sich dort weitere Dämonen. Jonghyun schien wie ein Anführer von ihnen zu sein, da sie ihn begrüßten. Direktorin Park kam auf sie zugeeilt. Ihr Gesicht strahlte pure Macht und Stärke aus.
"Zum Glück seid ihr da! Was zur Hölle ist hier los?"
Jungkook hatte sich scheinbar getäuscht. Selbst die Rektorin hatte keine Ahnung, was nun zu tun war.
Jonghyun mischte sich ein.
"Wir sind hier, um demjenigen zu helfen, der uns gerufen hat."
Sein Blick wanderte zu dem Gestaltwandler. Der Schwarzhaarige wurde rot. Warum auch immer die Scham jetzt gerade zu schlagen musste.
"Also helft ihr uns gegen Hyuna zu kämpfen?", fragte Jimin und der blondhaarige Dämon sah ihn daraufhin fragend an.
Der Schwarzhaarige wollte schon zur Erklärung ansetzen, da kam ein schreiender Taehyung auf sie zugerannt.
"Hilfe!!!! Mich verfolgt eine riesige Fledermaus"
Hinter ihm tauchte ein Dämon auf. Seine pinken Haare leuchteten im Sonnenschein hell und glänzend. Die Szene war mehr als verstörend.
"Woozi!!!", rief eine andere Stimme. Ebenfalls männlich. Er rannte hinter dem pinken Dämon hinterher.
"Lass den Fae in Ruhe. Er hat nichts zu essen für dich."
Im nächsten Moment hing der Blauhaarige schon auf Jimins Armen. Ein lustiger Anblick. Nichtsdestotrotz war die Situation weiterhin unglaublich unüberschaubar. Warum wollten sie ihm einfach so helfen?
Er drehte sich zu Jonghyun, der das Schauspiel belustigt beobachtete.
"Warum wollte ihr uns ohne Gegenleistung helfen?"
Die strahlenden Augen des Blonden leuchteten auf.
"Freundlichkeit ist eine Tugend bei uns Dämonen. Wir verlangen keine Gegenleistung, weil es ein grundlegender Teil unseres Seins ist. Schenken wir anderen unsere Hilfe, so helfen sie uns später auch."
Die Worte erwärmten das Herz des Schwarzhaarigen. So etwas hatte er in den letzten zehn Jahren nicht erlebt. Sie viel Reinheit in einer Seele. So viel Ehrlichkeit und Freundlichkeit. Jungkook mochte es.
"Na dann", grinste Jungkook fröhlich, "Willkommem im St. Stars."
Der Schwarzhaarige war sich nicht sicher, ob er diese Masse an Dämonen überhaupt auf das Internat einladen durfte. Doch die Rektorin schien nicht abgeneigt von dieser Idee und Jimin strahlte wieder seine vorherige Ruhe aus.
Innerlich glaubte Jungkook so langsam daran, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
Vielleicht nicht jetzt sofort, aber in einiger Zeit.
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Hallöchen!
Weiter geht's. Ich bin sooooo aufgeregt.
Ich habe keine Ahnung warum. XD
Feel free to comment!
Erin🌸
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