Dream (5)


Die Nacht war grauenvoll und schmerzhaft und einsam.
Seine Träume waren oftmals so bizarr, dass er schreiend und mit Tränen in den Augen aufwachte. Es war nicht so wie bei den meisten Menschen, die alles wieder vergaßen. Nein, bei ihm nicht. Selbst noch Minuten danach war alles klar. Wie ein Film, der sich immer und immer wieder in seinem Inneren abspielte. Jungkook sah von Schmerz verzerrte Gesichter, ängstliche Augen, die panisch umher huschten und Blut. So viel Blut, dass man damit wahrscheinlich eine Badewanne füllen konnte. Trotz seines Schreis kam niemand zu ihm ins Zimmer, was ihm einerseits Erklärungen ersparte, jedoch andererseits nicht dazu beitrug, dass sich sein Gemütszustand besserte. Er brauchte Nähe, einfach jemanden, der an seiner Seite saß. Eine Zeit lang hatte Sunmi das getan. Sie nahm einfach neben ihm Platz und wartete, bis er sich von seinen Heulkrämpfen einigermaßen erholt hatte.
Die Müdigkeit brach über ihn herein, bevor er sich irgendwie wehren konnte.
Diesmal träumte er nichts.

"Aufwachen, Sonnenschein! Der Unterricht beginnt in zwanzig Minuten", trällerte ein aufgeweckter Hoseok in sein Ohr. Jin, der neben dem Braunhaarigen stand, musterte den Schwarzhaarigen kritisch. Scheinbar war ihm seine Erschöpfung anzusehen, denn er fühlte sich vollkommen gerädert. Wie nach einem Abschuss mit Alkohol, hätte er jemals einen erlebt.
"Wir haben dir eine Uniform mitgebracht und Frühstück, damit du zu Kräften kommst."
Hoseoks Worte prallte zunächst von ihm ab, doch nach einigen Sekunden sickerten die Informationen zu ihm hindurch. Schule? Uniform? Essen? Mit einem Mal war er wach, zumindest wacher als vorher. Wann hatte er zum letzten Mal eine Schule besucht? Jungkook glaubte, es waren zwei Tage vor seinem Schicksalsschlag gewesen. Vielleicht auch eher. Auf jeden Fall eine lange lange Zeit nicht mehr. In dem Haus seiner Peiniger wurde er privat unterrichtet. Schließlich wollte sie, dass er gebildet war.
"Hoseok, würdest du kurz draußen warten?", hörte er die Stimme Jins. Sie klang weit entfernt. Zwei Minuten später waren sie allein. Jin lächelte. Es war dieses typische Ich-weiß-dass-du-ein-Problem-hast-Lächeln.
Jungkook war gewillt ihm von seinen Sorgen zu erzählen. Aber dann erinnerte er sich wieder, dass sie Fae waren. Und denen sollte er nicht trauen.
"Wir sind nicht wie die. Du kannst uns vertrauen."
Der Schwarzhaarige wünschte sich, es wäre so einfach. Natürlich ist ihm dieser Gedanke auch schon gekommen, aber da war diese Barrikade in ihm, die sagte, er solle es lassen. Auf der anderen Seite verströmte Jin diese liebliche Art, bei der man einfach Schutz suchen möchte. Ein weiterer Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Woher wusste er das? Der Stehende konnte anscheinend Jungkooks Gesichtsausdruck deuten und setzte zur Erläuterung an.
"Dir kann man ansehen, dass du nicht fröhlich bist zwischen all den Fae. Laut Dr. Song hast du Blessuren erlitten und deine Ernährung hat anscheinend auch zu wünschen übrig gelassen. Demzufolge wurdest misshandelt, psychisch und körperlich."
Die Wahrheit war erschütternder als Jungkook dachte, aber der Fae hatte mit allem Recht, wenn auch nur im geringen Maße.
"Du musst nicht jetzt mit mir sprechen. Du kannst dir Zeit lassen. Bei mir findest du immer ein offenes Ohr."
Es dauerte eine Weile, bis der Schwarzhaarige seine Sprache wieder gefunden hatte.
"Warum tut ihr all das für mich? Ihr kennt mich nicht."
"Weil jeder an diesem Internat ein Päckchen, eine Last, mit sich zu tragen hat. Du hast die Grenze hierher überschritten, deswegen werden wir alles tun, um dir zu helfen", ertönte Hoseoks Stimme von der Tür aus. Sein Lächeln war ansteckend, wodurch sich Jungkooks Mundwinkel etwas hoben. Der Schwarzhaarige war noch nicht bereit zu sagen, dass er sie mochte oder ihnen vertraute, aber es näherte sich dem.
"Außerdem mag ich dich. Du wirkst zwar verängstigt, dennoch strahlst du diese Kraft und Ruhe aus", grinste der Braunhaarige bis über beide Ohren.

Fünf Minuten später wurde er aus dem Bett gescheucht. Sie hatten genug Zeit mit Plaudern verplempert, sodass sie zu spät zum Unterricht kommen würden. Wie sich herausstellte war er weder mit Hoseok noch Jin in einer Klasse, aber dafür mit Jimin und Taehyung. Irgendwie kam es Jungkook so vor, als würde Jimin ihn nicht leiden können. Und er hasste es, dass es ihn störte. Er wusste nicht einmal warum, geschweige denn weshalb ihm seine schroffen Worte vom gestrigen Tag so an die Nieren ging.
Die Lehrerin, eine bildhübsche langbeinige brünette Fae, die einem Modemagazin entsprungen sein könnte, stellte sich ihm als Lim Yoona vor. Danach wurde er der Klasse "präsentiert". Er stand noch nie gern im Mittelpunkt. Er konnte sich noch an einen Unfall aus seiner Grundschulzeit erinnern. Auf einer Wanderung war ihm eine Kröte in den Weg gesprungen und weil er sie so hässlich fand, hatte er sich übergeben. Die ganze Klasse starrte damals. Daraufhin war sein Spitzname für die nächsten Monate "Kotzbrocken" gewesen. Die jetzigen neuen tuschelden Gesichter halfen ihm nicht dabei. Wahrscheinlich sprachen sie darüber, dass er keinen Nachnamen besaß. Es störte ihn nicht. Überwiegend waren Mädchen in der Klasse, was ein weiteres Problem darstellte. Er war schüchtern in ihrer Gegenwart. Jungkook konnte es sich nicht erklären. Es war einfach so.
"Neben Felix ist noch ein Platz frei."
Nickend begab sich der Schwarzhaarige zu dem ausgewählten Platz und versuchte, nicht gezwungen, seinen neuen Banknachbarn anzulächeln. Er scheiterte kläglich. Er stellte sich vor, dass er eine unglaublich hässlich Fratze zog, doch sein Nachbar kicherte nur.
"Freut mich, Lee Felix mein Name!"
Auch er hatte diesen hoffnungsvollen Optimismus drauf, mit dem Jungkook nichts anzufangen wusste. Nichtsdestotrotz riss er sich zusammen und erwiderte die Begrüßung.
Dann begann der Unterricht.
Jungkooks Anspannung wich einem kindlichen Staunen. Er fand es befreiend nicht mehr alleine Unterricht zu haben. Er wurde nicht ständig gefragt und musste auch keine Angst haben, mit einem Rohrstock geschlagen zu werden. Ja, selbst die flüsternden Stimmen hinter sich fand er angesichts dessen angenehm. Er fühlte sich normal, wenn man das so nennen durfte.
"Hey! Heeeeey! Hey!", eine murmelnde Stimme ließ ihn herumfahren.
Der Junge, welche ihm nun ins Gesicht blickte, wirkte völlig aufgedreht.
"Mein Name ist Bobby. Hast du einen Killer?"
Im ersten Moment wusste Jungkook nicht, was er sagen sollte, dann schüttelte er wie in Zeitlupe den Kopf. Er hatte nur einen Kugelschreiber und ein Lineal von Felix bekommen.
"Schade", hörte der Schwarzhaarige noch, ehe er sich wieder nach vorn drehte.
Alles in allem fand er es gar nicht so schlimm hier zu sitzen.
Außer der stechende Blick, welcher sich seit Anbeginn der Stunde in seinen Rücken bohrte. Jungkook konnte nur ahnen, wem dieser gehörte.
Jimin.

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Hallöchen!
Und weiter geht's!
Ich bin ein riesen iKon Fan und habe festgestellt, dass in meiner letzten Jikook Story die Member viel zu kurz gekommen sind xd

Lee Felix

Lim Yoona


Bobby aka Kim Jiwoo aka my Bias

Feel free to comment!

Erin🌸

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