Wolfssohn

Als wir in Nays "Haus" angekommen sind, lässt er sich auf seinem Bett nieder.
Ich bin unsicher, ob er es okay findet, wenn ich mich neben ihn setze, doch er klopft auffordernd auf den Platz neben sich und ich lasse mich nieder.

"Also. Warum bezeichnest du dich als Bastard? Und warum kannst du dich in einen Wolf verwandeln?", komme ich gleich zur Sache.

Nicht, dass er es sich doch noch anders überlegt und seine Erklärung sein lässt.

Nay atmet tief ein.
"Das hängt enger zusammen, als du denkst.
Ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Weil ich dir vorenthalten habe, wer ich wirklich bin und du meinem Wolf doch alles von dir erzählt hast.
Aber ich hab's getan, weil die Wahrheit noch viel widerwärtiger ist und ich sie dir ersparen wollte.
Ich wollte Zeit mit dir verbringen und um mir das zu erlauben habe ich mich dazu gezwungen, vor dir nur meine eine Seite zu zeigen, meine gute Seite.
Eigentlich war es klar, dass das auf Dauer nicht funktionieren würde. Und dass du dann alles wissen wollen würdest. Also gut."

Bevor Nay die Augen schließt, sehe ich die Erschöpfung, die Enttäuschung und die tiefe Abneigung gegenüber sich selbst in ihnen.
"Wenn es das ist, was du willst, werde ich es dir erzählen."

Er macht eine kurze Pause, um sich noch mal zu sammeln.

"Meine Mutter war eine Wölfin."

Ich sehe Nay an, wie schwer es ihm fällt, mir das zu erzählen.
Er starrt auf seine Hände, die er vollkommen verkrampft in seinem Schoß verschränkt hat.

"Mein Vater... er war ein Mensch.
Er... er war ein Tierschänder.
Hat meine Mutter gefickt."

Bei dem Satz zuckt er selbst zusammen, als könnte er den Schmerz seiner Mutter nachfühlen.

"Frag mich nicht, wie das ging, aber sie ist von ihm schwanger geworden. Das hat er natürlich nie erfahren. Mutter starb bei meiner Geburt, genau wie meine Geschwister.
Übrig bin ich, der Bastard eines Tierschänders."

Nay sieht hoch, blickt mich vorsichtig an.
Ich kann nicht anders als ihn anzustarren.
Als er das sieht, fällt sein Kopf wieder zurück nach unten, als wäre er zu schwer für seinen Hals.

Mit viel habe ich gerechnet, aber damit nicht.

Ich stehe auf und gehe vor dem zusammengesunkenen Nay in die Hocke.

"Du warst dein Leben lang allein?"

Er zuckt die Achseln, sieht mich jedoch nicht an.
"Ja, so ziemlich. Als Baby wäre ich fast draufgegangen, bis ich gelernt hatte, mir Nahrung zu beschaffen. Irgendwann warst du dann da. Aber das ist nun wohl vorbei."

"Wieso?"

"Weil du jetzt über mich Bescheid weißt. Weil du jetzt weißt, was für eine verabscheuenswerte Kreatur ich bin."

Ich hebe eine Hand an seine Wange. Endlich sucht Nay meinen Blick, in seinem kann ich Verwirrung erkennen.

"Du kannst doch nichts für deinen Vater. Warum sollte ich dich für das verabscheuen, was er getan hat?"

Nay starrt mich an, als sehe er mich zum ersten Mal, alle Emotionen sind aus seinem Gesicht gefallen.
"Du hasst mich nicht? Ich widere dich nicht an?"

Liebevoll streiche ich ihm durchs Haar und lege all meine Ehrlichkeit in meine Stimme, als ich verneine.

Ich merke Nay an, dass er mir das immer noch nicht so ganz abnehmen kann, doch ganz verhalten sehe ich in seinem Gesicht eine Art beinahe kindlicher Freude aufblitzen.

Plötzlich runzelt er die Stirn.
"Ist dir kalt? Du zitterst ja!"

Mir kommt der Gedanke, dass er das Thema wechseln will, und ich kann ihn verstehen.
Ich glaube, das ist alles ein bisschen viel für ihn. Dass ich das alles einfach so hinnehme.

Aber tatsächlich hat mich Nays Erzählung so gefesselt, dass ich völlig vergessen habe, dass ich nicht gerade passend für die Kälte hier draußen gekleidet bin.
Jetzt kommt es mir so vor, als strömt die ganze Kälte nach und nach in meine Knochen zurück.
Ein Schauder durchfährt meinen Körper.

Nay erhebt sich von seinem Bett und macht sich an einem Schrank zu schaffen.
Dann kommt er mit einem Pullover zu mir zurück.
"Hier, zieh den an. Ich hab hier leider keine Heizung - ich selbst friere so gut wie nie."

Ich schlüpfe in den schwarzen Stoff. Er riecht nach Wald und natürlich nach Nayjuan.

"Danke. Vielleicht sollten wir zu mir nach Hause gehen. Dann können wir da weiterreden, im Warmen."

Er hebt eine Augenbraue.
"Was willst du denn noch alles wissen?"

"Alles. Ich will so viel über dich wissen, wie ich dir über mich erzählt habe."

Nay schmunzelt, vermutlich weil er weiß, dass er dafür unendlich lange brauchen würde.
Doch zu meiner Freude verwehrt er mir meinen Wunsch nicht, sondern steht abermals auf und streckt mir seine Hand entgegen.

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Hey 😊
Ich freue mich ultra, dass - okay, ich weiß es noch nicht, sollte vllt. lieber wenn schreiben :D - es wirklich Leute gibt, die bis hierhin lesen!
Ein dickes Dankeschön dafür!😘
Ich hoffe wirklich, es gefällt euch.

Ich hoffe, ihr verurteilt weder Nay für seine biologische Herkunft, noch mich dafür, dass ich mir sowas ausgedacht habe🙈

Falls ihr es abstoßend findet, kann ich das nachvollziehen - ist es ja auch.
Aber es ist ein fester Bestandteil meiner Geschichte und ich werde es nicht ändern.

Wenn ihr dennoch weiterlesen wollt, freu ich mich natürlich😊
Bald wird's weitergehen!
See you😉

Wie immer hier noch mal das Bild von Nay in Wolfsgestalt von oben😁
Danke hierfür an WolfoneWolfi😘
Echt hammer!😊❤💕

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