Das Klärwerk des Grauens

In diesem Kapitel widme ich mich einem konfusen, aber nicht uninteressanten Traum, den ich irgendwann im Spätsommer 2022 hatte.

Alles begann mit einer Klassen- oder Betriebsfahrt. Mein Hirn ist sich manchmal nicht sicher, ob ich noch zu Schule gehe. Es könnte auch eine gebuchte Exkursion gewesen sein. Jedenfalls saß ich mit ganz vielen anderen Leuten in einem Bus. Wiedererkannt habe ich keinen davon. Also Statisten und Nebendarsteller, die irgendwo in meinen Hirnwindungen leben und auf ihren Einsatz als Episodennebenrolle warten.

Der Bus fuhr durch einen Wald. Die Bäume ragten sehr weit auf die holprige Fahrbahn. So als währe sie gar nicht mehr für den Verkehr freigegeben. Wenig später erreichten wir einen stillgelegten Güterbahnhof. Ja, auch mitten in diesem zugewucherten Wald. Sah ja alles sehr verwunschen aus. Über uns konnten wir solche Transportschienen sehen, die waren aber von der Höhe her ziemlich knapp bemessen und unser Bus passte gerade so hindurch. Dazu war alles verrostet und mit Moos und anderen Pflanzen bedeckt. Dort schien der Betrieb schon verdammt lange stillzustehen. Der Busfahrer hatte seine liebe Not, uns dorthin durch zu manövrieren, doch letzten Endes erreichten wir unser Ziel.

Ein verlassenes Klärwerk!

Super! Wer wollte so etwas nicht schon immer mal besuchen? Ähm, ja. Gut. Weiter in der Geschichte. Wir stiegen aus und betraten das leerstehende Gebäude. Man führte uns durch all die verwaisten Gänge und Räume und staunten (nicht) über alles, was wir dort zu sehen bekamen. Also eigentlich gab es da nicht viel zu sehen, aber man ist ja höflich.

Meine Traumredaktion wäre allerdings nicht meine Traumredaktion, wenn das bereits der gesamte Traum gewesen wäre. Im Gegenteil! Wie in jedem mittelmäßigen Horrorfilm wurde es nach einer öden Einführung dann ganz unverhofft aufregend.

Wer und warum es getan hat, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht hatten wir Peregrin Tuk bei uns in der Gruppe, der mal wieder seine Neugierde nicht unter Kontrolle hatte und an irgendwelchen Hebeln herumgespielt hat. Jedenfalls ging auf einmal der Alarm los und man sagte uns, dass jemand die alten Schleusen geöffnet hat, und schon sahen wir, dass sich die Gänge allmählich mit Wasser füllten.

Wir rannten (warum muss ich immer rennen im Schlaf?), um irgendwie einen sicheren Ort zu erreichen. Aber die alte Klärstation entpuppte sich als ein sehr großes, auswegloses Labyrinth und der Wasserpegel stieg kontinuierlich. Alles schien verloren.

Dann jedoch erreichten wir einen kleinen quadratischen Raum. Darin saß – warum auch immer – ein älterer, rundlicher Mann in graublauer Latzhose gleich links neben der Tür. Vielleicht der Hausmeister oder ein Wachmann? Außerdem befanden sich ein ebenfalls quadratischer Tisch und solche großen grauen Blechspinde in dem Raum. Über diesen Schränken erkannten wir eine kleine Luke in der Decke. Das könnte unsere Rettung sein!

Allerdings war die Luke derart knapp bemessen, dass uns nichts anderes übrig blieb, als die kleinste und zierlichste Person von uns vorzuschicken. Das mutige junge Mädchen zögerte keinen Augenblick und schwang sich vom Tisch auf die Blechschränke und zog sich durch die geöffnete Deckenluke. Sie meinte, dass wir das auch alle schaffen könnten, wenn wir unsere Taschen und Rucksäcke zurückließen.

Etwas wehmütig trennten wir übrigen uns von unseren Habseligkeiten und krabbelten einer nach dem anderen ebenfalls durch das Loch. Nur der mollige Kerl in der Latzhose nicht. Was aus ihm geworden ist, kann ich leider nicht sagen. Wir anderen schafften es jedoch, den rettenden Weg nach draußen zu finden. Dort erwartete uns bereits ein großes Einsatzkommando an Feuerwehren, Polizeiautos und Rettungswägen. Überraschenderweise haben wir am Ende alle unser Gepäck wiederbekommen. Vielleicht konnte der Mann in der Latzhose doch noch gerettet werden.

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