Cowboys und Volkspolizei 🤠
Heute melde ich mich mit einem Traum vom Oktober 2022 wieder. Also auch schon gut ein Jahr her. Wie doch die Zeit vergeht! Zu diesem Traum gibt es sogar noch eine Anekdote aus der »Tagwelt« zu berichten, die ich euch im Anschluss nicht vorenthalten möchte.
Aber zunächst zum Traum selbst:
Es begann alles damit, dass ich am Bahnhof war, und da waren auch noch andere Leute (guck an!). Ich selbst war mit ein paar Freunden dort, kann aber nicht mit Gewissheit sagen, wer. Der Bahnhof war ein wenig anders, als er in Wirklichkeit ist. Nämlich gab es im Traum eine obere Etage, die man besuchen konnte. Dort befand sich noch eine Art zweiter Wartesaal mit kleinem Café, so wie man es von früheren Bahnhöfen kennt. Jedenfalls guckte ich so am Fenster nach draußen und konnte aus der Ferne bereits den Zug herannahen sehen. Und zwar keine Elektro- oder Diesellok, sondern eine gute alte Dampflokomotive. Auf diese haben wir uns sehr gefreut. Vielleicht war es so eine Art Sonderfahrt. »Reisen wie anno dazumal« oder so etwas.
Als das Dampfross in den Bahnhof einfuhr konnte ich erkennen, dass es wirklich eine uralte Wild-West-Lokomotive war. Das freute uns umso mehr. Allerdings verging uns die Freude ganz schnell wieder, denn der Wilde Westen wurde rascher und bitterer Realität, als uns lieb war. Aus dem Zug sprang nämlich ein Kerl in voller Cowboy-Montur heraus: Ein klassischer Stetson aus hellbraunem Wildleder, langer brauner Mantel, Stiefel mit Sporen, Revolver – eben alles, was zu einem Westernhelden dazugehört. Oder Western-Antihelden.
Leider traf in diesem Fall Letzteres zu. Denn schon zückte der Typ seinen Revolver und ballerte munter in der Gegend herum. Unmittelbar brach große Panik aus. Auch meine Begleiter und ich nahmen die Beine in die Hand und machten uns aus dem Staub. Dabei wären wir in der oberen Etage vielleicht sicherer gewesen. Oder auch nicht!
Denn es stellte sich im weiteren Traumverlauf so dar, dass der schießwütige Klapsmann es direkt auf uns abgesehen hatte. Der Grund war angeblich, dass wir von da oben sein Gesicht gesehen hätten. Immerhin lieferte der Traum diesmal einen Grund für den ganzen Blödsinn, wann hat man schon so einen Luxus?
Jedenfalls liefen wir durch eine komplett überfüllte Innenstadt vor ihm davon. Es hatte den Anschein, dass gerade irgendeine Veranstaltung oder Stadtfest im Gange war. Da hatte sich dieser Revolverheld ja den richtigen Tag ausgesucht, um für Aufregung zu sorgen. Und es wurde noch schlimmer!
Auf einmal tauchten überall Komplizen von ihm auf! Wir wussten nicht mehr, wohin wir noch flüchten konnten. Eine blonde Frau rannte irgendwie mit uns mit und diese fragte ich, ob wir hier in der Nähe denn niemanden kennen, bei dem wir uns verstecken könnten. Der Dame fiel tatsächlich jemand ein, der dafür infrage kam.
Dieser Jemand wohnte über einem leer stehenden Geschäft in der Innenstadt. So ein ganz kleines, dunkles, bei dem die Fenster zum Glück nicht bis zum Boden runter reichten. So konnten wir uns ein bisschen in dem ehemaligen Verkaufsraum hinhocken und hoffen, dass uns niemand fand.
Der Kumpel der blonden Frau, der seine Wohnung über dem Laden hatte, konnte uns nicht in diese hereinlassen, weil er angeblich noch geschlafen hatte und die Wohnung nicht aufgeräumt war. Als ob uns das in diesem Moment interessiert hätte! Doch dann wurden wir dennoch entdeckt! Jedoch nicht von dem Cowboy-Amokläufer.
Zwei Polizisten in DDR-Uniform standen auf einmal im Raum und wollten wissen, warum wir in dem ehemaligen Geschäft herumlungern. Wir erklärten ihnen den Sachverhalt und, dass wir nichts verbrochen hätten und auch keine Straftaten oder Ähnliches aushecken würden.
Dann endete der Traum leider wieder mit einem offenen Ende.
Nun zu meiner persönlichen Traumdeutung, wie es zu diesem ominösen Traum gekommen sein könnte:
Und zwar hatte ich im Sommer 2022 eine Begegnung der sonderbaren Art in der Stadt. Das könnte eine Strafe für meine vorangegangene Neugier gewesen sein. Denn ich bin an diesem Nachmittag los gestiefelt, um zu gucken, warum so viele Feuerwehrautos eine Straße weiter versammelt waren. Nachdem mein Wissensdurst gestillt war, wollte ich noch eine Runde durch die Stadt machen, damit es nicht so aussah, als ob ich nur wegen des Feuerwehreinsatzes unterwegs gewesen war. Tatsachen verschleiern kann ich – nicht. Denn ich kam nicht weit.
Ein Mann auf dem Fahrrad kreuzte meinen Weg und wollte mir seine Kirschen andrehen. Ich lehnte ab und sagte (was sogar der Wahrheit entsprach), dass ich kein Geld dabei habe. Das hätte ich lieber nicht tun sollen, denn davon fühlte er sich getriggert. Kurze Zeit später spürte ich, wie mir das Vorderrad eines Fahrrades beinahe in die Fersen fuhr. Der Kirsch-Kerl war wieder da und fuhr ganz dicht neben mir her und wollte, dass ich ihm meine Adresse nenne, damit er mir die Kirschen nach Hause liefern konnte. Ich lehnte forsch ab. Nicht nur, weil ich kein Interesse an seinen Kirschen hatte, sondern vor allem wegen dieser penetranten Aufdringlichkeit, die er an den Tag legte.
In diesem Zusammenhang legte ich sogar einen Zahn zu, aber es half nichts. Einen Moment später war er schon wieder da und fragte auch noch ganz dreist, ob ich schlechte Laune hätte. »Ja, habe ich!«, fauchte ich ihn an und änderte meinen Plan, durch die Stadt zurückzugehen, und drehte mich um. Eine Frau mit Kinderwagen sprach mich an. »Hat der Sie auch so belästigt? Ich bin den gar nicht mehr losgeworden.« Der Klappspaten hat also noch mehr Menschen bedrängt. Ist das überhaupt legal?
Zurück auf Arbeit habe ich von diesem Erlebnis berichtet. Wir gaben dem Typen den Spitznamen »Kirsch-Cowboy«, weil echt nur noch gefehlt hätte, dass er vor Wut mit Kirschkernen um sich schießt. So ein Idiot.
Das Witzige ist, dass meine Eltern sofort wussten, von wem ich sprach. Sie wurden auch bereits auf Supermarkt-Parkplätzen und anderswo von diesem Schnösel heimgesucht. Mal verkauft er Rosen, mal Äpfel und an diesem Tag eben Kirschen.
Am vergangenen Donnerstagabend habe ich ihn wieder getroffen. An der Ampel ganz in der Nähe von meiner Wohnung. Diesmal wollte er mir einen Blumenstrauß zum Feierabend andrehen. Zum Glück hat er mein knappes »nein, danke« akzeptiert und ist weitergeradelt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Erlebnis mein Gehirn zu einem solchen Traum inspiriert hat. Ist ja schlimmer wie am Gardasee oder anderen Urlaubsorten, wo dir zwielichtige Händler Sonnenbrillen und so was andrehen wollen.
Hattet ihr auch schon einmal solch ein Vergnügen mit aufdringlichen Straßenverkäufern?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top