3 - Neues Leben
Gelangweilt sah ich aus dem kleinen Fenster vor mir. Büsche, Bäume und Felder zogen an mir vorbei.
Meine Beine taten mir so unglaublich weh.
Seit gefühlten Stunden stand ich nun in diesem dämlichen Transporter und verlagerte mein Gewicht von Bein zu Bein.
Erschrocken zuckte ich zusammen als wir durch ein Schlagloch fuhren.
Genervt bließ ich Luft aus meinen Nüstern, konnten die nicht achtsamer fahren?!
Wieder rumpelten wir durch ein Schlagloch.
Fest stampfte ich mit meinem Huf auf den Gummiboden. Wann konnte ich hier den endlich raus?
Aus dem Fenster konnte ich saftige Wiesen entdecken. Ich hatte sie schon oft auf meinen Fahrten zu Rennen gesehen. Auf manchen hatten sogar Pferde gestanden. Ob ich da nun auch drauf durfte?
Der Transporter bremste aus und das laute Brummen wurde abgestellt.
Ich spitzte die Ohren. Durfte ich jetzt raus?
Aufgeregt trat ich von einem Huf auf den anderen.
Die Ladeklappe wurde heruntergelassen.
Mehrere stimmen waren zu hören und jemand kam zu mir.
Ich erkannte diesen jemand als Clint, der mein Halfter samt "Strick" von dem Ring an der Wand abmachte und die Trennwand wegschob.
Sanft streichelte er meine Mähne und führte mich raus.
★★★
Draußen erwarteten uns schon ein paar Menschen. Ein hochgewachsener Mann mit grauen Haaren und Vollbart wartete vor einem rot-weißem Stallgebäude, zusammen mit einer schlanken brünetten Frau.
Als Clint die Frau sah, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Neben der Frau hüpften ein Junge und ein Mädchen aufgeregt auf und ab.
Laut kreischten die beiden, als sie uns erblicken und rannten auf uns zu.
Überfordert bleib ich stehen. Die sollten hier bloß weg bleiben. Ich legte meine Ohren flach an meinen Kopf an.
Die Kinder allerdings schienen meine Warnung nicht zu verstehen und sprangen auf Clint, um ihn zu umarmen.
Ängstlich tänzelte ich ein paar Schritte von Clint und weg, wobei sich der Strick spannte. Clint merkte natürlich den zug am Strick um löste sich von den kleinen Menschen.
Langsam lief er auf mich zu, wobei er nur ganz langsame Bewegungen machte.
»Shhhh« machte er, als ich noch einen Schritt nach hinten wollte und legte mir seine Hand auf den Hals, um diesen zu streicheln.
»Alles ist gut.« flüsterte er mir ins Ohr.
Plötzlich berührte eine Hand meinen Bauch. Ich riss den Kopf hoch, wobei dieser an Clint's Kinn stieß und stellte mich auf meine Hinterbeine.
Laut und panisch wiehrte ich, als Clint, trotz seines schmerzverzerrten Gesichtes, den Strick eisern festhielt und sich mit seinem Gewicht gegen mich stemmte.
Ich musste hier weg.
Das war alles, was ich noch denken konnte. Ich konnte nicht mehr länger Steigen und so wirbelte ich herum und trat aus.
Jemand schrie.
Oh Gott, bitte nicht. Ich will keine Stafte. Wie eingefroren bleib ich stehen. Mein ganzer Körper begann zu zittern.
Meine Lunge fühlte sich an als würde man sie zupressen. Meine Beine taten höllisch weh und meine Wunde am Bauch war wohl aufgeplatzt.
Clint saß bei der brünetten Frau, die auf dem Boden lag und sich den Arm hielt. Der Bärtige Mann von vorhin hatte sich zu ihr gebeugt und tastete vorsichtig ihren Arm ab.
Anscheinend nichts gebrochen.
Der Mann half ihr wieder auf die Beine zu kommen. Zusammen liefen sie zu einem Wohnhaus, das parallel zum Stall stand.
Clint war auch aufgestanden und umarmte die beiden Kinder. Er flüsterte ihnen was ins Ohr, woraufhin sie den Erwachsenen nach liefen.
Clint kam nun zu mir. Angstschweiß lief über mein Fell. Meine Nüstern hatten sich weit aufgebläht und in meinen Augen konnte man wahrscheinlich das Weiße blizten sehen, als ich vor ihm zurück wich.
»Hey, alles gut. Ist nichts passiert.« sagte er mir ruhiger, aber fester Stimme.
Ich blieb zittrig stehen, meine Beine taten weh und ich war erschöpft. Langsam legte ich mich ab. Kleine Steinchen drückten in meine Beine und Staub wirbelte etwas auf.
»Nein, komm schon, nicht hinlegen« Clint hatte sich meinen Strick geschnappt und zog vorsichtig daran.
Der Verband an meinem Bauch hatte sich rot gefärbt. Vielleicht wäre es doch sinnvoller aufzustehen.
Mit aller Kraft rappelte ich mich auf und stand schlussendlich da, wie ein Fohlen, das gerade zum ersten Mal stand.
Außer Atem stand ich nun da und schaute bedröppelt runter auf den Boden.
Mit einem leichten zug an meinen Halfter bedeutete mir Clint, ihm zu folgen.
Mit wackligen Hufen ging ich unsicher hinter ihm her.
Was, wenn ich jetzt doch noch bestraft werde?
Angst kroch langsam wieder an mir hoch.
Immer zögernder lief ich hinter ihm her.
Clint bemerke das und schafte es mich zu motivieren, ihm bis in das Stallgebäude hinterher zu laufen.
Kaum war ich in einer der Boxen, ich glaubte zumindest, dass es eine war, denn sie war mit einer dicken Schicht Einstreu versehen und roch nach leckerem Heu und frischer Luft, legte ich mich müde auf den Boden.
Clint hatte kaum Zeit mich von dem Strick zu lösen, da hatte ich auch schon meinen Kopf auf das weiche Einstreu gebettet und war, trotz der Schmerzen die ich hatte, eingeschlafen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top