18 - Seepferdchen
Wir waren heute morgen extra früh aus der Box geholt worden. Fertig gesattelt standen wir am Putzplatz und warteten auf die Menschen, die mal wieder im Wohnhaus was holen waren.
Trotz der frühen Uhrzeit war es schon angenehm warm. Keine einzige Wolke war am strahlend blauen Himmel zu sehen.
Natasha und Clint kamen endlich aus dem Haus. Sie hatten aber nicht wie sonst Reithose und T-Shirt an, sondern kurze Jeanshosen, wobei Clints noch bis zu den Knien ging, und er trug ein Hawaii T-Shirt mit Sonnenuntergangs Aufdruck. Natasha hatte ein dunkelgrünes Top an, welches bauchfrei und ohne Ärmel war.
Beide hatten coole Sonnenbrillen auf den Nasen und setzten sich nun ihren Helm auf.
Sie stiegen auf und wir ritten los.
Die Bäume im Wald spendeten zum Glück genug Schatten, sodass die Sonne uns nicht so viel anhaben konnte. Leider verstanden die Mücken das nicht und so musste man sie die ganze Zeit verscheuchen. Auch ein paar Pferdebremsen hatten sich dazugesellt, wurden allerdings alle effektiv von unseren Körpern ferngehalten, weil Clint uns mit einem Antibremsenspray eingesprüht hatte.
Nach einer Ewigkeit kamen wir am See an und tranken sofort etwas. Doch nicht wie gestern gingen unsere Menschen von unserem Rücken, sondern sie blieben sitzen. Natasha gab mir den Befehl zu gehen und lenkte mich in den See.
Sollen wir etwa schwimmen?
Anscheinend noch nicht, denn wir wurden wieder ans Ufer gelenkt und Clint und Natasha sprangen ab. Allerdings nicht, die ich es gedacht hatte um sich auszuruhen, sondern um sich auszuziehen. Entsetzt blickte ich die beiden an.
Sowas macht man doch nicht!
Ich war aber erleichtert, als ich sah, dass sie Badekleidung darunter trugen. Natasha hatte einen schicken schwarzen Bikini an und Clint eine Violette Badehose.
Natasha sattelte mich ab und legte den Sattel zu Napoleons ins Gras. Sie führte mich zu einem umgekippten Baumstamm und nahm ihn als Aufstieghilfe.
Sie stieg auf meinem Rücken und nahm die Zügel auf. Napoleon stand schon im See. Ich folgte ihm. Das Wasser spritzte bei jedem Schritt.
Bis zur Mitte des Bauches war ich im See. Der Sand unter meinen Hufen wirbelte bei jedem Tritt auf.
Natasha hielt mich an und stellte sich ohne Probleme auf meinen Rücken. Ich schaute etwas verdutzt vertraute ihr aber, das sie schon wusste was sie tat und bewegte keinen Muskel. Sie ließ die Zügel los und sprang in den See. Mit einem lauten Platschen landete sie und war für einen Moment Unterwasser verschwunden.
Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schaute sie mich an, als sie wieder auftauchte.
Ich drückte mein nasses Maul an ihre Stirn und sie nahm meine zügel wieder in die Hand, stieg aber nicht auf. Sie schwamm neben mir her und führte mich ins tiefere Wasser.
Ich verlor den Boden unter den Hufen und began zu schwimmen. Wir schwammen so eine Weile nebeneinander nebeneinander her. Natasha setzte sich auf einen aus dem Wasser ragenden Stein und ließ die Zügel sehr lang. Ich schwamm im Kreis um sie herum und genoss jeden meiner Schwimmzüge. Es fühlte sich so leicht an im Wasser zu schwimmen, als wäre die ganze Last von einem gefallen.
In diesem Moment nahm ich nur dieses schöne Gefühl und das Wasser im mich herum richtig wahr. All die schrecklichen Erinnerungen rückten in den Hintergrund. All die Rennen die ich bis jetzt gerannt war, all die Experimente, die ich überlebt hatte und alle Qualen durch die ich durch musste, all das war nicht mehr wichtig. Es zählte meine neue Familie: Natasha, Clint, Napoleon, Lila, Cooper, Lucky und Laura, es zählten all die lieben Menschen, die ich kennengelernt hatte, sei es der Schmied oder der Doktor. Es zählte das Vertrauen, was ich in jeden dieser Menschen steckte und das obwohl ich so viel schlimmes erlebt hatte. Vertrauen beruhte auf Gegenseitigkeit und das tat es wirklich, sonst wären Natasha und ich nicht in der Lage so gut miteinander zu interagieren. Es herrschte von Anfang an Vertrauen und das ist ein herrliches Gefühl.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Natasha Clint zurief: »Guck mal, ein waschechtes Seepferdchen meine Willow.« Clint, der auf Napoleon durchs Wasser lief begann laut zu lachen. Natasha stimmte mit ein und pfiff mich zu sich. Kaum war ich am Stein angekommen kletterte Natasha auf meinen Rücken und ich paddelte wieder zu einer Stelle, an der ich stehen konnte. Wir ritten noch eine Weile im nicht so tiefen Wasser herum und hatten Spaß ohne Ende. Es wurde viel gelacht und der ein oder andere fiel auch noch, mehr oder weniger gewollt ins Wasser.
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