12 - Meine Willow

Am nächsten Morgen war es Natasha, die mich aus dem Reich der Träume holte. Sanft kraulte sie den weißen Stern auf meiner Stirn und erzählte mir von ihrer super gefährlichen Mission mit ihren Superhelden Freunden.

Ihre Geschichten anzuhören, war immer spannend. Am liebsten wäre ich für immer so liegen geblieben, doch Natasha hatte andere Pläne und zog mir meinen frisch gewaschenes Halfter über.

Ich stand aus meinem Bett auf und schüttelte das Einstreu aus meinem Fell. Natasha führte mich raus und begann mich von den Einstreuflocken zu befreien.

Der Wind bließ angenehm durch mein schwarzes Fell und auch meine Mähne wehte leicht mit.

Zufrieden schnaubte ich, als ich zu Napoleon auf die Koppel gestellt wurde. Endlich wieder etwas Ruhe.

★★★

Den gesamten Vormittag rupften Napoleon und ich das Gras von der Wiese und genossen die Anwesenheit des jeweils anderen. Wir waren ein gutes Stück weg vom Hof und genossen die Sommerwärme. Immer wieder musste ich allerdings Fliegen wegscheuchen.

Man! Die doofen Viecher sollen endlich wegbleiben!

Neugierig schaute ich zum Hof um zu schauen was die Zweibeiner gerade taten. Lila und Cooper spielten auf dem Hof und tobten herum. Clint unterhielt sich auf der Terrasse mit Natasha und putzte anscheinend seine seltsamen Stöcke, die er im Wald bei meinem alten Stall gesammelt hatte.

Die Menschen sind ein seltsames Volk.

Ich drehte mich wieder zu dem köstlichen Gras und begann weiter zu fressen.
Nach einer Weile hatten sich Clint und Natasha an den Zaun gesselt. Natasha pfiff und ich begann zu ihr zu rennen. In vollem Renngalopp raste ich über die Weide und Wiehre ihr fröhlich entgegen. Trotz meiner so schlechten Erfahrungen mit dem Galoppieren konnte ich es nicht lassen.
Der Wind, der einem den Schopf aus der Stirn fegte, das trommeln der Hufe auf dem Boden und das unbeschreibliche Gefühl der Freiheit. Das Rennen lag mir einfach im Blut.

Ein Stück vor dem Zaun bremste ich ab und ließ meinen Kopf zu Natasha wandern, um ein Leckerli zu ergattern. Lachend schob sie mir eins ins Maul. »Danke« sagte ich und spuckte dabei ein paar Leckerliekrümel auf sie. Sie tat angewidert und strich sich die Krümel von der Lederjacke. Clint lachte sie dabei aus.

Ich schaute Clint strafend an und drückt mein angesabbertes Maul in sein T-Shirt. Ein großer Saberfleck mit keinen Leckerliebrocken entsandt auf seinem Shirt. Jetzt war es Natasha, die ihn auslachte.

Ha! Geschieht ihm Recht, so darf er nicht mit meiner Natasha umgehen!

Clint blickte mich mit einem entsetzten Gesicht an und meckerte dann, das das T-Shirt frisch war. Er lief ins Wohnhaus um sich umzuziehen. Natasha hatte sich wieder eingekriegt und streichelte meinem Hals.

Clint kam wieder aus dem Haus. Die Kinder liefen ihm hinterher, als er wieder zu uns lief. Zusammen standen wir nun am Zaun. Natasha kraulte immer noch meinen Hals. Ich schnaubte ihr Luft in die roten Haare. Lila kicherte und begann auch mich zu streicheln.

»Was war eigentlich gestern passiert?« fragte Natasha. Aufgeregt begannen die Kinder durcheinander zu erzählen.
»Wir waren mit Willow im Wald!« »Und das war voll gefährlich, aber Willow hat uns gerettet!« »Und dann war sie ganz dreckig.«
 
Natasha wurde daraus aber nicht schlau. Wie gerne ich ihr erzählen würde, was passiert ist.

Warum kann sie mich nicht verstehen!

Das ist echt frustrierend. Clint hatte es aber geschafft, das wirre Gespräch von Lila und Cooper zu entziffern und erklärte Natasha was passiert war.

Am Ende sah mich Natasha stolz an und umarmte meinen Hals. »Du bist so ein gutes Mädchen. Das hast du toll gemacht Willow. Meine Willow.« flüsterte sie in Richtung meines Ohres. Dankend legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter und atmete ihren Duft tief ein. Sie roch angenehm nach Rosen, Abenteuer und Freiheit.

Entspannt standen wir so da. Clint war wieder seinen Tätigkeiten nachgegangen und die Kinder spielten neben mir und Natasha. Leider musste Natasha dann Clint helfen und sich von mir verabschieden. Traurig ließ ich die Ohren hängen, wand mich dann aber wieder dem saftigen Gras zu. Natasha war Recht schnell Richtung Round Pen verschwunden und war außer Sichtweite.

Lila kam dann irgendwann zu mir und nahm mich am Halfter um mich parallel zum Zaun hinzustellen. Nervös blähte ich meine Nüstern und wusste nicht was sie tun wollte. Lila berichtete Cooper von ihrer Idee mich wieder zu reiten. Ich tippelte vor Aufregung auf der Stelle. Beruhigend strich mit Cooper über die Nüstern, als er Lila mein Halfter aus der Hand nahm und einen Stick daran befestige und Zügel daraus machte. Lila kletterte auf den Zaun und von dort aus vorsichtig auf meinem Rücken.

Sie griff ein Büschel meiner Mähne und Cooper schlüpfte durch den Zaun und nahm den Strick in die Hand. Er begann los zu laufen und durch die "Zügel" folgte ich ihm brav. Ganz langsam setzte ich Huf vor Huf, damit Lila nicht runterfiel.

Nach ein paar Metern wies Lila Cooper an, das Halfter loszulassen. Kaum war das geschehen fing ich an zügiger zu laufen. Lila zog an den Zügeln. Mein Gehirn schaltete in Rennmodus und ich fing an zu traben. Lila, die wohl wollte, das ich anhielt, begann noch heftiger zu ziehen, doch mein Gehirn sagte mir nur, das ich rennen sollte, nein musste. Es war eine Art eingepflanzter Modus. Ich konnte nur noch die Stecke vor mir sehen und musste gewinnen. Ich musste einfach, sonst würden sie mich wieder an diesen schrecklichen Ort zurückgeben, wenn sie merkten, das ich nicht gewinnen würde. Das ich nicht schnell genug war. Ich musste dem Dang nachgehen zu rennen, ich will nicht mehr dort hin zurück. Wie in Trance setze ich zum ersten Galoppsprung an.

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