Leseprobe aus ,,Love under attack''
Da Jannik zu ihrer Einschätzung nur schweigend lächelte, ohne den Versuch zu machen, sich dazu zu äußern, schlug Bea wieder den Bogen zurück zum Film und fragte herausfordernd: „Warum darf denn ein Draufgänger...", sie setzte das Wort hörbar in Anführungszeichen, „...diesen Film nicht gucken? Eine der Hauptrollen ist doch sogar ein Mann."
Ohne zu zögern gab Jannik zurück: „Ein Draufgänger ist meiner Ansicht nach jemand, der Abenteuern nicht abgeneigt ist. Jedenfalls war ich verwegen genug, mir einen Film anzuschauen, in dem es ausschließlich um die Beziehung zweier Menschen zueinander und wenig Action geht. Aber ja...", gab er zu, „...das Wort passt vielleicht nicht so ganz. Aber in der heutigen Gesellschaft guckt sich ein echter Kerl halt keine Liebesfilme an. Nur ungewöhnliche Typen..." Er zwinkerte ihr zu.
Bea fühlte sich ertappt und schlug lachend die Hände vors Gesicht. „Da bin ich ja wohl voll ins Fettnäpfchen Rollenklischee getreten. Dabei bin ich eigentlich gar nicht so."
Jannik winkte großzügig ab und setzte anschließend bewusst beiläufig hinzu: „Ich bin eigentlich ganz gern ungewöhnlich. In mehr als nur einer Hinsicht..."
Mit einem feinen Lächeln betrachtete er Bea abwartend, die allerdings seiner unausgesprochenen Aufforderung nach Rückfragen nicht nach kam, sondern ihm stattdessen mit einem um die Mundwinkel spielenden Lächeln zugestand: „Das glaube ich gern."
Eine leichte Spannung hatte von ihr Besitz ergriffen und neugierig wartete sie auf den Fortgang ihrer Unterhaltung. Abrupt stützte Jannik die Ellenbogen auf den Tisch und beugte sich zu ihr hinüber. „Warum hast du eigentlich so schnell das Kino verlassen?"
Angesicht der plötzlichen Intensität seines Blickes fiel Bea keine Erwiderung ein. Stattdessen spürte sie auf einmal ihr Herz klopfen und war unfähig, sich seinem Blick zu entziehen. Ihre Antwort bestand daher nur in einer kurzen Gegenfrage: „Warum willst du das wissen?" Janniks wortloses Schulterzucken veranlasste sie hinzuzufügen: „Hättest du mich angesprochen?"
Die blau-grauen Augen musterten Bea aufmerksam und ihr fielen dabei die langen dunklen Wimpern auf, die diese umkränzten und die viele Frauen gern ihr eigen nennen würden. „Hättest du das gewollt?", gab Jannik zurück und wich damit genauso einer Antwort aus, wie sie es getan hatte.
Bea kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn machte, weiter in unverbindliche Antworten zu flüchten, zumal ihr Körper ihr die Antwort in Form einer beschleunigten Atmung längst gegeben hatte und so gab sie schließlich leise zu: „Ich bin froh, dass wir uns heute treffen."
„Ich auch."
Beide lächelten sich unverwandt an, ohne die folgenden Momente des Schweigens als unangenehm zu empfinden, während allmählich die Luft zwischen ihnen zu vibrieren schien. In einer leichten Veränderung der Körperhaltung, die Bea nicht im Geringsten bewusst war, neigte sie sich Jannik entgegen und nur einen Augenblick später spürte sie, wie sich seine Lippen zart auf ihre pressten und ohne zu zögern erwiderte sie seinen Kuss. Die gefühlvolle Berührung brachte eine Saite zum Klingen, die länger schon verstummt war, und wie von selbst drängten sich ihre Lippen den seinen entgegen, erkundeten sie und gaben Zuneigung und beginnende Leidenschaft zurück. Als sie ohne Eile auseinander fuhren, fiel es Bea schwer, den Hauch von Zufriedenheit und gleichzeitig Surrealität zu verbergen, die die durchströmten. Sie hatte sich nichts dergleichen für den heutigen Abend vorgestellt und daher kam ihr alles irgendwie wie ein Traum vor.... Dass aber Jannik nun nach ihrer Hand griff und sie sanft umschloss, war pure Realität, wenn auch die um sie brandende Lautstärke der Musik nur gedämpft an ihr Ohr drang.
„Dafür hat sich der heutige Abend schon gelohnt", kommentierte er mit einem Lächeln im Gesicht und Bea sah ihn an, mit seinen leuchtenden Augen, den in die Stirn fallenden Haarschopf und dem entschlossen gereckten Kinn, und sie konnte es trotzdem kaum fassen, dass sie sich zu diesem doch deutlich jüngerem Mann so hingezogen fühlte, obwohl es weit weniger seine Physis als mehr seine Wesensverwandtschaft war, die sie so ansprach.
Etwas abgelenkt murmelte sie: „Triffst du nur Verabredungen, um einen Kuss zu stibitzen?"
„Ja, sicher", kam es lässig ohne die geringste Spur von Verlegenheit von Jannik, aber es genügte ein Blick auf sein Gesicht, um zu sehen, dass er fern davon war, sie für selbstverständlich zu halten.
„Möchten Sie noch etwas?" Die mit professioneller Freundlichkeit versehene Stimme der unerwartet aufgetauchten Bedienung schreckte sie beide auf, aber sie ließen ihre Hände, wo sie waren.
„Noch ein Bier, bitte", gab Jannik automatisch auf und schaute Bea fragend an: „Und du?"
Bea deutete mit dem Kopf auf ihr noch halb volles Glas. "Ich hab noch, danke."
Er runzelte reumütig die Stirn. „Nicht so deins, was?" Er sah hoch, aber die Bedienung war schon fort.
„Egal", winkte Bea ungerührt ab, „Außerdem hast du mich abgelenkt, ich bin gar nicht zum Trinken gekommen." Mit diesen Worten setzte sie das Glas an die Lippen und trank durstig, dann zwinkerte sie ihm zu: „Beim nächsten Mal bestelle ich."
„Soll das eine Drohung sein?" Jannik zog die Augenbrauen hoch.
„Nur wenn du dir leicht Angst einjagen lässt", gab Bea lachend zurück.
„Für gewöhnlich macht mir nichts so schnell Angst...", konterte Jannik und sein Gesichtsausdruck schien sie herauszufordern, die Achillesferse in seiner Unerschrockenheit zu finden. Bea versuchte es, mit Dingen, die so locker vorgebracht wurden, dass der fehlende Ernst ihrer Absicht unverkennbar war.
„Ich bin Juristin"
„Das schreckt mich nicht ab." Jannik grinste.
„Ich mag gerne Türkisch essen – mit viel Knoblauch."
„Esse ich auch."
„Ich gehe gerne lange shoppen."
„Welche Frau tut das nicht? Über diese Furcht bin ich längst hinaus."
„Ich mache gern ausgedehnte Radtouren."
„Super! Ich auch." Er strahlte sie fröhlich an und forderte dann keck: „Mehr hast du nicht zu bieten?!"
Den ultimativen Angstauslöser behielt Bea für sich, um sich den schönen Abend nicht zu verderben und eine Fortsetzung nicht zu gefährden – eine Fortsetzung, die ihr ungemein wichtig war, wie sie mit Schrecken feststellte....
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