Kapitel 65 ▬ Valeries Eltern
Nabend zusammen :D
Danke an alle, die mir heute für mein Staatsexamen in Englisch die Daumen gedrückt haben! :) Es sind ein paar Sachen schief gelaufen, aber ich habe es mit meinem "lovely accent" (wie einer der Prüfer gesagt hat :D) rausgerissen und tatsächlich eine glatte 1,0 bekommen :D Haben sich die vielen Nachtschichten also gelohnt^^
Die Bücher für die nächste Prüfung liegen schon neben mir, aber vorher gibt es euer heutiges Kapitel :)
Viel Spaß beim Lesen ;)
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Zwei Minuten nach Eins betraten wir zu viert das Restaurant, wo ich mich suchend umsah. „Ich hocke mich da drüben hin", verabschiedete Scott sich sofort und klopfte Preston aufmunternd auf die Schulter, bevor er sich an die Bar setzte. „Da sind sie", seufzte ich und steuerte einen großen Tisch an, an dem ich meine Eltern ausmachte.
„Valerie!", rief meine Mutter erfreut und stand auf, um mich in eine steife Umarmung zu ziehen. Meinem Vater schüttelte ich lediglich die Hand, bevor ich mich zu Louis umdrehte, der unruhig neben mir stand. „Das ist mein Freund, Louis", stellte ich ihn vor und wechselte dabei bewusst zu Englisch. Meine Vater musterte Louis kurz, bevor er auch diesem die Hand gab. „Nett, dich kennenzulernen. Ich bin Christian." „Viktoria", stellte meine Mutter sich vor und musterte pikiert die Tätowierungen, als Louis auch ihr höflich die Hand entgegen streckte, bevor sie sie schüttelte.
„Ja, ehm... ich bin Louis. Nett, Sie kennenzulernen." Erst jetzt fiel der Blick meiner Eltern auf Preston, woraufhin Louis sich erleichtert meinem Vater gegenüber auf den Stuhl sinken ließ. „Preston kennt ihr sicher." Ich sah meine Eltern scharf an, die nicht einmal mit der Wimper zuckten. „Richtig. Nett, dich mal wieder zu sehen, Preston." „Ja. Freut mich auch." Ich sah ihm deutlich an, dass er sich nicht freute, ehe er sich neben Louis setzte und ich auf der anderen Seite des Doncasters Platz nahm.
„Jetzt, wo ihr auch endlich da seid, können wir ja schon mal die Getränke bestellen." „Papa, wir waren zwei Minuten zu spät." „Ja. Wenn du das bei deinem Job machst, gilt das als zu spät! Nun... bei einem... normalen Job." Sein Blick glitt zu Louis, der sich sofort anspannte und seine Servierte mit beiden Händen zerquetschte.
Ich bestellte mir eine große Apfelsaftschorle, während Louis nur ein Wasser nahm. „Trinkt der Mann denn nicht einmal ein Bier zum Essen?" „Papa", grummelte ich genervt. „Können Sie denn eins empfehlen?" Mein Vater sah Louis für einen Moment perplex an, bevor er schmunzelte. „Das kann ich allerdings."
Ich blendete das Gespräch über Getränke, in das sich Preston zögerlich einklinkte, aus und unterhielt mich notgedrungen mit meiner Mutter. „Also. Ihr seid also fest zusammen?" „Richtig." „Ein Musiker, Valerie? Wirklich?" „Mir ist egal, was er beruflich macht, das war es mir schon immer." „Ja, leider." Ich ignorierte ihr Aufseufzen und studierte betont interessiert die Speisekarte. „Pascal hat nach dir gefragt." „Aha." Interessierte mich nicht. „Er studiert Jura, ist das nicht spannend?" „Oh ja. Total." Nicht. „Ich habe ihm deine Handynummer gegeben, er wollte sich mal bei dir melden." „Wieso?", stöhnte ich genervt.
Pascal war zwei Jahre älter als ich und ein absoluter Langweiler. Bis auf sein Aussehen, das er seinen Genen zu verdanken hatte, war an ihm absolut nichts Nennenswertes! „Er mag dich, schon so lange. Und... wenn das mit deinem Musiker in die Brüche geht, Pascal kann dir sicher ein schönes Leben ermöglichen." Den letzten Satz sagte sie absichtlich auf Deutsch, woraufhin ich die Augen zusammen kniff. „Ich will nichts von Pascal", erwiderte ich direkt auf Englisch, da mir bewusst war, dass Louis uns mittlerweile zuhörte.
„Die Getränke für die Herrschaften", unterbrach uns ein Kellner zum richtigen Zeitpunkt und stellte die vielen Gläser vor uns ab. Louis bestellte sich schließlich doch noch ein kleines Bier dazu, während ich eine Hand auf seinen Oberschenkel schob. „Was hast du denn gelernt, bevor du Musiker geworden bist?" Oh nein. Louis zögerte kurz, bevor er zu meiner Mutter sah. „Ich bin schon lange Musiker, ich war noch an der Schule, als ich angefangen habe." „Also hast du die Schule abgebrochen?!" „Nicht direkt. Ich habe meine GCSEs schon eine Weile vorher abgeschlossen." „So etwas wie ein Realschulabschluss", fügte ich hinzu, damit meine Eltern sich etwas darunter vorstellen konnte. Bei dem Wort Realschule rümpfte meine Mutter die Nase, woraufhin ich sie wütend ansah.
„Ja... und dann war ich eben dabei meine A-Level noch einmal zu machen und dann kam eben die Band dazwischen", erklärte Louis und es tat mir leid, dass er sich vor meinen Eltern quasi dafür rechtfertigen musste. „Noch einmal?", mischte mein Vater sich ein. „Der erste Versuch war nicht so erfolgreich", gestand Louis leise. „Was ja auch vollkommen egal ist, du hast einen Abschluss und einen sicheren Job, Louis." „Nun ja. Sicher...", brummte mein Vater leise. „Du hast das nicht mitbekommen, Papa. Selbst wenn er irgendwann etwas Anderes machen wird, du musst dir um Louis' Zukunft keine Sorgen machen." „Mache ich nicht. Sondern um deine."
„Val wird irgendwann sicher auch auf eigenen Beinen stehen, da ist es doch egal, was Louis beruflich macht", klinkte Preston sich mutig in die Unterhaltung ein, während er sein Glas in den Händen drehte. „Mit unsicheren Anstellungen kennst du dich ja blendend aus." „Papa!" Preston biss seinen Kiefer fest aufeinander und räusperte sich. „Das stimmt. Meine berufliche Zukunft war vor einigen Jahren noch sehr ungewiss, aber das hat sich sehr schnell geregelt." Meine Mutter schnaubte abfällig. „Überbezahlter Türsteher." Preston hob den Kopf, da er den deutschen Ausdruck nicht verstanden hatte. „Hat sie mich gerade beleidigt?", fragte er betont ruhig, woraufhin ich unruhig zwischen den Beiden hin und her sah. „Ja", antwortete ich trotzdem ehrlich. Preston nickte und sah mich entschuldigend an, bevor er ruckartig aufstand. „Ich will nicht weiter stören." „Ja, lauf weg. Das kannst du ja am Besten."
Geschockt sah ich meinen Vater an, bevor ich nach Louis' Hand griff. „Dass ihr euch überhaupt traut, so mit ihm zu reden! Ihr solltet euch bei ihm entschuldigen, nachdem ihr ihm verboten habt, mich kennen zu lernen!" „Er hat sich am Anfang auch nicht gekümmert", rechtfertigte meine Mutter sich sofort. „Ja. Aber Menschen ändern sich. Ihr aber anscheinend nicht! Und ich finde euer Verhalten zum Kotzen!" Mein Vater sah sich unwohl in dem Restaurant um, während meine Mutter mich wütend ansah. „Nicht in diesem Ton, Valerie!" „Woher denkst du denn, habe ich diesen Ton, hm?! Wisst ihr? Ich wollte euch heute gar nicht treffen! Aber Louis war es wichtig, meine Eltern kennen zu lernen! Und wie dankt ihr es ihm? Indem ihr ihn bloßstellen wollt! Tolle Eltern! Und angelogen habt ihr mich auch die ganze Zeit!" „Wir wollten dich nur beschützen." „Wovor? Vor Preston?! Ich bitte euch! Euch hat sein Lebensstil nicht gepasst, genauso wenig, wie euch der von Louis passt! Aber ich sage euch was! Ich will und werde nichts mit eurem perfekten Pascal zu tun haben, weil der ein absoluter Langweiler ist, der euch seitdem ich denken kann die Füße küsst!" „Valerie!", zischte meine Mutter, als nun wirklich das gesamte Restaurant zu uns sah.
„Ist hier alles in Ordnung?" Ich sah zu Scott auf, der plötzlich hinter uns auftauchte. „Wer ist das denn jetzt schon wieder?" „Scott. Scott? Das sind meine engstirnigen Eltern. Engstirnige Eltern? Das ist Scott. Er kümmert sich um meine Sicherheit." „Mit so einem läufst du rum?" „Das reicht", knurrte ich und zog Louis an dessen Hand auf die Beine. „Wir gehen." „Aber, Valerie! Wir sind extra hierher gefahren und..." „Das nächste Mal? Spart euch diesen Aufwand!", unterbrach ich meinen Vater und verdrehte die Augen, als Louis stumm einen grünen Geldschein aus der Hosentasche zog und auf den Tisch legte.
„Für unsere Getränke. Den Rest können Sie für ein Mittagessen verwenden oder als Aufwandsentschädigung für die lange Anreise sehen. Ich werde daran nicht sofort Bankrott gehen." Ernst sah er sie an, bevor er wieder nach meiner Hand griff und ich mir ein Lachen verkneifen musste. „Was sind das denn für Manieren?!" „Schönen Tag noch", verabschiedete ich mich halbherzig, bevor ich Louis aus dem Restaurant folgte. Preston und Scott gingen stumm hinter uns her, bis wir endlich im Aufzug standen.
„Es... tut mir leid." Verwirrt sah ich zu Louis und runzelte die Stirn. „Was tut DIR denn bitte leid?" „Du hast gesagt, du willst nicht, dass sie kommen. Und ich habe dich dazu gedrängt." „Schon okay, Louis. Du konntest es nicht wissen. Und ganz ehrlich? Dein Abgang war filmreif", lachte ich.
Louis schlang beide Arme um mich und bettete sein Kinn auf meiner Schulter. „Deine Eltern sind wirklich... etwas speziell", murmelte er und Preston schnaubte abfällig. „Sie sind ätzend, sag es ruhig", seufzte ich. „Wie haben sie dich so gut hinbekommen?" „Ich habe die meisten Nachmittage bei meiner Nachbarin verbracht. Eine ältere Dame, die immer auf mich aufgepasst hat, weil meine Eltern meistens so lange gearbeitet haben, dass ich schon geschlafen habe, wenn sie mich abgeholt haben. Sie hat mich ganz gut hingekriegt." „Der Dame schicke ich mal einen Blumenstrauß als Dank", grinste Louis und gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Sorry, dass ich dich dazu gezwungen habe, mitzukommen, Preston." „Schon okay. Hätte ja auch sein können, dass sie ihre Einstellung mir gegenüber geändert haben." Ich hob amüsiert eine Augenbraue an, woraufhin er ebenfalls grinsen musste, während wir aus dem Fahrstuhl stiegen. „Ja... eher unwahrscheinlich", fügte er daher hinzu. „Was habt ihr heute noch vor?" Ich zuckte mit den Schultern und sah zu Louis. „Worauf hast du Lust?" „Gute Frage. Wir könnten schwimmen gehen? Oder mal wieder Sport machen?" „Oder beides?" „Egal wofür ihr euch entscheidet, denkt an die Regeln. Nehmt entweder Scott oder mich mit." „Geht klar", versprach ich meinem Patenonkel, woraufhin dieser zufrieden nickte und zusammen mit Scott in dem Hotelzimmer verschwand, das uns als Aufenthaltsraum diente.
„Wer ist eigentlich Pascal?", durchbrach Louis die Stille, als wir gemeinsam zu unserem Zimmer gingen.
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