Kapitel 36 ▬ "Was ist passiert?"

Nabend zusammen :)

Heute war ein wenig produktiver Tag, aber solche muss es auch mal geben. Nur nicht so kurz vor Beginn meines Examens, aber was soll's... Morgen zieht meine aktuelle Mitbewohnerin und gute Freundin aus und jemand Neues kommt. Ich bin mal gespannt, wie sich das Zusammenleben dann ändert, ich bin da zum Glück schon gewöhnt :D

Viel Spaß beim Lesen :)


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Wie Preston es mir vorausgesagt hatte, traf ich in unserem Frühstücksraum auf Scott, der mir grinsend zuwinkte, als ich direkt zum Buffet ging. „Guten Morgen!" „Morgen", erwiderte ich etwas weniger begeistert. „Kein Guter?", erkundigte der Sicherheitsmann sich sofort. „Geht so. Preston hat Louis und mich aus dem Bett geschmissen." „Oha. Schon so ernst zwischen euch?" „Nein. Er hat nur bei mir übernachtet, also keine Panik." Scott zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck von seinem Kaffee. „Mir ist das egal, was ihr zusammen macht. Ihr seid beide erwachsen." „Sag das mal Preston." „Er ist dein Patenonkel, das ist etwas anderes."

Ich zuckte lediglich mit den Schultern und stellte meinen Teller vor Scott ab. „Also, hast du überlegt, wo du überall hin willst?" „Da ist ein Shoppingcenter nicht weit von hier... So fünfzehn Minuten Fahrt circa. Das wäre wahrscheinlich am Einfachsten? Vorausgesetzt, du willst dir das antun?" „Ich denke, es wird auf jeden Fall entspannter, als mit den Jungs einzukaufen. Also klar", antwortete Scott und zog sein Handy hervor, um sich die Route anzusehen. Von dort ist man auch zu Fuß recht schnell in der Innenstadt, falls du dir die danach auch noch anschauen willst. „Wenn dann noch Zeit ist, klar." „Logisch. Wir haben ja erst kurz nach neun, also noch massig Zeit!" „Stimmt. Und so lange wollte ich auch nicht shoppen, keine Panik." „Glück gehabt."

Ich beeilte mich mit dem Frühstück, damit wir los kamen, bevor noch irgendetwas dazwischen kam, sodass wir bereits um kurz vor zehn in einem der großen Geländewagen hockten. Ich suchte mich durch die Radiosender, bis ich zufrieden war und mich zurücklehnte. Scott konzentrierte sich auf die Straße, bis sein Handy sich meldete und er hastig das Headset ins Ohr fummelte, bevor er den Anruf annahm. „Was gibt's? ... Ja, wir sind unterwegs... Klar bin ich dabei! ... Rufst du jetzt ständig an? Ich passe schon auf sie auf, Preston!" Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Jetzt traute er nicht einmal seinen eigenen Kollegen? „Ich werde schon darauf achten, dass sie mich nicht abhängt", lachte Scott und setzte den Blinker, bevor er in die Tiefgarage des Einkaufszentrums fuhr. „Ja, wir sind jetzt da und in der Tiefgarage habe ich kein Netz. Also pass mal lieber auf die Jungs auf und bis später!" Scott legte direkt auf und verdrehte nun ebenfalls die Augen. „Der ist echt anstrengend." „Allerdings", pflichtete ich ihm bei.

Brav wartete ich, bis Scott den Wagen verriegelt hatte und an meiner Seite auftauchte. „Du weißt ja, wie es läuft. Ich kann mich gut im Hintergrund halten." „Du kannst meinetwegen auch einfach neben mir laufen. Dann komme ich mir nicht ganz so bescheuert vor." „Sicher?" „Wenn du so immer noch aufpassen kannst, dass mich keiner anspringt, was sowieso nicht passieren wird, klar. Hauptsache, du bekommst keinen Ärger mit Preston. Aber ich will mich nicht ständig umdrehen müssen und wenn du neben mir bist, können wir uns auch wie normale Menschen unterhalten." Scott stimmte mir zu und so verbrachten wir zwei Stunden damit, gemeinsam durch die Läden zu streifen. Ich fand einige Mitbringsel und in einem kleinen Café erstand ich auch paar schöne Postkarten. Scott kaufte auch einige Sachen, die ich in meine Tüten stopfte, da er - wie er immer betonte - die Hände frei behalten musste.

In einem der Läden fiel mir auf, dass mehrere junge Frauen in meinem Alter tuschelten und in unsere Richtung sahen, aber ich versuchte, sie so gut es ging zu ignorieren. Auch Scott hatte die Gruppe im Auge und versperrte den Weg zu den Umkleidekabinen, obwohl durch den Vorhang sowieso nichts zu sehen war. Auch wenn ich es nur ungerne zugab... insgeheim war ich doch froh, nicht alleine unterwegs zu sein. Besonders, als ich an der Kasse plötzlich von der Gruppe angesprochen wurde und sie mich nach einem Foto fragten. „Ähh...", machte ich intelligent. „Wieso das denn?" „Weil du immer mit One Direction abhängst", antwortete die Blonde der Gruppe grinsend und hielt bereits ihr iPhone bereit. „Ehrlich gesagt... will ich das nicht, nein." Das war Scotts Signal, woraufhin der Mann sich zwischen uns schob und die Damen höflich, aber bestimmt, aufforderte, sich von mir zu entfernen. „Die kennen nicht einmal meinen Namen und wollen ein Foto mit mir. Manchmal frage ich mich echt, was die mit solchen Fotos wollen." „Angeben", erwiderte Scott lediglich und folgte mir aus dem Laden, nachdem ich bezahlt hatte.

Nachdem wir uns ein Eis gegönnt hatten, schnappte ich mir wieder die vielen Tüten und warf einen Blick auf die Uhr. „Also, wenn wir auch nochmal in die Stadt wollen, sollten wir langsam los, oder?" Es war mittlerweile ein Uhr und ich hatte versprochen, bis drei Uhr wieder im Hotel zu sein. „Stimmt." Auf dem Weg zum Auto tippte ich Scott kurz an und deutete auf die Toiletten. „Kannst du kurz halten?" Er nickte, wobei er die Tüten sofort auf dem Boden abstellte, als ich mich umdrehte. „Das habe ich gesehen!", rief ich grinsend.

„Schrei, wenn was ist!", erwiderte Scott lediglich, woraufhin ich stumm die Augen verdrehte. Was sollte schon sein? Ich würde höchstens schreien, wenn das Klopapier alle war! Ich verschwand in der letzten freien Kabine und grinste, als ich dort sogar noch zwei Ersatzrollen vorfand. Also musste Scott mir nicht zur Hilfe eilen.

Beim Händewaschen hörte ich, wie sich auch die anderen Kabinen nach und nach entriegelten und ich stellte entnervt fest, dass es die Gruppe junger Frauen war, die mich in einem der Bekleidungsläden nach einem Foto gefragt hatte. „Da ist ja Miss ‚Ich bin so super wichtig'", sprach mich eines der Mädchen sofort an. Ich ignorierte das Gemecker, sondern trocknete mir die Hände seelenruhig ab. „Du denkst wohl, du bist etwas besseres, nur weil du anscheinend die Band-Schlampe bist?" Ich schluckte eine bissige Antwort herunter und drehte mich um. Als ich den Toilettenvorraum verlassen wollte, stellten sich die vier Frauen aber in meinen Weg. „Hört mal. Ich will wirklich keinen Ärger. Ich arbeite für Paul, mehr müsst ihr nicht wissen, ja?" „Oh. Es spricht mit uns!", keifte die Blonde und schubste mich gegen eines der Waschbecken. „Lasst den Mist!", rief ich absichtlich etwas lauter. „Ihr kennt nicht einmal meinen Namen, was wollt ihr überhaupt von mir? Ich habe euch nichts getan!"

Von den lauten Stimmen angelockt, dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich die Tür öffnete. „Was ist hier los?" „Das ist eine Frauentoilette!", giftete die Blonde Scott sofort an, welcher unbeeindruckt den Raum betrat. Mit wenigen Schritten war er bei uns und schob sich eiskalt durch die Möchtegern-Mauer, sodass er neben mir stand. „Hier." Er drückte mir die Einkaufstüten in die Hand, bevor er einen Arm um meine Seite legte und mich ohne Unfall an der kleinen Gruppe vorbei schob. „Absolut überheblich und unfreundlich!", motzte die Kleinste der Gruppe, als wir bereits an der Tür waren. „Seid froh, dass ich euch keine Anzeige auf den Hals hetze!", brüllte Scott zurück, sodass nicht nur die fremden Frauen zusammenzuckten. „Sorry", murmelte der Sicherheitsmann und löste seinen Arm erst, als wir im Aufzug standen, der uns in die Tiefgarage brachte.

„Schon okay", seufzte ich und rieb mir meine Seite. „Alles okay?" „Klar", log ich, woraufhin Scott eine Augenbraue anhob. „Und jetzt die Wahrheit?" „Ich bin gegen ein Waschbecken gestolpert, halb so wild." „Gestolpert?" „Sie haben mich gestoßen, aber es war nicht fest", spielte ich es weiter herunter. „Ich hätte sie also doch..." „Nein. Das ist keine große Sache, Scott! Und ich will auch nicht, dass du Preston davon erzählst!" „Val... das geht nicht. Ich muss Paul und ihm immer Bericht erstatten und sowas... das muss ich melden." „Aber... na gut. Aber das mit dem Schubsen..." „Sage ich auch. Das gehört dazu." „Wieso? Das war nichts!" „Dafür hältst du dir die Stelle aber schon sehr lang. Zeig mal her." Ich zog seufzend mein Shirt an und besah mir die Stelle knapp oberhalb der Hüfte. Sie tat weh, war rot und leicht geschwollen. „Das gibt einen ziemlich fetten blauen Fleck", stellte Scott fest, nachdem ich mein Oberteil wieder zurecht gezogen hatte. „Und Preston wird ausrasten", beendete ich sein Fazit, woraufhin Scott nickte. „Oh ja."

Ich überredete Scott dazu, trotzdem noch in die Stadt zu gehen. Entgegen unserer eigentlichen Planung nahm er den Wagen mit und parkte ihn auf einem der Innenstadtparkplätze. Von dort aus gelangten wir in eine nette Fußgängerzone, wo ich noch ein paar Postkarten kaufte und schöne Fotos schoss. „Hast du Hunger?" Ich schmunzelte, da ich die Botschaft hinter der Frage inzwischen von den Jungs kannte. „Ich könnte was zum Essen vertragen, ja." Immerhin hatten wir bisher nur eine Kugel Eis zum Mittagessen gehabt. „Das Café da vorne sieht nett aus und ist auch noch recht leer", schlug Scott vor. „Die Backwaren sehen lecker aus, wir können ja mal reinschauen." Wenig später verließen wir das Café mit mehreren Papiertüten und auch Scott war - zumindest für ein paar Minuten - entspannt, während er eine gefüllte Teigtasche aß.

Auf der Rückfahrt kehrte seine Anspannung sichtlich zurück, was sich nur noch mehr verstärkte, als ausgerechnet Preston neben Louis - der mal wieder eine meiner verhassten Zigaretten zwischen den Lippen stecken hatte - vor dem Hotel stand. Scotts Fingerknöchel stachen stark hervor, als er das Lenkrad umklammerte und seufzte. „Wieso bist du so nervös? Du hast doch nichts falsch gemacht." „Ich habe nicht richtig aufgepasst. Ich hätte vorher nachsehen sollen, ob Jemand drinnen ist. Das war ein absoluter Anfängerfehler! Und deswegen bist du verletzt worden." „Das ist nur ein blauer Fleck, Scott", erinnerte ich ihn. Natürlich tat die Stelle ziemlich weh, aber ich würde nachher einfach einen Eisbeutel und Voltaren beschlagnahmen und die Sache war erledigt. „Es war mein Fehler, Val. Das ist einfach so." „Wenn Preston dir das vorhält, bekommt er es mit mir zu tun!", motzte ich und zuckte zusammen, als die Beifahrertür geöffnet wurde. „Wieso steigt ihr nicht aus? Habt ihr so viel gekauft?", grinste Preston, was verschwand, als er Scott ansah. „Was ist passiert?"

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