Kapitel 102 ▬ Im Flugzeug

Nabend zusammen :)

Wir bereiten für unser Fanprojekt von Louis im Moment sehr viel für Freitag vor, deswegen war es heute zeitlich wirklich eng, ein neues Kapitel fertig zu bekommen 😄 Aber es hat gerade noch so gereicht^^

Wünsche euch damit viel Spaß beim Lesen :)



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Ich nutzte die Tatsache, dass Louis wohl den Schlafmangel der letzten Nacht aufholte und zerrte meinen Laptop aus meiner Umhängetasche. Wieder eine Reihe weiter hinten nahm ich meinen Platz am Fenster ein und lehnte mich gegen die kühle Wand. "Da meint es aber Jemand ernst, was?", grinste Caroline, als ich dabei war, mich ins W-Lan einzuloggen und die Seiten der deutschen Kindergärten in London aufrief.

"Na ja, Louis schläft und ich bin nicht müde. Essen haben wir auch gerade erst gehabt, also was soll ich sonst groß machen?", erwiderte ich und seufzte. "Außerdem habe ich sonst nie wirklich Ruhe..." "Hast du denn Zeugnisse und Fotos und alles auf deinem Laptop?" "Ja, das habe ich alles da. Meinen Lebenslauf habe ich zum Glück auch schon auf Englisch, ich muss nur nachschauen, dass er aktuell ist..." Ich öffnete die unterschiedlichen Dokumente und stellte fest, dass ich, bis auf das Anschreiben, gar nicht mehr so viel machen musste. Nach nicht einmal einer halben Stunde war ich zufrieden mit dem Text und den Unterlagen und schob den Laptop kurzerhand Caroline und Louise zu. "Könnt ihr mal drüber lesen?" "Klar", antworteten die Beiden gleichzeitig.

"Was sollen sie denn lesen?" Erschrocken zuckte ich zusammen und schlug mir prompt den Kopf an der Flugzeugwand an, als Preston sich irgendwie unbemerkt hinter uns gestellt hatte. "Ich dachte, du hast einen Job in Aussicht, wieso musst du Bewerbungen schreiben?" Ich seufzte leise. "Achtet darauf, dass Louis das nicht sieht, ja?", wandte ich mich an die beiden Frauen, bevor ich an ihnen vorbei kletterte und Preston den Gang entlang zog. Im hinteren Teil unseres Bereiches waren normale Sitzreihen der höheren Klasse aufgebaut und nur vereinzelt hatten sich Mitglieder des Teams zum Schlafen hingelegt.

"Val, was ist hier los? Du hast deinen Eltern und mir gesagt, im Mai hast du eine feste Arbeit. Versteh mich nicht falsch, ich bin der Letzte, der dir da irgendwie reinreden will, aber..." "Ich habe eine Festanstellung. Das war nicht gelogen", unterbrach ich ihn sofort. "Und wieso schreibst du dann Bewer-... oh." Ich schmunzelte, als Preston schneller begriff, als ich es ihm zugetraut hatte. "Du willst nach England?" "Ich... habe es zumindest in Betracht gezogen. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich etwas bekommen würde. Aber dann hätte ich zumindest die Option", erklärte ich ihm und zuckte mit den Schultern. "Weiß Louis davon?" "Nein. Und ich will, dass es auch erst einmal so bleibt." "Du weißt, dass du auch ohne Job einfach in England bleiben könntest?" "Ja. Aber das will ich nicht." "Hm. Kann ich nachvollziehen." Ich nickte leicht und sah aus dem Fenster, hinter dem man den strahlend blauen Himmel erkennen konnte. 

"Ich habe einfach gemerkt, dass mich in Deutschland nichts mehr hält. Ich fühle mich in England wohl und ich liebe Louis. Und will keine Fernbeziehung, eine Beziehung mit ihm wird sicherlich schon schwer genug, da muss ich nicht auch noch in einem Land leben, zu dem er überhaupt keinen Bezug hat." "Und du willst den Job, dass du nicht von ihm abhängig bist, richtig?" "Ja. Versteh mich nicht falsch, ich liebe ihn. Und ich hoffe nicht, dass das irgendwann in die Brüche geht... aber ich bin realistisch. Wir kennen uns seit zwei Monaten. Es ist nicht so, als seien wir schon ewig zusammen. Obwohl auch das keine Garantie dafür wäre, dass es für immer hält. Aber ich will nicht, dass es vielleicht doch nicht klappt und dann hocke ich da, habe meinen festen Job gekündigt, habe keine Wohnung, keine Arbeit und bin alleine." "Du weißt, dass ich nie zulassen würde, dass du irgendwie auf der Straße landest, Val? Ich verdiene genug für zwei." "Vielleicht hast du aber irgendwann auch eine Beziehung? Ich will Niemandem auf der Tasche liegen." "Ich verstehe das, aber ich wollte es nur sagen." "Ich bin dir auch dankbar dafür, trotzdem könnte ich nie nichts tun. Und vielleicht klappt es ja auch. Ich will mir nur die Option offen halten."

"Okay. Und wann willst du es ihm sagen? Du solltest mit ihm reden..." "Ich werde erst einmal abwarten, was bei den Bewerbungen rauskommt. Ich habe die Wahrheit geschrieben und gesagt, dass ich im Moment unterwegs bin und deswegen nur Bewerbungsgespräche per Skype in Frage kommen. Bevor es zu einem Bewerbungsgespräch kommt, würde ich aber mit ihm reden. Ich will nur nicht, dass er sich falsche Hoffnungen macht. Und na ja... ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht zu früh ist. Aber ich muss mich natürlich recht früh um einen Job kümmern, aber..." Ich brach ab und sah Preston frustriert an. "Du verstehst, was ich dir sagen will?"

Mein Patenonkel schmunzelte leicht und nickte. "Ja, ich konnte dir folgen", antwortete er mir. "Gut... also denkst du, das ist die richtige Entscheidung?" Man sah Preston deutlich an, dass es ihn freute, dass ich ihn nach seiner Meinung fragte, auch wenn er versuchte, es zu verstecken. "Ich denke, dass du dir da schon einige Gedanken drüber gemacht hast und ich denke, wenn du dir sicher bist, dass du diesen Schritt gehen willst... dann... klar. Louis wird sowieso begeistert sein und auch ich würde mich freuen, wenn ich dich besuchen kann, ohne am Ende auf deine Eltern zu treffen." "Verständlich. Das war eben auch eine Sache, die ich überlegt hatte... Mein Verhältnis zu ihnen war noch nie sonderlich gut, deswegen würde uns etwas Abstand vielleicht ganz gut tun." "Ich will deine Entscheidung nicht beeinflussen, Val. Aber ich hatte gehofft, dass du in Betracht ziehst, deine Zukunft in England aufzubauen." "Wieso hast du das nicht gesagt?" "Ich wollte nicht, dass du denkst, ich erwarte das von dir. Immerhin kann ich mir vorstellen, dass Louis das wahrscheinlich tut. Ihr habt euch deswegen ja schon einmal in die Haare bekommen. Also bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass ich dieses Thema lieber nicht ansprechen sollte."

Ich nickte dankbar und sah ein weiteres Mal aus dem Fenster. "Ich weiß, dass meine Eltern mich in ihrem verstörten Weltbild auf ihre eigene Art und Weise irgendwie beschützen wollten... Und Hass ist ein starkes Wort. Aber ist es schlimm, dass ich sie dafür hasse? Sie haben mir einen Teil meines Lebens vorenthalten und ich weiß nicht, ob ich jemals darüber hinweg sehen kann." Preston atmete tief ein und seufzte. "Ich kann das nachvollziehen. Es war nicht einfach, als sie sich plötzlich komplett von mir abwendet haben... und ich werde dir jetzt auch keinen Vortrag darüber halten, dass sie doch deine Eltern sind und, dass sie nur dein Bestes wollten... Weil Erwachsene machen auch Fehler. Und das haben deine Eltern meiner Meinung nach getan. Und zwar nicht nur einmal." "Ja. Dabei bin ich nicht nachtragend, aber ihnen tut es ja nicht einmal leid. Wenn sie wenigstens einsehen würden, dass sie einen Fehler gemacht haben, aber das tun sie nicht." Preston nickte leicht, ehe sich eine Stille zwischen uns ausbreitete, die erst von Louis unterbrochen wurde, der verschlafen hinter Preston auftauchte.

"Was machst du denn hier hinten?", fragte er anklagend und rieb sich etwas Schlaf aus den Augen. "Du hast geschlafen und ich wollte dich nicht wecken", antwortete ich schmunzelnd. "Jetzt bin ich aber wieder wach... kommst du mit nach vorne? Oder störe ich gerade bei Irgendwas? Alles okay?" "Alles gut, keine Sorge", versicherte ich ihm. "Danke", wandte ich mich lediglich an Preston, bevor ich aufstand und Louis' Hand in meine Nahm. "Du schläfst gleich im Stehen wieder ein", neckte ich ihn, während er neben mir her taumelte. Es hätte nur noch gefehlt, dass er sich mit seinem gesamten Körpergewicht auf mich lehnte.

"Wieso haben Caroline und Lou eigentlich deinen Laptop?", murmelte er, nachdem er sich wieder auf den Sitz fallen gelassen hatte und die Decke über sich zog. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, bevor ich es mir ebenfalls bequem machte und an der Decke zerrte. Louis schmunzelte leicht und gab mir großzügigerweise ein Stück der Decke ab. "Sie wollten sich ein paar Bilder von meiner Familie ansehen", log ich, auch wenn ich ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich ihm nicht die Wahrheit sagte. Aber ich konnte es einfach noch nicht. "Oh. Darf ich mir die später auch mal anschauen?" "Natürlich", versicherte ich ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, da ihm die Augen bereits wieder zu fielen. "Schlaf noch ein bisschen." "Hm, du auch", murmelte er leise, woraufhin ich schmunzelte. "Ja, mal sehen..."

Entgegen meiner Befürchtung, dass ich kein Auge zu tun würde - immerhin war es erst später Nachmittag - schlief ich bereits nach wenigen Minuten ein und bemerkte so nicht, wie Caroline und Louise meinen Laptop wieder zurück in die Tasche schoben und eine weitere Decke über uns ausbreiteten.




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