Kapitel 5

Er blickte in graue Augen aus denen ihm Leere entgegenschlug. Ein blonder symmetrischer Bob umgab das alternde Gesicht. Das war wohl ihre Mutter, dachte er mit weit aufgerissenen Augen.

"Ja, bitte ?", fragte sie mit monotoner Stimme.
"Ich... Ich würde gerne ihre Tochter sehen.", stotterte er, weil ihn ihr ausdrucksloses Gesicht irritierte.
"In Ordnung, ich hole sie.", sagte sie.
Er hatte mit etwas mehr Neugierde oder Widerstand gerechnet.
Aber das schien hier wohl nicht üblich zu sein.

Ein paar Minuten später stand das Mädchen vor ihm. Sie bat ihn nicht rein. Sie war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass er hier auftauchte. So hatte sie ihn nicht eingeschätzt.

Er hatte vor sich nicht zu verstellen und sagte das erste was ihm einfiel:
"Warum bist du nicht gekommen?"
Sie betrachtete ihn. Seine Kleidung ist durchnässt und er zitterte sichtbar.
Aus seinen Haaren tropfte ihm der Regen in seine Augen, sodass es aussah als ob er weinte. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht schauen zu können.

Sie wusste schon wovon er sprach. Es stand bestimmt auf dem Zettel. Den sie weggeschmissen hatte. Sie hatte eine Chance weggeschmissen.

"Ich habe den Zettel nicht gelesen.", sagte sie so leise, dass der Regen sie fast übertönte. Aber er hörte es dennoch.
"Warum nicht?", fragte er und erschien dabei seltsamerweise wütend.
" Ich wollte kein Risiko eingehen. ", sagte sie und wich einen Schritt zurück.

Er packte sie am Arm und zog sie hinaus in den Sturm. Er hielt sie an den Schultern fest, während der Wind ihr den Regen ins Gesicht peitschte.
"Komm mit zu mir.", sagte er einfach gerade heraus.
"Aber...das geht doch jetzt nicht.", flüsterte sie unsicher.
"Warum nicht ? Weil es etwa ein Risiko ist ?"

Er blickte ihr lange in die Augen und ergriff sanft ihre Hand. Und in dem Moment wurde ihr alles egal.
Sie liefen die Straße entlang, einen Arm vor das Gesicht hebend.

Niemand sah, wie jemand langsam hinter ihnen die Tür schloss.

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