Wie viele denn noch?

Ich nahm die Zeitung mit nach drinnen und setzte mich damit an den Küchentisch.
War das also doch ein Wolf gewesen, der den Mann angegriffen hatte? Aber dann würde es doch heute noch nicht in der Zeitung stehen?!
Entweder war der Mann verrückt gewesen oder es trieben sich mehrere Wölfe hier in der Gegend rum. Aber in einem Park?

Ich hörte meine Mutter von nebenan herbeieilen und ging ihr entgegen.
,,Mom, könnte es sein, dass hier bei uns Wölfe leben?", fragte ich interessiert.
,,Theoretisch schon. Nur ich glaube nicht, dass sie hier herkommen würden."
Ich reichte meiner Mutter die Zeitung und für einen Augenblick war sie auch geschockt.
,,Dann gab es hier also doch einen Wolf?!", stellte meine Mom überrascht fest.
,,Was wird eigentlich mit den Wölfen gemacht?", wollte ich wissen.
,,Hoffentlich nichts Schlimmes", dachte ich mir in diesem Moment noch dazu.

,,Ich weiß es nicht", war aber die Antwort. ,,Schau doch mal im Internet nach, wenn du willst. Mich interessiert das Thema Wölfe nicht so viel. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn wir diese Bister hier nicht haben."
Ich nickte nur kurz. In Wirklichkeit wollte ich nicht, dass man Wölfe vertrieb oder sogar noch schlimmere Sachen mit ihnen machte. Ich habe nämlich schon öfters gelesen, dass Wölfe Menschen in den meisten Fällen mieden. Allerdings griffen sie auch Nutztiere an, aber dagegen kann man ja was machen. Zum Beispiel Hunde aufstellen oder einfach sichere Zäune bauen.

Ich ging die Treppe hoch und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch. Draußen schien die Sonne noch, obwohl es schon neunzehn Uhr war.
Ich fuhr meinen Computer hoch und gab in das Suchfeld ,,Was wird mit eingefangenen Wölfen gemacht?" ein.
Ich sah einen Text, der interessant aussah und klickte drauf. Dort drinnen stand, dass man Wölfe gar nicht töten darf, da sie unter Naturschutz stehen. Ich seufzte erleichtert. Darunter stand auch, dass sie an einem Ort ausgesetzt werden, wo keine Menschen leben.

Moment mal! Wenn Wölfe unter Naturschutz stehen, darf man sie doch auch nicht einfangen. Ich überlegte kurz und tippte die Frage auch noch mal ein. Darauf kam eine Antwort: ,,Wenn Wölfe immer wieder zu nah an menschliche Siedlungen kommen, dann dürfen Tierexperten sie fangen und an einen anderen Ort bringen, obwohl das laut offiziellen Regeln verboten ist."

Am nächsten Morgen war ein Dienstag. Heute hatte ich lange Schule. Und draußen war nicht besonders gutes Wetter. Passend zu meiner Laune, denn ich hatte wie immer überhaupt keine Lust. Ich packte also vorsichtshalber noch meinen Regenschirm ein und zog meine Regenjacke gleich an, da es draußen nicht sehr warm aussah. Und das war es auch nicht. Als ich auf mein Handy schaute, standen dort nur fünfzehn Grad, obwohl es Mitte Juli war.

Als ich dann rausging, fing es an zu nieseln. Ich setzte meine Kapuze auf und ging schneller als sonst zur Schule, da ich keine Lust hatte so richtig nass zu werden. Als ich bei der Stelle ankam, an der der Mann angeblich von einem Wolf angefallen wurde, hatte ich das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Aber nicht von etwas Bösem, sondern etwas Ängstlichem.
Ich schaute trotzdem nicht nach, da ich ein wenig Angst hatte und ging schnell weiter. Als der Schulhof in Sicht kam, atmete ich einmal tief aus, weil das unheimliche Gefühl verschwunden war. Aber wirklich freuen konnte ich mich nicht, denn vor dem Eingang standen die Jungs aus der Pause vom gestrigen Tag.

Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht und lief leicht geduckt über den fast leeren Schulhof. Dann lief ich schnell die Treppen zum Eingang hoch und an den Jungs vorbei, die mich nicht erkannten. Die ersten beiden Stunden hatten wir Geschichte. Wie langweilig! Nicht das Fach. Der Lehrer ist so langweilig. Der brabbelt die ganze Zeit irgendwas vor sich hin und der Rest der Klasse baut Mist und den juckt das nicht mal.
Und dann sollten wir nur noch ein Tafelbild abschreiben.

Als Pause war, wollte ich gerade aufstehen, da ertönte die Klingel zur Regenpause. Einige meiner Mitschüler, die schon zur Tür raus waren, kamen wieder rein, setzten und unterhielten sich.
Unser Geschichtslehrer verließ dann den Raum und in unserer Klasse fingen alle an laut zu reden oder mit Papierfliegern oder -kugeln herumzuwerfen.

Ich setzte mich auf meinen Platz und wartete bis die nächste Stunde begann.
Alan, ein schwarzhaariger Junge kam auf mich zu und lachte: ,,Na, keine Hobbys?"
,,Doch, aber keine sinnlosen", antwortete ich darauf.
Alans Freunde kamen herbei und murmelten Beleidigungen und verzogen sich dann wieder.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann endlich unsere Englischlehrerin. Eigentlich konnte ich Englisch relativ gut, aber ich mochte die Lehrerin nicht. Ständig meckerte die herum, nur, weil jemand zu laut atmete. Ich glaube, dass niemand sie mag, aber naja.
,,Guten Morgen! Holt eure Hefte raus. Wir schreiben einen Test."

Was! Einen Test so kurz vor den Ferien.
Die ganze Klasse stöhnte, da sie nie angekündigt wurden.
Für mich eigentlich kein Problem, da ich Englisch wie schon gesagt relativ gut kann. Aber die Betonung liegt auf ,,eigentlich". Unsere Lehrerin macht immer so unglaublich schwere Tests. Aber diesmal war er überraschend leicht.

Als die Stunde endlich vorbei war, schaute ich nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen.
Alle Schüler waren schon draußen und ich schlurfte langsam hinterher.
Ich setzte mich draußen auf eine Bank abseits von Fußballplatz, damit ich nicht wieder beschuldigt wurde, jemanden abgeschossen zu haben.
Aber bei dem Wetter würden die Jungs wahrscheinlich kein Fußball spielen.

Als die Pause vorbei war, ging ich fast als Letzte wieder ins Schulgebäude und als ich bei meiner Klasse war, kam gerade unser Biolehrer. Biologie war mein Lieblingsfach, weil es oft um Tiere ging. Aber im Moment war es langweilig, da wie über menschliche Knochen sprachen.

In der Mittagspause holte ich ein Buch aus meinem Ranzen, das ich mitgebracht hatte und las ein wenig. Danach hatten wir noch Mathematik bei unserer Klassenlehrerin und dann war endlich die Schule vorbei.
Ich ging schnell aus der Schule raus und konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen.

Als ich wieder bei der Bank ankam, lag dort eine Zeitung, wo drauf stand ,,Neuer Wolf gesichtet und gefangen".
Ich blätterte den kleinen Artikel auf und las ihn schnell durch. Dort stand:
,,Vorgestern hat man einen männlichen Wolf gefangen und in einem Wald in der Nähe ausgesetzt, weil er immer wieder in Gärten von Menschen eingedrungen war.
Gestern wurde noch ein weiblicher, toter Wolf gefunden. Sie wurde anscheinend von einen Auto angefahren. Zuvor sollte sie wohl einen Spaziergänger angegriffen haben, der aber nicht verletzt wurde. Die Polizei vermutet, dass der Mann in seiner Panik etwas übertrieben hat."

Als ich das zu Ende gelesen hatte, hielt ich entsetzt die Luft an. Zwei Wölfe waren hier gewesen. Einer lebte auf jeden Fall nicht mehr. Aber wieso sollte eine Wölfin einfach einen Mann angreifen. Ich überlegte weiter. Vielleicht lebten hier sogar noch mehr dieser Tiere. Als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte ich ein leises Wimmern aus einem Strauch am Wegrand. Vorsichtig und ein bisschen zögernd ging ich dorthin und schob die Farnwedel zur Seite. Mir blieb für ein paar Sekunden der Atem weg. Dort lag ein Welpe - ein Wolfswelpe.

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Ich habe es endlich geschafft, ein neues Kapitel fertig zu schreiben. Gebt mir gerne Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge.
Schreibt auch gerne Vermutungen oder Gedanken zu diesem Kapitel in die Kommentare.

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