Kapitel 7

Ich wurde jeden Tag auf die Koppel gebracht und spielte mit den anderen, sodass ich Estelle und ihre Geschichte bald wieder vergaß. Wir sprachen auch nicht über sie. Nur meine Mutter warf manchmal einen Blick auf die andere Wiese hinüber, doch Estelle hatte sich in die hinterste Ecke verzogen, wo sie alleinstand und niemand sie beachtete.

Eines Tages kam Dan mit einer Familie auf die Koppel. Es war erst Nachmittag und deshalb wunderte es mich und ich sah gespannt in ihre Richtung. Die Familie bestand aus zwei Mädchen, die zehn oder elf Jahre sein mussten, und ihren Eltern. Sie schauten sich um und ich kam neugierig zu ihnen hinüber, gefolgt von Darice und Sylvett. Das eine Mädchen streckte uns ihre Hand hin und Darice schnupperte sofort. Sylvett hatte das Interesse verloren und begann wieder zu den anderen zu traben. Das Mädchen streichelte Darice über den Hals und sagte: „Das Pony möchte ich haben." Nun traute sich auch ihre Schwester zu uns her und alle Aufmerksamkeit war auf Darice gelenkt, sodass auch ich das Interesse verlor.

Wir wussten immer noch nicht, warum die Familie da gewesen war, aber es störte uns auch nicht weiter, denn in den nächsten Tagen, ging es so weiter wie normal.

Es waren sicher zwei Monate vergangen als wir auf der Wiese spielten und unsere Mütter etwas Abseits von uns zusammenstanden und grasten, als ich am Zaun unserer Weide, Dan und zwei Mädchen entdeckte. Sie kamen mir bekannt vor und ich wusste wieder, dass sie Darice das letzte Mal als sie hier waren, besucht hatten. Darice hatte sie auch erkannt und trabte zu ihnen hinüber.

Die Mädchen kamen zwei Wochen später noch einmal und Darice freute sich immer, wenn sie kamen. Sie fand, dass es eine lustige Abwechslung sei.

Am Tag darauf begann Dan uns abzusetzen. Er holte unsere Mütter von der Koppel, doch das störte uns nicht, nicht einmal mehr Ivano. Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt und ich schaute meiner Mutter nur kurz nach und graste dann weiter.

Am Abend wurde ich auch in eine neue Box gestellt, die nicht mehr neben Estelle und Tinka war, sondern nun lebte ich in einer etwas kleineren Box mit Paddock, neben Darice und Percy. Ich und Percy verstanden uns gut und ich hatte sogar fast vergessen, wie es war mit meiner Mutter zusammen in einer Box zu stehen.

Die Tage wurden langsam kälter und wir bekamen etwas Kraftfutter in der Box zugefüttert. Es schmeckte anders als Gras, doch das hieß nicht, dass es schlechter schmeckte.

Ich kam auch nicht mehr jeden Tag gleich in der Früh auf die Koppel, sondern manchmal holte Dan mich auf den Platz und führte mich hin und her, achtete darauf, dass meine Beinstellung richtig war, wenn er mich anhielt und am Schluss durfte ich mich auch manchmal auf dem Sandplatz wälzen. Das war immer das Schönste am ganzen.

Manchmal, wenn ich eigentlich traben sollte, hatte ich in der Früh so viel Energie, dass ich übermütig wurde und in schnellen Galopp verfiel, sodass Dan mich wieder anhalten musste, doch so langsam hatte er mir das abgewöhnt.

Eines Tages brachte er mich nicht auf den Platz, sondern zu einem Gefährt mit vier Reifen und einem Anhänger hinten dran. Dan ging hinein und zögerlich folgte ich ihm. Der Boden fühlte sich anders an und vorsichtig machte ich einen Schritt. So ging das die nächsten Tage weiter, bis ich, ohne zu zögern in den Hänger stieg. Einmal fuhr Dan auch mit dem Auto eine kleine Runde und auch daran gewöhnte ich mich.

Irgendwann lud Dan mich wieder in den Hänger ein, aber nicht nur mich, sondern auch Percy. Das Auto rumpelte los und ich versenkte meine Nase in das Heunetz, dass vor mir an der Wand hing. Wir fuhren länger als sonst und es war ein bisschen ungemütlich, doch ich hatte Percy, mit dem ich mich unterhalten konnte.

Nach einer ungewöhnlich langen Fahrt hielten wir an und Dan führte uns drei Runden um das Auto und den Hänger und gab uns etwas zu trinken.

Die Bewegung tat gut, auch wenn sie nur kurz war und wir gleich danach wieder in den Hänger verladen wurden.

So ging es weiter. Wir fuhren ca. zwei Stunden und hielten dann und bekamen kurze Bewegung und etwas zu trinken. Nach dem dritten Mal war ich so übermütig, dass ich buckelte und das gefiel Dan gar nicht. Er ließ mich im Kreis im Schritt um ihn herumlaufen, bis ich mich beruhigt hatte, während Percy von einer anderen Frau ein paar Schritte um den Hänger geführt wurde.

Schließlich lief ich wieder ausgeglichen und Dan holte mich zu sich heran und wir wurden abermals zum Weiterfahren in den Anhänger geführt. Nur wiederstrebend trat ich diesmal über die Rampe in den schmalen Raum, denn ich hatte keine Lust, nochmal solange weiter herum zu stehen und ich fragte mich wie lange wir noch brauchten, bis wir zum Ziel kamen.

Wo fuhren wir eigentlich hin? Dan schloss mit einem Rumsen die Klappe und schob die Riegel mit einem Klicken zu.

Dann stieg er ins Auto und ließ den Motor von Neuem anspringen. Mit einem kurzen Rumpeln lenkte er das Auto wieder auf die Landstraße.

Durch das Plastikfenster konnte ich sehen, dass wir nun in einem Wald kamen, indem große Tannen standen. Die Sonne warf lange Schatten auf den Boden, so musste es schon Spätnachmittag sein. Die Vögel zwitscherten unaufhörlich und verbreiteten gute Laune.

Die Fahrt dauerte noch, aber diesmal gab es keine Pause mehr.

Wir kamen aus dem Wald hinaus zu einer Wiese und in der Ferne sah ich noch weitere Autos und Anhänger. An manchen waren andere Pferde angebunden und Neben den meisten waren aus Zäunen kleine Paddocks abgesteckt worden, auf denen drei bis vier junge Fohlen, die ca. genauso alt wie er und Percy sein mussten.

Das Auto, indem wir standen steuerte auf die Wiese zu und suchte sich einen Platz zum Parken.

Es wackelte, als wir über die Wiese fuhren und es brauchte zehn Minuten, bis Dan richtig eingeparkt hatte.

Dan und die Frau stiegen aus und betrachteten den großen Platz, der so viele Pferde beinhaltete, wie ich noch nie gesehen hatte, auch wenn unser Zucht-Hof auch nicht gerade klein war.

Endlich kamen sie zu uns herüber und öffneten die Klappe. Gut gelaunt freute ich mich, wieder an die frische Luft zu kommen und begann aufgeregt etwas zu tänzeln. Percy war nicht so freudig wie ich aber gegen Bewegung und ein Büschel frisches Gras, hatte er auch nichts einzuwenden. Sobald Dan das Halfter losgemacht hatte trat ich schnellen Schrittes nach draußen, sodass ich fast ausgerutscht wäre. Etwas langsamer trat ich die Klappe hinunter und Dan griff sich meinen Strick und führte mich wieder im Kreis ein bisschen herum. Percy war nun auch nach draußen getreten und versenkte seinem Kopf im grünen Gras, bevor sich die Frau seinen Führstrick nahm und in genauso wie mich umherführte.

Danach banden sie mich und Percy an der Hängerwand an, ließen den Strick aber so lang, dass wir noch gut grasen konnten. Sofort begannen wir zu fressen und warteten, was weiter passierte. Einige Zeit fraßen wir und schließlich begannen Dan und die Frau die Putztaschen herausholten und begannen uns schönzumachen.

Die Massage fühlte sich gut an und ich genoss es, gestriegelt zu werden. Dan bürstete uns die Mähne, die nun etwas länger gewachsen war und den Schweif, bis das gesamte Stroh und der Staub aus dem hellen Haar entfernt war. Er machte auch meine Hufe sauber uns besprühte mein Fell noch mit einem Mittel, das es glänzen ließ.

Percys lichtfuchsfarbenes Fell glänzte auch, doch man konnte auch seinen dunklen Rotstich sehen, der seine Flanken zierte. Die Frau betrachtete Percy eindringlich und sagte etwas für mich unverständliches: „Ich glaube nicht, dass Percy weit kommt. Sein Fell ist an einigen Stellen so dunkel, dass es an seinen anderen Stellen viel zu hell wirkt."

Dan nickte und sie steckten einen Platz ab, der zu einem Paddock wurde. Dann führten sie uns darauf. Wir hörten plötzlich ein neues Brummen und ein weiteres Auto mit Anhänger fuhr auf den Platz.

Nach einer Weile erkannten wir, dass Fister, Temis und Ivano herausgeführt wurden und nach einer Putzeinheit auch zu uns auf den Paddock gestellt wurden.

Wir begrüßten sie und kraulten uns gegenseitig das Fell.

Ein paar Minuten später fuhr auch ein Anhänger mit den Darice und Sylvett ein, doch ihr Paddock war hinter unserem Anhänger aufgebaut, sodass wir sie leider nicht sehen konnten.

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