Kapitel 19
Am nächsten Tag wurden wir wieder auf die Koppel gebracht. Fenja und ich liefen über die Wiese und ich erzählte ihr von dem schönen Ausritt gestern. Sie freute sich für mich und wir vermuteten, dass Fenja auch bald einen Ausritt machen würde. Felix traf zu uns: „Fenja, ich glaube Christina ist hier."
Fenja schien sich sehr zu freuen und wollte sofort zum Zaun rüber traben.
„Wer ist Christina?", fragte ich meine Freundin.
Sie erklärte mir, dass Christina ihre frühere Besitzerin gewesen war und sie manchmal noch hier besuchte. Ich wünschte Paulina würde mich besuchen. Ich hatte es hier nicht schlecht, aber ich vermisste sie trotzdem.
Christina stand am Gatter und wollte es gerade öffnen, als Fenja zu ihr kam. Sie schien sich darüber zu freuen und redete etwas mit dem Stallbesitzer. Dann holte sie Fenja von der Wiese und ging mit ihr in Richtung Wald.
Ich und Felix grasten in der nähe des Zaunes nebeneinander und warteten, dass Fenja wieder zu uns kam. Andvari ging auch zu uns und stellte sich neben mich. Zusammen spielten wir und wurden schließlich wieder in unsere Boxen gebracht.
Fenja stand in der vorderen Hälfte des Stalles, deshalb sah ich sie am heutigen Tag nicht mehr.
Es wurde wieder ein bisschen kälter und es regnete öfter. Deswegen standen wir auch öfter im Stall, als auf der Weide und sahen uns nicht mehr so oft. Ich redete sehr viel mit Felix und er erzählte mir, wo er früher gelebt hatte. Er war nämlich auch nicht hier auf dem Hof geboren. Früher lebte er bei einem Jungen, bei dem er gerne geblieben wäre, der ihn aber leider verkaufen musste, da er für ihn keine Zeit mehr hatte. Dann erzählte ich ihm von Dan und von Paulina und er meinte, dass er es auch unfair fände, wenn Menschen einen nicht gut genug finden, nur weil man einen Zettel nicht bekommen habe.
Als wieder Schnee lag wurden wir oft zu zweit von der Koppel geholt und machten einen Schneespatziergang oder wurden als Handpferd bei einer Schlittenfahrt mit den schon eingerittenen Pferden aus dem anderen Stall mitgenommen. Es war sehr schön durch den Schnee zu stapfen und dabei war es auch noch ein bisschen Führtraining, dass mir sehr viel Spaß machte. Uns war auch ein dickes flauschiges Winterfell gewachsen, sodass uns die Kälte nichts ausmachte. Auf der Koppel wälzte ich mich einmal im Schnee und sah danach aus, als wäre ich in einen Schneesturm geraten. Ich schüttelte mich, doch ein bisschen blieb trotzdem noch in meinem Fell hängen.
Im Stall wurde auch das Wasser ein bisschen angewärmt, damit wir es nicht eiskalt trinken mussten und uns erkälteten. Zum Glück wurde ich den ganzen Winter nicht krank und meine Freunde auch nicht.
Die Zeit verflog wie im Flug, doch es vergingen noch zwei weitere Winter, in denen ich mit meinen Freunden hier lebte. Das Training wurde länger und auch schwieriger, aber es machte mir trotzdem immer noch Spaß.
Wir übten gerade das Longieren und ich beherrschte schon die Kommandos.
An einem morgen jedoch halfterten sie mich nicht nur auf, sondern sie holten auch noch eine Trense. Zuerst bekam ich sie so auf den Kopf doch nach ein paar Tagen hing dort ein seltsames Eisenstück. Joanna, das war die Frau, mit der ich nun jeden tag trainierte, hielt meinen Kopf fest, legte es sich auf die flache Hand und hielt es mir hin. Ich verstand nicht was sie von mir wollte und schnupperte vorsichtig. Ich entdeckte ein Stück Karotte unter dem Eisenstück.
Ich wollte es fressen, doch so musste ich auch das Gebiss mit in mein Maul nehmen. Ich überlegte, doch der Drang das Leckerli zu bekommen war größer und ich nahm es schließlich in mein Maul. Es schmeckte seltsam und kalt, doch ich hatte auch das Karottenstück darunter und das war sehr lecker. Sofort wurde ich gelobt, aber spuckte das Gebiss wieder aus.
Wir übten weiter und jeden Tag behielt ich das Gebiss länger und Joanna zog die Trense über meinen Kopf, wie ich es gewohnt war, nur ohne Gebiss.
Schließlich wurde ich auch damit longiert, aber die Longe wurde zunächst noch im Halfter eingehakt. Ich mochte das Gebiss nicht besonders, aber ich wurde jedes Mal nach dem Nehmen gelobt und das war mir wichtiger.
Nach dem Training kam ich in meine Box, da es sehr anstrengend für mich war, dennoch fühlte ich mich nicht überfordert. Fenja und Andvari waren genauso weit mit dem Training wie ich, ihnen wurden die Sachen allerdings nicht wie bei mir von Joanna, sondern von zwei Männern namens Theo und Ethan beigebracht.
Andvaris Meinung nach war Ethan sehr nett und er wurde sehr oft gelobt, aber Fenja fand das Theo ihr nicht ganz so sympathisch war und sie das Gebiss von der Trense überhaupt nicht mochte.
Als nächstes war der Sattel an der Reihe. Joanna holte erst einmal nur die Satteldecke und ließ mich daran schnuppern. Sie legte sie mir vorsichtig über den Rücken. Zuerst fand ich das Gefühl etwas seltsam, doch bald merkte ich, dass es eigentlich nichts anderes war, wie eine Fliegendecke, die wir im Sommer auf der Weide bekamen, nur viel kleiner. Ich wurde wieder gelobt, nachdem ich so still dagestanden war und Joanna nahm die Decke wieder ab, wartete kurz und legte sie mir wieder auf den Rücken.
Wir beendeten das Training damit, dass ich mit der Satteldecke auf dem Rücken über den Platz geführt wurde.
In den nächsten Tagen übten wir dann mit dem Sattel. Er war etwas schwerer und als er mir das erste Mal auf den Rücken gelegt wurde trat ich ein paar unruhige Schritte nach vorne, doch ich wurde sofort gelobt und dann wusste ich, dass alles okay war.
Wir wiederholten diese Übung so lange, bis ich ruhig dar stand und mich an den Sattel gewöhnt hatte. Joanna hatte den Sattelgurt auch ein Stück zugemacht aber nur soweit, dass er nicht mehr herunterrutschte und mich dann auf dem Platz herumgeführt, damit ich mich an das Gefühl gewöhnen konnte.
Von Tag zu Tag schloss sie den Sattelgurt etwas fester, aber ich bekam noch genug Luft und ich vertraute Joanna ganz und gar, sodass ich es geschehen ließ.
Sie longierte mich nun auch im Schritt, Trab und Galopp mit Sattel. Im Trab und Galopp buckelte ich zunächst noch ein bisschen, bis ich mich an den Sattel gewöhnt hatte, doch das dauerte nur ein paar Tage.
An einem Abend, als wir noch nach dem Training auf der Koppel standen, erzählte mir Fenja, dass sie nun drei Tage lang kein Training gehabt habe, weil Theo krank sei. Heute hatte sie einen neuen Trainer bekommen, der aber viel unfreundlicher als Theo sei, und der war ihr schon nicht sympathisch. Ich bemitleidete Fenja ein bisschen, da Joanna so eine nette Trainerin warm die ich meiner Freundin nur wünschen würde.
Andvari erzählte, dass Ethan sich heute auf ihndraufgelegt hatte und wie er dann erschrocken war. Ob Joanna das bald auch tunwürde? Ich hatte ja schon oft gesehen, dass sich Menschen auf Pferde setzten,aber dass sie sich auf ihren Rücken legen klang für mich schon ein bisschenfragwürdig.
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