Prince And Princess
Hey ihr Schönen!
Eigentlich sollte heute ein Kapitel zu meiner RAF Geschichte online kommen, aber ich dachte mir zur Feier des (inzwischen gestrigen) Tages, mach ich euch eine Freude mit einem langem Kapitel zu dieser Story.
Ich hoffe ihr freut euch, wie immer bin ich super gespannt darauf was ihr sagt. :D
Viel Spaß beim lesen! ❣
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Jade's Sicht
Vier Tage sind seid Jonas' Festnahme bereits vergangen. Vier Tage, die mir vorkommen wie Jahre.
Seine tiefe Stimme, sein Lächeln, welches sich nicht oft, nur in bestimmtes Situationen zeigt, seine grünen Augen, in denen sich all seine Emotionen wiederspiegeln, sein Geruch, den ich unter hundertausend Anderen wiedererkennen würde, seine Art, sein ganzes Wesen, seine Nähe,.. all das fehlt mir so sehr, dass es schmerzt und ich mir eingestehen muss, süchtig nach diesem Mann zu sein.
Es ist nicht die bisherige Zeitspanne, die so unerträglich ist, es ist die Ungewissheit, wie lang diese sein wird.
John hat zwar mit seinem Anwalt Telefoniert, dieser konnte aber auch nicht genau sagen, wann Jonas' dem Haftrichter vorgeführt wird, jedoch versuchte er uns zu beruhigen in dem er sagte, dass er alles in seiner Macht stehende tun wird, um eine möglichst geringe Strafe herauszuholen.
Standardsatz eines guten Anwalts.
Die erste Nacht ohne Jonas war schrecklich. Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie es ihm geht, wie es weitergeht, wenn er tatsächlich wieder rein muss und dass dieses Disaster verhindert hätte werden können, wenn ich dafür gesorgt hätte, dass Jonas nichts von den Nachrichten erfährt.
Die Nachrichten.
Auch diese raubten mir jeden Nerv.
Egal was Pascal gesagt hat, ich fühle mich verantwortlich. Meine Gedanken gingen soweit, dass ich daran dachte, es sei sogar besser gewesen, ich hätte Jonas damals in Ruhe gelassen, statt zu ihm zu fahren und mich von ihm vögeln zu lassen. Wir hätten uns nicht verliebt, wären kein Paar und er hätte nicht das dringende Bedürfnis gehabt mich so sehr beschützen zu müssen, dass er sich in solche Schwierigkeiten bringt.
Vielleicht tue ich ihm einfach nicht gut.
Als ich irgendwann in den frühen Morgenstunden einschlief, dauerte es auch nicht lang, bis ich wieder erwachte.
Für einen kurzen Augenblick, fühlte sich alles normal an. Jonas' unverwechselbarer Geruch stieg mir in die Nase. Als mir klar wurde, dass hier in seiner Wohnung sowieso alles nach ihm riecht, er physisch trotzdem nicht anwesend ist, wurde mir schlecht. Wie von selbst ging meine Hand dorthin, wo er sonst liegt.
Er war nicht da.
Diese Tatsache ließ mich so übel werden, dass ich mich an diesem Morgen mermals übergeben musste. Einmal mehr war ich froh, dass Pascal die Nacht auf dem Sofa verbrachte und so lieb war mir einen Tee zu machen.
Ich weiß nicht, ob er es von sich aus macht, oder ob Jonas ihn darum gebeten hat, aber auch jetzt noch verbringt er die Nächte auf dem Sofa. Tagsüber sehen wir uns nicht so oft, da jeder seinen eigenen Erledigungen nachgeht. Es muss ja irgendwie weiter gehen, aber gerade am Abend hilft es mir, nicht allein zu sein, mich mit jemandem zu unterhalten. Denn dann, wenn ich nicht mehr abgelenkt bin, wird mein Geist lauter. Die Gedanken kreisen stätig umher und ziehen ihre Runden.
Genau dann, bin ich froh ein wenig Ablenkung zu haben, gerade weil in Zeiten von Instagram und co. alles wahnsinnig schnell ihre Kreise zieht.
So war es nicht verwunderlich, dass es nicht lang dauerte, ehe die ersten Fragen gestellt wurden. Ich reagierte genauso wenig wie die Jungs darauf. Umso weniger man sagte, umso weniger Gerüchte können gestreut werden.
Trotzdem erinnerten mich die Fragen nur noch mehr an das Geschehen.
Das Aufschließen der Tür lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ein Blick über die eigene Schulter verrät mir, dass es sich um Pascal handelt, der mit einigen Paketen in seinen Händen die Wohnung betritt.
Ich wende mich vom Fenster und somit von der davor liegeneden Landschaft ab und gehe auf ihn zu, um ihm ein paar der Kartons abzunehmen, ehe diese Bekanntschaft mit dem Boden machen.
Schwerfällig stelle ich die Kisten neben dem Sofa ab und sehe mir die an Jonas adressierten Pakete an.
"Was ist das alles?"
Bevor Pascal antworten kann, klingelt es an der Haustür. Mit gerunzelter Stirn blicke ich in das Gesicht des Fotografens.
"Noch mehr Pakete?"
Als Antwort bekomme ich nur ein Schulterzucken, bevor ich mich auf den Weg zur Tür mache.
"Guten Tag, Polizei Hamburg. Böckmann, das ist meine Kollegin Stöver. Wir sind hier, weil wir uns gern mal in der Wohnung umsehen würden."
Als ich in das Gesicht der weiblichen Beamtin blicke, bildet sich in ihrem Gesicht ein überhebliches Grinsen.
Es ist dieselbe Polizistin, die auch schon wegen nächtlicher Ruhestörung hier war. Ihr Kollege dagegen ist ein anderer. Mein Augen gleiten zu ihm.
"Ich hab es ihrer Kollegin schon gesagt, ohne Durchsuchungsbefehl, wird sich hier gar nichts angesehen. Schönen Tag noch."
Ich will die Tür schließen, allerdings ist die blonde Beamtin mit dem Namen 'Stöver' schneller. Sie stellt ihren Fuß zwischen Tür und Angel.
"Nicht so schnell, das hier ist keine kleine Hausdurchsuchung, sondern eine Razzia. Wir sind also vorbereitet."
Überlegen hält sie mir den Durchsuchungsbefehl entgegen.
"Tja doof, der Mieter dieser Wohnung ist nicht da."
"Die Durchsuchung kann auch ohne die Anwesenheit des Beteiligten stattfinden. Wir wissen wo Herr Klauß sich befindet."
Meine Finger krallen sich in das Holz der Tür. Diese Miststück scheint sich köstlich darüber zu amüsieren, dass mein Freund in U-Haft sitzt. Dass verrät mir das zucken ihres linken Mundwinkels.
"Jay, alles klar hier.. oh, die Bullen. Gibt's was neues wegen Joe?"
Mit dieser Frage richtet er sich an die Beamten vor uns.
"Zu erstmal achten sie auf ihre Wortwahl. Wir sind hier, weil wir uns jetzt umsehen werden."
Damit nickt Stöver ihrem Kollegen zu und sie betreten die Wohnung, indem sie sich an mir vorbeidrücken.
Genervt will ich die Tür schließen, doch werde davon abgehalten.
"Lassen sie die Tür ruhig offen, da kommen noch Kollegen von uns und binden sie bitte ihren Hund an, damit wir ungestört unsere Arbeit vollrichten können, ja?"
Mit einem übertrieben gestellten Lächeln, komme ich der Aufforderung nach und leine Arko überflüssigerweise an, bevor ich mich neben Pascal an das Sofa stelle.
Tatsächlich betreten noch mehr Beamte die Wohnung und beginnen damit sich umzusehen und in sämtlichen Schränken oder Schubladen zu wühlen.
Mir passt das ganze hier gar nicht, aber ich kann nichts dagegen tun. Auch Pascal scheint die Durchsuchung weniger zu gefallen, doch auch er kann nur argwöhnisch dabei zusehen, wie sie die Wohnung systematisch Auseinanderfilzen.
"Wonach suchen sie überhaupt?"
Meine Frage geht an Stöver, immerhin scheint sie das sagen hier zu haben. Sie unterbricht ihre Suche unter dem Couchtisch nicht während sie antwortet.
"Nach allem was für uns von Belangen ist. Drogen, Waffen.." -"Drogen sind im Spülkasten und die Waffe liegt für den den Fall der Fälle immer unterm Kopfkissen."
Wegen dieser sarkastischen Bemerkung rempelt Pascal mich leicht mit seinem Ellenbogen an. Unschuldig lass ich meine vor der Brust verschrenkten Arme sinken.
"Ja, was? Ich kooperiere nur."
Nicht begeistert über mein Verhalten zieht er mich am Oberarm etwas mehr in Richtung Küche.
"Jay, ich weiß, es ist is'scheiße was die hier machen, aber umso mehr du sagst, umso mehr kann später gegen dich oder Joe verwendet werden."
Ich stoße ein abfälliges Schnauben aus.
"Die können uns nichts anhängen, weil hier nichts ist!" Sein Blick wird skeptisch. Meine Stimme leiser. "Jonas' Anwalt hat mit so etwas gerechnet. Er sagte es wäre schlau, alles was belastend wäre aus dem Weg zu räumen. John und Maxwell waren gestern als du einkaufen warst hier und haben alles mitgenommen. Sie werden also nichts.."
-"Entschuldigung, haben sie Geheimnisse?"
Stöver betritt die Küche, dabei hat sie die Hände in ihre Hüften gestämmt. Immer wieder blickt sie abschätzig zwischen Pascal und mir hin und her.
"Keine Geheimnisse, nur etwas was sie sie nichts angeht. Machen sie ihren Job und verschwinden danach."
Das Blonde Miststück übergeht meine Aufforderung und deutet mit dem Kopf auf die sich stappelnden Kartons im Wohnzimmer.
"Was ist da drin?"
"Dinge, die von verschiedenen Brands geschickt wurden, überwiegend Klamotten."
Dank Pascal's Antwort, weiß auch ich jetzt was der Inhalt der Pakete ist.
Mit einem Nicken gibt Stöver einem Kollegen das Go, diese öffnen zu dürfen. Kopfschüttelnd wende ich mich von diesem Anblick ab.
Die haben sie echt nicht mehr alle. Die Wohnung sieht mittlerweile so aus, als hätte man hier eingebrochen.
"Wir haben was!"
Sofort ruckt mein Kopf zurück in die Richtung des Beamten. Dieser zieht eine Tüte mit weißem Pulver aus dem geöffneten Karton. Erschrocken blicke ich zu Stöver, die in ihrer suchenden Bewegung inne hält und mich mit einem siegessicherem Lächeln bedenkt, ehe sie auf ihren Kollegen zugeht, um sich die Sache nun selbst anzusehen.
"Pascal, das kann nicht sein, Jonas nimmt überhaupt kein Koks!"
Hilfesuchend sehe ich in sein Gesicht, etwas seltsames spiegelt sich darin wieder.
"Nimmt er doch nicht, oder?"
Pascal schweigt weiterhin.
Seufzend lassend ich meinen Kopf sinken.
"Man Jay, ich find das auch nicht cool, aber du kennst ihn, er lässt sich von nichts abbringen."
Ich winke ab. Die Situation ist nicht die richtige um sich über den Drogenkonsums meines Freundes zu unterhalten.
"Kein Absender. Frau Jameson, ich will ihnen ja nicht zu nahe treten, aber es sieht nicht gut für ihren Göttergatten aus. Sie sollten sich wirklich an den Gedanken gewöhnen ihn für längere Zeit nicht zu sehen. Sie können ihm ja einen Song schreiben. Radios sind im Gefängnis erlaubt."
Am liebsten hätte ich mich auf dieses Miststück gestürzt. Ihr genauso wehgetan wie sie mir mit ihren Worten. Nur schwer und durch Pascal, der mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legt, schaffe ich es mich zurückzuhalten.
Er redet auf die Polizistin ein, doch ich bekomme nicht mit über was sie sich unterhalten, denn in Gedanken gehe ich durch, wie wir beweisen können, dass das Zeug nicht von Jonas stammt. Noch nie hat er sich Drogen nachhause liefern lassen, das wäre ihm viel zu unsicher.
".. eine erneute Anzeige wegen Körperverletzung
plus eine wegen Verstoß des Betäubungsmittelgesetzes, da sammelt sich ganz schön was.." -"Das sind meine Drogen!"
Ich ignoriere Pascal's überraschten Blick in meine Richtung. Schaue stattdessen ernst in das verwunderte Gesicht meines Gegenübers. Stöver entfährt ein amüsiertes Schnauben.
"Machen sie sich nicht lächerlich. Es ist kein Geheimnis, dass ihr Partner sämtliche Substanzen konsumiert. Gegen sie hingegen liegt nichts vor. Ihre Akte ist rein. Das könnte sich allerdings ändern, wenn sie bei ihrer Behauptung bleiben. Schwere Verstöße gegen das BtMG können mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden, das ist ihnen klar?"
"Jay, lass den Mist!"
Ich schüttel Pascal's Hand von mir. Weder von ihm, noch von Stöver lass' ich mich verunsichern und so bleibe stur bei meiner Aussage.
"Das sind meine Drogen!"
Ein erneutes Schnauben ihrerseits. Diesmal ein missfallendes.
"Ich hätte sie für schlauer gehalten. Festnehmen!"
In nullkommanix hat mich ein stämmige Polizist darum gebeten die Leine aus der Hand zu legen und beide Hände auf den Rücken zu positionieren. Ich tat was man mir sagte.
"Jay, spinnst du.. hey, sie glauben ihr den Mist doch nicht!?"
Er versucht die Beamten davon zu überzeugen, dass es sich bei den Substanzen nicht um meine handelt.
"Pascal, lass gut sein. Pass auf Arko auf, ja?"
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Stunden später befinde ich mich noch immer auf dem Revier. Direkt nach dem ankommen hat man mir gesagt, dass ich jemanden anrufen dürfte. Ich entschied mich für Matt. Nicht nur, weil er mein bester Freund ist, sondern auch, weil er sich mit dem ganzen Kram am besten auskennt. Ich schilderte ihm grob was passiert ist, ließ dabei jedoch weg, dass ich log. Er weiß, dass ich nichts von Drogen halte und so wunderte es mich nichts dass er mir nicht glaube. Trotzdessen versicherte er mir, sich um alles, vor allem aber um einen Anwalt zu kümmern.
Dieser kam fast zeitgleich mit Matt auf der Wach an. Herr Astgen ist ein Mann mittleren Alters. Der Job muss seine spuren hinterlassen, denn sein Haar ergraut bereits an einigen Stellen, ebenso sein leichter Bart.
Inzwischen appelliert auch Herr Astgen an meiner Vernunft. Man informierte ihn über den Vorfall, sodass er sich ein erstes Bild machen konnte, ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass Matt - der beim Verhör selbst nicht dabei sein darf - ihm im Vorfeld schon erzählt hat worum es geht und dass ich bewusst die Schuld auf mich nehme. Anders kann ich mir sein standhaftes darauf bestehen, dass ich mit den Drogen nichts zu habe, nicht erklären.
"Frau Jameson, ihn muss bewusst sein, dass sie sich mit der Behauptung die Drogen würden ihn gehören in Schwierigkeiten bringen. Bleiben sie dabei, dass die Substanzen ihnen und nicht ihrem Freund gehören?"
Mir ist klar, dass das hier Konsequenzen für mich haben könnte. Nicht nur Strafrechtlich.
Vielleicht möchte meine Label nichts mehr mit mir zu tun haben, wenn sie erfahren, dass ich vermeintlich etwas mir Drogen zu tun habe. Nova und ich verstehen uns gut, jedoch könnte ich es ihr nicht verübeln, wenn sie mich rauswirft, immerhin geht es auch um den Ruf der Firma.
Ob ich zukünftig ohne Plattenlabel genauso erfolgreich wäre wie mit, weiß ich nicht, ich habe Nova und den anderen von 'Final Tune' viel zu verdanken. Sie ermöglichten mir, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und somit Menschen mit meiner Musik zu begeistern.
Bin ich gerade dabei, dass auf's Spiel zu setzen?
Und wenn schon.
Ich bin mir sicher, dass meine Supporter auch ohne bekanntes Label hinter mir stehen und mich weiterhin unterstützen werden. Außerdem weiß ich wofür ich diese Lüge erzähle.
"Ja."
Fast schon verzweifelt seufzt mein Anwalt, während Stöver ihre Arme auf den Tisch abstützt und sich zu mir rüber beugt.
"Dann sagen sie uns Frau Jameson, von wo oder wem haben sie das Zeug?"
Schweigen.
Was soll ich auch sagen. Ich weiß nicht woher die Drogen kommen.
Neben dem Kokain wurde auch eine erhebliche Menge Marihuana sicher gestellt. Die anderen Kartons waren - wie Pascal sagte - mit Klamotten bepackt. Keine Ahnung wie sich der Karton mit den Drogen untermischen konnte, ich weiß nur, dass Jonas nichts damit zu tun hat.
"Gut, wenn sie dabei bleiben, dann bitte ich sie jetzt mitzukommen. Bis morgen.." Sie blickt auf die Uhr, welche neben der Tür hängt. ".. 17:25 werden sie auf einer Zelle bleiben."
Entgeistert geht mein Blick zu dem Mann, der mich vor so etwas eigentlich bewahren sollte.
"Dürfen die das, ich mein.. ist das rechtens?"
Herr Astgen bleibt anders als ich ruhig und souverän.
"Ich sehe dafür keinen Grund, Frau Stöver."
"Ihre Mandantin verweigert jede weitere Aussage. In einer Zelle kann sie darüber nachdenken, ob die illegalen Substanzen wirklich von ihr stammen. Also,.. erheben sie sich bitte, Frau Jameson oder sind Handschellen nötig?"
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Die Wände kahl und grau, das Bett viel zu hart und die Zeit vergeht gefühlt kein Stück.
Es ist schrecklich hier.
Auch Matt - der im Eingangsbereich des Reviers auf mich wartete, versuchte die Beamtin davon abzubringen mich eine Nacht einzusperren. Obwohl sie Kollegen - zwar Arbeitet Matt auf einem anderen Präsidium, das ändert jedoch nichts daran, dass sie beides Mitarbeiter der Polizei sind - sind, ließ Stöver nicht locker und bestand weiterhin darauf mich 24h festzuhalten.
Da könnte auch mein Anwalt nichts mehr machen, denn obwohl ich das für die reinste Schikane halte, ist es den Polizisten erlaubt.
Ich bat Matt, dass er einem der Jungs bescheid geben sollte, am besten Pascal, damit dieser sich um Arko kümmern kann. Er bejahte.
Mit den Worten 'Wenn sie reden und mir sagen was ich wissen will, kommen sie sofort raus.' schloss das blonde Miststück die Tür hinter sich ab.
Sie kostete es voll aus mich hier drin zu sehen.
Die Zelle, die eigentlich für Leute mit einem zu hohen Alkoholpegel da ist, beinhaltet gerade mal ein Bett und eine Toilette.
Na Immerhin.
Viel schlimmer als all das ist ohnehin die Ruhe. Umso leiser es ist, umso lauter wird meine Geist.
Ich ertrage den Gedanken daran nicht, dass Jonas das vielleicht bald länger als nur 24h durchmachen muss.
Wegen mir.
Das was er getan, tat er für mich. Ich darf nicht zulassen, dass er ins Gefängnis geht, während irgendein Verrückter weiterhin frei rumläuft.
Immer wieder gehe ich die Tage vor der ersten SMS durch, überlege, ob irgendwas ungewöhnlich war, doch mir fällt nichts ein.. außer..
Gérard.
Nach meiner Behandlung von ihm, bekam ich die erste Nachricht, sie bezog sich auf meine Verletzung. Bis auf Maxwell, Pascal, Carlos, Jonas und eben Gerárd wusste bis dahin niemand davon. Außerdem war sein einseitiges Geflirtet schon sehr eindeutig.
Wieso ist mir das nicht viel früher eingefallen?
Wahrscheinlich, weil ich wegen der zweiten Nachricht davon ausging, dass es sich um Jonas' Nachbar handeln muss. Ein kalter Schauer überkommt mich, als ich daran denke, dass Gérard offenbar weiß wo ich wohne.. wo Jonas wohnt.
Wie sonst soll er das mit dem Schlüssel mitbekommen haben. Er muss mir gefolgt sein, anders ist das nicht erklärbar. Vielleicht war die Erwähnung mit dem Schlüssel aber auch nur ein dummer Zufall.
Vom vielen grübeln werden meine Augenlider ganz schwer. Froh darüber, dass ich eine Jogginghose und ein - mehr oder weniger - bequemes Oberteil trage, lass ich mich von der Wand, an der ich mit dem Rücken lehne auf die Liege fallen.
Es dauert nicht lange, bis ich wegen meiner neuen Erkenntniss in einen unruhigen Schlaf falle.
_
Die Zeit verging auch am nächsten Tag nicht schneller, umso froher war ich als mich ein Beamter endlich aus diesem viel zu kleinen Raum holte, mir meinen Schmuck, den man mir gestern abnahm, wieder aushändigte und ich das Kommissariat verlassen konnte.
Zu meiner Überraschung warteten nicht Matt oder Pascal vor dem Präsidium, sondern John, Alex und..
"Arko, mein Schatz!"
Ersterer lässt die Leine meines Vierbeiners los, sodass dieser qieckend vor freude auf mich zugerannt kommen kann.
Ich gehe in die Hocke und vergrab mein Gesicht in sein helles Fell.
Er hat mir gefehlt.
"John, ich glaub wir können abhauen. 'Criminal' will nichts mehr mit uns zu tun haben, jetzt wo sie weiß, wie's laufen kann."
Alex's Bemerkung übergehend, streichel ich weiter mein geliebtes Haustier.
"Haben sich die Chaoten gut um dich gekümmert?"
"Während Frauchen eingesperrt war, meinst du?"
Diesmal kassiert er einen gespielt bösen Blick.
Von Arko ablassend erhebe ich mich und umarme die Beiden zur Begrüßung.
"Jay digga, du machst Sachen, geht's dir gut?"
Während wir uns ins Bewegung setzen, nicke ich auf John's Frage hin mit dem Kopf.
"Ja,.. ja, ich brauch' nur 'ne Dusche, ich fühl mich ekelhaft. Warum seid ihr hier, nicht dass ich mich nicht freue euch zu sehen, vor allem nach so einer Nacht, aber ich hätte eher mit Matt oder Pascal gerechnet."
"Dein Bullenfreund.." Mein Kopf ruckt anklagend zu Alex. "..Was los, diggi, is' er Bulle oder is' er keiner? Du hast doch jetzt selbst erfahren wie behindert die Bullerei sein kann."
Er hat nicht ganz unrecht, Stöver ist ein paradebeispiel dafür, dass Beamte ihre Position gerne mal ausnutzen, dennoch sind nicht alle so.
Resigniert seufze ich und fordere Alex dazu auf weiter zureden.
"Er ist arbeiten und Pascal musste auch ein paar wichtige Dinge erledigen, die er nicht verschieben konnte, also hat er uns Geschickt. Bessere Bodyguards bekommst du sowieso nicht. Niemand legt sich mit uns an."
Um seiner Aussage im wahrsten Sinne des Wortes mehr Kraft zu verleihen, macht er sich breiter als er ist und läuft als hätte er etwas unter seinen Armen stecken.
Zum ersten Mal seit Jonas weg ist, muss ich lachen.
Dieser Spinner.
"Achso hier, er hat uns Schlüssel und Handy gegeben. Wir wollten gucken, ob da 'n Porno von dir und Joe drauf ist, aber du raffiniertes Ding hast 'n Passwort drin."
Lachend nehme ich John die Sachen aus der Hand und gebe den Bildschirm-Pin meines Telefons ein. Nebenbei Murmel ich meine nächste Frage.
"Glaubt ihr allen ernsten, dass wir uns beim Sex filmen?"
"Ihr nicht."
Mit erhobener Augenbraue blicke ich vom Bildachirm auf, direkt in Alex's breit grinsendes Gesicht.
"Willst mir gerade sagen, dass Jonas uns heimlich beim Geschlechtsakt filmt?"
"Du hast die Kamera in seinem Schlafzimmer also noch nicht entdeckt? Gibt immer ne direkte Live-Übertragung auf unsere Handys."
Mir entgleiten die Gesichtszüge. Unwillkürlich schlägt mein Herz höher, bei dem unangenehmen Gedanken daran, dass die Jungs wissen..
-"War'n Scherz. Joe kann 'n Arschloch sein, aber wenn's um dich geht, versteht er keinen Spaß. Als er dich kennenlernte, hat Maxwell 'ne anzügliche Bemerkung über dich gemacht. Kam nicht gut beim Gazi an."
Erleichtert darüber, dass es sich nur um einen Spaß handelt, schlage ich ihm gegen den Arm.
"Idiot."
So wirklich vorstellen, dass Jonas uns filmt während wir uns Lieben konnte ich mir nicht, ich weiß auch nicht, wieso ich Alex diesen Schwachsinn glaubte. Das müssen die Schatten der vergangenen Nacht sein.
"Oh, ich hab Nachrichten. Nicht gerade wenig. Da ist man mal 24h nicht aktiv am Handy und schon wollen die Leute was, aber wem erzähle ich das, mh, selbsternannter Social Media Boss."
Mit einem Schmunzeln blicke ich John von der Seite an. Wie so oft trägt er sein Cap tief ins Gesicht gezogen, dennoch entgeht mir nicht wie er Luft durch die Nase nach draußen stößt.
"Streich das selbsternannte. Ich bin der Social Media Boss!"
Feixend wegen John's Selbstüberzeugung, lese ich mich durch Leona's besorgte Nachrichten. Immer wieder fragt sie, ob alles okay sei und ob wir nicht was unternehmen wollen.
Das tut sie bereits seit vier Tagen, immer wieder blockte ich ab. Ich wollte ihre Laune wegen meiner niedergeschlagenen Stimmung nicht runterziehen.
Schnell tippe ich, dass soweit alles Roger ist, ich sie aber später anrufen werden.
Vielleicht sollte ich doch etwas unternehmen. Einfach der Ablenkung wegen.
Nachdem ich die WhatsApp-Nachricht abgeschickt habe, leuchten nur noch zwei SMS' auf.
Ohne Absender.
Die erste ist von gestern Abend.
'Leise rieselt der Schnee.
'Ich hoffe, du hast dich über mein Geschenk gefreut. Dank mir, wenn wir uns sehen, Göttin.'
Gleich darauf lese ich die Zweite. Diese kam heute Morgen an.
'Es war einmal eine Prinzessin, die nahm für ihren Prinzen die Schuld auf sich. Doch was Prinzessin nicht bedacht hat ist, dass sie nicht glücklich zusammen werden, wenn beide im Gefängnis sitzen.'
Unmerklich stöhne ich auf, schließe die Nachrichten und stecke mein Handy, sowie den Schlüssel in meine Hosentasche und tue so als wäre nichts.
Jetzt wo ich weiß, wer hinter diesen Nachrichten steckt, müssen die Jungs nichts davon mitbekommen. Sie würden mich nur von meinem Vorhaben abringen wollen und das kann ich nicht zulassen, denn vielleicht ist das der einzige Weg, um Jonas daraus zu holen.
'Dank mir, wenn wir uns sehen, Göttin.'
Glaub mir, das werde ich.
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Uff, was ein Kapitel oder?
Ich habe ein paar Fragen an euch. Zuerst einmal; Was haltet ihr von der Polizistin, sympathisch oder? Könnt ihr verstehen, dass Jade die Schuld auf sich genommen hat oder glaubt ihr, dass das dumm war?
Und zum anderen, was könnte Jade jetzt Vorhaben? Ist es schlau den Anderen nichts sagen zu wollen?
Schreibt mir das und eure generelle Meinung zu diesem Kapitel sehr gern! (:
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