In Da Club

Ein paar Tage später reden Matt und ich noch immer nicht wirklich miteinander. Das Nötigste halt.

Obwohl die ganze Sache nicht spurlos an mir vorbei geht - immerhin ist Matt mein bester Freund und somit eine wichtige Person in meinem Leben - sehe ich nicht ein, dass ich mich für irgendwas rechtfertigen oder entschuldigen müsste. Immerhin ist er es, der sich in meine Angelegenheiten einmischt.

Vielleicht ist es aber aktuell auch so friedlich, weil ich in den vergangen Tagen nichts von Jonas gehört habe.

Zeit mich darum zu kümmern hatte ich allerdings nicht, denn neben der Zeit, die ich im Studio verbracht habe, um an einem neuen Songs zu arbeiten, bin ich gleich zu einem Interview - Termin eingeladen, um das dazugehörige Album zu Promoten.

Mir ist klar, dass es auch Fragen bezüglich der aktuellen Gerüchte geben wird, aber ich nehme mir John's Tipp zu Herzen und werde versuchen möglichst gelassen mit dieser Situation umzugehen. Im Extremfall antworte ich einfach gar nicht.

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"Jadi, könntest du bitte damit aufhören."

Jetzt, wo ich hier so im Backstage auf und ab gehe und nur darauf warte, angekündigt zu werden, bin ich doch ziemlich nervös.

Ich bin froh, dass Ryan Zeit hatte mich zu begleiten, denn auf Matt konnte ich momentan wohl nicht zählen und jemanden aus meinem Management mitzunehmen kam für mich auch nicht infrage. Ich will so selbstständig wie möglich sein.

Auf Ryan's bitten hin, bleibe ich stehen und atme tief durch. Ich weiß selbst nicht, wieso ich dermaßen aufgeregt bin, es ist schließlich nicht mein erstes Interview vor laufender Kamera.

Bevor ich mir weiter Gedanken machen kann, höre ich die Moderatorin meinen Namen sagen.

Na dann, auf in das Nest der Hyänen.

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"Wir freuen uns, dich hier zu haben Jade Elaine. Du siehst toll aus." -"Danke, dass ich hier sein darf und für das Kompliment, freut mich sehr."

Wenn sie wüsste, wie lange ich gebraucht habe, um mich für dieses Outfit zu entscheiden.

Ich gehöre normalerweise nicht zu den Personen, die vor einem vollem Kleiderschrank - oder in meinem Fall - Ankleidezimmer stehen und behaupten sie hätten nichts anzuziehen, aber dieses Mal fiel es mir schwer das richtige rauszupicken.

Ich wollte nicht zu offenherzig, aber auch nicht zu verschlossen zu diesem Termin erscheinen. Ich wollte es etwas dezenter als normalerweise halten.

So viel die Wahl nicht auf einen durchsichtigen Body mit dunkler Jeans und Lederjacke, sondern auf einen rosafarbenen Zweiteiler, der zwar kurz und Bauch - sowieso Schulterfrei ist, jedoch durch ein transparentes Über-Oberteil mein Dekolleté-Bereich leicht verdeckt.

"Bevor wir zu deinem kommendem Album kommen, spielen wir mit unseren Gästen immer ganz gern eine Art Spiel. Im Grunde ist einfach eine Simple Schnell - Frage - Runde. Ich, oder wir stellen dir Fragen und du beantwortest sie so kurz wie möglich. Das ist okay für dich oder?"

Die Frau mit der blonden Kurzhaarfrisur macht es mir mit ihrer Gelassenheit echt angenehm hier zu sein. Ihr Kollege, mit den ebenfalls blonden Haaren scheint auch ganz sympathisch zu sein. Beide haben mich jedenfalls ziemlich nett begrüßt.

Man mag meinen, dass das selbstverständlich wäre, aber leider ist es das nicht. Zu Beginn meiner Karriere, hatte ich sehr viel unangenehmere Interviews, in denen nicht darauf geachtet wurde, dass manche Fragen vielleicht zu persönlich sind. Es ging den Leuten nur darum so viel wie möglich in Erfahrung bringen zu können. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne jeglichen Respekt mir und meiner Privatsphäre gegenüber.

Hier jedoch gefällt es mir ganz gut. Nicht nur das Mobiliar mit den gemütlichen Ohrensesseln und den freundlichen, hellen Farben in diesem Studio gefällt mir, sondern auch die gesamte Atmosphäre lässt meine Nervosität in den Hintergrund rücken.

"Natürlich ist das okay." Ist meine Antwort, nachdem ich das Glas Wasser zurück auf den Beistelltisch abstelle.

"Gut, sehr schön, dann beginne ich doch gleich. Mark und ich werden uns einfach mit den Fragen abwechseln."

Kurz schaut die Moderatorin, deren Namen ich peinlicher Weise nicht mehr weiß, zu Mark - dem Co Moderatoren, dieser nickt auf ihre Frage hin.

"Jade Elaine, wirst du noch oft nach deinem Ausweis gefragt?" -"Uhm.. tatsächlich ist mir das erst letztens als ich tanken war passiert. Der Verkäufer wollte mich nicht eher weiterfahren lassen, bis ich mich auswies und er sich somit versichern konnte, dass ich bereits Volljährig bin. Aber grundsätzlich eigentlich nicht, das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich sowas wie Zigaretten nie und Alkohol sehr selten kaufe." -"Sehr vorbildlich." Pflichtet mir die Blonde Frau bei, während Mark seine Moderationskarten ordnet, bevor er mir nach einem räsupern die nächste Frage stellt.

"Was empfindest du als absolutes Mode No-Go bei Männern?"

Auch diese Frage kann ich mit Leichtigkeit beantworten.

"Kurzarmhemden. Ich finde, die sehen an keinem Mann gut aus. Am schlimmsten sind sie mit Blümchen-Druck oder ähnlich schlimmen Motiven. Erinnert ihr euch noch an die 90er-Variante mit Tribals und Drachen? Furchtbar."

Nicht nur ich, sondern auch die beiden Moderatoren müssen über meine Antwort lachen. Beide stimmen mir aber zu, dass dieses Kleidungsstück besser nicht mehr getragen werden sollte.

Nach weiteren Fragen, die ich in kürzester Zeit beantwortet habe, kommen wir nun zu meinem Album.

"Dein neues Album wird den Namen 'Perspective' tragen. Willst du uns etwas darüber erzählen?"

Und wie ich das will, immerhin hat jeder Song auf diesem Album eine Geschichte zu erzählen.

"Meine Mutter hat mir immer beigebracht, die Dinge auch aus der Perspektive anderer zu betrachten und immer daran zu denken, dass zu schätzen was man man hat. Nicht alles im Leben ist selbstverständlich. Der Typ, den du beneidest, weil er in einem Sportwagen zur Schule gefahren wird, während du selbst mit dem Rad fahren musst, beneidet vielleicht dich, weil er selbst im Rollstuhl sitzt und alles dafür geben würde mit einem Fahrrad fahren zu können. Es ist nich immer alles wie es scheint, man sollte Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen und deshalb heißt mein kommendes Album so."

Beide Moderatoren scheinen zufrieden mit dieser Antwort.

"Sehr schöne Sichtweise, aber wo wir gerade bei dem Thema sind, wie unterschiedlich man Dinge sehen kann, vor ungefähr einer Woche wurde ein privates Video von dir und dem Rapper Gzuz veröffentlicht."

War ja klar, dass dieses Interview nicht ohne solche Fragen ausgeht.

Während die Moderatorin diese Frage eingeleitet hat, ist es ihr Kollege, der sie indirekt stellt.

"Ja und eure Fans interessiert es natürlich was da jetzt genau zwischen euch läuft. Auch weil du laut einem Video von deinem Hund in der Instagram-Story von Bonez MC, öfter Zeit mit der 187 Straßenbande verbringst. "

Natürlich wollen das die Fans wissen, aber ich kann in seinen Augen sehen, dass auch er darauf brennt eine Antwort zu bekommen.

"Die Leute interessieren sich für vieles, aber nicht alles geht sie auch etwas an. Geht es ihnen besser, wenn sie wüssten was zwischen mir und Jo..Gzuz läuft? Ich verstehe mich gut mit den Jungs."

Anders als vorhin scheinen beide Moderatoren nicht ganz zufrieden mit dieser Antwort zu sein.

Ich verstehe das sogar, hätte ich hier ausgepackt, wären sie die ersten, die hätten davon berichten können. So wissen sie aber genauso wenig wie andere Journalisten und Magazine.

Offenbar hat man verstanden, dass ich nicht weiter über dieses Thema reden werde, weshalb man das Thema auf ein anderes lenkt.

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Nachdem Ryan und ich nach diesem Termin Zuhause angekommen sind und ich ihm bereits im Auto von dem dem Interview, welches mit einem gelungenen Auftritt eines Songs meines neuen Albums endete, erzählt habe, schnappe ich mir meinen Hund, um mit ihm eine Runde im nahegelegenen Park zu drehen.

Obwohl ich mir keine Gedanken darüber machen sollte, stellt sich mir in solch ruhigen Momenten immer wieder die Frage, weshalb Jonas sich in der vergangenen Woche nicht einmal gemeldet hat.

Ich weiß ja, dass er mir gegenüber keine Verpflichtungen hat, aber ich dachte, dass das zwischen uns irgendwie geklärt wäre.

Zuhause angekommen, versorge ich Arko für den weiteren Abend, denn ich habe spontan entschieden, dass ich zu Armilla in den Club fahren werde. Ein bisschen Ablenkung tut mir sicher ganz gut.

Nachdem ich mein Make Up aufgefrischt, meine Haare, die mir in leichten Wellen über den Rücken fallen noch einmal etwas geordneten habe und meinen mädchenhaften Zweiteiler gegen eine enge, jedoch unechte Lederleggings und eine transparente, weiße Bluse mit Rüschen getauscht habe, schlüpfe ich ein helles Paar Higheels, die vielleicht nicht danach aussehen mögen, dass sie bequem sind, ich aber mit ihnen schon einige Partys ohne schmerzende Füße verlassen habe.
Die goldenen Perlenohrringe, welche Mum mir zum 18. Geburtstag geschenkt hat, als kleines Accessoires und eine dezente Handtasche komplettieren mein Outfit.

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"Aber wieso machst du es dir denn so schwer? Melde du dich einfach, wenn du Lust auf Sex mit ihm hast."

Armilla, die gerade hinter der Bar irgendein exotischen Cocktail Zusammenmixt, schaut mit verständlichlos an.

"Ich will nicht wie eine Klette wirken."

Frustriert puste ich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, während ich mit dem Strohhalm in meinem alkoholfreien Melon-Crush rühre.

"Außerdem geht es mir nicht nur um den Sex. Ja, der ist großartig, aber.."

Eine Augenbraue von Armi schießt in die Höhe.

"Aber..?"

Genervt von mir selbst, atme ich aus.

"Ich weiß auch nicht. Ich mag ihn irgendwie und.." -"Du hast doch doch wohl nicht in diesen Kerl verknallt?"

Neben unserem Gespräch, bedient die Frau aus Barbados einen Gast. Erst als ihre Aufmerksamkeit wieder auf mir liegt antworte ich.

"Natürlich nicht, ich bin nur eben gern in seiner Nähe."

Armilla schnappt sich ein geleertes Glas und beginnt dieses zu reinigen.

"Hm, deswegen auch dieses ekelhaft verliebte Grinsen, wenn du über ihn sprichst. Aber dass du gern Zeit mit ihm Zeit verbringst, trifft sich gut, denn er kommt gerade hier her."

Beinahe hätte ich mein Getränk zurück ins Glas gespuckt, kann dies aber gerade noch verhindern.

"WAS? Scheiße, wie sehe ich aus? Hätte ich gewusst, dass er hier auftaucht, hätte ich was anderes angezogen."

Nervös zupfe ich an meinem Oberteil herum, während ich von der Person, die sich meine beste Freundin nennt, nur ein Lachen ernte, bevor sie sich um weitere Gäste kümmert.

Toll, danke für nichts.

Tief durchatmend schlürfe ich an meinem Getränk, vielleicht hat er mich auch gar nicht gesehen.

Dieser Gedanke wird jedoch über Bord geworfen, als sich zwei Hände um meine Hüfte legen und ich einen warmen, aber nach Alkohol riechenden Atem an meinem Ohr vernehme.

Noch bevor ich reagieren oder etwas sagen kann, gleiten seine Lippen auf meine und er verschließt sie zu einem Kuss.

So gern ich diesen Moment auch genießen würde, ich kann nicht, immerhin befinden wir uns hier immer noch in einem gut besuchten Club.

Aus diesem Grund drücke ich ihn von mir. Doch anstatt von mir abzulassen, versucht er es ein weiteres Mal.

"Jonas, hier sind überall Leute." -"Na und, die wissen doch mittlerweile, dass ich dich ficke."

Augeneverdrehend drück ich ihn erneut von mir.

"Außerdem bist du betrunken, wie hast du es in diesem Zustand überhaupt am Türsteher vorbei geschafft?"

Genervt lässt mein Gegenüber von mir ab und lehnt sich mit dem Rücken an die Theke, bevor er mich selbstbewusst wie immer, jedoch mit glasigen Augen angrinst.

"Wir sind berühmt Prinzesschen, wir kommen überall rein, wenn wir das wollen."

Obwohl Jonas schon mehr intus zu haben scheint, kann er sich noch recht gut artikulieren.

Ob ich das bewundernswert der bedenklich finden soll, weiß ich nicht.

Schmunzelnd nehme ich ein Schluck von meinem alkoholfreien Cocktail, schließlich bin ich mit Auto hier. Erst hatte ich vor wenigstens ein, zwei, vielleicht auch drei oder vier Shots zu trinken, um die wirren Gedanken rund um Jonas loszuwerden, verwarf den Gedanken jedoch schnell. Das ist mir die Strafe, sollte ich mit Alkohol am Steuer erwischt werden, echt nicht wert.

"Ich weiß wo du heute jedenfalls nicht mehr reinkommst."

Obgleich ich diese Worte leise vor mich hin genuschelt habe, hat Jonas sie verstanden, denn scharfsinnig sieht er mich an.

"Achja, wo?"

Er weiß ganz genau, was ich damit meine, denn seine Augen gleiten an mir herab.

Ich erschaudere unter seinem Blick, der mir sagt, vielleicht sogar verspricht, dass ich mit meiner vorherigen Aussage falsch liegen werden.

Ich schlucke hart, als seine Augen wieder auf meine treffen und ich die Lust in ihnen sehen kann.

Um der aufgeheizten Situation zu entkommen, räuspere ich mich, bevor ich mich über den Aufenthaltsort der Jungs erkundige.

"Die müssten hier irgendwo sein, ich wollte mich eigentlich um die Getränke kümmern." -"Stattdessen stehst du hier und trinkst allein." Stelle ich amüsiert fest.

Jonas leert sein Glas und stellt es anschließend zurück auf die Theke.

"Nein, stattdessen stehe ich hier und stell mir vor wie du unter mir stöhnst. Wusstest du, wie geil du aussiehst, wenn du kommst?"

Okay, er scheint doch betrunkener als gedacht.

Mit geröteten Wangen leere ich nun auch mein Glas.

Als ich in meiner Handtasche nach meinen Portmonee suche und Jonas klar wird, dass ich bezahlen und dann gehen will, richtet er seine Worte an mich.

"Lass' ich bezahl das." -"Danke, aber meine Getränke kann ich gerade noch so selbst bezahlen."

Entgegen meiner Aussage, reicht er Armilla mit den Worten 'Stimmt so" einen 50 Euro Schein. Diese Grinst mich nur wissend an.

"Warte kurz hier, ich sage den Jungs bescheid, dass wir abhauen."

Bevor ich fragen kann, was genau er damit meint, dass wir abhauen - immerhin hat er den Club gerade erst betreten - hat er mir auch schon den Rücken gekehrt.

"Ist ja ekelhaft."

Mit verwunderter Miene drehe ich mich zurück zu Armilla.

"Wie du ihm hinterher schmachtest."

Während ich meinen Geldbeutel zurück in dir Tasche fallen lassen, verdrehen ich schon zum wiederholten Male an diesem Abend meine Augen.

"Ich schmachten nicht, ich.." -"Jaja, schon klar, du freust dich nur auf die Zeit, die du gleich mit ihm verbringen wirst." Unterbicht Armi mich sarkastisch. "Ich wünsch euch jedenfalls ganz viel Spaß." Mit einem Kuss auf die Wange, den sie mir über die Theke hinweg aufdrückt, verschwindet sie in den hinteren Bereich der Bar.

"Hey Schönheit, ist hier noch frei?"

Eine mir unbekannte Person setzt sich auf den freien Barhocker neben mich. Genau wie Jonas scheint auch er nicht mehr ganz nüchtern zu sein.

"Du hast Glück, denn dieser Platz wird in diesem Moment ebenfalls frei." Mit diesem Worten, lass ich den hochgewachsenen Mann mit den dunklen Locken und braunem Augen stehen, rutsch von meinem Hocker und begebe mich auf die Suche nach Jonas.

Nicht die beste Entscheidung, wie sich
kurz darauf herausstellt.

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Hey ihr Lieben. (:

Sagt mir Mal, was ihr von diesem Kapitel haltet. Ich bin mal wieder etwas unsicher.

Gefällt euch die Idee mit dem Interview? Findet ihr die Antwort auf die aktuelle Situation zwischen den Beiden von Jade ausreichend?

Wie gefällt euch Armilla? Ich weiß, so oft kam sie noch nicht vor, aber ich muss sagen, dass ich sie schon jetzt irgendwie ganz cool finde. :D

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Gespräch im Club etwas..ich weiß auch nicht..seltsamt wirkt, aber ich wollte nicht dieses "typische" Frau wird von einem fremden Mann angesprochen, der eigentlich Protagonist kommt in den Club, wird darauf Aufmerksam und es gibt Stress. Das habe ich so in der Form schon zu oft gelesen, deshalb wollte ich es etwas anders gestalten.

Schreibt mir sehr gern eure Meinung zu all dem. (:

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