Follow The Trails

Hey ihr Schönen! (: 

Hier ein Kapitel von dem ich glaube, dass es bis dato mein längstes ist, aber es passiert auch ein bisschen was. Ich jedenfalls mag es irgendwie. :D

Aber ohne zu viel verraten zu wollen, lest selbst. ❣

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Jade's Sicht

Gedankenverloren kuschel ich mich tiefer in die Sofaecke und nippe an meiner Tasse mit lauwarmer Milch, während die Jungs bei deutlich härteren Sachen sind.

Eigentlich hatten sie vor auf dem Kiez umherzuziehen, aber weil mir nach einer Nacht in einem Loch - als nichts anderes lässt sich die viel zu kleine Ausnüchterungszelle beschreiben - nicht zum feiern zu mute war, hat Pascal John, Anton, Maxwell und Carlos entgegen meiner Worte, dass er gerne mit ihnen mitgehen kann, hier her eingeladen und weil sie damit einverstanden waren, sitzen sie jetzt in Jonas' Wohnzimmer, trinken, rauchen hin und wieder einen Joint und unterhalten sich über Themen, die ich wegen meiner lautstarken Gedanken nicht mitbekomme. Als Maxwell jedoch die Sache mit dem Paket anspricht werde ich hellhörig.

"Woher kam das Zeug jetzt eigentlich?" 

Obwohl die Frage des Westafrikaners nicht direkt an mich ging, fühle ich mich so, als wäre ich diejenige, die darauf antworten müsste.

Vielleicht rührt das daher, weil ich inzwischen weiß von wem dieses kleine Geschenk stammt.

"Uhm.." Räuspernd richte ich mich etwas auf und schaue unsicher in die Runde. Die Blicke der Männer liegt gespannt, fast schon auffordernd auf mir.

Ich sollte mit dringend eine Ausrede einfallen lassen, denn ich bin mir Sicher, dass die Jungs handeln würden, sobald sie wüssten, wer hinter all den Sachen steckt. Das kann ich nicht zulassen. Zum einen nicht, weil ich nicht will, dass sich noch jemand meinetwegen in Schwierigkeiten begibt und zum anderen, weil sie mir und meinem Plan somit im Weg stehen würden.

"Jay?" 

Diesmal ist es Pascal's Stimme die mich aus meinen Überlegungen reißt.

"Mh? Oh.. uhm.. keine Ahnung, ich.. glaube, ich gehe langsam ins Bett."

Damit schlage ich die Decke beiseite, stelle meine Tasse auf den Tisch vor uns ab und stehe auf.

Das mit der Ausrede hat ja hervorragend funktioniert. Das üben wir nochmal, Jade Elaine Jameson.

"Warte mal!"

Kurz bevor ich an Pascal vorbei gehen kann, hält er mich auf. Innerlich mit den Augen rollend, komme ich seiner Aufforderung nach und sehe ihn an, nachdem er sich ebenfalls vom Sofa erhoben hat. Sein Blick ist skeptisch. Er scheint etwas zu ahnen.

Na super.

"Hast du wirklich keine Ahnung, oder willst du nichts sagen?"

Genervt werfe ich die Arme in die Luft.

"Ihr sagt mir doch auch nicht, was Jonas getan hat oder dass er sich inzwischen regelmäßig zukokst, also hör auf  mit deinem Verhör!"

Pascal übergeht mein zugegebenermaßen schwaches Argument und meinen mahnenden Blick einfach und blickt sich suchend im Raum um, bis er mit einem Kopfnicken auf etwas deutet.

"Maxwell, ihr Handy."

Bevor ich reagieren kann, hält Pascal mich fest und Maxwell hat sich tatsächlich mein Handy, welches neben ihm auf dem Sofa lag geschnappt.

"Sag mal spinnt ihr, das ist meine Privatsphäre!?"

Das scheint hier jedem herzlich egal zu sein, denn niemand in diesem Raum reagiert auf meine Einwände.

"Diggi, ist mit Passwort."

Oh, er hat recht. Zur Sicherheit - sollte ich das Handy mal irgendwo liegen lassen oder sogar verlieren - habe ich eine Zahlenkombination als Passwort eingestellt, ehe man diese nicht richtig eingibt, lässt sich rein gar nichts öffnen.

"Tja, habt ihr mich wirklich für so blöd gehalten?"

Mit einem überlegenen Grinsen blicke ich in die Runde und will mich aus Pascal's Griff befreien, doch der lässt nicht locker.

"Versuch 29061988"

Mein gerade noch siegessicheres Lächeln fällt in sich zusammen. Dieses ziert dafür jetzt Pascal's Gesicht, als mein Kopf mit verengten Augen in seine Richtung ruckt.

Dazu ihn zu fragen woher er das weiß, komme ich nicht, denn nachdem Maxwell die Zahlenfolge eingegeben hat, teilt er begeistert mit, dass das Handy entsperrt sei.

Schnaubend wende ich meinen Blick von Pascal ab. Wie dumm war ich auch mein Handy achtlos dort liegen zu lassen.

"Check ihre Nachrichten."

Entsetzt, weil sie das wohl tatsächlich durchziehen wollen, reiße ich den Mund auf.

"Maxwell untersteh' dich, das ist Privat!"

"Sie hat recht, können wir das wirklich bringen?"

Dankbar blicke ich zu Anton, wenigstens einer der noch etwas respekt vor meiner Privatsphäre zu haben scheint.

"Joe hat gesagt wir sollen auf sie aufpassen..." –"Ich bin 21, ich brauch' keine Babysitter."

Abermals wird mein bissig klingender Kommentar ignoriert.

"Willst du ihm erklären, dass ihr was passiert ist oder sie länger als nur eine Nacht eingesperrt ist, weil sie sich wieder in die Scheiße geritten hat?"

Anton's antwort auf Pascal's Frage ist ein Kopfschütteln, ehe er meinen gereizten Blick ausweicht indem er einen Schluck von seinem Glas mit irgendeiner Mische nimmt.

Wow, danke für nichts an dieser Stelle.

"Na also. Maxwell, was gefunden?"

Ich kann nicht glauben, dass die Freunde meines Freundes - die ja irgendwie auch meine Freunde sind - sich gegen mich verbünden und in meinem Handy herumschnüffeln, das Ganze offenbar auch noch ohne schlechtes Gewissen.

"Äh..yo, hier sind Nachrichten, die keinen Absender haben."

Ohne Umschweife beginnt er diese ganz unverblümt vorzulesen. 

"Leise rieselt der Schnee.

Ich hoffe, du hast dich über mein Geschenk gefreut. Dank mir, wenn wir uns sehen, Göttin."

Die angeekelten Bemerkungen der Jungs lass ich unkommentiert. Die Nachricht vor allen Anwesenden vorgelesen zu bekommen ist unangenehm. Mein Blick senkt sich Richtung Boden.

"Woo Digga, die zweite ist noch gruseliger.

Es war einmal eine Prinzessin, die nahm für ihren Prinzen die Schuld auf sich. Doch was Prinzessin nicht bedacht hat ist, dass sie nicht glücklich zusammen werden, wenn beide im Gefängnis sitzen."

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn ich daran denke noch länger von Jonas getrennt zu sein, weil irgendein Spinner dafür sorgt.

"Was ein kranker Hurensohn. Ich dachte Joe hat sich darum gekümmert?"

Ratlose Gesichter nach Carlos' Frage.

"Ne, das war der falsche, aber da Jay uns die neuen Nachrichten verschwiegen hat, gehe ich stark davon aus, dass sie weiß von wem all das wirklich kommt, oder?"

Jetzt bloß nichts anmerken lassen.

"Falsch. Ich weiß genauso wenig wie ihr. Ich habe nur nichts gesagt, weil.." –"Weil du was vorhast!"

Seufzend fahr ich mir mit meiner freien Hand durch die Haare.

Kennen die Jungs - vor allem aber Pascal - mich schon so gut oder bin ich einfach zu durchschaubar? Egal was es ist, sie dürfen auf keinen Fall Wind von der Sache bekommen.

"Was soll ich denn bitte vorhaben?" Versuch ich die richtige Einschätzung des Fotografens mit einem amüsierten Schnauben ins lächerliche zu ziehen.

"Sag du's mir!"

Angriffslustig blicken Pascal und ich uns in die Augen, ehe ich mich grob von ihm losreiße, mir mein Handy aus Maxwell's Händen nehme und ohne eine Antwort zu geben ins Schlafzimmer verschwinde.

"Wir behalten dich im Auge!"

Ist das Einzige was ich von ihm noch höre, als ich Arko mit in den Raum lasse und die Tür hinter uns abschließe.

Entnervt lass ich mich auf das gemachte Bett fallen und atme tief durch.

Die sind schlimmer als jeder Sicherheitsmann es je sein könnte. Trotzdem werde ich mich von meinem Vorhaben nicht abbringen lassen.

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Hastig stelle ich meinen Handywecker, der kurz vor Acht laut vor sich hinträllert aus und strecke mich ausgiebig, bevor ich mich noch müde aus dem Bett rolle.

Mit einer Geste gebe ich Arko, der daraufhin seinen Kopf hebt zu verstehen, liegen zu bleiben. Erleichtert stelle ich fest, dass er versteht was ich von ihm will und so greife ich nach frischer Unterwäsche und irgendeinem Kleid von dem Stapel meiner Klamotten.

Bevor ich das Zimmer verlasse, schnappe ich mir außerdem noch das wichtigste Tool für heute; mein Handy. Erst dann drehe ich den Schlüssel so leise wie möglich im Schloss herum und öffne die Tür, um einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer zu werfen.

Es sieht nicht nur aus wie in einem Schweinestall, es riecht auch so. Auf dem Tisch steht ein überfüllter Aschenbecher, drumherum leere Gläser und halbvolle Flaschen mit Spirituosen. 

Was soll's, jetzt ist der falsche Moment sich über dieses Chaos aufzuregen.

Während Anton, Carlos und Maxwell es nachhause geschafft haben, liegen John und Pascal auf dem Ecksofa. Weil ich weiß, dass Pascal nichts getrunken hat und sein Schlaf dementsprechend nicht so komatös wie der von John sein dürfte, begebe ich mich besonders unauffällig ins Badezimmer.

Dort angekommen, bringe ich erst einmal meinen Morgenurin zur Toilette, ehe ich mir die Hände und anschließend auch das Gesicht kurz mit kaltem Wasser wasche. Danach putze ich mir noch die Zähne und versuche meine Haare zu bändigen. Es ist immer wieder erstaunlich beim Blick in den Spiegel feststellen zu müssen, dass ich gar keinen Friseur bräuchte denn dank meines Kissens, wache ich jeden Morgen mit einer anderen #wokeuplikethis Frisur auf.

Nachdem ich meine morgendliche Routine im Schnelldurchlauf hinter mir gelassen habe, tausche ich nun meine Unterwäsche und das Shirt von Jonas, gegen das Jeanskleid. Als ich dieses offen in meinen Händen halte, beäuge ich es kritisch.

Y tho, das fand ich mal schön? Allein die Waschung von dem Teil sieht furchtbar aus. Ugh, egal. Zeit mir etwas anderes anzuziehen habe ich keine, also versuche ich das Beste draus zu machen, indem ich die viel zu langen Ärmel umkrempel. 

Im Flur öffne ich den Schuhschrank und verfluche mich kurz darauf selbst, als mir einige Treter, die ich gerade noch so reflexartig fange, entgegen kommen

"Shit!"

Vorsichtig luge ich um die Ecke ins Wohnzimmer, doch die beiden scheinen von meinem veranstalteten Lärm nicht wachgeworden zu sein, bevor sich das ändert, nehme ich das erste paar Boots was ich greifen kann, stopf den Rest zurück in den Schrank und verschwinde aus der Wohnung.

Allein von diesem James Bond-Manöver geschafft, lass ich mich auf einen der Stufen nieder und ziehe mir die hellen Lackboots an.

Na wenigstens die sehen gut aus.

_

Es ist fast neun als ich auf den Parkplätzen des Krankenhauses halte und den Motor zum verstummen bringe. Bevor ich das Gebäude vor mir betrete, überprüfen ich sicherheitshalber nocheinmal, ob sich mein Handy noch in der Brusttasche meines Jeanshemdes befinden. Das Kleidungsstück mag nicht schön aussehen, aber praktisch ist es.

Handy ist da, also kann es losgehen.

Wie immer fühle ich mich sofort unwohl. Der Geruch und das wissen, dass es einige Menschen hier gibt, denen es wirklich schlecht geht lösen ein beklemmendes Gefühl in mir aus. Aber es nützt nichts. Ich will dieses Schwein - jetzt wo ich weiß wer es ist - endlich zur Rede stellen.

Weil ich keine Lust habe ewig orientierungslos durch die Gänge zu schlendern, frage ich eine Schwester, die offensichtlich gerade damit beschäftigt ist, Tee für einen der Patienten nachzufüllen.

"Entschuldigen sie, wissen sie wo ich Dr. Rocca finde? Ich sollte zu ihm zum Fäden ziehen." Zur verdeutlichung meiner Worte halte ich meine verbundene Hand nach oben.

"Sie müssen einfach den Gang weitergehen und dann links die vierte Tür."

Ich bedanke mich bei der Krankenschwester und folge ihrer Wegbeschreibung. Tatsächlich halte ich wenig später vor einer Tür mit dem Namensschild der gesuchten Person.

Schnell hol ich mein Handy aus der Tasche und schalte die Aufnahme-Option ein, danach verstaue ich es wieder und atme tief durch.

Okay Jade, jetzt oder nie.

Nur kurz klopfe ich an, bevor ich ohne eine Antwort abzuwarten den Raum betrete, denn ehrlich gesagt ist es mir egal, ob er gerade einen Patienten behandelt. Soll ruhig jeder wissen, was für ein Mensch hier als Arzt tätig ist.

Zu seinem Glück befindet sich niemand außer uns in dem Behandlungszimmer. Rocca sitzt  hinter seinem Schreibtisch und war gerade dabei etwas in seinen Computer einzutippen, mein eintreten hat ihn verdutzt aufblicken lassen.

"Jade? Wenn ich mich recht erinnere, sind die zehn Tage bis zum Fäden ziehen noch nicht um, hat sich die Wunde entzün.." –"Bleib wo du bist!"

Sein Blick wird noch unverständlicher, doch er kommt meiner ernst gemeinten Aufforderung nach und setzt sich zurück auf seinen Bürostuhl, während ich nach wie vor in der Nähe der Tür stehen bleibe.

"Meiner Hand geht es wunderbar, wie geht es deinem Herzen nachdem du immer noch nicht hast, was du willst?"

Ein  Schnauben der Unverständlichkeit entfährt ihm.

"Jade, ich weiß wirklich nicht was hier los ist und wovon du redest."

Kurz überfliegen ich den Raum nach möglichen Auffälligkeiten. Es ist ein anderes Zimmer als beim letzten mal, scheint sein eigenes Büro zu sein. Bis auf einige Regale, in denen sich Akten reihen und dem Schreibtisch hinter dem er sich befindet, ist hier nichts weiter zu sehen.

"Gut, dann reden wir doch über die anderen Nachrichten, die du mir so geschrieben hast oder über das Paket was von dir an die Adresse meines Freundes geschickt wurde."

"Was? Also tut mir leid, aber ich kann dir nicht folgen. Was für Nachrichten und welches Paket?"

Eigentlich dachte ich, er würde anders reagieren, jetzt wo er weiß, dass Jonas sich in U-Haft befindet und wir uns allein in einem Raum aufhalten.

"Oh bitte, lass die Spielchen, du weißt ganz genau wovon ich rede. Oder willst du mir erzählen, dass es Zufall ist, dass die ekelhaften Nachrichten angefangen haben, sobald ich das Krankenhaus verlassen habe? Nein.. du bist ruhig und wirst mir jetzt zuhören! Du kamst nicht damit klar, dass ich bereits vergeben bin, also hast du die Chance genutzt, hast dir meine Nummer aus dem System besorgt und damit angefangen mir diese kranken Nachrichten zu schreiben, weil dir das irgendwann nicht mehr gereicht hat, hast du wie auch immer, vermutlich bist du mir irgendwann gefolgt, die Adresse von Jonas herausgefunden und hast ein Päckchen voll mit Drogen dorthin schicken lassen, um sicherzustellen, dass er auch ja schön lange hinter Gittern sitzen wird. Womit du allerdings nicht gerechnet hast ist, dass ich die Schuld auf mich nehme. Und ich sag dir noch was, egal was du noch versuchen wirst, egal wie lange ich auf Jonas warten muss, ich werde warten! Du wirst mich nie bekommen!"

Gérard wirkt trotz seiner Entlarvung ziemlich ruhig und abgeklärt, doch davon lass ich mich nicht beirren. Als er jedoch seine Hände auf dem massiven Holztisch vor ihm abstützt und sich aus seinem Stuhl erhebt, gehe ich automatisch einen Schritt nach hinten.

"Bist du fertig?"

Ich antwort nicht, bedenke ihn weiterhin mit einem Blick, der nichts anderes als Verabscheuung zulässt.

"Gut, das wehrte ich als ja. Das was du gerade durchmachst klingt wirklich ernst und vielleicht solltest du damit zur Polizei gehen, denn ich bin weder die Person, die dir irgendwelche Nachrichten schreibt, noch die die Pakete an deinen Partner verschickt. Ich kann es gar nicht sein."

"Und wieso nicht?"

Beinahe schon verzweifelt massiert er sich mit seinem Zeige- und Mittelfinger die Stelle zwischen seinen Augen.

"Weil.. weil ich.."

Seine herumgedruckse beginnt mich schnell zu nerven, weshalb ich ihm mit meinen nächsten bissigen Worten zu verstehen gebe mit der Sprache rauszurücken.

"REDE!"

"Weil ich auf Männer stehe!"

Seine Stimme bebt mit diesem Satz. Entmutigt fährt er sich durch die blonden Locken. Es macht den eindruck, als wäre es ihm wirklich schwer gefallen dieses Geständnis über die Lippen zu bringen.

Vielleicht hätte er besser Schauspieler werden sollen, denn wäre ich mir nichtsicher, dass er lügt, könnte man ihm dieses Theater für wahr abnehmen. 

Ein verächtliches Schnauben entfährt mir.

"Glaubst du wirklich, dass ich so naiv bin, dir diesen Mist zu glauben?"

Ohne auf meine Frage einzugehen, öffnet er eine Schublade aus seinem Tisch und zieht ein paar Hefte heraus, auf die er kurz darauf deutet.

Mit langsamen Schritten und darauf bedacht in keine Falle zu tappen, nähere ich mich.

Meine Augenbrauen ziehen sich argwöhnisch zusammen, als ich erkenne um was für Zeitschriften es sich handelt.

Es sind solche, die auch Jonas besitzt, - oder viel mehr besaß, denn als er mal nicht da war, habe ich sie entsorgt. Im Papiermüll sind sie besser aufgehoben als bei ihm und jetzt wo er mich hat, brauch' er diese  Schmuddelhefte sowieso nicht mehr - nur dass diese für Männer, die das Gleiche Geschlecht bevorzugen ausgelegt sind.

Verwirrt blicke ich von den halbnackten Männern zu Gérard.

"A..aber deine Sprüche, du wolltest mit mir Kaffee trinken gehen, du hast eindeutig mit mir geflirtet."

Mein Gegenüber wendet sich von mir ab und stellt sich an das große Fenster auf der gegenüberliegenden Seite. Geräuschvoll atmet er aus.

"Weil man das von mir erwartet. So kennt man mich. Niemand weiß davon, ich will es mir ja nicht einmal selbst eingestehen!"

Während ich es jetzt bin, die ihm schweigend zuhört, dreht er sich doch wieder in meine Richtung.

"Was glaubst du was hier los ist, wenn man erfährt, dass ich.. es gibt immer noch zu viele, die ein Problem damit haben. Männer könnten sich nicht mehr von mir untersuchen lassen wollen, weil sie denken, ich würde sie begrapschen. Es war schon immer mein Wunsch Arzt zu werden, dass kann ich wegen sowas nicht auf's Spiel setzen."

Alles was er sagt klingt irgendwie plausibel und auch die Magazine unterstreichen seine Glaubwürdigkeit. Hoffend, dass ich nicht doch naiv und zu gutgläubig bin, seufze ich resigniert.

"Weißt du manchmal da muss man über seinen Schatten springen können und darauf scheißen was andere über einen denke. Es gibt nichts schöneres als zu sich selbst stehen zu können. Ob du dich nun zu Männern oder auf Frauen hingezogen fühlst ist vollkommen egal, viel wichtiger ist, dass du überhaupt so etwas wie Liebe empfinden kannst. Am besten fängst du bei der Selbstliebe an. Du musst lernen zu akzeptieren. Nicht andere, sondern dich selbst. Du tust dir keinen Gefallen damit deine Gefühle zu verstecken. Ja, vielleicht gibt es trotzdessen, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden und es inzwischen als Normal gelten sollte immernoch Idioten, die das Schwul sein als etwas unnatürliches sehen, aber willst du dir von ihnen das Glück einer großen, bedeutungsvollen Liebe, die es irgendwo da draußen für dich gibt, nehmen lassen?"

Ein anerkennendes Grinsen ziert das Gesicht des Arztes.

"Wow, das war schön gesagt. Dein Freund kann sich glücklich Schätzen jemanden wie dich an seiner Seite zu haben."

Mein Blick wird skeptisch. Als Gérard diese bemerkt, scheint er zu verstehen und korrigiert sich schmunzelnd.

"Keine Sorge Jade, er ist nicht mein Typ. Zu dominant und außerdem stehe ich eher auf südländische Männer."

Beruhigt nicke ich ab.

"Hör mal, es tut mir leid, dass ich dich in verdacht hatte, aber es lag einfach nahe und.." –"Ich verstehe schon, ist okay, Entschuldigung angenommen, aber du solltest damit wirklich zur Polizei. Stalking ist kein Spaß und solche Alleingänge solltest du in Zukunft lassen, dass kann Gefährlich werden."

_

Als ich eine dreiviertel Stunde nach diesen Gespräch wieder in meinem Wagen sitze, lasse ich mir Gérard's Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Ja, es stimmt, diese Aktionen können nach hinten los gehen, aber die Polizei handelt nicht, bevor nichts passiert ist.

Das vibrieren meines Handys erinnert mich daran, dass die Aufnahme noch läuft. Ich schließe die Option und bemerke erst da, dass ich mehrere Anrufe in Abwesenheit hab.

Mein Protector-Squad, welch Überraschung.

Augeneverdrehend wische ich die Meldungen beiseite und betätige die Tastensperre, darauffolgend fliegt mein Handy auf den Beifahrersitz.

Auf der Rückfahrt überlege ich wer, wenn nicht wie vermutet Gérard hinter der Person mit den ominösen Nachrichten steckt.

Neben ihm fällt auch Keno aus meiner Verdächtigen-Liste weg. Auch wenn Jonas mir nichts sagen wollte und auch die Jungs dicht halten, bin ich mir sicher, dass er gemeint ist, wenn sie davon reden, dass man sich um die Person gekümmert hätte.

Mir fällt niemand weiteres ein, der ein Motiv dazu hätte mir und auch Jonas so etwas anzutun. Mit keinem sonst habe ich Kontakt und dass ein Fan, der mich für sich gewinnen will meine Nummer und die Adresse meines Freundes herausfindet klingt in meinen Ohren ziemlich absurd.

Mit keiner weiterbringenden Erkenntnis, drücke ich nach Ankunft die Klingel. In der Eile heut morgen, habe ich den Schlüssel vergessen und so bleibt mir nichts anderes übrig als zu klingeln.

Von einen Knacken begleitet ertönt Pascal's Stimme aus dem Gerät. Ich beantworte seine Frage, wer da sei mit einem ironischen 'Die Gefangene ist von der Flucht zurück'.

Oben angekommen wird mir klar, dass das bei Pascal wohl nicht so gut ankam. Ich jedoch kann mir nur schwer ein Schmunzeln verkneifen, als ich mich an ihm vorbei in die Wohnung schiebe.

Seufzend schließt der Fotograf die Tür und dreht sich zu mir herum.

"Wo kommst du her, Jade?"

"Keine Panik, ich war nur beim Verbandswechsel." Mit meiner Antwort ging ich Richtung Wohnzimmer, wo Arko mich wie immer begrüßt, als käme ich gerade von einer Weltreise zurück und John immer noch schläft wie ein Stein. Oder sagen wir in seinem Fall eher wie ein Brocken.

Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, gehe ich die Küche, um mir ein Glas mit fertigem Orangensaft zu füllen.

"Wieso hast du auf keine Anrufe reagiert?"

Ihm den Rücken zugewandt Antworte ich ihm genervt, dass man in einem Krankenhaus das Telefon auf lautlos stellen muss ich es deshalb nicht gehört hätte.

"Ich hoffe für dich, dass du nichts unüberlegtes getan hast. Es war schon ziemlich dumm von dir, die Schuld für die Drogen auf dich zu nehmen."

Ich setzte das Glas an meine Lippen und nehme einen Schluck, erst danach antworte ich.

"Lieber so, als das Jonas für etwas, dass er nicht getan hat bestraft wird. Außerdem hast du mal dasselbe gemacht, wenn ich mich recht an Maxwell's Erzählung mit dem Tourbus erinnere. Erspar' mir also bitte deine Moral. Ich gehe jetzt mit Arko raus, muss ich irgendwo unterschreiben, damit ich diese Wohnung verlassen darf, oder reicht es, wenn ich mich mündlich abmelde?"

Ein zuckersüßes Lächeln, was zusätzlich provozieren soll bildet sich auf meinen Lippen.

"Übertreib's nicht!"

Seine Stimme ist nach wie vor ruhig, hat jetzt allerdings einen strengen Unterton.

Ohne auf seine indirekte Warnung einzugehen, laufe ich erneut an Pascal vorbei und nehme im Flur die Leine von der Kommode, um selbige an meinem Vierbeiner zu befestigen, diesmal denke ich auch an meinen Schlüssel, ehe ich zum zweiten Mal an diesem Tag die Wohnung verlasse.

Wieder einmal habe ich gelogen, aber aufgrund meiner falschen Annahme Gérard wäre der Stalker, ist es doch sowieso nicht wichtig Pascal von meinem kleinen Ausflug zu erzählen.

Viel wichtiger ist es herauszufinden wer sich wirklich hinter der  Anonymität verbirgt.

__

Was ein Kapitel. Ich habe gesagt, dass es spannender wird und ich hoffe, dass ich es bisher einhalten konnte. Im nächsten Kapitel hört man übrigens mal wieder was von Jonas, ich weiß, dass einige ihn bereits vermissen. :D

Ja, zu früh gefreut, der Arzt scheint doch nicht hinter allem zu stecken, oder glaubt ihr, dass es sich bei seiner Erklärung nur um eine Ausrede handelt? Wenn nicht, wer könnte sonst dahinter stecken, irgendwelche Ideen? 

Lasst mich das und wir ihr dieses Kapitel im allgemeinen fandet sehr gern wissen! (:

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